Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.das für den Vorhof der Priester bestimmte s. g, eherne Meer, ein auf 12 eher¬ Wenn diese Kunstwerke auch nicht eben großartig-schöpferisch zu nennen Noch ist als besonders wichtig hervorzuheben, daß nach den biblischen Nach¬ Das ophirische Gold wurde sür das edelste gehalten, was unter Anderm Fragen wir aber hier noch, woher das kleine Volk gekommen, das im das für den Vorhof der Priester bestimmte s. g, eherne Meer, ein auf 12 eher¬ Wenn diese Kunstwerke auch nicht eben großartig-schöpferisch zu nennen Noch ist als besonders wichtig hervorzuheben, daß nach den biblischen Nach¬ Das ophirische Gold wurde sür das edelste gehalten, was unter Anderm Fragen wir aber hier noch, woher das kleine Volk gekommen, das im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0164" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112672"/> <p xml:id="ID_472" prev="#ID_471"> das für den Vorhof der Priester bestimmte s. g, eherne Meer, ein auf 12 eher¬<lb/> nen Stieren ruhendes Wasserbecken von ö Ellen Höhe und 10 Ellen im Durch¬<lb/> messer, am Rande mit 2 Reihen Knoten geziert, der Form nach einer aufge¬<lb/> gangenen Rose vergleichlich (das. 23—26); nicht minder 10 eherne kleine Wasser¬<lb/> becken für denselben Vorhof, auf Gestellen mit Rädern und mit Bildern von<lb/> Löwen, Stieren und Cherubim geschmückt (das. 27—28), nebst vielem Andern.</p><lb/> <p xml:id="ID_473"> Wenn diese Kunstwerke auch nicht eben großartig-schöpferisch zu nennen<lb/> sind, so lassen sie doch erkennen, daß die Arbeiten in Erz und namentlich die<lb/> Erzgießerei in Phönicien frühzeitig einen gewissen Aufschwung genommen,<lb/> daher auch die Annahme nicht eben gewagt erscheint, daß bei dem bedeutenden<lb/> Verkehr der Phönicier mit andern Völkerschaften diese von jenen hierin gelernt<lb/> haben. Daß namentlich Griechenland erst viel später das Erzgießer geübt,<lb/> haben wir bereits bemerkt.</p><lb/> <p xml:id="ID_474"> Noch ist als besonders wichtig hervorzuheben, daß nach den biblischen Nach¬<lb/> richten die Schiffsleute des Königs Hiram von Tyrus mit denen des Königs<lb/> Salomo zu öfteren Malen Reisen nach Ophir machen mußten, um daselbst<lb/> Gold zu holen (I. Könige 9, 27—28). Außer Gold brachten sie Sandelholz (Luther<lb/> übersetzt „Ebenholz"), Edelsteine, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen mit<lb/> zurück, und es dauerte jede solche Reise drei Jahre (das. 10, 11 und 22). Die<lb/> Schiffe gingen von dem im nördlichen Theile des arabischen Meerbusens ge¬<lb/> legenen Hafen Ezion-Geber aus (das. 22, 49), wahrscheinlich auch die in dem¬<lb/> selben Meerbusen gelegene, zum „Mohrenland" gehörige Topasinsel (Hiob 23,19)<lb/> mit besuchend. ^ -</p><lb/> <p xml:id="ID_475"> Das ophirische Gold wurde sür das edelste gehalten, was unter Anderm<lb/> daraus hervorgeht, daß in dem Lehrgedichte Hiob (28, 16) von der Weisheit<lb/> gesagt ist, daß selbst das ophirische Gold ihr im Werthe nicht gleichkomme;<lb/> nicht minder in den Weissagungen des Jesaias (13, 12), daß nach dem Unter¬<lb/> gange Babylons der Mensch solle werther sein denn Goldstücke aus Ophir.<lb/> Es liegt uns daher ob, des Goldlandes Ophir spater noch besonders zu<lb/> gedenken.</p><lb/> <p xml:id="ID_476" next="#ID_477"> Fragen wir aber hier noch, woher das kleine Volk gekommen, das im<lb/> Allgemeinen so bedeutend hervorragt, so werden wir zunächst nach Kanaan<lb/> zurückgewiesen. (Sprache und Religion der Phönicier war die der Kanaaniter<lb/> Gesenius, Gesch. der hebr. Sprache 223 u. ff.), in das Land also, »dessen<lb/> Steine Eisen" und aus dessen Bergen man „Erz zu hauen" im Stande (V. Mosis<lb/> 8, 9), bis zurück an die Grenze von Aegypten, wo vor Einwanderung der<lb/> Jsraeliten die alten Kanaaniter gewohnt. Aber auch hinunter an den arabi¬<lb/> schen Meerbusen und hinüber an den persischen, wo die Inseln Tylos und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0164]
das für den Vorhof der Priester bestimmte s. g, eherne Meer, ein auf 12 eher¬
nen Stieren ruhendes Wasserbecken von ö Ellen Höhe und 10 Ellen im Durch¬
messer, am Rande mit 2 Reihen Knoten geziert, der Form nach einer aufge¬
gangenen Rose vergleichlich (das. 23—26); nicht minder 10 eherne kleine Wasser¬
becken für denselben Vorhof, auf Gestellen mit Rädern und mit Bildern von
Löwen, Stieren und Cherubim geschmückt (das. 27—28), nebst vielem Andern.
Wenn diese Kunstwerke auch nicht eben großartig-schöpferisch zu nennen
sind, so lassen sie doch erkennen, daß die Arbeiten in Erz und namentlich die
Erzgießerei in Phönicien frühzeitig einen gewissen Aufschwung genommen,
daher auch die Annahme nicht eben gewagt erscheint, daß bei dem bedeutenden
Verkehr der Phönicier mit andern Völkerschaften diese von jenen hierin gelernt
haben. Daß namentlich Griechenland erst viel später das Erzgießer geübt,
haben wir bereits bemerkt.
Noch ist als besonders wichtig hervorzuheben, daß nach den biblischen Nach¬
richten die Schiffsleute des Königs Hiram von Tyrus mit denen des Königs
Salomo zu öfteren Malen Reisen nach Ophir machen mußten, um daselbst
Gold zu holen (I. Könige 9, 27—28). Außer Gold brachten sie Sandelholz (Luther
übersetzt „Ebenholz"), Edelsteine, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen mit
zurück, und es dauerte jede solche Reise drei Jahre (das. 10, 11 und 22). Die
Schiffe gingen von dem im nördlichen Theile des arabischen Meerbusens ge¬
legenen Hafen Ezion-Geber aus (das. 22, 49), wahrscheinlich auch die in dem¬
selben Meerbusen gelegene, zum „Mohrenland" gehörige Topasinsel (Hiob 23,19)
mit besuchend. ^ -
Das ophirische Gold wurde sür das edelste gehalten, was unter Anderm
daraus hervorgeht, daß in dem Lehrgedichte Hiob (28, 16) von der Weisheit
gesagt ist, daß selbst das ophirische Gold ihr im Werthe nicht gleichkomme;
nicht minder in den Weissagungen des Jesaias (13, 12), daß nach dem Unter¬
gange Babylons der Mensch solle werther sein denn Goldstücke aus Ophir.
Es liegt uns daher ob, des Goldlandes Ophir spater noch besonders zu
gedenken.
Fragen wir aber hier noch, woher das kleine Volk gekommen, das im
Allgemeinen so bedeutend hervorragt, so werden wir zunächst nach Kanaan
zurückgewiesen. (Sprache und Religion der Phönicier war die der Kanaaniter
Gesenius, Gesch. der hebr. Sprache 223 u. ff.), in das Land also, »dessen
Steine Eisen" und aus dessen Bergen man „Erz zu hauen" im Stande (V. Mosis
8, 9), bis zurück an die Grenze von Aegypten, wo vor Einwanderung der
Jsraeliten die alten Kanaaniter gewohnt. Aber auch hinunter an den arabi¬
schen Meerbusen und hinüber an den persischen, wo die Inseln Tylos und
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