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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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zu handeln?" (p. 430.) Man lese noch x. 443 f. Roebuck's vernichtendes Urtheil
über die drei chinesischen Kriege und Gladstone's heuchlerische Erwiederung.

Niemand wird an den Referenten über ein solches Werk das Ansinnen stellen,
daß er factische Bereicherungen oder Berichtigungen, die von irgend welchem
Belang wären, gebe. Wenn z. B. von dem englischen Missionär Medhurst,
der von 1816--1856 in China wirkte und 1857 starb, oder von den Besuchen
des Engländers Fortune in den chinesischen Theedistrikten (1843 ff. und 1848)
keine Rede ist. so schrieb ja der Verfasser keine Geschichte der chinesischen
Mission und keine Geographie von China. Vermißt haben wir ein Seege¬
fecht bei Macao 19. Aug. 1840 im ersten Kriege mit England. Das Datum
des japanisch-amerikanischen Handelsvertrags, den Commodore Perry abge¬
schlossen (31. März 1854), und die genauere Zeit- und Ortsbestimmung des
Gefechts bei Jung-Chan, 21. Sept. 1860 (das Gefecht selbst ist erzählt p. 410).
Endlich ist die Beschießung und Wegnahme lvon Monte Reu in Kalifornien
durch den Commodore Stoat x. 165 so erzählt, daß man auf die Meinung
kommen könnte, sie falle in's Jahr 1845. während sie dem folgenden Jahre
angehört.*)

Der Lebendigkeit der Darstellung haben wir oben das gebührende Lob
gezollt. Daneben wollen wir aber nicht verhehlen, daß sich in der Sprache des
Verfassers manche Einzelheiten finden, die theils ihm eigenthümlich, theils nicht
ganz correct sind. Zu ersteren möchten wir zählen die Plurale "die Dschonk", "die
Dolmetsche"; der "Rhabarber" x. 14 (lat. rtrsum); ..Transport" für Transport¬
schiff x. 389. 391; das "Jneinanderwachsthum" der Lündergebiete am Ende
der alten und der neuen Welt (p. VI.); "zurückziehen" für sich zurückziehen
(p. 27); "Kränklichkeit" für Krankheit oder Krankheiten (x. 70); man..durch'
sprach" den Vertrag noch einmal ausführlich (p. 83); in Calcutta, "wovon" mei>
rere Gattungen englischer Waaren ihren Weg nach Kaschgar gefundenj hatten
(p 7). Zu den letzteren rechnen wir außer einigen Indicativen in Neben¬
sätzen ein paar Wendungen z. B.: Ich dem Oberstatthalter erlaubte man drei
Bediente, brachte ihn aus das Schiff Inflexible, um später als Kriegsgefangener
nach Calcutta "abgeführt zu werden" (x. 300); Großbritannien hält sich .,aw"
englischen Texte (x>. 315); ein Mitglied jenes Ordens, welcher Japan "am"



Aber von dem, was auf Befehl der commandirenden Generale geschah, nur Einen Zug: ^
man in den Sümpfen am Peiho bei der letzten Landung August 1860 nirgends Zelte aus¬
schlagen konnte, griff man zu der furchtbaren Maaßregel, den Einwohnern von Petang
unverzügliche Räumung ihrer Stadt anzubefehlen und jagte 30000 Menschen, jung und
bei einer kaum erträglichen Hitze in's Freie hinaus, wo sie nirgends Unterkunft finden könn
^'dient
Derzu Anfang des Buches ein Paar Mal vorkommende Ausdruck Kompradorver
eine Erklärung: er bezeichnet die eingeborenen Chinesen, welche für die Bedürfnisse der s
den Schiffe zu sorgen haben eigentlich Einkäufer, vom lateinischen oomvsrars.

zu handeln?" (p. 430.) Man lese noch x. 443 f. Roebuck's vernichtendes Urtheil
über die drei chinesischen Kriege und Gladstone's heuchlerische Erwiederung.

Niemand wird an den Referenten über ein solches Werk das Ansinnen stellen,
daß er factische Bereicherungen oder Berichtigungen, die von irgend welchem
Belang wären, gebe. Wenn z. B. von dem englischen Missionär Medhurst,
der von 1816—1856 in China wirkte und 1857 starb, oder von den Besuchen
des Engländers Fortune in den chinesischen Theedistrikten (1843 ff. und 1848)
keine Rede ist. so schrieb ja der Verfasser keine Geschichte der chinesischen
Mission und keine Geographie von China. Vermißt haben wir ein Seege¬
fecht bei Macao 19. Aug. 1840 im ersten Kriege mit England. Das Datum
des japanisch-amerikanischen Handelsvertrags, den Commodore Perry abge¬
schlossen (31. März 1854), und die genauere Zeit- und Ortsbestimmung des
Gefechts bei Jung-Chan, 21. Sept. 1860 (das Gefecht selbst ist erzählt p. 410).
Endlich ist die Beschießung und Wegnahme lvon Monte Reu in Kalifornien
durch den Commodore Stoat x. 165 so erzählt, daß man auf die Meinung
kommen könnte, sie falle in's Jahr 1845. während sie dem folgenden Jahre
angehört.*)

Der Lebendigkeit der Darstellung haben wir oben das gebührende Lob
gezollt. Daneben wollen wir aber nicht verhehlen, daß sich in der Sprache des
Verfassers manche Einzelheiten finden, die theils ihm eigenthümlich, theils nicht
ganz correct sind. Zu ersteren möchten wir zählen die Plurale „die Dschonk", „die
Dolmetsche"; der „Rhabarber" x. 14 (lat. rtrsum); ..Transport" für Transport¬
schiff x. 389. 391; das „Jneinanderwachsthum" der Lündergebiete am Ende
der alten und der neuen Welt (p. VI.); „zurückziehen" für sich zurückziehen
(p. 27); „Kränklichkeit" für Krankheit oder Krankheiten (x. 70); man..durch'
sprach" den Vertrag noch einmal ausführlich (p. 83); in Calcutta, „wovon" mei>
rere Gattungen englischer Waaren ihren Weg nach Kaschgar gefundenj hatten
(p 7). Zu den letzteren rechnen wir außer einigen Indicativen in Neben¬
sätzen ein paar Wendungen z. B.: Ich dem Oberstatthalter erlaubte man drei
Bediente, brachte ihn aus das Schiff Inflexible, um später als Kriegsgefangener
nach Calcutta „abgeführt zu werden" (x. 300); Großbritannien hält sich .,aw"
englischen Texte (x>. 315); ein Mitglied jenes Ordens, welcher Japan „am"



Aber von dem, was auf Befehl der commandirenden Generale geschah, nur Einen Zug: ^
man in den Sümpfen am Peiho bei der letzten Landung August 1860 nirgends Zelte aus¬
schlagen konnte, griff man zu der furchtbaren Maaßregel, den Einwohnern von Petang
unverzügliche Räumung ihrer Stadt anzubefehlen und jagte 30000 Menschen, jung und
bei einer kaum erträglichen Hitze in's Freie hinaus, wo sie nirgends Unterkunft finden könn
^'dient
Derzu Anfang des Buches ein Paar Mal vorkommende Ausdruck Kompradorver
eine Erklärung: er bezeichnet die eingeborenen Chinesen, welche für die Bedürfnisse der s
den Schiffe zu sorgen haben eigentlich Einkäufer, vom lateinischen oomvsrars.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/350>, abgerufen am 22.07.2024.