Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wie selbe vordem kaum für denkbar gehalten worden waren. Auch hier hat
der Proceß "Eynatten-Richter" wahrhaft staunenswerthe Resultate aufgedeckt,
und die Stimme derjenigen, welche die Abschaffung der Monturscommisstonen
begehrten, wurde mächtig verstärkt.

Die Organisation der Monturscommisstonen ist ganz militärisch. Die¬
selben bestehen aus Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen, welche beiden
letzteren irgend eines bei der Erzeugung der Montur und Rüstung nöthigen
Handwerks kundig sein müssen, jedoch bedeutend besser als die gleichen Grade
anderer Truppengattungen bezahlt werden und außerdem bei vermehrter Ar¬
beit eine Zulage erhalten. Außerdem aber werden fast in jeder Commission
und zu jeder Zeit Soldaten des streitbaren Standes, sowie Handwerker und
Taglöhner aus dem Constante verwendet, ja oft selbst ein großer Theil der
Arbeit an mindestfordcrnde Private übergeben. Der Lieferungspreis der auf
letzterem Wege beigeschafften Montursstücke aber ist nur selten höher als der,
welcher für in den Commissionen erzeugte Fabrikate entfällt. Der Handwerks¬
mann, welcher von dem Ertrage seiner Arbeit seine Athener und sich selbst er¬
halten, sein Geschäftslocal miethen und hohe Steuern entrichten muß, kann
und muß also beinahe zu demselben Preise arbeiten, wie eine Anstalt, welche
keinen Gewinn verlangt und bei welcher die Ausgaben für die Besoldung des
zahlreichen Aussichts- und Arbeitspersonals nicht hineingebracht zu werden
brauchen.

Die Qualität der von den Monturscommisstonen erzeugten Gegenstände
ist im Allgemeinen höchst unbefriedigend. Die Monturstücke sind aus schlech¬
tem oder wenigstens unansehnlichen Stoffe erzeugt, unpassend und oft auch
nachlässig gearbeitet. Besonders ist dieses bei den Schuhen und Stiefeln der
Fall, welche so plump und wenig dauerhaft sind, daß sie regelmäßig nach ih¬
rer Ablieferung aus den Commissionen bei den Truppen auf Kosten der
Hauptleute (früher auch oft auf jene der Mannschaft) vollständig umgearbeitet
werden müssen, daher die meisten Commandanten es vorziehen, nur das rohe,
oder höchstens das zugerichtete Material von den Commissionen fassen und
erzeugen zu lassen.

Zur bloßen Aufbewahrung und Verausgabung der Rohstoffe aber braucht
man wahrlich keine so großartigen und kostspieligen Anstalten, über deren
Entbehrlichkeit man ebenfalls schon dadurch den Beweis geführt hat. daß in""
schon öfter einen großen Theil des Monturbedarfcs durch directe Bestellung
bei Privaten gedeckt hat und manchen Truppenkörpern die Bemontirung
eigener Regie während des Friedens gestattet, und bei der Gensdarmerie
gar jeder Mann ein eigenes Pauschal erhält und sich hiefür zu equipiren hat-
Und nicht leicht kann es eine Truppe geben, die in Bezug auf die DauerlM'
tigkeit und Nettigkeit des Anzuges den östreichischen Gensdarmen gleichkäme-


wie selbe vordem kaum für denkbar gehalten worden waren. Auch hier hat
der Proceß „Eynatten-Richter" wahrhaft staunenswerthe Resultate aufgedeckt,
und die Stimme derjenigen, welche die Abschaffung der Monturscommisstonen
begehrten, wurde mächtig verstärkt.

Die Organisation der Monturscommisstonen ist ganz militärisch. Die¬
selben bestehen aus Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen, welche beiden
letzteren irgend eines bei der Erzeugung der Montur und Rüstung nöthigen
Handwerks kundig sein müssen, jedoch bedeutend besser als die gleichen Grade
anderer Truppengattungen bezahlt werden und außerdem bei vermehrter Ar¬
beit eine Zulage erhalten. Außerdem aber werden fast in jeder Commission
und zu jeder Zeit Soldaten des streitbaren Standes, sowie Handwerker und
Taglöhner aus dem Constante verwendet, ja oft selbst ein großer Theil der
Arbeit an mindestfordcrnde Private übergeben. Der Lieferungspreis der auf
letzterem Wege beigeschafften Montursstücke aber ist nur selten höher als der,
welcher für in den Commissionen erzeugte Fabrikate entfällt. Der Handwerks¬
mann, welcher von dem Ertrage seiner Arbeit seine Athener und sich selbst er¬
halten, sein Geschäftslocal miethen und hohe Steuern entrichten muß, kann
und muß also beinahe zu demselben Preise arbeiten, wie eine Anstalt, welche
keinen Gewinn verlangt und bei welcher die Ausgaben für die Besoldung des
zahlreichen Aussichts- und Arbeitspersonals nicht hineingebracht zu werden
brauchen.

Die Qualität der von den Monturscommisstonen erzeugten Gegenstände
ist im Allgemeinen höchst unbefriedigend. Die Monturstücke sind aus schlech¬
tem oder wenigstens unansehnlichen Stoffe erzeugt, unpassend und oft auch
nachlässig gearbeitet. Besonders ist dieses bei den Schuhen und Stiefeln der
Fall, welche so plump und wenig dauerhaft sind, daß sie regelmäßig nach ih¬
rer Ablieferung aus den Commissionen bei den Truppen auf Kosten der
Hauptleute (früher auch oft auf jene der Mannschaft) vollständig umgearbeitet
werden müssen, daher die meisten Commandanten es vorziehen, nur das rohe,
oder höchstens das zugerichtete Material von den Commissionen fassen und
erzeugen zu lassen.

Zur bloßen Aufbewahrung und Verausgabung der Rohstoffe aber braucht
man wahrlich keine so großartigen und kostspieligen Anstalten, über deren
Entbehrlichkeit man ebenfalls schon dadurch den Beweis geführt hat. daß in"»
schon öfter einen großen Theil des Monturbedarfcs durch directe Bestellung
bei Privaten gedeckt hat und manchen Truppenkörpern die Bemontirung
eigener Regie während des Friedens gestattet, und bei der Gensdarmerie
gar jeder Mann ein eigenes Pauschal erhält und sich hiefür zu equipiren hat-
Und nicht leicht kann es eine Truppe geben, die in Bezug auf die DauerlM'
tigkeit und Nettigkeit des Anzuges den östreichischen Gensdarmen gleichkäme-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0418" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112388"/>
          <p xml:id="ID_1357" prev="#ID_1356"> wie selbe vordem kaum für denkbar gehalten worden waren. Auch hier hat<lb/>
der Proceß &#x201E;Eynatten-Richter" wahrhaft staunenswerthe Resultate aufgedeckt,<lb/>
und die Stimme derjenigen, welche die Abschaffung der Monturscommisstonen<lb/>
begehrten, wurde mächtig verstärkt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1358"> Die Organisation der Monturscommisstonen ist ganz militärisch. Die¬<lb/>
selben bestehen aus Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen, welche beiden<lb/>
letzteren irgend eines bei der Erzeugung der Montur und Rüstung nöthigen<lb/>
Handwerks kundig sein müssen, jedoch bedeutend besser als die gleichen Grade<lb/>
anderer Truppengattungen bezahlt werden und außerdem bei vermehrter Ar¬<lb/>
beit eine Zulage erhalten. Außerdem aber werden fast in jeder Commission<lb/>
und zu jeder Zeit Soldaten des streitbaren Standes, sowie Handwerker und<lb/>
Taglöhner aus dem Constante verwendet, ja oft selbst ein großer Theil der<lb/>
Arbeit an mindestfordcrnde Private übergeben. Der Lieferungspreis der auf<lb/>
letzterem Wege beigeschafften Montursstücke aber ist nur selten höher als der,<lb/>
welcher für in den Commissionen erzeugte Fabrikate entfällt. Der Handwerks¬<lb/>
mann, welcher von dem Ertrage seiner Arbeit seine Athener und sich selbst er¬<lb/>
halten, sein Geschäftslocal miethen und hohe Steuern entrichten muß, kann<lb/>
und muß also beinahe zu demselben Preise arbeiten, wie eine Anstalt, welche<lb/>
keinen Gewinn verlangt und bei welcher die Ausgaben für die Besoldung des<lb/>
zahlreichen Aussichts- und Arbeitspersonals nicht hineingebracht zu werden<lb/>
brauchen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1359"> Die Qualität der von den Monturscommisstonen erzeugten Gegenstände<lb/>
ist im Allgemeinen höchst unbefriedigend. Die Monturstücke sind aus schlech¬<lb/>
tem oder wenigstens unansehnlichen Stoffe erzeugt, unpassend und oft auch<lb/>
nachlässig gearbeitet. Besonders ist dieses bei den Schuhen und Stiefeln der<lb/>
Fall, welche so plump und wenig dauerhaft sind, daß sie regelmäßig nach ih¬<lb/>
rer Ablieferung aus den Commissionen bei den Truppen auf Kosten der<lb/>
Hauptleute (früher auch oft auf jene der Mannschaft) vollständig umgearbeitet<lb/>
werden müssen, daher die meisten Commandanten es vorziehen, nur das rohe,<lb/>
oder höchstens das zugerichtete Material von den Commissionen fassen und<lb/>
erzeugen zu lassen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1360" next="#ID_1361"> Zur bloßen Aufbewahrung und Verausgabung der Rohstoffe aber braucht<lb/>
man wahrlich keine so großartigen und kostspieligen Anstalten, über deren<lb/>
Entbehrlichkeit man ebenfalls schon dadurch den Beweis geführt hat. daß in"»<lb/>
schon öfter einen großen Theil des Monturbedarfcs durch directe Bestellung<lb/>
bei Privaten gedeckt hat und manchen Truppenkörpern die Bemontirung<lb/>
eigener Regie während des Friedens gestattet, und bei der Gensdarmerie<lb/>
gar jeder Mann ein eigenes Pauschal erhält und sich hiefür zu equipiren hat-<lb/>
Und nicht leicht kann es eine Truppe geben, die in Bezug auf die DauerlM'<lb/>
tigkeit und Nettigkeit des Anzuges den östreichischen Gensdarmen gleichkäme-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0418] wie selbe vordem kaum für denkbar gehalten worden waren. Auch hier hat der Proceß „Eynatten-Richter" wahrhaft staunenswerthe Resultate aufgedeckt, und die Stimme derjenigen, welche die Abschaffung der Monturscommisstonen begehrten, wurde mächtig verstärkt. Die Organisation der Monturscommisstonen ist ganz militärisch. Die¬ selben bestehen aus Offizieren, Unteroffizieren und Gemeinen, welche beiden letzteren irgend eines bei der Erzeugung der Montur und Rüstung nöthigen Handwerks kundig sein müssen, jedoch bedeutend besser als die gleichen Grade anderer Truppengattungen bezahlt werden und außerdem bei vermehrter Ar¬ beit eine Zulage erhalten. Außerdem aber werden fast in jeder Commission und zu jeder Zeit Soldaten des streitbaren Standes, sowie Handwerker und Taglöhner aus dem Constante verwendet, ja oft selbst ein großer Theil der Arbeit an mindestfordcrnde Private übergeben. Der Lieferungspreis der auf letzterem Wege beigeschafften Montursstücke aber ist nur selten höher als der, welcher für in den Commissionen erzeugte Fabrikate entfällt. Der Handwerks¬ mann, welcher von dem Ertrage seiner Arbeit seine Athener und sich selbst er¬ halten, sein Geschäftslocal miethen und hohe Steuern entrichten muß, kann und muß also beinahe zu demselben Preise arbeiten, wie eine Anstalt, welche keinen Gewinn verlangt und bei welcher die Ausgaben für die Besoldung des zahlreichen Aussichts- und Arbeitspersonals nicht hineingebracht zu werden brauchen. Die Qualität der von den Monturscommisstonen erzeugten Gegenstände ist im Allgemeinen höchst unbefriedigend. Die Monturstücke sind aus schlech¬ tem oder wenigstens unansehnlichen Stoffe erzeugt, unpassend und oft auch nachlässig gearbeitet. Besonders ist dieses bei den Schuhen und Stiefeln der Fall, welche so plump und wenig dauerhaft sind, daß sie regelmäßig nach ih¬ rer Ablieferung aus den Commissionen bei den Truppen auf Kosten der Hauptleute (früher auch oft auf jene der Mannschaft) vollständig umgearbeitet werden müssen, daher die meisten Commandanten es vorziehen, nur das rohe, oder höchstens das zugerichtete Material von den Commissionen fassen und erzeugen zu lassen. Zur bloßen Aufbewahrung und Verausgabung der Rohstoffe aber braucht man wahrlich keine so großartigen und kostspieligen Anstalten, über deren Entbehrlichkeit man ebenfalls schon dadurch den Beweis geführt hat. daß in"» schon öfter einen großen Theil des Monturbedarfcs durch directe Bestellung bei Privaten gedeckt hat und manchen Truppenkörpern die Bemontirung eigener Regie während des Friedens gestattet, und bei der Gensdarmerie gar jeder Mann ein eigenes Pauschal erhält und sich hiefür zu equipiren hat- Und nicht leicht kann es eine Truppe geben, die in Bezug auf die DauerlM' tigkeit und Nettigkeit des Anzuges den östreichischen Gensdarmen gleichkäme-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/418
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/418>, abgerufen am 26.08.2024.