Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.andeuten, daß er die Union mit allen Mitteln aufrecht erhalten werde. Der Es ist möglich, daß man sich doch noch'in der elften Stunde vergleicht. Ein solcher Gang der Ereigni.sse wäre, vorausgesetzt, daß gegen den süd- andeuten, daß er die Union mit allen Mitteln aufrecht erhalten werde. Der Es ist möglich, daß man sich doch noch'in der elften Stunde vergleicht. Ein solcher Gang der Ereigni.sse wäre, vorausgesetzt, daß gegen den süd- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0422" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111316"/> <p xml:id="ID_1404" prev="#ID_1403"> andeuten, daß er die Union mit allen Mitteln aufrecht erhalten werde. Der<lb/> vierte März wird zeigen, wie dies zu verstehen, die nächsten Wochen nach der<lb/> Inauguration werden darthun, wie weit ein von Lincoln etwa beabsichtigtes<lb/> energisches Einschreiten gegen den Sonderbund der Baumwollenstaoten von<lb/> den andern Sklavenstaaten gebilligt und vom freien Norden unterstützt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1405"> Es ist möglich, daß man sich doch noch'in der elften Stunde vergleicht.<lb/> Aber größer ist die Wahrscheinlichkett, daß die äußersten Parteien das Feld<lb/> behalten und die Trennung definitiv ausgesprochen wird, welche einen südlichen<lb/> Sklavenhalterbund neben den Rumpf der bisherigen Union stellt, und denkbar<lb/> ist sogar, daß der Norden bei besserer Ueberlegung es bis auf Weiteres in<lb/> seinem Interesse findet, wenn die Scheidung sich vollzieht, und so derselben<lb/> kein Hinderniß bereitet. Im letzteren Fall ist kaum anzunehmen, daß die so¬<lb/> genannten Borderstaaten, d. h. diejenigen Sklavenstaaten, die unmittelbar an<lb/> die freien grenzen, sich der Gefahr aussetzen werden, die ihr Anschluß an den<lb/> projectirten Sonderbund im Gefolge habe» würde. Gewaltmnßregeln Lincolns<lb/> gegen letzteren könnten leicht einen und den andern jener Borderstaaten noch<lb/> zur Opposition gegen die Centralregierung treiben, wogegen, wenn man die<lb/> Baumwollenstaatcn aus der Union entließe und mit den übrigen Sklaven-<lb/> staaten ein Kompromiß einginge, nicht nur nichts Wesentliches verloren, son¬<lb/> dern in mancher Beziehung Bedeutendes gewonnen werden würde. Mit den<lb/> Feuerköpfen Südcarolinas und deren Genossen kann die republikanische Partei<lb/> keinen Vergleich eingehen, ohne ihre Grundsätze und damit ihre Existenz auf¬<lb/> zugeben. Mit den Borderstaaten kann sie aus Bedingungen unterhandeln, die<lb/> für sie weit günstiger sind. Jene verlangen Herrschaft über den Norden,<lb/> diese werden sich schließlich mit Duldung von Seiten des Nordens und billiger<lb/> Rücksichtnahme auf Verhältnisse begnügen, die sich im Handumdrehen nicht ändern<lb/> lassen. Gewährt man diese Duldung, so muß über kurz oder lang das Ge¬<lb/> gentheil von dem eintreten, was sich bei einem sofortigen bewaffneten Zwang<lb/> gegen den neuen Sonderbund ereignen könnte. Wie bei einem solchen leicht<lb/> die Leidenschaft einen der Borderstaaten in das Lager der Secessionisten führen<lb/> und dieses Beispiel andere mit fortreißen kann, so wird eine auf billige Be¬<lb/> dingungen basirte Ncconstituirung der Union, welche die Borderstaaten einschließt,<lb/> auf den südlichen Sonderbund in politischer und wirthschaftlicher Beziehung<lb/> einen solchen Druck ausüben, daß binnen wenigen Jahren nicht dagegen<lb/> auszukommen sein wird. Man wird dann einsehen, daß man einen Fehler<lb/> begangen, sich zu trennen, daß wie die nördlichen Sklavenstaaten auch die<lb/> südlichen unter jenem Kompromiß ihre Interessen verfolgen können, und man<lb/> wird zur Union zurückkehren unter Bedingungen, die das Ueberwiegen der<lb/> Sklavenhalter für immer ausschließen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1406" next="#ID_1407"> Ein solcher Gang der Ereigni.sse wäre, vorausgesetzt, daß gegen den süd-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0422]
andeuten, daß er die Union mit allen Mitteln aufrecht erhalten werde. Der
vierte März wird zeigen, wie dies zu verstehen, die nächsten Wochen nach der
Inauguration werden darthun, wie weit ein von Lincoln etwa beabsichtigtes
energisches Einschreiten gegen den Sonderbund der Baumwollenstaoten von
den andern Sklavenstaaten gebilligt und vom freien Norden unterstützt wird.
Es ist möglich, daß man sich doch noch'in der elften Stunde vergleicht.
Aber größer ist die Wahrscheinlichkett, daß die äußersten Parteien das Feld
behalten und die Trennung definitiv ausgesprochen wird, welche einen südlichen
Sklavenhalterbund neben den Rumpf der bisherigen Union stellt, und denkbar
ist sogar, daß der Norden bei besserer Ueberlegung es bis auf Weiteres in
seinem Interesse findet, wenn die Scheidung sich vollzieht, und so derselben
kein Hinderniß bereitet. Im letzteren Fall ist kaum anzunehmen, daß die so¬
genannten Borderstaaten, d. h. diejenigen Sklavenstaaten, die unmittelbar an
die freien grenzen, sich der Gefahr aussetzen werden, die ihr Anschluß an den
projectirten Sonderbund im Gefolge habe» würde. Gewaltmnßregeln Lincolns
gegen letzteren könnten leicht einen und den andern jener Borderstaaten noch
zur Opposition gegen die Centralregierung treiben, wogegen, wenn man die
Baumwollenstaatcn aus der Union entließe und mit den übrigen Sklaven-
staaten ein Kompromiß einginge, nicht nur nichts Wesentliches verloren, son¬
dern in mancher Beziehung Bedeutendes gewonnen werden würde. Mit den
Feuerköpfen Südcarolinas und deren Genossen kann die republikanische Partei
keinen Vergleich eingehen, ohne ihre Grundsätze und damit ihre Existenz auf¬
zugeben. Mit den Borderstaaten kann sie aus Bedingungen unterhandeln, die
für sie weit günstiger sind. Jene verlangen Herrschaft über den Norden,
diese werden sich schließlich mit Duldung von Seiten des Nordens und billiger
Rücksichtnahme auf Verhältnisse begnügen, die sich im Handumdrehen nicht ändern
lassen. Gewährt man diese Duldung, so muß über kurz oder lang das Ge¬
gentheil von dem eintreten, was sich bei einem sofortigen bewaffneten Zwang
gegen den neuen Sonderbund ereignen könnte. Wie bei einem solchen leicht
die Leidenschaft einen der Borderstaaten in das Lager der Secessionisten führen
und dieses Beispiel andere mit fortreißen kann, so wird eine auf billige Be¬
dingungen basirte Ncconstituirung der Union, welche die Borderstaaten einschließt,
auf den südlichen Sonderbund in politischer und wirthschaftlicher Beziehung
einen solchen Druck ausüben, daß binnen wenigen Jahren nicht dagegen
auszukommen sein wird. Man wird dann einsehen, daß man einen Fehler
begangen, sich zu trennen, daß wie die nördlichen Sklavenstaaten auch die
südlichen unter jenem Kompromiß ihre Interessen verfolgen können, und man
wird zur Union zurückkehren unter Bedingungen, die das Ueberwiegen der
Sklavenhalter für immer ausschließen.
Ein solcher Gang der Ereigni.sse wäre, vorausgesetzt, daß gegen den süd-
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