Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.solcher Geheimverkehr zu den Mitteln gehört, die das Bewußtsein der Stan¬ Der Menschenkenner weiß, daß die Kinder Adams nicht bloß durch Ge¬ Wir halten uns nicht damit auf, daß aus diese Weise bei Strafe gebetet Grenzboten III. IL61, 12
solcher Geheimverkehr zu den Mitteln gehört, die das Bewußtsein der Stan¬ Der Menschenkenner weiß, daß die Kinder Adams nicht bloß durch Ge¬ Wir halten uns nicht damit auf, daß aus diese Weise bei Strafe gebetet Grenzboten III. IL61, 12
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solcher Geheimverkehr zu den Mitteln gehört, die das Bewußtsein der Stan¬
desgeschlossenheit nach außen hin, des Unterschieds des königlichen Priestervol¬
kes von der Welt, des eignen Besitzes, der eigenthümlichen Zusammengehö¬
rigkeit, mit einem Worte — den Ordensgeist nähren sollen. Auch zur Vor¬
bereitung der einen und der andern Unternehmung wird sich die Erfindung
mit Nutzen verwenden lassen. Uebrigens ist es, wie der Verfasser unsrer Bro¬
schüre sagt, „bemerkenswerth, daß einem Theologen diese Entdeckung gelungen
ist, die unter veränderten Verhältnissen für geheime politische Verbindungen,
für strafbare Complotte, für verbrecherische Unternehmungen von Räuberban¬
den verwerthet werden kann."
Der Menschenkenner weiß, daß die Kinder Adams nicht bloß durch Ge¬
bet und gemeinsamen Verkehr mit einem geistlichen Mittelpunkt auf Erden,
sondern auch durch solche Interessen zusammengehalten werden, die weniger
mit der Heilsökonomie als mit der Nationalökonomie zu thun haben — durch
die Aussicht auf ein gutes Auskommen und eine gesicherte Zukunft zum Bei¬
spiel. Der praktische Geist der inneren Mission hat dies begriffen und in
Anbetracht dessen eine Kasse gegründet, die ein „vom Herrn gesegneter Noth-
Pfennig" für invalide Brüder und ein Unterstützungsfond für Wittwen und
Waisen derselben sein soll, und zu welcher auch Nichtaffiliirte beisteuern dürfen.
Da jedes Mitglied der Brüderschaft jährlich einen bestimmten Beitrag zu lei¬
sten hat, so würden wir den Ausdruck „von Gott gesegneten Nothpfennig"
einfach mit „Pensionskasse" in's Weltliche übersetzen dürfen, wenn jeder Steuernde
ein unbedingtes Anrecht an denselben hätte. Dieß ist aber nicht der Fall.
An dem Segen participiren nur Angehörige der Genossenschaft, jeder in die¬
selbe Eintretende hat im Voraus allen Ansprüchen auf den „Nothpfennig" zu
entsagen für den Fall, daß er irgendwie seinen Zusammenhang mit dem Bunde
aufgibt. Nun ist das in der HilfMsse angesammelte Capital schon jetzt be¬
deutend, und man darf annehmen, daß es bald sehr bedeutend sein wird.
Mit seinem Steigen aber wächst natürlich auch das Interesse an der Mitglied¬
schaft. Jeder Thaler, den der Rauhhäusler in den Säckel der Congregatton
zahlt, erhöht einestheils sein Opfer für dieselbe, andererseits die — Caution,
die er für Erfüllung seiner religiösen Pflichten erlegt hat. Denn nach der Regel
der Gesellschaft wird das Glied derselben, welches gewisse Vorschriften, als
tägliches Bibellesen. tägliches Gebet für sich und die Brüder, täglichen Ge¬
brauch der Jahressprüche, Theilnahme am Gottesdienste und an den gemein¬
samen beiden Abendmahlsfeiern vernachlässigt, zunächst von den Obern zweimal
verwarnt und dann ausgeschlossen, wodurch gleichzeitig alle Anrechte auf Un¬
terstützung durch die Hilfskasse verloren gehen.
Wir halten uns nicht damit auf, daß aus diese Weise bei Strafe gebetet
und communicirt wird (schon deshalb nicht, weil dieß augenscheinlich auch sür
Grenzboten III. IL61, 12
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