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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Landes ist bergig, aber reich an Thälern, die sich zum Anbau eignen, Westvirgi-
nien ebenfalls bergig, namentlich im Osten, aber noch reicher an schönen und
zur Niederlassung einladenden Senkungen als die Mitte.

Der Staat besitzt im Schooß seiner Berge einen unerschöpflichen Schatz
von Kohlen, viel Eisen, etwas Kupfer und Blei und vortreffliches Baumate¬
rial. Salz wird in großen Massen gewonnen, und die Zahl der vorhandenen
Mineralquellen ist Legion. Die üppigen Wiesengründe im Westen eignen sich
zum Betrieb der Schafzucht, in den Waldungen, mit denen noch ein bedeu¬
tender Theil des Staates bedeckt ist, begegnet man außer den Bäumen unsrer
Forsten auch denen des tieferen Südens, der Platane, der Magnolie, dem
Tulpenbaum und der Kastanie. Mancherlei Wild belebt die Waldregionen
des Gebirges, auch an Fischen ist kein Mangel. Das Klima ist, je nach der
Lage, verschieden. Im Osten während der Sommermonate heiß und un¬
gesund, im Winter mild, ist es im Gebirg wie in allen hochgelegnen Gegen¬
den in der einen Hülste des Jahres ziemlich streng, in der andern mäßig
warm. Der Westen kennt nur mäßig kalte Winter, es fällt hier wenig Schnee,
und derselbe bleibt selten lange liegen. Der Boden ist mit Ausnahme der
Berge, die etwa ein Zwölftel des Landes einnehmen, und der sandigen Striche
im östlichen Theil sowol im Osten wie im Westen sehr fruchtbar, in manchen
Counties aber durch den fortgesetzten Tabaksbau ausgesogen und darum von
geringem, oft von gar keinem Werth. Einen nicht unbeträchtlichen Theil der
südlichen Grenzgrafschaften nimmt der Dismal-Swamp, ein großer Sumpf,
ein. Die Hauptflüsse sind außer dem Potomac, der die Grenze gegen Mcuy-
land bildet, und dem Ohio, der den Staat von Ohio trennt, der James-
river, in den sich der Appomatox ergießt, der in den Potomac, mündende
Shenandoah, der Rappahannock und der Aork, die beide weit hinauf für See¬
schiffe mittler Größe befahrbar sind, der Roanoke und der Kanawha sowie
der Monvngahela.

Haupterwerbszweig der Virginier ist die Landwirthschaft. Die Ausfuhr.
welche vorzüglich in Tabak und Weizenmehl besteht, betrug in den letzten zehn
Jahren durchschnittlich etwa drei Millionen, die Einfuhr etwa 550,000 Dollars.
Jene ist im Vergleich mit früheren Perioden merklich gesunken, diese etwas
gestiegen. Das auffallende Uebergewicht der Ausfuhr über die Einfuhr zeigt,
daß Virginien für den auswärtigen Handel keinen großen Markt hat und
die Retouren für die von hier ausgeführten Erzeugnisse meist über andere
amerikanische Seehäfen gehen, und so ist auch die Rhederei des Staates ver-
hältnißmäßig von wenig Bedeutung. Auch die Industrie will, verglichen mit
der von Pennsylvanien, Neuyork und den Neuenglandstaaten, nicht viel sagen.
Von einiger Wichtigkeit sind nur die Eisenmanusacturen, die jährlich im Durch¬
schnitt ungefähr für 2V. Millionen Dollars Roh-, Guß. und Schmiedeeisen pro-


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Landes ist bergig, aber reich an Thälern, die sich zum Anbau eignen, Westvirgi-
nien ebenfalls bergig, namentlich im Osten, aber noch reicher an schönen und
zur Niederlassung einladenden Senkungen als die Mitte.

Der Staat besitzt im Schooß seiner Berge einen unerschöpflichen Schatz
von Kohlen, viel Eisen, etwas Kupfer und Blei und vortreffliches Baumate¬
rial. Salz wird in großen Massen gewonnen, und die Zahl der vorhandenen
Mineralquellen ist Legion. Die üppigen Wiesengründe im Westen eignen sich
zum Betrieb der Schafzucht, in den Waldungen, mit denen noch ein bedeu¬
tender Theil des Staates bedeckt ist, begegnet man außer den Bäumen unsrer
Forsten auch denen des tieferen Südens, der Platane, der Magnolie, dem
Tulpenbaum und der Kastanie. Mancherlei Wild belebt die Waldregionen
des Gebirges, auch an Fischen ist kein Mangel. Das Klima ist, je nach der
Lage, verschieden. Im Osten während der Sommermonate heiß und un¬
gesund, im Winter mild, ist es im Gebirg wie in allen hochgelegnen Gegen¬
den in der einen Hülste des Jahres ziemlich streng, in der andern mäßig
warm. Der Westen kennt nur mäßig kalte Winter, es fällt hier wenig Schnee,
und derselbe bleibt selten lange liegen. Der Boden ist mit Ausnahme der
Berge, die etwa ein Zwölftel des Landes einnehmen, und der sandigen Striche
im östlichen Theil sowol im Osten wie im Westen sehr fruchtbar, in manchen
Counties aber durch den fortgesetzten Tabaksbau ausgesogen und darum von
geringem, oft von gar keinem Werth. Einen nicht unbeträchtlichen Theil der
südlichen Grenzgrafschaften nimmt der Dismal-Swamp, ein großer Sumpf,
ein. Die Hauptflüsse sind außer dem Potomac, der die Grenze gegen Mcuy-
land bildet, und dem Ohio, der den Staat von Ohio trennt, der James-
river, in den sich der Appomatox ergießt, der in den Potomac, mündende
Shenandoah, der Rappahannock und der Aork, die beide weit hinauf für See¬
schiffe mittler Größe befahrbar sind, der Roanoke und der Kanawha sowie
der Monvngahela.

Haupterwerbszweig der Virginier ist die Landwirthschaft. Die Ausfuhr.
welche vorzüglich in Tabak und Weizenmehl besteht, betrug in den letzten zehn
Jahren durchschnittlich etwa drei Millionen, die Einfuhr etwa 550,000 Dollars.
Jene ist im Vergleich mit früheren Perioden merklich gesunken, diese etwas
gestiegen. Das auffallende Uebergewicht der Ausfuhr über die Einfuhr zeigt,
daß Virginien für den auswärtigen Handel keinen großen Markt hat und
die Retouren für die von hier ausgeführten Erzeugnisse meist über andere
amerikanische Seehäfen gehen, und so ist auch die Rhederei des Staates ver-
hältnißmäßig von wenig Bedeutung. Auch die Industrie will, verglichen mit
der von Pennsylvanien, Neuyork und den Neuenglandstaaten, nicht viel sagen.
Von einiger Wichtigkeit sind nur die Eisenmanusacturen, die jährlich im Durch¬
schnitt ungefähr für 2V. Millionen Dollars Roh-, Guß. und Schmiedeeisen pro-


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[0469] Landes ist bergig, aber reich an Thälern, die sich zum Anbau eignen, Westvirgi- nien ebenfalls bergig, namentlich im Osten, aber noch reicher an schönen und zur Niederlassung einladenden Senkungen als die Mitte. Der Staat besitzt im Schooß seiner Berge einen unerschöpflichen Schatz von Kohlen, viel Eisen, etwas Kupfer und Blei und vortreffliches Baumate¬ rial. Salz wird in großen Massen gewonnen, und die Zahl der vorhandenen Mineralquellen ist Legion. Die üppigen Wiesengründe im Westen eignen sich zum Betrieb der Schafzucht, in den Waldungen, mit denen noch ein bedeu¬ tender Theil des Staates bedeckt ist, begegnet man außer den Bäumen unsrer Forsten auch denen des tieferen Südens, der Platane, der Magnolie, dem Tulpenbaum und der Kastanie. Mancherlei Wild belebt die Waldregionen des Gebirges, auch an Fischen ist kein Mangel. Das Klima ist, je nach der Lage, verschieden. Im Osten während der Sommermonate heiß und un¬ gesund, im Winter mild, ist es im Gebirg wie in allen hochgelegnen Gegen¬ den in der einen Hülste des Jahres ziemlich streng, in der andern mäßig warm. Der Westen kennt nur mäßig kalte Winter, es fällt hier wenig Schnee, und derselbe bleibt selten lange liegen. Der Boden ist mit Ausnahme der Berge, die etwa ein Zwölftel des Landes einnehmen, und der sandigen Striche im östlichen Theil sowol im Osten wie im Westen sehr fruchtbar, in manchen Counties aber durch den fortgesetzten Tabaksbau ausgesogen und darum von geringem, oft von gar keinem Werth. Einen nicht unbeträchtlichen Theil der südlichen Grenzgrafschaften nimmt der Dismal-Swamp, ein großer Sumpf, ein. Die Hauptflüsse sind außer dem Potomac, der die Grenze gegen Mcuy- land bildet, und dem Ohio, der den Staat von Ohio trennt, der James- river, in den sich der Appomatox ergießt, der in den Potomac, mündende Shenandoah, der Rappahannock und der Aork, die beide weit hinauf für See¬ schiffe mittler Größe befahrbar sind, der Roanoke und der Kanawha sowie der Monvngahela. Haupterwerbszweig der Virginier ist die Landwirthschaft. Die Ausfuhr. welche vorzüglich in Tabak und Weizenmehl besteht, betrug in den letzten zehn Jahren durchschnittlich etwa drei Millionen, die Einfuhr etwa 550,000 Dollars. Jene ist im Vergleich mit früheren Perioden merklich gesunken, diese etwas gestiegen. Das auffallende Uebergewicht der Ausfuhr über die Einfuhr zeigt, daß Virginien für den auswärtigen Handel keinen großen Markt hat und die Retouren für die von hier ausgeführten Erzeugnisse meist über andere amerikanische Seehäfen gehen, und so ist auch die Rhederei des Staates ver- hältnißmäßig von wenig Bedeutung. Auch die Industrie will, verglichen mit der von Pennsylvanien, Neuyork und den Neuenglandstaaten, nicht viel sagen. Von einiger Wichtigkeit sind nur die Eisenmanusacturen, die jährlich im Durch¬ schnitt ungefähr für 2V. Millionen Dollars Roh-, Guß. und Schmiedeeisen pro- 58*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/469>, abgerufen am 25.08.2024.