Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.zum Kinderspott herabgesunken. Sie zählte jederzeit mindestens 1000 Be¬ Abermals ist eine Umwandlung dieser Behörde im Zuge; doch dürfte zum Kinderspott herabgesunken. Sie zählte jederzeit mindestens 1000 Be¬ Abermals ist eine Umwandlung dieser Behörde im Zuge; doch dürfte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0428" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112398"/> <p xml:id="ID_1395" prev="#ID_1394"> zum Kinderspott herabgesunken. Sie zählte jederzeit mindestens 1000 Be¬<lb/> amte, ungerechnet die zahlreichen Aushilssschreiber und Amtsdiener. Diese<lb/> Leute, wahre Schreib- und Rechnungsmaschinen, haben die Prüfung der aus<lb/> den Provinzen einlaufenden Rechnungen als einzige Pflicht auferlegt, und von<lb/> hier gehen die Forderungen zur EinHebung der entdeckten Abgänge, die so¬<lb/> genannten „Bemänglungen" aus. Man kann allerdings behaupten, daß kaum<lb/> ein Fehler unter 1000 unentdeckt bleiben kann. Lohnt aber auch der Betrag,<lb/> welcher alljährlich durch die Kriegsbuchhaltung in die Staatskasse zurückgeführt<lb/> wird, die Erhaltungskosten einer an 2000 Köpfe zählenden Behörde? Schwer¬<lb/> lich ist solches zu glauben, und es ist wahrhaft lächerlich, wenn man sieht,<lb/> wie wegen eines Additionsfehlers von zwei Kreuzern eine eifrige und um¬<lb/> fangreiche Correspondenz zwischen Wien und Hermannstadt geführt wird,<lb/> während die Kriegsbuchhaltung auch nicht einen der in den letzten zwölf Jahren<lb/> vorgekommenen Unterschleife zu entdecken im Stande war. Und auch von<lb/> den entdeckten Abgängen können viele des hier üblichen Schlendrians wegen<lb/> nicht mehr ersetzt werden. Denn obwol auf kaiserlichen Befehl alle Rech¬<lb/> nungen binnen längstens zwei Jahren aufgearbeitet werden sollen, so werden<lb/> doch zehnjährige Rechnungsfehler bemängelt, deren Veranlasser dann gewöhn¬<lb/> lich nicht mehr aufzufinden sind. Auch wird der Ersatz größerer Betrüge nach<lb/> längerem Hin- und Herschreiben den Betreffenden sehr häusig „im Gnaden¬<lb/> wege" nachgesehen. Die Nothwendigkeit einer Controlebehörde von solchem<lb/> Umfange wird dadurch immer zweifelhafter, und es dürfte sich zuletzt heraus¬<lb/> stellen, daß das Porto und Schreibmaterial von dem durch die Buchhaltung<lb/> hereingebrachten Betrage nur wenig differirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1396"> Abermals ist eine Umwandlung dieser Behörde im Zuge; doch dürfte<lb/> kaum eine solche, sondern nur eine gänzliche Auflösung und die Bil¬<lb/> dung einer neuen, aus gediegenen Männern zusammengesetzten, aber win¬<lb/> ter zahlreichen Controlebehörde fruchten, vorausgesetzt, — daß auch<lb/> alle übrigen Zweige der Armeeverwaltung entsprechend ver¬<lb/><note type="byline"> A. D.</note> bessert würden. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0428]
zum Kinderspott herabgesunken. Sie zählte jederzeit mindestens 1000 Be¬
amte, ungerechnet die zahlreichen Aushilssschreiber und Amtsdiener. Diese
Leute, wahre Schreib- und Rechnungsmaschinen, haben die Prüfung der aus
den Provinzen einlaufenden Rechnungen als einzige Pflicht auferlegt, und von
hier gehen die Forderungen zur EinHebung der entdeckten Abgänge, die so¬
genannten „Bemänglungen" aus. Man kann allerdings behaupten, daß kaum
ein Fehler unter 1000 unentdeckt bleiben kann. Lohnt aber auch der Betrag,
welcher alljährlich durch die Kriegsbuchhaltung in die Staatskasse zurückgeführt
wird, die Erhaltungskosten einer an 2000 Köpfe zählenden Behörde? Schwer¬
lich ist solches zu glauben, und es ist wahrhaft lächerlich, wenn man sieht,
wie wegen eines Additionsfehlers von zwei Kreuzern eine eifrige und um¬
fangreiche Correspondenz zwischen Wien und Hermannstadt geführt wird,
während die Kriegsbuchhaltung auch nicht einen der in den letzten zwölf Jahren
vorgekommenen Unterschleife zu entdecken im Stande war. Und auch von
den entdeckten Abgängen können viele des hier üblichen Schlendrians wegen
nicht mehr ersetzt werden. Denn obwol auf kaiserlichen Befehl alle Rech¬
nungen binnen längstens zwei Jahren aufgearbeitet werden sollen, so werden
doch zehnjährige Rechnungsfehler bemängelt, deren Veranlasser dann gewöhn¬
lich nicht mehr aufzufinden sind. Auch wird der Ersatz größerer Betrüge nach
längerem Hin- und Herschreiben den Betreffenden sehr häusig „im Gnaden¬
wege" nachgesehen. Die Nothwendigkeit einer Controlebehörde von solchem
Umfange wird dadurch immer zweifelhafter, und es dürfte sich zuletzt heraus¬
stellen, daß das Porto und Schreibmaterial von dem durch die Buchhaltung
hereingebrachten Betrage nur wenig differirt.
Abermals ist eine Umwandlung dieser Behörde im Zuge; doch dürfte
kaum eine solche, sondern nur eine gänzliche Auflösung und die Bil¬
dung einer neuen, aus gediegenen Männern zusammengesetzten, aber win¬
ter zahlreichen Controlebehörde fruchten, vorausgesetzt, — daß auch
alle übrigen Zweige der Armeeverwaltung entsprechend ver¬
A. D. bessert würden.
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