Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.ihre Grenze". Das Haus muß es jetzt aussprechen, daß die bisherige aus¬ Kaiser Leopold und seine Minister. Ein Bild aus der Vergangenheit zum Vergleich mit der Ge¬ Den 18. Juli 1658 wurde in Frnnkfnrt Leopold, der 18jährige vor dem ") Mit Benutzung der Copie eines handschriftlichen Berichtes des schwedischen Gesandten
EsaiaS Pufendorf. der sich 1673 und 1674 in Wien aufgehalten hatte, vom Jahre 1675, Die Copie befindet sich im to'nigl. Sachs. Hauptstaats.nchivc in Dresden. ihre Grenze». Das Haus muß es jetzt aussprechen, daß die bisherige aus¬ Kaiser Leopold und seine Minister. Ein Bild aus der Vergangenheit zum Vergleich mit der Ge¬ Den 18. Juli 1658 wurde in Frnnkfnrt Leopold, der 18jährige vor dem ") Mit Benutzung der Copie eines handschriftlichen Berichtes des schwedischen Gesandten
EsaiaS Pufendorf. der sich 1673 und 1674 in Wien aufgehalten hatte, vom Jahre 1675, Die Copie befindet sich im to'nigl. Sachs. Hauptstaats.nchivc in Dresden. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0465" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110813"/> <p xml:id="ID_1412" prev="#ID_1411"> ihre Grenze». Das Haus muß es jetzt aussprechen, daß die bisherige aus¬<lb/> wärtige Politik dem Lande kein Vertraue» einflößen kann, es muß fardern.<lb/> daß nach festerem Plane und mit Energie die Interessen Preußens und Deutsch¬<lb/> lands <note type="byline"> V</note> und allein diese vertreten und vertheidigt werden. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Kaiser Leopold und seine Minister.</head><lb/> <p xml:id="ID_1413"> Ein Bild aus der Vergangenheit zum Vergleich mit der Ge¬<lb/> genwart.*)</p><lb/> <p xml:id="ID_1414" next="#ID_1415"> Den 18. Juli 1658 wurde in Frnnkfnrt Leopold, der 18jährige vor dem<lb/> Tode seines begabteren älteren Bruders zum geistlichen Stande bestimmte<lb/> zweite Sohn des Kaisers Ferdinand des Dritten zum römischen Kaiser gewählt.<lb/> Zwei Parteien hatten lange Zeit deshalb gestritten. Die geistlichen Kurfürsten<lb/> mit Kurbayern hatten sich zu Frankreich geneigt und wollten in unbegreif¬<lb/> licher Verblendung Ludwig den Vierzehnten zum römischen Kaiser machen.<lb/> Die protestantischen Kurfürsten dagegen gedachten den Habsburger Leopold zu<lb/> wählen, um das bedrängte Reich vor Mnzarins Intriguen und Gewaltthä¬<lb/> tigkeiten zu schlitzen. Freilich bedürfte das Reich mehr als jemals eines Kai¬<lb/> sers von klarem politischen Blick, von selbständigem, festem Willen und vor<lb/> Allem von freiem und mildem Sinn in kirchlichen Dingen, durch den allein<lb/> die versöhnten Reichsstände beider Confessionen in Eintracht erhalten werden<lb/> konnten. Schwerlich haben die Kurfürsten, welche an ihm festhielten, in diesen<lb/> Beziehungen sich große Hoffnungen gemacht. Aber Leopold war der einzige<lb/> deutsche Fürst, der gegen die französischen Gelüste durchgebracht werden konnte.<lb/> Und so thaten sie damals das, was sie im Interesse für das deutsche Reich<lb/> ZU thun im Stande waren. Wie wenig auch die bescheidensten Erwartungen<lb/> erfüllt wurden, ist zur Gnüge bekannt. Wer die Geschichte der Bedrängnisse<lb/> unseres Vaterlandes in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts kennt,<lb/> wird zwar willig zugestehen, daß auch die Glieder des Reichs, die Fürsten,<lb/> mehr oder minder Schuld hatten. Aber die größte Schuld fällt auf das<lb/> Haupt, den Kaiser, der in seiner geistigen und geistlichen Beschränktheit d>e</p><lb/> <note xml:id="FID_35" place="foot"> ") Mit Benutzung der Copie eines handschriftlichen Berichtes des schwedischen Gesandten<lb/> EsaiaS Pufendorf. der sich 1673 und 1674 in Wien aufgehalten hatte, vom Jahre 1675, Die<lb/> Copie befindet sich im to'nigl. Sachs. Hauptstaats.nchivc in Dresden.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0465]
ihre Grenze». Das Haus muß es jetzt aussprechen, daß die bisherige aus¬
wärtige Politik dem Lande kein Vertraue» einflößen kann, es muß fardern.
daß nach festerem Plane und mit Energie die Interessen Preußens und Deutsch¬
lands V und allein diese vertreten und vertheidigt werden.
Kaiser Leopold und seine Minister.
Ein Bild aus der Vergangenheit zum Vergleich mit der Ge¬
genwart.*)
Den 18. Juli 1658 wurde in Frnnkfnrt Leopold, der 18jährige vor dem
Tode seines begabteren älteren Bruders zum geistlichen Stande bestimmte
zweite Sohn des Kaisers Ferdinand des Dritten zum römischen Kaiser gewählt.
Zwei Parteien hatten lange Zeit deshalb gestritten. Die geistlichen Kurfürsten
mit Kurbayern hatten sich zu Frankreich geneigt und wollten in unbegreif¬
licher Verblendung Ludwig den Vierzehnten zum römischen Kaiser machen.
Die protestantischen Kurfürsten dagegen gedachten den Habsburger Leopold zu
wählen, um das bedrängte Reich vor Mnzarins Intriguen und Gewaltthä¬
tigkeiten zu schlitzen. Freilich bedürfte das Reich mehr als jemals eines Kai¬
sers von klarem politischen Blick, von selbständigem, festem Willen und vor
Allem von freiem und mildem Sinn in kirchlichen Dingen, durch den allein
die versöhnten Reichsstände beider Confessionen in Eintracht erhalten werden
konnten. Schwerlich haben die Kurfürsten, welche an ihm festhielten, in diesen
Beziehungen sich große Hoffnungen gemacht. Aber Leopold war der einzige
deutsche Fürst, der gegen die französischen Gelüste durchgebracht werden konnte.
Und so thaten sie damals das, was sie im Interesse für das deutsche Reich
ZU thun im Stande waren. Wie wenig auch die bescheidensten Erwartungen
erfüllt wurden, ist zur Gnüge bekannt. Wer die Geschichte der Bedrängnisse
unseres Vaterlandes in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts kennt,
wird zwar willig zugestehen, daß auch die Glieder des Reichs, die Fürsten,
mehr oder minder Schuld hatten. Aber die größte Schuld fällt auf das
Haupt, den Kaiser, der in seiner geistigen und geistlichen Beschränktheit d>e
") Mit Benutzung der Copie eines handschriftlichen Berichtes des schwedischen Gesandten
EsaiaS Pufendorf. der sich 1673 und 1674 in Wien aufgehalten hatte, vom Jahre 1675, Die
Copie befindet sich im to'nigl. Sachs. Hauptstaats.nchivc in Dresden.
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