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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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"Silbersekcl" bloß eine Art Rechnungsmünze war, die nach dem Gewichte be¬
stimmt wurde, oder ob es besondere Silberstücke zum Werth von ganzen, halben
und viertel Sekeln gegeben, die vielleicht auch mit einer geeigneten Bezeichnung
versehen waren. Bei dem großen Verkehre Aegyptens mit fremden Völkern
dürste das Letztere für wahrscheinlicher zu halten sein als das Gegentheil;
geprägte Münzen gab es jedoch im alten Aegypten nicht.

Weiter bestanden die Metallarbeiten der Aegypter hauptsächlich in Ferti¬
gung von Kriegsgeräthen. Außer Pfeil und Bogen trug das Kriegsheer
Schwerter von allen Arten, Wurfspieße, Streitäxte, Panzer, Panzerhemden,
geflochtene Helme, große Schilde; zumeist also Gegenstünde, die zugleich eine
geschickte Bearbeitung der Metalle erforderten.

Namentlich war es eine Art Bronze, die verarbeitet wurde, nach den
aufgefundenen Resten bis zur Herstellung selbst der feinsten chirurgischen Jn-
mente verwendet. Die größere Einfachheit des Processes der Kupfergewinnung
gegenüber demjenigen der Eisenproduction hat überhaupt zu vielfacherer An¬
wendung von Kupfer und Bronze im Alterthume Anlaß gegeben. Uebrigens
waren die alten Aegypter, wie in den mathematischen Wissenschaften, so in
den chemischen ziemlich zu Hause. Ihrer selbstgefertigten Schmucksachen aus
Glas, ihrer Darstellung unechter Smaragde neben der Gewinnung von echten
geschieht mehrfach Erwähnung. Namentlich besaßen sie auch eine eigene Kunst
des Einlegens des Silbers mit blauer Farbe, gleichwie sie das Einbrennen
von Schmelzfarben in irdene Gefäße und dergleichen Bildwerke verstanden.
Auch werden die ersten Versuche der Goldmachern den Aegyptern zugeschrieben;
daher auch der Name Chemie für Scheidekunst von Chemi, dem koptischen
Namen Aegyptens, der von Cham, dem Sohne Noah's hergeleitet wird; so
daß Chemie eigentlich "ägyptische Kunst" bezeichnet. (? d. Red.)

Die Kunst des Erzgießens ist, wie wir bereits angedeutet, zu etwas
namhaften in Aegypten zwar nicht gediehen: allein wol mag dies nicht eben
ganz allein in dem Hange am Gewohnten, sondern vornehmlich in örtlichen
Zuständen seinen Grund haben, besonders in einem thatsächlich ganz außer¬
ordentlichen Holzmangel Und. wie bemerkt wurde, nicht unwahrscheinlich in
einer zu geringen Ausbeute der dazu erforderlichen Metalle, während der Um¬
stand, daß, wie die griechische Kunstgeschichte lehrt, in der Bildhauerei die
Griechen hinsichtlich der Gliederung der ganzen Form von Statuen nicht Un¬
wesentliches von den Aegyptern gelernt haben. (?) zu der Annahme führt, es
möge in gleicher Hinsicht auch für die Erzgießerei vielleicht Manches dort ge¬
wonnen worden sein. Jene Gliederung nach dem Verhältnisse von 2lVt Theilen
für das Ganze bastrt auf einer Art mathematischer Anschauung, wie solche bei
den alten Geometern Aegyptens frühzeitig zu finden gewesen.

Der auswärtige Verkehr Aegyptens, durch welchen auch Erzeugnisse sehr


„Silbersekcl" bloß eine Art Rechnungsmünze war, die nach dem Gewichte be¬
stimmt wurde, oder ob es besondere Silberstücke zum Werth von ganzen, halben
und viertel Sekeln gegeben, die vielleicht auch mit einer geeigneten Bezeichnung
versehen waren. Bei dem großen Verkehre Aegyptens mit fremden Völkern
dürste das Letztere für wahrscheinlicher zu halten sein als das Gegentheil;
geprägte Münzen gab es jedoch im alten Aegypten nicht.

Weiter bestanden die Metallarbeiten der Aegypter hauptsächlich in Ferti¬
gung von Kriegsgeräthen. Außer Pfeil und Bogen trug das Kriegsheer
Schwerter von allen Arten, Wurfspieße, Streitäxte, Panzer, Panzerhemden,
geflochtene Helme, große Schilde; zumeist also Gegenstünde, die zugleich eine
geschickte Bearbeitung der Metalle erforderten.

Namentlich war es eine Art Bronze, die verarbeitet wurde, nach den
aufgefundenen Resten bis zur Herstellung selbst der feinsten chirurgischen Jn-
mente verwendet. Die größere Einfachheit des Processes der Kupfergewinnung
gegenüber demjenigen der Eisenproduction hat überhaupt zu vielfacherer An¬
wendung von Kupfer und Bronze im Alterthume Anlaß gegeben. Uebrigens
waren die alten Aegypter, wie in den mathematischen Wissenschaften, so in
den chemischen ziemlich zu Hause. Ihrer selbstgefertigten Schmucksachen aus
Glas, ihrer Darstellung unechter Smaragde neben der Gewinnung von echten
geschieht mehrfach Erwähnung. Namentlich besaßen sie auch eine eigene Kunst
des Einlegens des Silbers mit blauer Farbe, gleichwie sie das Einbrennen
von Schmelzfarben in irdene Gefäße und dergleichen Bildwerke verstanden.
Auch werden die ersten Versuche der Goldmachern den Aegyptern zugeschrieben;
daher auch der Name Chemie für Scheidekunst von Chemi, dem koptischen
Namen Aegyptens, der von Cham, dem Sohne Noah's hergeleitet wird; so
daß Chemie eigentlich „ägyptische Kunst" bezeichnet. (? d. Red.)

Die Kunst des Erzgießens ist, wie wir bereits angedeutet, zu etwas
namhaften in Aegypten zwar nicht gediehen: allein wol mag dies nicht eben
ganz allein in dem Hange am Gewohnten, sondern vornehmlich in örtlichen
Zuständen seinen Grund haben, besonders in einem thatsächlich ganz außer¬
ordentlichen Holzmangel Und. wie bemerkt wurde, nicht unwahrscheinlich in
einer zu geringen Ausbeute der dazu erforderlichen Metalle, während der Um¬
stand, daß, wie die griechische Kunstgeschichte lehrt, in der Bildhauerei die
Griechen hinsichtlich der Gliederung der ganzen Form von Statuen nicht Un¬
wesentliches von den Aegyptern gelernt haben. (?) zu der Annahme führt, es
möge in gleicher Hinsicht auch für die Erzgießerei vielleicht Manches dort ge¬
wonnen worden sein. Jene Gliederung nach dem Verhältnisse von 2lVt Theilen
für das Ganze bastrt auf einer Art mathematischer Anschauung, wie solche bei
den alten Geometern Aegyptens frühzeitig zu finden gewesen.

Der auswärtige Verkehr Aegyptens, durch welchen auch Erzeugnisse sehr


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/198>, abgerufen am 23.07.2024.