Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. IV. Band.sition gegen das kaiserliche Fräuleins, wenn nicht bona. Käs (was ich fast Die Ursachen des Erfolges und der Herrschaft der Times wurzeln im Auf¬ Ueber die Wochenblätter müssen wir kurz sein. Der Verfasser des ange¬ sition gegen das kaiserliche Fräuleins, wenn nicht bona. Käs (was ich fast Die Ursachen des Erfolges und der Herrschaft der Times wurzeln im Auf¬ Ueber die Wochenblätter müssen wir kurz sein. Der Verfasser des ange¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0163" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110511"/> <p xml:id="ID_430" prev="#ID_429"> sition gegen das kaiserliche Fräuleins, wenn nicht bona. Käs (was ich fast<lb/> bezweifle), so doch nach Klugheitsregeln handeln, die mit den zufälligen und<lb/> vielleicht vorübergehenden Beziehungen zu den Orleans herzlich wenig zu schas¬<lb/> sen haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_431"> Die Ursachen des Erfolges und der Herrschaft der Times wurzeln im Auf¬<lb/> rechthalten eines gewissen Mysteriums, in der Vermeidung geschäftlichen Sahle»-<lb/> drians, in dem klugen Belauschen der öffentlichen Meinung, endlich in dein<lb/> Stil und der Art ihrer Leitartikel. Die Leiter des Blattes haben das Ge¬<lb/> heimhalten förmlich in ein System gebracht, sie hüllen sich und ihre Maschi¬<lb/> nerie, ihre Mitarbeiter in eine undurchdringliche Wolke, es existirt ein gestalt-<lb/> und namenloser Editor der Times, an den unam schreibt, wie an sein Schicksal.<lb/> Alle Mittelglieder schien, eine unsichtbare oberste Gewalt ist da, die sich nie¬<lb/> mals selber, sondern nur in ihren Werken offenbart. Seit ihrem Bestehn<lb/> ferner zeigen die Times ein stetes Bestreben, besser zu werden, mehr zu leisten,<lb/> neuere Neuigkeiten zu bringen mit Benutzung der großen Erfindungen unserer<lb/> Tage. Sodann folgen die Times stets mehr der öffentlichen Meinung, als sie<lb/> dieselbe leiten und bestimmen. Es geschieht wol das letztere gelegentlich, aber<lb/> nur in Fragen, wo sich noch keine öffentliche Meinung stark herausgebildet<lb/> hat; ist eine solche vorhanden, so wird sie respectirt, und nach einigen vor¬<lb/> sichtig ausgestreckten Fühlern, die das Terrain nochmals recognosciren sollen,<lb/> zieht man sich in sein Haus zurück, um, wenn man sich im Gegensatz befand,<lb/> über kurz oder lang einzulenken. Man hat gesagt, ihre antinapoleonische Hal¬<lb/> tung sei unklug, aber sie dürften richtig gerechnet haben, und auf keinen Fall<lb/> haben sie dadurch viele von ihren 50.000 Abonnenten verloren. Der Stil<lb/> der Timesartitel endlich ist in seiner Art ein Musterstil. Er ist der vollstän¬<lb/> dige Sieg über den Kanzleistil. Lange Perioden sind verpönt, rasch hinter<lb/> einander, wie Revolverschüsse folgen sich die Satze. Der Schreiber, wenn er<lb/> überhaupt gründliche Kenntnisse besitzt, ist Stücke gebunden, seinen Schatz zu<lb/> vergraben und höchstens anzudeuten, daß er ihn Hut. Wissen und Details<lb/> dürfen sich nicht breit machen. Der gut geschriebene Timesartikel ist weniger<lb/> eine Lösung der betreffenden Frage, als eine graziöse Arabeske um dieselbe,<lb/> eine geistreiche Illustration, er will gefallen, fesseln, bezwingen. Er will nichis<lb/> erschöpfen, nur anregen, es fällt ihm nicht ein, auf alle Zeit hin überzeugen<lb/> zu wollen. Er wendet sich mehr an die leicht bestechliche Einbildungskraft,<lb/> als an den nüchternen Verstand. Witz und Pathos sind seine liebsten Waffen.<lb/> Wie Voltaire hält er nur eines für verpönt — die Langeweile.</p><lb/> <p xml:id="ID_432" next="#ID_433"> Ueber die Wochenblätter müssen wir kurz sein. Der Verfasser des ange¬<lb/> führten Buchs theilt sie in neutrale, conservative. whiggistische, radicale und<lb/> illustrirte. Wirklich neutral sind die London Gazette, die wöchentlich<lb/> zweimal erscheint, ihrem Inhalt nach dem amtlichen Theil des Moniteur ent-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0163]
sition gegen das kaiserliche Fräuleins, wenn nicht bona. Käs (was ich fast
bezweifle), so doch nach Klugheitsregeln handeln, die mit den zufälligen und
vielleicht vorübergehenden Beziehungen zu den Orleans herzlich wenig zu schas¬
sen haben."
Die Ursachen des Erfolges und der Herrschaft der Times wurzeln im Auf¬
rechthalten eines gewissen Mysteriums, in der Vermeidung geschäftlichen Sahle»-
drians, in dem klugen Belauschen der öffentlichen Meinung, endlich in dein
Stil und der Art ihrer Leitartikel. Die Leiter des Blattes haben das Ge¬
heimhalten förmlich in ein System gebracht, sie hüllen sich und ihre Maschi¬
nerie, ihre Mitarbeiter in eine undurchdringliche Wolke, es existirt ein gestalt-
und namenloser Editor der Times, an den unam schreibt, wie an sein Schicksal.
Alle Mittelglieder schien, eine unsichtbare oberste Gewalt ist da, die sich nie¬
mals selber, sondern nur in ihren Werken offenbart. Seit ihrem Bestehn
ferner zeigen die Times ein stetes Bestreben, besser zu werden, mehr zu leisten,
neuere Neuigkeiten zu bringen mit Benutzung der großen Erfindungen unserer
Tage. Sodann folgen die Times stets mehr der öffentlichen Meinung, als sie
dieselbe leiten und bestimmen. Es geschieht wol das letztere gelegentlich, aber
nur in Fragen, wo sich noch keine öffentliche Meinung stark herausgebildet
hat; ist eine solche vorhanden, so wird sie respectirt, und nach einigen vor¬
sichtig ausgestreckten Fühlern, die das Terrain nochmals recognosciren sollen,
zieht man sich in sein Haus zurück, um, wenn man sich im Gegensatz befand,
über kurz oder lang einzulenken. Man hat gesagt, ihre antinapoleonische Hal¬
tung sei unklug, aber sie dürften richtig gerechnet haben, und auf keinen Fall
haben sie dadurch viele von ihren 50.000 Abonnenten verloren. Der Stil
der Timesartitel endlich ist in seiner Art ein Musterstil. Er ist der vollstän¬
dige Sieg über den Kanzleistil. Lange Perioden sind verpönt, rasch hinter
einander, wie Revolverschüsse folgen sich die Satze. Der Schreiber, wenn er
überhaupt gründliche Kenntnisse besitzt, ist Stücke gebunden, seinen Schatz zu
vergraben und höchstens anzudeuten, daß er ihn Hut. Wissen und Details
dürfen sich nicht breit machen. Der gut geschriebene Timesartikel ist weniger
eine Lösung der betreffenden Frage, als eine graziöse Arabeske um dieselbe,
eine geistreiche Illustration, er will gefallen, fesseln, bezwingen. Er will nichis
erschöpfen, nur anregen, es fällt ihm nicht ein, auf alle Zeit hin überzeugen
zu wollen. Er wendet sich mehr an die leicht bestechliche Einbildungskraft,
als an den nüchternen Verstand. Witz und Pathos sind seine liebsten Waffen.
Wie Voltaire hält er nur eines für verpönt — die Langeweile.
Ueber die Wochenblätter müssen wir kurz sein. Der Verfasser des ange¬
führten Buchs theilt sie in neutrale, conservative. whiggistische, radicale und
illustrirte. Wirklich neutral sind die London Gazette, die wöchentlich
zweimal erscheint, ihrem Inhalt nach dem amtlichen Theil des Moniteur ent-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |