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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Weise für diesen Zweck bewilligt worden ist, so würde eine wesentliche Ver¬
besserung des Zustandes der Flotte für die Zukunft erwartet werden können.
Doch muß hervorgehoben werden, daß, so lange eine solche Summe nicht fest¬
steht, vielmehr Gegenstand einer außerordentlichen Bewilligung sein und folg¬
lich als ungewiß angesehen werden muß. kein fester Plan für den Betrieb der
Werste und die Entwicklung der Flotte gelegt werden kann.

Bevor inzwischen darüber verhandelt wird, welche Geldbewilligungen zum
Bau und zur Unterhaltung der Flotte gefordert werden müssen, wird es noth-' .
wendig, zu untersuchen, ob man den schon jetzt vom Staate zugestandenen
Mitteln nicht eine zweckmüßigere Anwendung geben kann, ob nicht Ersparun¬
gen innerhalb des jetzt befolgten Systems eintreten können, oder ob es nicht
als nothwendig angesehen werden muß, das System zu verändern und even¬
tuell, wie das zu geschehen hat.

Es ist eine allgemein verbreitete Meinung, daß auf den Marinewerften
zu theuer gearbeitet wird, und vieles spricht sür die Richtigkeit dieser sowol
im Reichsrathe als in der öffentlichen Presse ausgesprochenen Meinung, die
auch von vielen competenten Beurtheilern getheilt wird. Als Umstände, die
in dieser Hinsicht in Betracht kommen, können erwähnt werden: die Zer¬
splitterung der Marincwerfte auf dem alten und neuen Holm, die zu weit
getriebene Reparatur älterer Schiffe, und der Mangel mechanischer Mittel zur
Ersparung von Arbeitern und Pferdekraft; diesen Mängeln wird aber jetzt
nach und nach abgeholfen werden. Dagegen ist die Aufmerksamkeit besonders
auf die Organisation der Arbeitskraft zu richten, und der Manneminister muß
es als seine Ueberzeugung aussprechen, daß hierin eine Veränderung eintreten
muß. Er ist der Meinung, daß die Marine bestrebt sein müsse, einen Theil
der großen Arbeitskraft und alles dessen, was damit in Verbindung steht,
z. B. die Neubuden, die Knaben- und Mädchenschulen, die Naturalverpflegung
?c. abzuschaffen und daß man für diejenige Arbeitskraft, die als feste Mann¬
schaft beibehalten wird, die Capitulationszeit auf ein Jahr herabsetzen, und
daß man übrigens Privatarbeit so viel als möglich und Accordarbeit wo
man nur kann benutzen müsse. Endlich nimmt er an, daß die drei Corps,
die Artillerie-, Matrosen- und Werfts-Corps. nur ihre festen Cadres haben
und übrigens durch einberufene, dienstpflichtige Mannschaft zur erforderlichen
Stärke recrutirt werden müssen.

Es ist ferner im Reichsrath sowol als öffentlich in der Presse ausge¬
sprochen worden, daß die Versorgung der Werste mit Bauholz und anderen
Materialien nicht so beschaffen ist, wie sie es sein sollte, daß nicht das beste
Holz angeschafft und das angeschaffte nicht gehörig sortirt wird ze. Wie un¬
begründet diese Meinung auch sein mag, so muß doch Alles, was die Arbei¬
ten der Werste betrifft, und nicht minder die Frage, in welchem Verhältniß


Weise für diesen Zweck bewilligt worden ist, so würde eine wesentliche Ver¬
besserung des Zustandes der Flotte für die Zukunft erwartet werden können.
Doch muß hervorgehoben werden, daß, so lange eine solche Summe nicht fest¬
steht, vielmehr Gegenstand einer außerordentlichen Bewilligung sein und folg¬
lich als ungewiß angesehen werden muß. kein fester Plan für den Betrieb der
Werste und die Entwicklung der Flotte gelegt werden kann.

Bevor inzwischen darüber verhandelt wird, welche Geldbewilligungen zum
Bau und zur Unterhaltung der Flotte gefordert werden müssen, wird es noth-' .
wendig, zu untersuchen, ob man den schon jetzt vom Staate zugestandenen
Mitteln nicht eine zweckmüßigere Anwendung geben kann, ob nicht Ersparun¬
gen innerhalb des jetzt befolgten Systems eintreten können, oder ob es nicht
als nothwendig angesehen werden muß, das System zu verändern und even¬
tuell, wie das zu geschehen hat.

Es ist eine allgemein verbreitete Meinung, daß auf den Marinewerften
zu theuer gearbeitet wird, und vieles spricht sür die Richtigkeit dieser sowol
im Reichsrathe als in der öffentlichen Presse ausgesprochenen Meinung, die
auch von vielen competenten Beurtheilern getheilt wird. Als Umstände, die
in dieser Hinsicht in Betracht kommen, können erwähnt werden: die Zer¬
splitterung der Marincwerfte auf dem alten und neuen Holm, die zu weit
getriebene Reparatur älterer Schiffe, und der Mangel mechanischer Mittel zur
Ersparung von Arbeitern und Pferdekraft; diesen Mängeln wird aber jetzt
nach und nach abgeholfen werden. Dagegen ist die Aufmerksamkeit besonders
auf die Organisation der Arbeitskraft zu richten, und der Manneminister muß
es als seine Ueberzeugung aussprechen, daß hierin eine Veränderung eintreten
muß. Er ist der Meinung, daß die Marine bestrebt sein müsse, einen Theil
der großen Arbeitskraft und alles dessen, was damit in Verbindung steht,
z. B. die Neubuden, die Knaben- und Mädchenschulen, die Naturalverpflegung
?c. abzuschaffen und daß man für diejenige Arbeitskraft, die als feste Mann¬
schaft beibehalten wird, die Capitulationszeit auf ein Jahr herabsetzen, und
daß man übrigens Privatarbeit so viel als möglich und Accordarbeit wo
man nur kann benutzen müsse. Endlich nimmt er an, daß die drei Corps,
die Artillerie-, Matrosen- und Werfts-Corps. nur ihre festen Cadres haben
und übrigens durch einberufene, dienstpflichtige Mannschaft zur erforderlichen
Stärke recrutirt werden müssen.

Es ist ferner im Reichsrath sowol als öffentlich in der Presse ausge¬
sprochen worden, daß die Versorgung der Werste mit Bauholz und anderen
Materialien nicht so beschaffen ist, wie sie es sein sollte, daß nicht das beste
Holz angeschafft und das angeschaffte nicht gehörig sortirt wird ze. Wie un¬
begründet diese Meinung auch sein mag, so muß doch Alles, was die Arbei¬
ten der Werste betrifft, und nicht minder die Frage, in welchem Verhältniß


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[0417] Weise für diesen Zweck bewilligt worden ist, so würde eine wesentliche Ver¬ besserung des Zustandes der Flotte für die Zukunft erwartet werden können. Doch muß hervorgehoben werden, daß, so lange eine solche Summe nicht fest¬ steht, vielmehr Gegenstand einer außerordentlichen Bewilligung sein und folg¬ lich als ungewiß angesehen werden muß. kein fester Plan für den Betrieb der Werste und die Entwicklung der Flotte gelegt werden kann. Bevor inzwischen darüber verhandelt wird, welche Geldbewilligungen zum Bau und zur Unterhaltung der Flotte gefordert werden müssen, wird es noth-' . wendig, zu untersuchen, ob man den schon jetzt vom Staate zugestandenen Mitteln nicht eine zweckmüßigere Anwendung geben kann, ob nicht Ersparun¬ gen innerhalb des jetzt befolgten Systems eintreten können, oder ob es nicht als nothwendig angesehen werden muß, das System zu verändern und even¬ tuell, wie das zu geschehen hat. Es ist eine allgemein verbreitete Meinung, daß auf den Marinewerften zu theuer gearbeitet wird, und vieles spricht sür die Richtigkeit dieser sowol im Reichsrathe als in der öffentlichen Presse ausgesprochenen Meinung, die auch von vielen competenten Beurtheilern getheilt wird. Als Umstände, die in dieser Hinsicht in Betracht kommen, können erwähnt werden: die Zer¬ splitterung der Marincwerfte auf dem alten und neuen Holm, die zu weit getriebene Reparatur älterer Schiffe, und der Mangel mechanischer Mittel zur Ersparung von Arbeitern und Pferdekraft; diesen Mängeln wird aber jetzt nach und nach abgeholfen werden. Dagegen ist die Aufmerksamkeit besonders auf die Organisation der Arbeitskraft zu richten, und der Manneminister muß es als seine Ueberzeugung aussprechen, daß hierin eine Veränderung eintreten muß. Er ist der Meinung, daß die Marine bestrebt sein müsse, einen Theil der großen Arbeitskraft und alles dessen, was damit in Verbindung steht, z. B. die Neubuden, die Knaben- und Mädchenschulen, die Naturalverpflegung ?c. abzuschaffen und daß man für diejenige Arbeitskraft, die als feste Mann¬ schaft beibehalten wird, die Capitulationszeit auf ein Jahr herabsetzen, und daß man übrigens Privatarbeit so viel als möglich und Accordarbeit wo man nur kann benutzen müsse. Endlich nimmt er an, daß die drei Corps, die Artillerie-, Matrosen- und Werfts-Corps. nur ihre festen Cadres haben und übrigens durch einberufene, dienstpflichtige Mannschaft zur erforderlichen Stärke recrutirt werden müssen. Es ist ferner im Reichsrath sowol als öffentlich in der Presse ausge¬ sprochen worden, daß die Versorgung der Werste mit Bauholz und anderen Materialien nicht so beschaffen ist, wie sie es sein sollte, daß nicht das beste Holz angeschafft und das angeschaffte nicht gehörig sortirt wird ze. Wie un¬ begründet diese Meinung auch sein mag, so muß doch Alles, was die Arbei¬ ten der Werste betrifft, und nicht minder die Frage, in welchem Verhältniß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/417>, abgerufen am 02.10.2024.