Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.Ein Lützow'scher Reiter. Im Sommer dieses Jahres starb Friedrich Ludwig von Mühlenfels Bevor wir versuchen, mit Pietät und warmem Antheil Einiges aus seinem -"oi"H"'dens'-ll"l°r,>-"",'"'."/sy',l?.i"iq"' Mit der Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806 wurde das Grenzboten IV. 1S61, 61
Ein Lützow'scher Reiter. Im Sommer dieses Jahres starb Friedrich Ludwig von Mühlenfels Bevor wir versuchen, mit Pietät und warmem Antheil Einiges aus seinem -»oi"H»'dens'-ll»l°r,>-»»,'»'.«/sy',l?.i»iq»' Mit der Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806 wurde das Grenzboten IV. 1S61, 61
<TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0491" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112999"/> <div n="1"> <head> Ein Lützow'scher Reiter.</head><lb/> <p xml:id="ID_1516"> Im Sommer dieses Jahres starb Friedrich Ludwig von Mühlenfels<lb/> Dr. Mr., geheimer Justizrath zu Greifswald, einer von den Kriegern des<lb/> großen Jahres 1813. Ungewöhnlich war seine Mannesklaft. sehr unge¬<lb/> wöhnlich auch seine Schicksale, er war uns geblieben als eine der bedeutenden<lb/> unter den Gestalten der großen Zeit, welche einer jüngern Generation leben¬<lb/> digen Eindruck von dem Treiben jenes Jahres und von dem Wesen eines ver¬<lb/> gangenen Geschlechts in der Zeit der Erhebung überliefert haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1517"> Bevor wir versuchen, mit Pietät und warmem Antheil Einiges aus seinem<lb/> Leben zu berichten, soll er selbst seine Jugend, und was er in dem Kampf<lb/> von 1813 erlebt hat, erzählen. Der Verewigte war einer von den dreihundert Rei-<lb/> tern des Lützow'schen Freicorps, welche während des Waffenstillstandes am 17. Juni<lb/> 1813 auf Napoleons Befehl durch den Herzog von Padua umstellt und nieder¬<lb/> gehauen oder gefangen wurden. Napoleon und die Preußen haben eine so<lb/> große Rechnung mit einander abgemacht, daß wir vermeiden wollen/dem<lb/> Kaiser der Franzosen bei diesem Ueberfall eine übergroße Schuld beizumessen, wo<lb/> er nach seiner Weise unedel und boshaft handelte, aber formell wahrscheinlich<lb/> nicht ganz im Unrecht war. Die folgende Erzählung hat nicht nur als ein<lb/> Stück Selbstbiographie des Verfassers, sondern auch ihrem Inhalte nach ein be¬<lb/> sonderes Interesse zu beanspruchen, sie ergänzt in einzelnen Punkten andere<lb/> Darstellungen jener Katastrophe. — Für die Mittheilung des Berichts ist<lb/> nahen Freunden des Verewigten zu danken.</p><lb/> <p xml:id="ID_1518"> -»oi"H»'dens'-ll»l°r,>-»»,'»'.«/sy',l?.i»iq»'<lb/> ..Mein Vater, Hauptmann a. D.. war Pfandtrüger der schwedischen Krone;<lb/> ich wurde am 5. September 1793 aus dem Gute Großen-Cordshagen zwischen<lb/> Barte und Stralsund in dem vormaligen schwedisch - Pommern geboren.<lb/> Meine Erziehung wurde bis in das 16. Jahr in dem ländlichen Ausenthalt<lb/> von einem Hauslehrer geleitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1519"> Mit der Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806 wurde das<lb/> äußere Band zerrissen, welches mein Heimathland als Reichslehn an das große<lb/> Deutschland fesselte. Das kleine Ländchen büßte seine staatliche Doppelstellung<lb/> ein und gehörte fortan ausschließlich dem schwedischen Reiche an.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 1S61, 61</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0491]
Ein Lützow'scher Reiter.
Im Sommer dieses Jahres starb Friedrich Ludwig von Mühlenfels
Dr. Mr., geheimer Justizrath zu Greifswald, einer von den Kriegern des
großen Jahres 1813. Ungewöhnlich war seine Mannesklaft. sehr unge¬
wöhnlich auch seine Schicksale, er war uns geblieben als eine der bedeutenden
unter den Gestalten der großen Zeit, welche einer jüngern Generation leben¬
digen Eindruck von dem Treiben jenes Jahres und von dem Wesen eines ver¬
gangenen Geschlechts in der Zeit der Erhebung überliefert haben.
Bevor wir versuchen, mit Pietät und warmem Antheil Einiges aus seinem
Leben zu berichten, soll er selbst seine Jugend, und was er in dem Kampf
von 1813 erlebt hat, erzählen. Der Verewigte war einer von den dreihundert Rei-
tern des Lützow'schen Freicorps, welche während des Waffenstillstandes am 17. Juni
1813 auf Napoleons Befehl durch den Herzog von Padua umstellt und nieder¬
gehauen oder gefangen wurden. Napoleon und die Preußen haben eine so
große Rechnung mit einander abgemacht, daß wir vermeiden wollen/dem
Kaiser der Franzosen bei diesem Ueberfall eine übergroße Schuld beizumessen, wo
er nach seiner Weise unedel und boshaft handelte, aber formell wahrscheinlich
nicht ganz im Unrecht war. Die folgende Erzählung hat nicht nur als ein
Stück Selbstbiographie des Verfassers, sondern auch ihrem Inhalte nach ein be¬
sonderes Interesse zu beanspruchen, sie ergänzt in einzelnen Punkten andere
Darstellungen jener Katastrophe. — Für die Mittheilung des Berichts ist
nahen Freunden des Verewigten zu danken.
-»oi"H»'dens'-ll»l°r,>-»»,'»'.«/sy',l?.i»iq»'
..Mein Vater, Hauptmann a. D.. war Pfandtrüger der schwedischen Krone;
ich wurde am 5. September 1793 aus dem Gute Großen-Cordshagen zwischen
Barte und Stralsund in dem vormaligen schwedisch - Pommern geboren.
Meine Erziehung wurde bis in das 16. Jahr in dem ländlichen Ausenthalt
von einem Hauslehrer geleitet.
Mit der Auflösung des deutschen Reiches im Jahre 1806 wurde das
äußere Band zerrissen, welches mein Heimathland als Reichslehn an das große
Deutschland fesselte. Das kleine Ländchen büßte seine staatliche Doppelstellung
ein und gehörte fortan ausschließlich dem schwedischen Reiche an.
Grenzboten IV. 1S61, 61
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