Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.tretung der erwähnten Ländergruppen könnte die einheitliche Executivgewalt Vor allem sage man offen, ehrlich und wahr, was man gewähren will; Ein unrichtiger Vergleich. In der 15. Plenarsitzung des verstärkten Neichsraths am 21. September ver¬ Vnantwvrtlicher Redacteur: or. M oriK Busch. Verlag von F. L. Herbig -- Druck von C. (5. Elbert in Leipzig. tretung der erwähnten Ländergruppen könnte die einheitliche Executivgewalt Vor allem sage man offen, ehrlich und wahr, was man gewähren will; Ein unrichtiger Vergleich. In der 15. Plenarsitzung des verstärkten Neichsraths am 21. September ver¬ Vnantwvrtlicher Redacteur: or. M oriK Busch. Verlag von F. L. Herbig — Druck von C. (5. Elbert in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0052" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110400"/> <p xml:id="ID_109" prev="#ID_108"> tretung der erwähnten Ländergruppen könnte die einheitliche Executivgewalt<lb/> bilden, für Kriegsfälle wäre Bundeshilfe, .überhaupt der Maßstab des Bei¬<lb/> trags zu gemeinstaatlichen Auslagen durch Vertrag festzustellen.</p><lb/> <p xml:id="ID_110"> Vor allem sage man offen, ehrlich und wahr, was man gewähren will;<lb/> halbe Zusagen, rückhältigc Gedanken, zweideutige Handlungen können das<lb/> Mißtrauen nur noch steigern nicht heben. Beispiele sind gehässig, eins müs¬<lb/> sen wir aber dennoch anführen unsrer Rechtfertigung halber. Es dürfte nicht<lb/> bestritten werden, daß Oestreich bei der Zusammenkunft in Teplitz aufrichtiges<lb/> Eingehn auf deutsche Interessen, zunächst confessionelle Gleichstellung und Ge¬<lb/> währung von Verfassungen nach der deutschen Bundesacte zusicherte. Da hören<lb/> wir nun, daß unser Erzherzog-Statthalter eben nach jenem Tage von Teplitz,<lb/> am Borabend des salzburger Festes, den Auftrag zu einer Denkschrift gegen<lb/> die Ansässigmachung der Protestanten in Tirol gab, um sie dem künftigen<lb/> Landtag vorzulegen. Für das deutsche Tirol gilt also jene Gleichstellung noch<lb/> als eine offne Frage! Wir fürchten sehr, daß die Gewährung politischer Rechte<lb/> in Oestreich noch lange im selben Falle sein wird.</p><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein unrichtiger Vergleich.</head><lb/> <p xml:id="ID_111"> In der 15. Plenarsitzung des verstärkten Neichsraths am 21. September ver¬<lb/> wies der Ministerrcpräsident Graf Rcchberg in Betreff der Valutafrage auf Vor¬<lb/> gänge in England. Das werde man doch — so geben wiener Blätter die Be¬<lb/> merkung des Ministerpräsidenten — weder ein crcditarmcs noch ein politisch unfreies Land<lb/> nennen, und wie hoch hätten sich daselbst die Schwankungen der Valuta von 1792<lb/> bis 1820 belaufen? Ebenso wie damals in England, so seien diese Schwankungen der<lb/> Valuta in Oestreich während der jüngst vergangenen Jahre und im gegenwärtigen<lb/> Augenblicke vornehmlich die Folgen äußerer Verhältnisse, in denen eine Veränderung<lb/> herbeizuführen, außer der Macht der Regierung liege. — Es scheint doch ein kleiner<lb/> Unterschied Beachtung zu verdienen. Die Ursache der Bankrestriction in England<lb/> von 1797 bis 1819 war der ungeheuere Aufwand für den Krieg gegen die Re¬<lb/> publik und gegen das Kaiserreich der Franzosen, wobei die Bank durch ihre Mittel<lb/> die Regierung unterstützte. Diese Mittel wurden dem Handel entzogen, und die<lb/> Anschaffung von Gold zur Einlösung der Noten nahm vollends ihre Kräfte in An¬<lb/> spruch. Da verbot am 27. Februar 1797 (im fünften Kriegsjahr) die Negier¬<lb/> ung der Bank, ihre Noten einzulösen. Am nämlichen Tage gab eine zahlreiche<lb/> Versammlung der angesehn sten Geschäftsleute unter dem Vorsitze des<lb/> Lord Mayor einstimmig die Erklärung: daß sie nach wie vor die Banknoten in<lb/> Zahlung nehmen und geben würden. Am dritten Mai genehmigte das Parlament<lb/> die Maßregel der Negierung, nachdem eine Commission den Stand der Bank ge¬<lb/> prüft und gesund gefunden hatte. Während des Krieges war der tiefste Stand der<lb/> Banknoten 15 Procent unter dem Werthe der Goldbarren.; kurz vor dem Frieden<lb/> 1814 sank er bis 25 Procent. Man stritt damals, ob der Unterschied von dem<lb/> Steigen des Goldes oder von dem Fallen des Papiers herrühre. Im Jahre 1819<lb/> brachte Sir Robert Peel das Gesetz über die Wiederaufnahme der Baarzahlungen,<lb/> welches vom Parlament angenommen und bann auch vollzogen wurde. Während<lb/> der ganzen Periode wirkten Negierung. Parlament und Volk zusammen für die Er¬<lb/> haltung des öffentlichen Credits, trotz des unermeßlichen Aufwandes für Krieg und<lb/> Subsidien. Weit mehr Aehnlichkeit mit der Lage der östreichischen Finanzen scheint die<lb/> englische Wirthschaft von 1688 zu haben, deren Folgen dann Wilhelm von Ora-<lb/> nien übernehmen und überwinden mußte </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Vnantwvrtlicher Redacteur: or. M oriK Busch.<lb/> Verlag von F. L. Herbig — Druck von C. (5. Elbert in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0052]
tretung der erwähnten Ländergruppen könnte die einheitliche Executivgewalt
bilden, für Kriegsfälle wäre Bundeshilfe, .überhaupt der Maßstab des Bei¬
trags zu gemeinstaatlichen Auslagen durch Vertrag festzustellen.
Vor allem sage man offen, ehrlich und wahr, was man gewähren will;
halbe Zusagen, rückhältigc Gedanken, zweideutige Handlungen können das
Mißtrauen nur noch steigern nicht heben. Beispiele sind gehässig, eins müs¬
sen wir aber dennoch anführen unsrer Rechtfertigung halber. Es dürfte nicht
bestritten werden, daß Oestreich bei der Zusammenkunft in Teplitz aufrichtiges
Eingehn auf deutsche Interessen, zunächst confessionelle Gleichstellung und Ge¬
währung von Verfassungen nach der deutschen Bundesacte zusicherte. Da hören
wir nun, daß unser Erzherzog-Statthalter eben nach jenem Tage von Teplitz,
am Borabend des salzburger Festes, den Auftrag zu einer Denkschrift gegen
die Ansässigmachung der Protestanten in Tirol gab, um sie dem künftigen
Landtag vorzulegen. Für das deutsche Tirol gilt also jene Gleichstellung noch
als eine offne Frage! Wir fürchten sehr, daß die Gewährung politischer Rechte
in Oestreich noch lange im selben Falle sein wird.
Ein unrichtiger Vergleich.
In der 15. Plenarsitzung des verstärkten Neichsraths am 21. September ver¬
wies der Ministerrcpräsident Graf Rcchberg in Betreff der Valutafrage auf Vor¬
gänge in England. Das werde man doch — so geben wiener Blätter die Be¬
merkung des Ministerpräsidenten — weder ein crcditarmcs noch ein politisch unfreies Land
nennen, und wie hoch hätten sich daselbst die Schwankungen der Valuta von 1792
bis 1820 belaufen? Ebenso wie damals in England, so seien diese Schwankungen der
Valuta in Oestreich während der jüngst vergangenen Jahre und im gegenwärtigen
Augenblicke vornehmlich die Folgen äußerer Verhältnisse, in denen eine Veränderung
herbeizuführen, außer der Macht der Regierung liege. — Es scheint doch ein kleiner
Unterschied Beachtung zu verdienen. Die Ursache der Bankrestriction in England
von 1797 bis 1819 war der ungeheuere Aufwand für den Krieg gegen die Re¬
publik und gegen das Kaiserreich der Franzosen, wobei die Bank durch ihre Mittel
die Regierung unterstützte. Diese Mittel wurden dem Handel entzogen, und die
Anschaffung von Gold zur Einlösung der Noten nahm vollends ihre Kräfte in An¬
spruch. Da verbot am 27. Februar 1797 (im fünften Kriegsjahr) die Negier¬
ung der Bank, ihre Noten einzulösen. Am nämlichen Tage gab eine zahlreiche
Versammlung der angesehn sten Geschäftsleute unter dem Vorsitze des
Lord Mayor einstimmig die Erklärung: daß sie nach wie vor die Banknoten in
Zahlung nehmen und geben würden. Am dritten Mai genehmigte das Parlament
die Maßregel der Negierung, nachdem eine Commission den Stand der Bank ge¬
prüft und gesund gefunden hatte. Während des Krieges war der tiefste Stand der
Banknoten 15 Procent unter dem Werthe der Goldbarren.; kurz vor dem Frieden
1814 sank er bis 25 Procent. Man stritt damals, ob der Unterschied von dem
Steigen des Goldes oder von dem Fallen des Papiers herrühre. Im Jahre 1819
brachte Sir Robert Peel das Gesetz über die Wiederaufnahme der Baarzahlungen,
welches vom Parlament angenommen und bann auch vollzogen wurde. Während
der ganzen Periode wirkten Negierung. Parlament und Volk zusammen für die Er¬
haltung des öffentlichen Credits, trotz des unermeßlichen Aufwandes für Krieg und
Subsidien. Weit mehr Aehnlichkeit mit der Lage der östreichischen Finanzen scheint die
englische Wirthschaft von 1688 zu haben, deren Folgen dann Wilhelm von Ora-
nien übernehmen und überwinden mußte
Vnantwvrtlicher Redacteur: or. M oriK Busch.
Verlag von F. L. Herbig — Druck von C. (5. Elbert in Leipzig.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |