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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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Härte und Trockenheit selten zu vermeiden. Rousseau machte verschiedene
Phasen durch: in seiner ersten Periode suchte er mit skizzenhafter Flüchtigkeit
nur die Licht- und Farbenwirkung der Natur zu geben, in seiner zweiten be¬
mühte er sich dieser durch ein ausführliches Eingeben in das Einzelne eine be>
sondere Tiefe und Kraft zu verleihen. Er versteht es denn auch bisweilen,
den einfachsten Motiven eine geheimnißvolle Gluth und eine intensive Stimmung
zu geben, die den Blick wunderbar anziehen (1s mal-ais los lanäös;,
kriirtöwxs Ä LaMLon). Allein abgesehen davon, daß diese Maler die Form
grundsätzlich vernachlässigen, entsteht oft bei allem Schmelz der Farbe durch
das fortgesetzte Decken ein so satter Ton, daß das Colorit stellenweise gradezu
stumpf wird-

Vom Anfang der dreißiger Jahre datirt auch die Blüthe der Marine-
malcrei. Obenan steht Theodore Gudin, der in seiner guten Zeit das
unruhige Leben des Meeres, das Glanzspiel des Sonnenlichtes in den Wellen,
das Treiben der Schiffe mit lebendiger Farbenwirkung wiederzugeben wußte.
Später kommt durch al>zufruchtba.re Thätigkeit in seine Bilder etwas Fabrik¬
mäßiges. Ihm zunächst stehen Ziem, Lepoittevin. Gorneray, die oben¬
genannten Jsabey und Roqueplan. Die coloristischen Stcandbilder he?
letzteren mit mqlt.riscken Hütten, bunten Matrosen, Bilder, pus denen die Ge¬
wandtheit der Mache ziemlich anspruchsvoll heraussieht, sind eine Zeitlang
Mode gewesen. -- /i-^> ^ .^i^^-.^- ii-^ u-?. ^-! ,

Was die neueste Landschaft betrifft, welche die heimische Natur zum
Gegenstände hat. so müssen wir schon deshalb ihre Leistungen übersichtlich
zusammenfassen, weil hier eine Menge Künstler Mi, ziemlichem Talent und
Geschick, jeder in seiner Weise und doch zu einer Gruppe gehörend, sich her¬
vorgethan haben. Eine verhältnißmäßig geringe Anzahl sucht sich reichere
Motive, die durch eine Mannigfaltigkeit von Vegeration und Wasser, Gründen,
Plänen und Hütten eine Art von Composition bilden; sie fassen die Natur
von ihrer festlichen, glänzenden Seite auf. ohne ein tieferes, Stimmungsvolles
Eingehen ni das elementare Leben von Licht und Luft, o/hen, durchweg auf
eine saubere fleißige Ausführung aus und erreichen meistens nur eine ober¬
flächliche gefällige Wirkung. Die namhaftesten sind: Leon Fleury, Jules
Andre, Justin Cuvri6 (Architektur): noch mehr in kleinliche Zierlichkeit ge¬
rathen Flers. Girardet und Pron. -- Die größere Anzahl hat, ohne
sich lange beim Detail aufzuhalten, die frappante Wahrheit der Gesammt,-
erscheinung im Auge, den Eindruck, den ein Stück Natur durch die Verbindung
der Localscrrbe mit dem von der Jahres? und Tageszeit eigenthümlich be¬
stimmten Licht- und LuMon auf den Beschauer macht. Dem Maler ist jedes
nächste beste Stückchen Er.de recht, ein Strauch mit etwas Wiese und Weg.
ein Sumpf mit allerlei Gräsern und einigen BauMzweigen, einige Bäume, die


Grenzboten IV. 1861, .4S

Härte und Trockenheit selten zu vermeiden. Rousseau machte verschiedene
Phasen durch: in seiner ersten Periode suchte er mit skizzenhafter Flüchtigkeit
nur die Licht- und Farbenwirkung der Natur zu geben, in seiner zweiten be¬
mühte er sich dieser durch ein ausführliches Eingeben in das Einzelne eine be>
sondere Tiefe und Kraft zu verleihen. Er versteht es denn auch bisweilen,
den einfachsten Motiven eine geheimnißvolle Gluth und eine intensive Stimmung
zu geben, die den Blick wunderbar anziehen (1s mal-ais los lanäös;,
kriirtöwxs Ä LaMLon). Allein abgesehen davon, daß diese Maler die Form
grundsätzlich vernachlässigen, entsteht oft bei allem Schmelz der Farbe durch
das fortgesetzte Decken ein so satter Ton, daß das Colorit stellenweise gradezu
stumpf wird-

Vom Anfang der dreißiger Jahre datirt auch die Blüthe der Marine-
malcrei. Obenan steht Theodore Gudin, der in seiner guten Zeit das
unruhige Leben des Meeres, das Glanzspiel des Sonnenlichtes in den Wellen,
das Treiben der Schiffe mit lebendiger Farbenwirkung wiederzugeben wußte.
Später kommt durch al>zufruchtba.re Thätigkeit in seine Bilder etwas Fabrik¬
mäßiges. Ihm zunächst stehen Ziem, Lepoittevin. Gorneray, die oben¬
genannten Jsabey und Roqueplan. Die coloristischen Stcandbilder he?
letzteren mit mqlt.riscken Hütten, bunten Matrosen, Bilder, pus denen die Ge¬
wandtheit der Mache ziemlich anspruchsvoll heraussieht, sind eine Zeitlang
Mode gewesen. — /i-^> ^ .^i^^-.^- ii-^ u-?. ^-! ,

Was die neueste Landschaft betrifft, welche die heimische Natur zum
Gegenstände hat. so müssen wir schon deshalb ihre Leistungen übersichtlich
zusammenfassen, weil hier eine Menge Künstler Mi, ziemlichem Talent und
Geschick, jeder in seiner Weise und doch zu einer Gruppe gehörend, sich her¬
vorgethan haben. Eine verhältnißmäßig geringe Anzahl sucht sich reichere
Motive, die durch eine Mannigfaltigkeit von Vegeration und Wasser, Gründen,
Plänen und Hütten eine Art von Composition bilden; sie fassen die Natur
von ihrer festlichen, glänzenden Seite auf. ohne ein tieferes, Stimmungsvolles
Eingehen ni das elementare Leben von Licht und Luft, o/hen, durchweg auf
eine saubere fleißige Ausführung aus und erreichen meistens nur eine ober¬
flächliche gefällige Wirkung. Die namhaftesten sind: Leon Fleury, Jules
Andre, Justin Cuvri6 (Architektur): noch mehr in kleinliche Zierlichkeit ge¬
rathen Flers. Girardet und Pron. — Die größere Anzahl hat, ohne
sich lange beim Detail aufzuhalten, die frappante Wahrheit der Gesammt,-
erscheinung im Auge, den Eindruck, den ein Stück Natur durch die Verbindung
der Localscrrbe mit dem von der Jahres? und Tageszeit eigenthümlich be¬
stimmten Licht- und LuMon auf den Beschauer macht. Dem Maler ist jedes
nächste beste Stückchen Er.de recht, ein Strauch mit etwas Wiese und Weg.
ein Sumpf mit allerlei Gräsern und einigen BauMzweigen, einige Bäume, die


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[0363] Härte und Trockenheit selten zu vermeiden. Rousseau machte verschiedene Phasen durch: in seiner ersten Periode suchte er mit skizzenhafter Flüchtigkeit nur die Licht- und Farbenwirkung der Natur zu geben, in seiner zweiten be¬ mühte er sich dieser durch ein ausführliches Eingeben in das Einzelne eine be> sondere Tiefe und Kraft zu verleihen. Er versteht es denn auch bisweilen, den einfachsten Motiven eine geheimnißvolle Gluth und eine intensive Stimmung zu geben, die den Blick wunderbar anziehen (1s mal-ais los lanäös;, kriirtöwxs Ä LaMLon). Allein abgesehen davon, daß diese Maler die Form grundsätzlich vernachlässigen, entsteht oft bei allem Schmelz der Farbe durch das fortgesetzte Decken ein so satter Ton, daß das Colorit stellenweise gradezu stumpf wird- Vom Anfang der dreißiger Jahre datirt auch die Blüthe der Marine- malcrei. Obenan steht Theodore Gudin, der in seiner guten Zeit das unruhige Leben des Meeres, das Glanzspiel des Sonnenlichtes in den Wellen, das Treiben der Schiffe mit lebendiger Farbenwirkung wiederzugeben wußte. Später kommt durch al>zufruchtba.re Thätigkeit in seine Bilder etwas Fabrik¬ mäßiges. Ihm zunächst stehen Ziem, Lepoittevin. Gorneray, die oben¬ genannten Jsabey und Roqueplan. Die coloristischen Stcandbilder he? letzteren mit mqlt.riscken Hütten, bunten Matrosen, Bilder, pus denen die Ge¬ wandtheit der Mache ziemlich anspruchsvoll heraussieht, sind eine Zeitlang Mode gewesen. — /i-^> ^ .^i^^-.^- ii-^ u-?. ^-! , Was die neueste Landschaft betrifft, welche die heimische Natur zum Gegenstände hat. so müssen wir schon deshalb ihre Leistungen übersichtlich zusammenfassen, weil hier eine Menge Künstler Mi, ziemlichem Talent und Geschick, jeder in seiner Weise und doch zu einer Gruppe gehörend, sich her¬ vorgethan haben. Eine verhältnißmäßig geringe Anzahl sucht sich reichere Motive, die durch eine Mannigfaltigkeit von Vegeration und Wasser, Gründen, Plänen und Hütten eine Art von Composition bilden; sie fassen die Natur von ihrer festlichen, glänzenden Seite auf. ohne ein tieferes, Stimmungsvolles Eingehen ni das elementare Leben von Licht und Luft, o/hen, durchweg auf eine saubere fleißige Ausführung aus und erreichen meistens nur eine ober¬ flächliche gefällige Wirkung. Die namhaftesten sind: Leon Fleury, Jules Andre, Justin Cuvri6 (Architektur): noch mehr in kleinliche Zierlichkeit ge¬ rathen Flers. Girardet und Pron. — Die größere Anzahl hat, ohne sich lange beim Detail aufzuhalten, die frappante Wahrheit der Gesammt,- erscheinung im Auge, den Eindruck, den ein Stück Natur durch die Verbindung der Localscrrbe mit dem von der Jahres? und Tageszeit eigenthümlich be¬ stimmten Licht- und LuMon auf den Beschauer macht. Dem Maler ist jedes nächste beste Stückchen Er.de recht, ein Strauch mit etwas Wiese und Weg. ein Sumpf mit allerlei Gräsern und einigen BauMzweigen, einige Bäume, die Grenzboten IV. 1861, .4S

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/363>, abgerufen am 28.12.2024.