Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ziehen sich die Leute zurück, keiner mag mit Todten zu thun haben.sie würfeln sich
aus, und getroffen vom Loos ziehen drei nach achter ab. Während sie die Leiche aus
der Coje nehmen und waschen, seine guten Hosen, sein gutes Hemd ihm anziehen
auch den Strohhut nicht vergessen, die Füße mir weißen Strümpfen und Schuhen
'mit blanken Schnallen bekleiden, macht de Timmermann die Kiste. Die Bretter
hatte er sich schon zurecht gelegt, ja geschnitten schon dazu "Dat's min höhter
(sechster) all" erzählt er dem alten Jeanmat (Matrose), der ihm hilft.j-j,Un min keiner"
^zehnter) sagt der wieder. Ganz vorn ist die Kvhlenklappe geöffnet, ein Eimer
nach dem andern wird herausgehoben, auch ,alte Kugeln und eiserne Bolzen.

Es ist endlich Alles bereit, man schafft nach achter auf einen Platz Capirän,
Kiste, Kugeln und Kohlen. Die Kiste wird mit schweren Steinkohlen gefüllt, die
Kugeln dazu gethan, ein weißes Segel darüber gedeckt und, die Leiche hineingebracht,
man paßt den Deckel darauf und mit gewaltigen Schlägen hämmert schweißtriefend
der Timmermann die handlangen Nägel hinein. -- Die Schiffsluke in der Schiffs¬
wand wird geöffnet, ein Brett, mit Theer und Seife bestrichen, daran gelegt. Mit
zunehmender Gluth naht mittlerweile der Mittag, auf dem endlos blauen Ocean
nichts von der lebenden Welt, als unser Schiff, der Wind schon tagelang derselbe,
glühender Südost, an dem Himmel -- der tief blau und wie im Zenith so blau,
so blau am Horizont sich in die bläulich wogende, von den gewaltigen Strahlen
nur zuweilen weißlich schimmernde Fluth taucht, steht die Sonne senkrecht. Ver¬
sammelt harrt die Mannschaft an der Luke, durch die man den Wasserfasanen pfeil¬
geschwind vorbeisprudeln sieht. Der Sarg steht auf dem platten Brett, lose ge¬
halten von den lheerigen Fäusten der Jeanmats^ Der Stürmann, drängt sich hin¬
durch an den Sarg, streift mit seiner gefleckten Hand über die grauen Augen und
den rothen Bart, sich besinnend. Er will noch etwas sprechen, ihm ist ja der
Capitän gestorben. "Lüd ji wol all' (ihr wißt alle), dat de Cäpen storven is," er
versteht nicht zu sprechen, mühsam stottert er noch einmal "Lüd ji wol all', dat de
Cäpen storven is, ut hef dat minigle (das meinige) da to thon (dazu gethan) dat
-- -- dat." Ungeduldig höhnt die Mannschaft "schuw man to -- schuw mau to!!"
und als wenn sich die Kiste danach gesehnt Hütte, entgleitet sie den rohen Fäusten
in die blaue Fluru, noch einmal taucht sie in die Hohe,-als das Schiff schon weit
weg, noch einmal in die Höhe und verschwindet.-----^

Die Mannschaft vertheilt sich, die Wache arbeitet an den Tauen, die andern
ruhen: heftigen Schritt's geht der Rothbärtige auf, Halbdeck auf und ab, bis der
Abend wieder naht, die Sonne senkt sich in das Meer, aber der Mond vermag
nicht mehr die plötzliche Finsterniß zu "hellen, scheu jagen schwarze Wollen ein
ihm vorbei, der Steuermann sieht, er ist aus den Passaten heraus, es schenk
Sturm zu werden, in einigen Minuten ist der Mast oben belebt, alle Segel werden
festgemacht, durch die finstere Nacht stöhnt's und ruft's von allen Seiten, ahoi --
ahoi! Das Schiff mit der freien Takelage sieht einem Gerippe ähnlich, die Taue
klappern unruhig an den Masten. Der heulende Sturm treibt das Meer hoch
Wogen, und als wenn sie den ängstlich hoch oben am Mast hin und her knattern¬
den Wimpel bekämpfen wollten, ergießen sie sich durch Milliarden von leuchtenden
Pünktchen erhellt über die Schiffswand in's schiff. Hin und hergcschleudert ächz"
das Schiff unter der furchtbaren Sturmcsgewalt. Der Rothbärtige klammert sich a"
das Geländer des Fensters -- jetzt blendet ihn nichts mehr. -- Das Vieh, aus den
Ställen entlaufen, wird brüllend von dem Wasser aus Deck hin und her gespült-
Nun klammert sich die Mannschaft aneinander, sie wollen sich helfen und rathe",-"
aber keiner versteht den andern ein Wort t--
O. L. , wo solch ein Sturm heul Schuw
man Schuw man to!! -- das war ne böse Nacht. --




Verantwortlicher Redacteur: 1)r. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Hering. -- Druck von C. E, Elbert in Leipzig.

ziehen sich die Leute zurück, keiner mag mit Todten zu thun haben.sie würfeln sich
aus, und getroffen vom Loos ziehen drei nach achter ab. Während sie die Leiche aus
der Coje nehmen und waschen, seine guten Hosen, sein gutes Hemd ihm anziehen
auch den Strohhut nicht vergessen, die Füße mir weißen Strümpfen und Schuhen
'mit blanken Schnallen bekleiden, macht de Timmermann die Kiste. Die Bretter
hatte er sich schon zurecht gelegt, ja geschnitten schon dazu „Dat's min höhter
(sechster) all" erzählt er dem alten Jeanmat (Matrose), der ihm hilft.j-j,Un min keiner"
^zehnter) sagt der wieder. Ganz vorn ist die Kvhlenklappe geöffnet, ein Eimer
nach dem andern wird herausgehoben, auch ,alte Kugeln und eiserne Bolzen.

Es ist endlich Alles bereit, man schafft nach achter auf einen Platz Capirän,
Kiste, Kugeln und Kohlen. Die Kiste wird mit schweren Steinkohlen gefüllt, die
Kugeln dazu gethan, ein weißes Segel darüber gedeckt und, die Leiche hineingebracht,
man paßt den Deckel darauf und mit gewaltigen Schlägen hämmert schweißtriefend
der Timmermann die handlangen Nägel hinein. — Die Schiffsluke in der Schiffs¬
wand wird geöffnet, ein Brett, mit Theer und Seife bestrichen, daran gelegt. Mit
zunehmender Gluth naht mittlerweile der Mittag, auf dem endlos blauen Ocean
nichts von der lebenden Welt, als unser Schiff, der Wind schon tagelang derselbe,
glühender Südost, an dem Himmel — der tief blau und wie im Zenith so blau,
so blau am Horizont sich in die bläulich wogende, von den gewaltigen Strahlen
nur zuweilen weißlich schimmernde Fluth taucht, steht die Sonne senkrecht. Ver¬
sammelt harrt die Mannschaft an der Luke, durch die man den Wasserfasanen pfeil¬
geschwind vorbeisprudeln sieht. Der Sarg steht auf dem platten Brett, lose ge¬
halten von den lheerigen Fäusten der Jeanmats^ Der Stürmann, drängt sich hin¬
durch an den Sarg, streift mit seiner gefleckten Hand über die grauen Augen und
den rothen Bart, sich besinnend. Er will noch etwas sprechen, ihm ist ja der
Capitän gestorben. „Lüd ji wol all' (ihr wißt alle), dat de Cäpen storven is," er
versteht nicht zu sprechen, mühsam stottert er noch einmal „Lüd ji wol all', dat de
Cäpen storven is, ut hef dat minigle (das meinige) da to thon (dazu gethan) dat
— — dat." Ungeduldig höhnt die Mannschaft „schuw man to — schuw mau to!!"
und als wenn sich die Kiste danach gesehnt Hütte, entgleitet sie den rohen Fäusten
in die blaue Fluru, noch einmal taucht sie in die Hohe,-als das Schiff schon weit
weg, noch einmal in die Höhe und verschwindet.---—^

Die Mannschaft vertheilt sich, die Wache arbeitet an den Tauen, die andern
ruhen: heftigen Schritt's geht der Rothbärtige auf, Halbdeck auf und ab, bis der
Abend wieder naht, die Sonne senkt sich in das Meer, aber der Mond vermag
nicht mehr die plötzliche Finsterniß zu «hellen, scheu jagen schwarze Wollen ein
ihm vorbei, der Steuermann sieht, er ist aus den Passaten heraus, es schenk
Sturm zu werden, in einigen Minuten ist der Mast oben belebt, alle Segel werden
festgemacht, durch die finstere Nacht stöhnt's und ruft's von allen Seiten, ahoi —
ahoi! Das Schiff mit der freien Takelage sieht einem Gerippe ähnlich, die Taue
klappern unruhig an den Masten. Der heulende Sturm treibt das Meer hoch
Wogen, und als wenn sie den ängstlich hoch oben am Mast hin und her knattern¬
den Wimpel bekämpfen wollten, ergießen sie sich durch Milliarden von leuchtenden
Pünktchen erhellt über die Schiffswand in's schiff. Hin und hergcschleudert ächz»
das Schiff unter der furchtbaren Sturmcsgewalt. Der Rothbärtige klammert sich a"
das Geländer des Fensters — jetzt blendet ihn nichts mehr. — Das Vieh, aus den
Ställen entlaufen, wird brüllend von dem Wasser aus Deck hin und her gespült-
Nun klammert sich die Mannschaft aneinander, sie wollen sich helfen und rathe»,-"
aber keiner versteht den andern ein Wort t—
O. L. , wo solch ein Sturm heul Schuw
man Schuw man to!! — das war ne böse Nacht. —




Verantwortlicher Redacteur: 1)r. Moritz Busch.
Verlag von F. L, Hering. — Druck von C. E, Elbert in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0290" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112260"/>
          <p xml:id="ID_961" prev="#ID_960"> ziehen sich die Leute zurück, keiner mag mit Todten zu thun haben.sie würfeln sich<lb/>
aus, und getroffen vom Loos ziehen drei nach achter ab. Während sie die Leiche aus<lb/>
der Coje nehmen und waschen, seine guten Hosen, sein gutes Hemd ihm anziehen<lb/>
auch den Strohhut nicht vergessen, die Füße mir weißen Strümpfen und Schuhen<lb/>
'mit blanken Schnallen bekleiden, macht de Timmermann die Kiste. Die Bretter<lb/>
hatte er sich schon zurecht gelegt, ja geschnitten schon dazu &#x201E;Dat's min höhter<lb/>
(sechster) all" erzählt er dem alten Jeanmat (Matrose), der ihm hilft.j-j,Un min keiner"<lb/>
^zehnter) sagt der wieder. Ganz vorn ist die Kvhlenklappe geöffnet, ein Eimer<lb/>
nach dem andern wird herausgehoben, auch ,alte Kugeln und eiserne Bolzen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_962"> Es ist endlich Alles bereit, man schafft nach achter auf einen Platz Capirän,<lb/>
Kiste, Kugeln und Kohlen. Die Kiste wird mit schweren Steinkohlen gefüllt, die<lb/>
Kugeln dazu gethan, ein weißes Segel darüber gedeckt und, die Leiche hineingebracht,<lb/>
man paßt den Deckel darauf und mit gewaltigen Schlägen hämmert schweißtriefend<lb/>
der Timmermann die handlangen Nägel hinein. &#x2014; Die Schiffsluke in der Schiffs¬<lb/>
wand wird geöffnet, ein Brett, mit Theer und Seife bestrichen, daran gelegt. Mit<lb/>
zunehmender Gluth naht mittlerweile der Mittag, auf dem endlos blauen Ocean<lb/>
nichts von der lebenden Welt, als unser Schiff, der Wind schon tagelang derselbe,<lb/>
glühender Südost, an dem Himmel &#x2014; der tief blau und wie im Zenith so blau,<lb/>
so blau am Horizont sich in die bläulich wogende, von den gewaltigen Strahlen<lb/>
nur zuweilen weißlich schimmernde Fluth taucht, steht die Sonne senkrecht. Ver¬<lb/>
sammelt harrt die Mannschaft an der Luke, durch die man den Wasserfasanen pfeil¬<lb/>
geschwind vorbeisprudeln sieht. Der Sarg steht auf dem platten Brett, lose ge¬<lb/>
halten von den lheerigen Fäusten der Jeanmats^ Der Stürmann, drängt sich hin¬<lb/>
durch an den Sarg, streift mit seiner gefleckten Hand über die grauen Augen und<lb/>
den rothen Bart, sich besinnend. Er will noch etwas sprechen, ihm ist ja der<lb/>
Capitän gestorben. &#x201E;Lüd ji wol all' (ihr wißt alle), dat de Cäpen storven is," er<lb/>
versteht nicht zu sprechen, mühsam stottert er noch einmal &#x201E;Lüd ji wol all', dat de<lb/>
Cäpen storven is, ut hef dat minigle (das meinige) da to thon (dazu gethan) dat<lb/>
&#x2014; &#x2014; dat." Ungeduldig höhnt die Mannschaft &#x201E;schuw man to &#x2014; schuw mau to!!"<lb/>
und als wenn sich die Kiste danach gesehnt Hütte, entgleitet sie den rohen Fäusten<lb/>
in die blaue Fluru, noch einmal taucht sie in die Hohe,-als das Schiff schon weit<lb/>
weg, noch einmal in die Höhe und verschwindet.---&#x2014;^</p><lb/>
          <p xml:id="ID_963"> Die Mannschaft vertheilt sich, die Wache arbeitet an den Tauen, die andern<lb/>
ruhen: heftigen Schritt's geht der Rothbärtige auf, Halbdeck auf und ab, bis der<lb/>
Abend wieder naht, die Sonne senkt sich in das Meer, aber der Mond vermag<lb/>
nicht mehr die plötzliche Finsterniß zu «hellen, scheu jagen schwarze Wollen ein<lb/>
ihm vorbei, der Steuermann sieht, er ist aus den Passaten heraus, es schenk<lb/>
Sturm zu werden, in einigen Minuten ist der Mast oben belebt, alle Segel werden<lb/>
festgemacht, durch die finstere Nacht stöhnt's und ruft's von allen Seiten, ahoi &#x2014;<lb/>
ahoi! Das Schiff mit der freien Takelage sieht einem Gerippe ähnlich, die Taue<lb/>
klappern unruhig an den Masten. Der heulende Sturm treibt das Meer hoch<lb/>
Wogen, und als wenn sie den ängstlich hoch oben am Mast hin und her knattern¬<lb/>
den Wimpel bekämpfen wollten, ergießen sie sich durch Milliarden von leuchtenden<lb/>
Pünktchen erhellt über die Schiffswand in's schiff. Hin und hergcschleudert ächz»<lb/>
das Schiff unter der furchtbaren Sturmcsgewalt. Der Rothbärtige klammert sich a"<lb/>
das Geländer des Fensters &#x2014; jetzt blendet ihn nichts mehr. &#x2014; Das Vieh, aus den<lb/>
Ställen entlaufen, wird brüllend von dem Wasser aus Deck hin und her gespült-<lb/>
Nun klammert sich die Mannschaft aneinander, sie wollen sich helfen und rathe»,-"<lb/>
aber keiner versteht den andern ein Wort<note type="byline"> t&#x2014;<lb/>
O. L.</note> , wo solch ein Sturm heul Schuw<lb/>
man Schuw man to!! &#x2014; das war ne böse Nacht. &#x2014; </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: 1)r. Moritz Busch.<lb/>
Verlag von F. L, Hering. &#x2014; Druck von C. E, Elbert in Leipzig.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0290] ziehen sich die Leute zurück, keiner mag mit Todten zu thun haben.sie würfeln sich aus, und getroffen vom Loos ziehen drei nach achter ab. Während sie die Leiche aus der Coje nehmen und waschen, seine guten Hosen, sein gutes Hemd ihm anziehen auch den Strohhut nicht vergessen, die Füße mir weißen Strümpfen und Schuhen 'mit blanken Schnallen bekleiden, macht de Timmermann die Kiste. Die Bretter hatte er sich schon zurecht gelegt, ja geschnitten schon dazu „Dat's min höhter (sechster) all" erzählt er dem alten Jeanmat (Matrose), der ihm hilft.j-j,Un min keiner" ^zehnter) sagt der wieder. Ganz vorn ist die Kvhlenklappe geöffnet, ein Eimer nach dem andern wird herausgehoben, auch ,alte Kugeln und eiserne Bolzen. Es ist endlich Alles bereit, man schafft nach achter auf einen Platz Capirän, Kiste, Kugeln und Kohlen. Die Kiste wird mit schweren Steinkohlen gefüllt, die Kugeln dazu gethan, ein weißes Segel darüber gedeckt und, die Leiche hineingebracht, man paßt den Deckel darauf und mit gewaltigen Schlägen hämmert schweißtriefend der Timmermann die handlangen Nägel hinein. — Die Schiffsluke in der Schiffs¬ wand wird geöffnet, ein Brett, mit Theer und Seife bestrichen, daran gelegt. Mit zunehmender Gluth naht mittlerweile der Mittag, auf dem endlos blauen Ocean nichts von der lebenden Welt, als unser Schiff, der Wind schon tagelang derselbe, glühender Südost, an dem Himmel — der tief blau und wie im Zenith so blau, so blau am Horizont sich in die bläulich wogende, von den gewaltigen Strahlen nur zuweilen weißlich schimmernde Fluth taucht, steht die Sonne senkrecht. Ver¬ sammelt harrt die Mannschaft an der Luke, durch die man den Wasserfasanen pfeil¬ geschwind vorbeisprudeln sieht. Der Sarg steht auf dem platten Brett, lose ge¬ halten von den lheerigen Fäusten der Jeanmats^ Der Stürmann, drängt sich hin¬ durch an den Sarg, streift mit seiner gefleckten Hand über die grauen Augen und den rothen Bart, sich besinnend. Er will noch etwas sprechen, ihm ist ja der Capitän gestorben. „Lüd ji wol all' (ihr wißt alle), dat de Cäpen storven is," er versteht nicht zu sprechen, mühsam stottert er noch einmal „Lüd ji wol all', dat de Cäpen storven is, ut hef dat minigle (das meinige) da to thon (dazu gethan) dat — — dat." Ungeduldig höhnt die Mannschaft „schuw man to — schuw mau to!!" und als wenn sich die Kiste danach gesehnt Hütte, entgleitet sie den rohen Fäusten in die blaue Fluru, noch einmal taucht sie in die Hohe,-als das Schiff schon weit weg, noch einmal in die Höhe und verschwindet.---—^ Die Mannschaft vertheilt sich, die Wache arbeitet an den Tauen, die andern ruhen: heftigen Schritt's geht der Rothbärtige auf, Halbdeck auf und ab, bis der Abend wieder naht, die Sonne senkt sich in das Meer, aber der Mond vermag nicht mehr die plötzliche Finsterniß zu «hellen, scheu jagen schwarze Wollen ein ihm vorbei, der Steuermann sieht, er ist aus den Passaten heraus, es schenk Sturm zu werden, in einigen Minuten ist der Mast oben belebt, alle Segel werden festgemacht, durch die finstere Nacht stöhnt's und ruft's von allen Seiten, ahoi — ahoi! Das Schiff mit der freien Takelage sieht einem Gerippe ähnlich, die Taue klappern unruhig an den Masten. Der heulende Sturm treibt das Meer hoch Wogen, und als wenn sie den ängstlich hoch oben am Mast hin und her knattern¬ den Wimpel bekämpfen wollten, ergießen sie sich durch Milliarden von leuchtenden Pünktchen erhellt über die Schiffswand in's schiff. Hin und hergcschleudert ächz» das Schiff unter der furchtbaren Sturmcsgewalt. Der Rothbärtige klammert sich a" das Geländer des Fensters — jetzt blendet ihn nichts mehr. — Das Vieh, aus den Ställen entlaufen, wird brüllend von dem Wasser aus Deck hin und her gespült- Nun klammert sich die Mannschaft aneinander, sie wollen sich helfen und rathe»,-" aber keiner versteht den andern ein Wort t— O. L. , wo solch ein Sturm heul Schuw man Schuw man to!! — das war ne böse Nacht. — Verantwortlicher Redacteur: 1)r. Moritz Busch. Verlag von F. L, Hering. — Druck von C. E, Elbert in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/290
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/290>, abgerufen am 22.12.2024.