Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wird in der Regel mit einem kleinen Ball ausgefüllt, der, wenn die Luft
in den Zimmern zu schwül ist, den Rasenplatz vor dem Hause belebt. Es
gewährt einen allerliebsten Anblick, eine solche Gesellschaft im Mondschein sich
tummeln zu sehen. Fröhliches Lachen begleitet die Bewegungen des Tanzes,
aus der Ferne mischt der Wipporwill seinen Ruf in die Klänge der Musik.
Magnolien und Robinien duften. Große Leuchtwürmer schwärmen, als wollten
sie den Tanz nachahmen, in blitzenden Kreisen (sie leuchten hier nicht stetig,
sondern intermittirend) um die Büsche und von den Hütten der Neger her schal¬
len lustige Lieder und das tapfer gefiedelte Banjo. Sie thun's ihrer Herr¬
schaft nach besten Kräften nach, lachen und hüpfen, rollen die Augen, flet¬
schen die Elfenbeinzähne, schlenkern beim Tanz die langen Arme und die
wunderlich geformten Beine auf das Ergötzlichste, besingen die Genüsse der
Coonjagd und die Freuden des Hoecake in allerlei Schnadcchüpferln und amü-
siren sich überhaupt so gut, als es die Umstände zulassen.

Der Neger ist hier, wo die Haussklaverci bei Weitem vorherrscht und die
Arbeit nicht so drückend ist, als in den Baumwollen- und Reisstaatcn, nicht
übel gestellt. Oft verlangt der Herr von ihm nur einen Theil seiner Zeit und
bezahlt ihm. was er mehr thut, sodaß Einzelne sich ganz artige Summen ver¬
dienen. Die Beköstigung ist reichlich, und daß er Sache ist. nicht Mensch,
drückt den Schwarzen wo> nur dann, wenn er verkauft wird. Selbstverständ¬
lich soll damit die Sklaverei nicht entschuldigt werden. Sie bleibt ein Unrecht
gegen die Menschheit, ein Unglück selbst für diejenigen Neger, die sich in ihr nicht
unglücklich fühlen, vor Allem aber ein Schaden für die Weißen, in deren Ge¬
bieten sie herrscht, und ein Hemmschuh für die Entwickelung Virginiens, welches
ohne sie noch jetzt sein würde, was es einst war: der edelste, reichste und mäch¬
tigste unter den Staaten der Union.




wird in der Regel mit einem kleinen Ball ausgefüllt, der, wenn die Luft
in den Zimmern zu schwül ist, den Rasenplatz vor dem Hause belebt. Es
gewährt einen allerliebsten Anblick, eine solche Gesellschaft im Mondschein sich
tummeln zu sehen. Fröhliches Lachen begleitet die Bewegungen des Tanzes,
aus der Ferne mischt der Wipporwill seinen Ruf in die Klänge der Musik.
Magnolien und Robinien duften. Große Leuchtwürmer schwärmen, als wollten
sie den Tanz nachahmen, in blitzenden Kreisen (sie leuchten hier nicht stetig,
sondern intermittirend) um die Büsche und von den Hütten der Neger her schal¬
len lustige Lieder und das tapfer gefiedelte Banjo. Sie thun's ihrer Herr¬
schaft nach besten Kräften nach, lachen und hüpfen, rollen die Augen, flet¬
schen die Elfenbeinzähne, schlenkern beim Tanz die langen Arme und die
wunderlich geformten Beine auf das Ergötzlichste, besingen die Genüsse der
Coonjagd und die Freuden des Hoecake in allerlei Schnadcchüpferln und amü-
siren sich überhaupt so gut, als es die Umstände zulassen.

Der Neger ist hier, wo die Haussklaverci bei Weitem vorherrscht und die
Arbeit nicht so drückend ist, als in den Baumwollen- und Reisstaatcn, nicht
übel gestellt. Oft verlangt der Herr von ihm nur einen Theil seiner Zeit und
bezahlt ihm. was er mehr thut, sodaß Einzelne sich ganz artige Summen ver¬
dienen. Die Beköstigung ist reichlich, und daß er Sache ist. nicht Mensch,
drückt den Schwarzen wo> nur dann, wenn er verkauft wird. Selbstverständ¬
lich soll damit die Sklaverei nicht entschuldigt werden. Sie bleibt ein Unrecht
gegen die Menschheit, ein Unglück selbst für diejenigen Neger, die sich in ihr nicht
unglücklich fühlen, vor Allem aber ein Schaden für die Weißen, in deren Ge¬
bieten sie herrscht, und ein Hemmschuh für die Entwickelung Virginiens, welches
ohne sie noch jetzt sein würde, was es einst war: der edelste, reichste und mäch¬
tigste unter den Staaten der Union.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0517" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111949"/>
            <p xml:id="ID_2018" prev="#ID_2017"> wird in der Regel mit einem kleinen Ball ausgefüllt, der, wenn die Luft<lb/>
in den Zimmern zu schwül ist, den Rasenplatz vor dem Hause belebt. Es<lb/>
gewährt einen allerliebsten Anblick, eine solche Gesellschaft im Mondschein sich<lb/>
tummeln zu sehen. Fröhliches Lachen begleitet die Bewegungen des Tanzes,<lb/>
aus der Ferne mischt der Wipporwill seinen Ruf in die Klänge der Musik.<lb/>
Magnolien und Robinien duften. Große Leuchtwürmer schwärmen, als wollten<lb/>
sie den Tanz nachahmen, in blitzenden Kreisen (sie leuchten hier nicht stetig,<lb/>
sondern intermittirend) um die Büsche und von den Hütten der Neger her schal¬<lb/>
len lustige Lieder und das tapfer gefiedelte Banjo. Sie thun's ihrer Herr¬<lb/>
schaft nach besten Kräften nach, lachen und hüpfen, rollen die Augen, flet¬<lb/>
schen die Elfenbeinzähne, schlenkern beim Tanz die langen Arme und die<lb/>
wunderlich geformten Beine auf das Ergötzlichste, besingen die Genüsse der<lb/>
Coonjagd und die Freuden des Hoecake in allerlei Schnadcchüpferln und amü-<lb/>
siren sich überhaupt so gut, als es die Umstände zulassen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2019"> Der Neger ist hier, wo die Haussklaverci bei Weitem vorherrscht und die<lb/>
Arbeit nicht so drückend ist, als in den Baumwollen- und Reisstaatcn, nicht<lb/>
übel gestellt. Oft verlangt der Herr von ihm nur einen Theil seiner Zeit und<lb/>
bezahlt ihm. was er mehr thut, sodaß Einzelne sich ganz artige Summen ver¬<lb/>
dienen. Die Beköstigung ist reichlich, und daß er Sache ist. nicht Mensch,<lb/>
drückt den Schwarzen wo&gt; nur dann, wenn er verkauft wird. Selbstverständ¬<lb/>
lich soll damit die Sklaverei nicht entschuldigt werden. Sie bleibt ein Unrecht<lb/>
gegen die Menschheit, ein Unglück selbst für diejenigen Neger, die sich in ihr nicht<lb/>
unglücklich fühlen, vor Allem aber ein Schaden für die Weißen, in deren Ge¬<lb/>
bieten sie herrscht, und ein Hemmschuh für die Entwickelung Virginiens, welches<lb/>
ohne sie noch jetzt sein würde, was es einst war: der edelste, reichste und mäch¬<lb/>
tigste unter den Staaten der Union.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0517] wird in der Regel mit einem kleinen Ball ausgefüllt, der, wenn die Luft in den Zimmern zu schwül ist, den Rasenplatz vor dem Hause belebt. Es gewährt einen allerliebsten Anblick, eine solche Gesellschaft im Mondschein sich tummeln zu sehen. Fröhliches Lachen begleitet die Bewegungen des Tanzes, aus der Ferne mischt der Wipporwill seinen Ruf in die Klänge der Musik. Magnolien und Robinien duften. Große Leuchtwürmer schwärmen, als wollten sie den Tanz nachahmen, in blitzenden Kreisen (sie leuchten hier nicht stetig, sondern intermittirend) um die Büsche und von den Hütten der Neger her schal¬ len lustige Lieder und das tapfer gefiedelte Banjo. Sie thun's ihrer Herr¬ schaft nach besten Kräften nach, lachen und hüpfen, rollen die Augen, flet¬ schen die Elfenbeinzähne, schlenkern beim Tanz die langen Arme und die wunderlich geformten Beine auf das Ergötzlichste, besingen die Genüsse der Coonjagd und die Freuden des Hoecake in allerlei Schnadcchüpferln und amü- siren sich überhaupt so gut, als es die Umstände zulassen. Der Neger ist hier, wo die Haussklaverci bei Weitem vorherrscht und die Arbeit nicht so drückend ist, als in den Baumwollen- und Reisstaatcn, nicht übel gestellt. Oft verlangt der Herr von ihm nur einen Theil seiner Zeit und bezahlt ihm. was er mehr thut, sodaß Einzelne sich ganz artige Summen ver¬ dienen. Die Beköstigung ist reichlich, und daß er Sache ist. nicht Mensch, drückt den Schwarzen wo> nur dann, wenn er verkauft wird. Selbstverständ¬ lich soll damit die Sklaverei nicht entschuldigt werden. Sie bleibt ein Unrecht gegen die Menschheit, ein Unglück selbst für diejenigen Neger, die sich in ihr nicht unglücklich fühlen, vor Allem aber ein Schaden für die Weißen, in deren Ge¬ bieten sie herrscht, und ein Hemmschuh für die Entwickelung Virginiens, welches ohne sie noch jetzt sein würde, was es einst war: der edelste, reichste und mäch¬ tigste unter den Staaten der Union.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/517
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/517>, abgerufen am 24.08.2024.