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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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wurden, 20 Jahre hindurch beschäftigt gewesen sein, und außerdem noch 10 Jahre
mit Herstellung einer zum Zwecke des Steintransports eigens gebauten Straße
von 8 Klaftern Höhe und 10 Klaftern Breite, Das 'Laumaterial ist Kalkstein,
von dem Gebirge östlich von Cairo zwischen dem Nil und dem rothen Meere.
Nahe diesem Wunderbau befindet sich, mit dem Boden in natürlichem Zusam¬
menhange, eine aus dem Felsen gehauene kolossale Sphinx von nicht weniger
als 117 Fuß Länge mit einem Kopfe von 81 Fuß Umfang.

Nur flüchtig erinnern wir uns auch der Felsengräber, welche vornehmlich
in der libyschen Bergkette, auf der westlichen Seite des Nils, zahlreich ver¬
breitet sind. Mit enger Eingangsthür versehen und von dem Tageslichte
nicht beschienen, enthalten manche dieser Felsengewölbe 20 bis 30 einzelne
Gemächer, von denen jedes gewöhnlich vier Mumien zu fassen im Stande.
Die Königsgräber von Tschä sind zugleich durch innern Schmuck ausgezeichnet.
Alle sind an den Wänden mehr oder minder mit Inschriften, Sculpturen und
Malereien bedeckt, wie solche an sämmtlichen geheiligten Orten der Aegypter
zu finden sind. > ,

Aehnlich diesen Grabgewölben finden sich, namentlich in Mittelägypten,
auch Räume in Felsen gehauen, welche anscheinend zu Wohnungen gedielt
haben, sonderbarer Weise mit mannigfachen Nachahmungen aus hölzernen
Gebäuden, wie solche bei dem gänzlichen Mangel an Holzbauten in Aegypten
daselbst gar kein Vorbild gehabt, zum Theil sogar dem eigentlichen Zwecke zuwider¬
laufend. An den Zimmerdecken z. B. sin) Träger angebracht, welche weniger
wirkliche Träger sind, als von der Decke getragene Steinmassen. Die darunter
befindlichen Säulen haben ebenfalls Ähnlichkeit mit hölzernen Säulen.

Besonders bemerkenswerth ist, daß die Statuen der Aegypter zumeist aus
den härtesten Gesteinen gefertigt sind: aus Grant, Syenit, Porphyr, Bachamt
(Basalt), wovon letzterer vorzüglich aus Aethiopien stammt. Auch kommen
Serpentinstatuen vor, und schwarzer und weißer Marmor werden ebenfalls
oft genannt, ohne daß dabei entschieden ist, welches Gestein mit dem unbestimmten
Namen des schwarzen Marmors belegt worden. Als Bausteine sind vorzüglich
Sandstein und Kaltstein verwendet; in Niederägypten künstlicher Backstein.

Alle diese Bau- und Kunstwerke tragen zwar mehr einen eintönigen, nur
monumentalen Charakter, als den eines gesteigerten Kunstgeschmackes an sich,
weit mechr ein gewisses Beharren bei einmal Angenommenen, als ein Fort¬
schreiten zu Höherem; doch geben sie ohne Ausnahme eine kaum zu bemessende
Kraftentwicklung kund, wodurch sie eben unsere Bewunderung in so ungemeinem
Grade erregen.

Einem Lande mit solchen Schöpfungen konnte auch die Gewinnung und
Benutzung der Erze und Metalle nicht lange verborgen bleiben; denn wie
hätte es sonst auch nur die mechanischen Hülfsmittel zu seinen Massenbaulen


wurden, 20 Jahre hindurch beschäftigt gewesen sein, und außerdem noch 10 Jahre
mit Herstellung einer zum Zwecke des Steintransports eigens gebauten Straße
von 8 Klaftern Höhe und 10 Klaftern Breite, Das 'Laumaterial ist Kalkstein,
von dem Gebirge östlich von Cairo zwischen dem Nil und dem rothen Meere.
Nahe diesem Wunderbau befindet sich, mit dem Boden in natürlichem Zusam¬
menhange, eine aus dem Felsen gehauene kolossale Sphinx von nicht weniger
als 117 Fuß Länge mit einem Kopfe von 81 Fuß Umfang.

Nur flüchtig erinnern wir uns auch der Felsengräber, welche vornehmlich
in der libyschen Bergkette, auf der westlichen Seite des Nils, zahlreich ver¬
breitet sind. Mit enger Eingangsthür versehen und von dem Tageslichte
nicht beschienen, enthalten manche dieser Felsengewölbe 20 bis 30 einzelne
Gemächer, von denen jedes gewöhnlich vier Mumien zu fassen im Stande.
Die Königsgräber von Tschä sind zugleich durch innern Schmuck ausgezeichnet.
Alle sind an den Wänden mehr oder minder mit Inschriften, Sculpturen und
Malereien bedeckt, wie solche an sämmtlichen geheiligten Orten der Aegypter
zu finden sind. > ,

Aehnlich diesen Grabgewölben finden sich, namentlich in Mittelägypten,
auch Räume in Felsen gehauen, welche anscheinend zu Wohnungen gedielt
haben, sonderbarer Weise mit mannigfachen Nachahmungen aus hölzernen
Gebäuden, wie solche bei dem gänzlichen Mangel an Holzbauten in Aegypten
daselbst gar kein Vorbild gehabt, zum Theil sogar dem eigentlichen Zwecke zuwider¬
laufend. An den Zimmerdecken z. B. sin) Träger angebracht, welche weniger
wirkliche Träger sind, als von der Decke getragene Steinmassen. Die darunter
befindlichen Säulen haben ebenfalls Ähnlichkeit mit hölzernen Säulen.

Besonders bemerkenswerth ist, daß die Statuen der Aegypter zumeist aus
den härtesten Gesteinen gefertigt sind: aus Grant, Syenit, Porphyr, Bachamt
(Basalt), wovon letzterer vorzüglich aus Aethiopien stammt. Auch kommen
Serpentinstatuen vor, und schwarzer und weißer Marmor werden ebenfalls
oft genannt, ohne daß dabei entschieden ist, welches Gestein mit dem unbestimmten
Namen des schwarzen Marmors belegt worden. Als Bausteine sind vorzüglich
Sandstein und Kaltstein verwendet; in Niederägypten künstlicher Backstein.

Alle diese Bau- und Kunstwerke tragen zwar mehr einen eintönigen, nur
monumentalen Charakter, als den eines gesteigerten Kunstgeschmackes an sich,
weit mechr ein gewisses Beharren bei einmal Angenommenen, als ein Fort¬
schreiten zu Höherem; doch geben sie ohne Ausnahme eine kaum zu bemessende
Kraftentwicklung kund, wodurch sie eben unsere Bewunderung in so ungemeinem
Grade erregen.

Einem Lande mit solchen Schöpfungen konnte auch die Gewinnung und
Benutzung der Erze und Metalle nicht lange verborgen bleiben; denn wie
hätte es sonst auch nur die mechanischen Hülfsmittel zu seinen Massenbaulen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/196>, abgerufen am 28.12.2024.