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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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drängen, hat Uns euer Schreiben vom 1. Juli dieses Jahres, welches ihr auch
im Namen jener gläubigen Gemeinden und Bezirke Tirols an Uns gerichtet
habt und Wir vor kurzem erhielten, den höchsten Trost gewährt. Denn ans
eben diesem Schreiben haben Wir mehr und mehr erkannt, es sei sür euch,
geliebte Söhne, und für dieselben Gemeinden die erste und höchste Sorge, daß
in jener Gegend katholischer Glaube, Religion und Lehre durchaus unversehrt
und unverletzt erhalten und jeder Zugang zu irgend einer andern falschen und
irrthümlichen Gottesverehrung gänzlich verschlossen bleibe. Wir haben auch
erfahren, mit welcher Anstrengung ihr auch bei Sr. kaiserlichen und apostoli¬
schen Majestät es betriebet und zu erwerben suchtet, daß -- euren und aller (?)
Tiroler frommen und gerechtesten Forderungen gemäß, -- dort die katholische
Kirche und ihre Lehre allein blühe und herrsche und niemals Schaden leide.
Ihr werdet es auch leicht begreifen können, welche Freude in diesen so bösen
Zeiten und bei diesem so gewaltigen Kriege gegen Christus den Herrn und
seine Kirche euer und der gläubigen Tiroler so vortrefflicher, gewiß höchst lobens-
werther Eiser im Bekenntniß und Schutze unserer heiligsten Religion Uns be¬
reitet hat. Da wir vermöge unseres apostolischen Amtes die Uns von Gott
anvertraute Sache der katholischen Kirche mit aller Mühe und Anstrengung
zu schützen und zu vertheidigen haben, so unterließen wir es keineswegs, für eure
gerechtesten Wünsche uns angelegentlich zu bemühen. Gebe es Gott, in
dessen Hand die Herzen der Könige sind, daß unsere Bemühungen nach Un¬
seren und euren Wünschen zum ersehnten Ziele gelangen. Unterdessen bitten
und flehen wir in der Demuth Unseres Herzens zu dem gütigsten Vater der
Erbarmungen, daß er euch und die gläubigen Gemeinden Tirols in seiner
heiligsten Religion immer mehr befestige und erhalte und alle Schätze seiner
göttlichen Gnade über euch und derselben Gemeinden allzeit gnädig ausgieße.

Zur glücklichen Erlangung dieses himmlischen Schutzes und zum Unter¬
Pfande Unserer vorzüglichen natürlichen Liebe ertheilen Wir aus der Tiefe des
Herzens euch, geliebte Söhne, und allen Gläubigen in Tirol geistlichen und
weltlichen Standes liebevollst den apostolischen Segen.


Pius der Neunte.

Mit welcher Ekstase das kleine Häuflein unserer Fanatiker diese Zustim¬
mung des Papstes begrüßte, davon gibt ein Rundschreiben Zeugniß, das
I. Greuter. einer ihrer Führer, erließ. Dieser Brief ist nicht für die Oeffent-
lichkeit bestimmt, ein Zufall spielte ihn in unsere Hände; um so besser! wir
lernen daraus ein Stück Weltanschauung kennen, das sich mit den Ideen des
Modernen Staates nicht mehr verträgt und schlagend beweist, welchen unge¬
heuren Mißgriff die östreichische Negierung mit dem Concordat gethan.
Greuter schreibt im Jahre des Heiles 1861 Folgendes:


"Hochverehrtester FreundI

Es gereicht meinem Herzen zu einem unaussprechlichen Troste, Ihnen und


drängen, hat Uns euer Schreiben vom 1. Juli dieses Jahres, welches ihr auch
im Namen jener gläubigen Gemeinden und Bezirke Tirols an Uns gerichtet
habt und Wir vor kurzem erhielten, den höchsten Trost gewährt. Denn ans
eben diesem Schreiben haben Wir mehr und mehr erkannt, es sei sür euch,
geliebte Söhne, und für dieselben Gemeinden die erste und höchste Sorge, daß
in jener Gegend katholischer Glaube, Religion und Lehre durchaus unversehrt
und unverletzt erhalten und jeder Zugang zu irgend einer andern falschen und
irrthümlichen Gottesverehrung gänzlich verschlossen bleibe. Wir haben auch
erfahren, mit welcher Anstrengung ihr auch bei Sr. kaiserlichen und apostoli¬
schen Majestät es betriebet und zu erwerben suchtet, daß — euren und aller (?)
Tiroler frommen und gerechtesten Forderungen gemäß, — dort die katholische
Kirche und ihre Lehre allein blühe und herrsche und niemals Schaden leide.
Ihr werdet es auch leicht begreifen können, welche Freude in diesen so bösen
Zeiten und bei diesem so gewaltigen Kriege gegen Christus den Herrn und
seine Kirche euer und der gläubigen Tiroler so vortrefflicher, gewiß höchst lobens-
werther Eiser im Bekenntniß und Schutze unserer heiligsten Religion Uns be¬
reitet hat. Da wir vermöge unseres apostolischen Amtes die Uns von Gott
anvertraute Sache der katholischen Kirche mit aller Mühe und Anstrengung
zu schützen und zu vertheidigen haben, so unterließen wir es keineswegs, für eure
gerechtesten Wünsche uns angelegentlich zu bemühen. Gebe es Gott, in
dessen Hand die Herzen der Könige sind, daß unsere Bemühungen nach Un¬
seren und euren Wünschen zum ersehnten Ziele gelangen. Unterdessen bitten
und flehen wir in der Demuth Unseres Herzens zu dem gütigsten Vater der
Erbarmungen, daß er euch und die gläubigen Gemeinden Tirols in seiner
heiligsten Religion immer mehr befestige und erhalte und alle Schätze seiner
göttlichen Gnade über euch und derselben Gemeinden allzeit gnädig ausgieße.

Zur glücklichen Erlangung dieses himmlischen Schutzes und zum Unter¬
Pfande Unserer vorzüglichen natürlichen Liebe ertheilen Wir aus der Tiefe des
Herzens euch, geliebte Söhne, und allen Gläubigen in Tirol geistlichen und
weltlichen Standes liebevollst den apostolischen Segen.


Pius der Neunte.

Mit welcher Ekstase das kleine Häuflein unserer Fanatiker diese Zustim¬
mung des Papstes begrüßte, davon gibt ein Rundschreiben Zeugniß, das
I. Greuter. einer ihrer Führer, erließ. Dieser Brief ist nicht für die Oeffent-
lichkeit bestimmt, ein Zufall spielte ihn in unsere Hände; um so besser! wir
lernen daraus ein Stück Weltanschauung kennen, das sich mit den Ideen des
Modernen Staates nicht mehr verträgt und schlagend beweist, welchen unge¬
heuren Mißgriff die östreichische Negierung mit dem Concordat gethan.
Greuter schreibt im Jahre des Heiles 1861 Folgendes:


„Hochverehrtester FreundI

Es gereicht meinem Herzen zu einem unaussprechlichen Troste, Ihnen und


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[0209] drängen, hat Uns euer Schreiben vom 1. Juli dieses Jahres, welches ihr auch im Namen jener gläubigen Gemeinden und Bezirke Tirols an Uns gerichtet habt und Wir vor kurzem erhielten, den höchsten Trost gewährt. Denn ans eben diesem Schreiben haben Wir mehr und mehr erkannt, es sei sür euch, geliebte Söhne, und für dieselben Gemeinden die erste und höchste Sorge, daß in jener Gegend katholischer Glaube, Religion und Lehre durchaus unversehrt und unverletzt erhalten und jeder Zugang zu irgend einer andern falschen und irrthümlichen Gottesverehrung gänzlich verschlossen bleibe. Wir haben auch erfahren, mit welcher Anstrengung ihr auch bei Sr. kaiserlichen und apostoli¬ schen Majestät es betriebet und zu erwerben suchtet, daß — euren und aller (?) Tiroler frommen und gerechtesten Forderungen gemäß, — dort die katholische Kirche und ihre Lehre allein blühe und herrsche und niemals Schaden leide. Ihr werdet es auch leicht begreifen können, welche Freude in diesen so bösen Zeiten und bei diesem so gewaltigen Kriege gegen Christus den Herrn und seine Kirche euer und der gläubigen Tiroler so vortrefflicher, gewiß höchst lobens- werther Eiser im Bekenntniß und Schutze unserer heiligsten Religion Uns be¬ reitet hat. Da wir vermöge unseres apostolischen Amtes die Uns von Gott anvertraute Sache der katholischen Kirche mit aller Mühe und Anstrengung zu schützen und zu vertheidigen haben, so unterließen wir es keineswegs, für eure gerechtesten Wünsche uns angelegentlich zu bemühen. Gebe es Gott, in dessen Hand die Herzen der Könige sind, daß unsere Bemühungen nach Un¬ seren und euren Wünschen zum ersehnten Ziele gelangen. Unterdessen bitten und flehen wir in der Demuth Unseres Herzens zu dem gütigsten Vater der Erbarmungen, daß er euch und die gläubigen Gemeinden Tirols in seiner heiligsten Religion immer mehr befestige und erhalte und alle Schätze seiner göttlichen Gnade über euch und derselben Gemeinden allzeit gnädig ausgieße. Zur glücklichen Erlangung dieses himmlischen Schutzes und zum Unter¬ Pfande Unserer vorzüglichen natürlichen Liebe ertheilen Wir aus der Tiefe des Herzens euch, geliebte Söhne, und allen Gläubigen in Tirol geistlichen und weltlichen Standes liebevollst den apostolischen Segen. Pius der Neunte. Mit welcher Ekstase das kleine Häuflein unserer Fanatiker diese Zustim¬ mung des Papstes begrüßte, davon gibt ein Rundschreiben Zeugniß, das I. Greuter. einer ihrer Führer, erließ. Dieser Brief ist nicht für die Oeffent- lichkeit bestimmt, ein Zufall spielte ihn in unsere Hände; um so besser! wir lernen daraus ein Stück Weltanschauung kennen, das sich mit den Ideen des Modernen Staates nicht mehr verträgt und schlagend beweist, welchen unge¬ heuren Mißgriff die östreichische Negierung mit dem Concordat gethan. Greuter schreibt im Jahre des Heiles 1861 Folgendes: „Hochverehrtester FreundI Es gereicht meinem Herzen zu einem unaussprechlichen Troste, Ihnen und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/209>, abgerufen am 25.08.2024.