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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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les in Holzschnitt. Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner.
186t. --

Das Buch enthält in zwangloser Folge Lebensbeschreibungen unserer
modernen Classiker für das Bedürfniß des größeren Publicums eingerichtet und
im-Vanzen mit einem richtigen Verständniß dessen, was zu einem deutlichen
Clmraktergemälde nöthig ist. ausgearbeitet. Es ist eigentlich schade, daß der
ursprüngliche Herausgeber, durch andere Arbeiten abgehalten, sich der Fort¬
führung des Unternehmens entzieht, dock verspricht die Verlagsbuchhandlung
hinreichenden Ersatz, da Professor Kurz in Aaran an seine Stelle tritt. --
Wenn die eigentliche Literaturgeschichte, soweit es ihr überhaupt auf Dar"
Stellung ankommt, im Großen und Ganzen die Zeitfolge festhalten muß, um
den periodischen Fortschritt oder Rückschritt der Literaturbewegung sinnlich
darzustellen, so ist eine solche Nebeneinanderstellung einzelner Monographien
dazu eine willkommene Ergänzung. -- Wrr hätten noch ein anderes litera¬
risches Unternehmen im Auge, das sich dem gegenwärtigen gewissermaßen
anschließt: nämlich einen verbesserten Ioerdens. Jocrdens Buch ist unbegreiflich
schlecht, mit einem Leichtsinn, der seinesgleichen sucht, aus beliebigen Quellen
abgeschrieben, ohne alles Urtheil und selbst ohne hinreichende Kenntniß der
äußerlichen Dinge. Dennoch kann man es nicht umgehen, weil es eine Masse
Excerpte aus fast ganz verschollenen Zeitschriften enthält. Es wäre Zeit die¬
selbe Aufgabe, aber gründlicher und gewissenhafter, zu unternehmen; nicht für
den Freund, sondern für den Forscher der Literaturgeschichte. Ein solches
Buch müßte diejenigen Quellen die zugänglich sind, nur namhaft machen,
aber freilich vollständig und mit genauer Angabe dessen, was darin zu suchen
ist. Die Excerpte dagegen aus gleichzeitigen Recensionen, aus Briefen, die
keiner größeren Sammlung angehören u. s. w. müßten vollständig sein;
ebenso der bibliographische Nachweis. Ioerdens giebt eine alphabetische
Folge; auch diese ist im Grunde überflüssig und durch ein genaues Register
leicht zu ersetzen: Der Verfasser müßte das Material, das er gerade zum Ab¬
schluß gebracht hat, vorleben dürfen und auch weitere Ergänzungen dürsten
nicht ausgeschlossen sein. Für ein solches Unternehmen würde sich keiner so
Julian Schmidt. Wohl eignen als Carl Goedcke.




54*

les in Holzschnitt. Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner.
186t. —

Das Buch enthält in zwangloser Folge Lebensbeschreibungen unserer
modernen Classiker für das Bedürfniß des größeren Publicums eingerichtet und
im-Vanzen mit einem richtigen Verständniß dessen, was zu einem deutlichen
Clmraktergemälde nöthig ist. ausgearbeitet. Es ist eigentlich schade, daß der
ursprüngliche Herausgeber, durch andere Arbeiten abgehalten, sich der Fort¬
führung des Unternehmens entzieht, dock verspricht die Verlagsbuchhandlung
hinreichenden Ersatz, da Professor Kurz in Aaran an seine Stelle tritt. —
Wenn die eigentliche Literaturgeschichte, soweit es ihr überhaupt auf Dar«
Stellung ankommt, im Großen und Ganzen die Zeitfolge festhalten muß, um
den periodischen Fortschritt oder Rückschritt der Literaturbewegung sinnlich
darzustellen, so ist eine solche Nebeneinanderstellung einzelner Monographien
dazu eine willkommene Ergänzung. — Wrr hätten noch ein anderes litera¬
risches Unternehmen im Auge, das sich dem gegenwärtigen gewissermaßen
anschließt: nämlich einen verbesserten Ioerdens. Jocrdens Buch ist unbegreiflich
schlecht, mit einem Leichtsinn, der seinesgleichen sucht, aus beliebigen Quellen
abgeschrieben, ohne alles Urtheil und selbst ohne hinreichende Kenntniß der
äußerlichen Dinge. Dennoch kann man es nicht umgehen, weil es eine Masse
Excerpte aus fast ganz verschollenen Zeitschriften enthält. Es wäre Zeit die¬
selbe Aufgabe, aber gründlicher und gewissenhafter, zu unternehmen; nicht für
den Freund, sondern für den Forscher der Literaturgeschichte. Ein solches
Buch müßte diejenigen Quellen die zugänglich sind, nur namhaft machen,
aber freilich vollständig und mit genauer Angabe dessen, was darin zu suchen
ist. Die Excerpte dagegen aus gleichzeitigen Recensionen, aus Briefen, die
keiner größeren Sammlung angehören u. s. w. müßten vollständig sein;
ebenso der bibliographische Nachweis. Ioerdens giebt eine alphabetische
Folge; auch diese ist im Grunde überflüssig und durch ein genaues Register
leicht zu ersetzen: Der Verfasser müßte das Material, das er gerade zum Ab¬
schluß gebracht hat, vorleben dürfen und auch weitere Ergänzungen dürsten
nicht ausgeschlossen sein. Für ein solches Unternehmen würde sich keiner so
Julian Schmidt. Wohl eignen als Carl Goedcke.




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[0437] les in Holzschnitt. Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner. 186t. — Das Buch enthält in zwangloser Folge Lebensbeschreibungen unserer modernen Classiker für das Bedürfniß des größeren Publicums eingerichtet und im-Vanzen mit einem richtigen Verständniß dessen, was zu einem deutlichen Clmraktergemälde nöthig ist. ausgearbeitet. Es ist eigentlich schade, daß der ursprüngliche Herausgeber, durch andere Arbeiten abgehalten, sich der Fort¬ führung des Unternehmens entzieht, dock verspricht die Verlagsbuchhandlung hinreichenden Ersatz, da Professor Kurz in Aaran an seine Stelle tritt. — Wenn die eigentliche Literaturgeschichte, soweit es ihr überhaupt auf Dar« Stellung ankommt, im Großen und Ganzen die Zeitfolge festhalten muß, um den periodischen Fortschritt oder Rückschritt der Literaturbewegung sinnlich darzustellen, so ist eine solche Nebeneinanderstellung einzelner Monographien dazu eine willkommene Ergänzung. — Wrr hätten noch ein anderes litera¬ risches Unternehmen im Auge, das sich dem gegenwärtigen gewissermaßen anschließt: nämlich einen verbesserten Ioerdens. Jocrdens Buch ist unbegreiflich schlecht, mit einem Leichtsinn, der seinesgleichen sucht, aus beliebigen Quellen abgeschrieben, ohne alles Urtheil und selbst ohne hinreichende Kenntniß der äußerlichen Dinge. Dennoch kann man es nicht umgehen, weil es eine Masse Excerpte aus fast ganz verschollenen Zeitschriften enthält. Es wäre Zeit die¬ selbe Aufgabe, aber gründlicher und gewissenhafter, zu unternehmen; nicht für den Freund, sondern für den Forscher der Literaturgeschichte. Ein solches Buch müßte diejenigen Quellen die zugänglich sind, nur namhaft machen, aber freilich vollständig und mit genauer Angabe dessen, was darin zu suchen ist. Die Excerpte dagegen aus gleichzeitigen Recensionen, aus Briefen, die keiner größeren Sammlung angehören u. s. w. müßten vollständig sein; ebenso der bibliographische Nachweis. Ioerdens giebt eine alphabetische Folge; auch diese ist im Grunde überflüssig und durch ein genaues Register leicht zu ersetzen: Der Verfasser müßte das Material, das er gerade zum Ab¬ schluß gebracht hat, vorleben dürfen und auch weitere Ergänzungen dürsten nicht ausgeschlossen sein. Für ein solches Unternehmen würde sich keiner so Julian Schmidt. Wohl eignen als Carl Goedcke. 54*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/437>, abgerufen am 27.12.2024.