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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.

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1) Die Straße von Taranto oder Bari nach Gioja (je zwei Märsche) von da
nach Altamnrci, Potenz" und Auletta und von hier nach Evoli, wo die west¬
liche Küstenstraße erreicht wird. Dies" Weg ist nur in der Ebne und auch
hier nur zum Theil chaussirt, im Gebirge für Artillerie nicht zu Passiren und
bei den Defileen von Taverna ti Caneto, Malern, Montepeloso, Talve und
Potenz" leicht zu sperren. Seine strategische Wichtigkeit liegt darin, daß er
Apulien direct mit Neapel verbindet.

2) Die Straße von Barletta über Lavello und Muro nach Evoli und
auf die westliche große Chaussee. Auch dieser Weg ist sehr beschwerlich und
führt zwischen Mineronio und Muro durch mehre Engpässe.

3) Die Straße von Mcmfredonia über Foggia, oder von Bari über Cas-
sano, nach Bovino, das Bovinothal aufwärts nach Avellino und von hier
über Nola nach Neapel oder über San Severino nach Salerno, je neun
Märsche. Dieser Weg, zum größten Theil eine gute Chaussee, bildet, wie be¬
reits bemerkt, die Hauptverbindung zwischen beiden Küsten, sührt jedoch von
Ponte ti Bovino an auf eine lange Strecke durch schwierige Engpässe und
hat mehre wichtige Sperrpunkte -- unter andern zu Ariano, Avellino,
Monte Forte. Cortrada und Castcllo ti Celsi -- die nur schwer zu um¬
gehen sind.

4) Die Straße von Pescara nach Gaöta. Von ersterem Orte führt die¬
selbe im Thal des Avernoflusses über Chieti aufwärts in den Kessel der Ab¬
rufen, berührt Popoli, übersteigt bei Calano den westlichen Thalrand der
Abruzzen und kommt dann durch das Thal von Roveto herab, aus welchem
sie in das des Garigliano übergeht. Nicht weit von Ceprano, dicht an der
Grenze des Kirchenstaates trifft sie auf die Hauptstraße von Rom nach Nea¬
pel. Bon diesem Punkte setzt sie sich über das Boiskergebirge fort, schnei¬
det bei Itri die westliche Küstenstraße und erreicht bald darauf das Thor von
Gaöta. Sie ist sehr wichtig bei einem von Neapel gegen den Kirchenstaat
unternommenen Feldzuge, hat zahlreiche Sperrpunkte und ist besonders im
Hochgebirge leicht zu vertheidigen.

Denken wir uns Neapel von Garibaldi eingenommen*) und diesen letz¬
tern im Begriff nach dem Römischen aufzubrechen, so kommen außer der er¬
wähnten nördlichsten Strecke der großen westlichen Küstencommunieation noch
zwei Seitenzweige derselben in Betracht, so daß die Jnvaflonsarmee auf drei
Wegen zugleich in den Kirchenstaat einzudringen im Stande wäre. Der erste
dieser Zweige geht anderthalb Meilen nordwestlich von Capua, bei Pignntara,
von jener großen Küstenstraße ab und läuft dann über San Germo.no und
die römischen Orte Pontecorvo, Ceprano, Frosinone und Frascati nach Rom,



") Nach den neuesten Nachrichten, die der Verfasser noch nicht kennen konnte, dürfte dies
D. Red. binnen wenigen Tagen zu erwarten sein.

1) Die Straße von Taranto oder Bari nach Gioja (je zwei Märsche) von da
nach Altamnrci, Potenz« und Auletta und von hier nach Evoli, wo die west¬
liche Küstenstraße erreicht wird. Dies» Weg ist nur in der Ebne und auch
hier nur zum Theil chaussirt, im Gebirge für Artillerie nicht zu Passiren und
bei den Defileen von Taverna ti Caneto, Malern, Montepeloso, Talve und
Potenz« leicht zu sperren. Seine strategische Wichtigkeit liegt darin, daß er
Apulien direct mit Neapel verbindet.

2) Die Straße von Barletta über Lavello und Muro nach Evoli und
auf die westliche große Chaussee. Auch dieser Weg ist sehr beschwerlich und
führt zwischen Mineronio und Muro durch mehre Engpässe.

3) Die Straße von Mcmfredonia über Foggia, oder von Bari über Cas-
sano, nach Bovino, das Bovinothal aufwärts nach Avellino und von hier
über Nola nach Neapel oder über San Severino nach Salerno, je neun
Märsche. Dieser Weg, zum größten Theil eine gute Chaussee, bildet, wie be¬
reits bemerkt, die Hauptverbindung zwischen beiden Küsten, sührt jedoch von
Ponte ti Bovino an auf eine lange Strecke durch schwierige Engpässe und
hat mehre wichtige Sperrpunkte — unter andern zu Ariano, Avellino,
Monte Forte. Cortrada und Castcllo ti Celsi — die nur schwer zu um¬
gehen sind.

4) Die Straße von Pescara nach Gaöta. Von ersterem Orte führt die¬
selbe im Thal des Avernoflusses über Chieti aufwärts in den Kessel der Ab¬
rufen, berührt Popoli, übersteigt bei Calano den westlichen Thalrand der
Abruzzen und kommt dann durch das Thal von Roveto herab, aus welchem
sie in das des Garigliano übergeht. Nicht weit von Ceprano, dicht an der
Grenze des Kirchenstaates trifft sie auf die Hauptstraße von Rom nach Nea¬
pel. Bon diesem Punkte setzt sie sich über das Boiskergebirge fort, schnei¬
det bei Itri die westliche Küstenstraße und erreicht bald darauf das Thor von
Gaöta. Sie ist sehr wichtig bei einem von Neapel gegen den Kirchenstaat
unternommenen Feldzuge, hat zahlreiche Sperrpunkte und ist besonders im
Hochgebirge leicht zu vertheidigen.

Denken wir uns Neapel von Garibaldi eingenommen*) und diesen letz¬
tern im Begriff nach dem Römischen aufzubrechen, so kommen außer der er¬
wähnten nördlichsten Strecke der großen westlichen Küstencommunieation noch
zwei Seitenzweige derselben in Betracht, so daß die Jnvaflonsarmee auf drei
Wegen zugleich in den Kirchenstaat einzudringen im Stande wäre. Der erste
dieser Zweige geht anderthalb Meilen nordwestlich von Capua, bei Pignntara,
von jener großen Küstenstraße ab und läuft dann über San Germo.no und
die römischen Orte Pontecorvo, Ceprano, Frosinone und Frascati nach Rom,



") Nach den neuesten Nachrichten, die der Verfasser noch nicht kennen konnte, dürfte dies
D. Red. binnen wenigen Tagen zu erwarten sein.
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[0426] 1) Die Straße von Taranto oder Bari nach Gioja (je zwei Märsche) von da nach Altamnrci, Potenz« und Auletta und von hier nach Evoli, wo die west¬ liche Küstenstraße erreicht wird. Dies» Weg ist nur in der Ebne und auch hier nur zum Theil chaussirt, im Gebirge für Artillerie nicht zu Passiren und bei den Defileen von Taverna ti Caneto, Malern, Montepeloso, Talve und Potenz« leicht zu sperren. Seine strategische Wichtigkeit liegt darin, daß er Apulien direct mit Neapel verbindet. 2) Die Straße von Barletta über Lavello und Muro nach Evoli und auf die westliche große Chaussee. Auch dieser Weg ist sehr beschwerlich und führt zwischen Mineronio und Muro durch mehre Engpässe. 3) Die Straße von Mcmfredonia über Foggia, oder von Bari über Cas- sano, nach Bovino, das Bovinothal aufwärts nach Avellino und von hier über Nola nach Neapel oder über San Severino nach Salerno, je neun Märsche. Dieser Weg, zum größten Theil eine gute Chaussee, bildet, wie be¬ reits bemerkt, die Hauptverbindung zwischen beiden Küsten, sührt jedoch von Ponte ti Bovino an auf eine lange Strecke durch schwierige Engpässe und hat mehre wichtige Sperrpunkte — unter andern zu Ariano, Avellino, Monte Forte. Cortrada und Castcllo ti Celsi — die nur schwer zu um¬ gehen sind. 4) Die Straße von Pescara nach Gaöta. Von ersterem Orte führt die¬ selbe im Thal des Avernoflusses über Chieti aufwärts in den Kessel der Ab¬ rufen, berührt Popoli, übersteigt bei Calano den westlichen Thalrand der Abruzzen und kommt dann durch das Thal von Roveto herab, aus welchem sie in das des Garigliano übergeht. Nicht weit von Ceprano, dicht an der Grenze des Kirchenstaates trifft sie auf die Hauptstraße von Rom nach Nea¬ pel. Bon diesem Punkte setzt sie sich über das Boiskergebirge fort, schnei¬ det bei Itri die westliche Küstenstraße und erreicht bald darauf das Thor von Gaöta. Sie ist sehr wichtig bei einem von Neapel gegen den Kirchenstaat unternommenen Feldzuge, hat zahlreiche Sperrpunkte und ist besonders im Hochgebirge leicht zu vertheidigen. Denken wir uns Neapel von Garibaldi eingenommen*) und diesen letz¬ tern im Begriff nach dem Römischen aufzubrechen, so kommen außer der er¬ wähnten nördlichsten Strecke der großen westlichen Küstencommunieation noch zwei Seitenzweige derselben in Betracht, so daß die Jnvaflonsarmee auf drei Wegen zugleich in den Kirchenstaat einzudringen im Stande wäre. Der erste dieser Zweige geht anderthalb Meilen nordwestlich von Capua, bei Pignntara, von jener großen Küstenstraße ab und läuft dann über San Germo.no und die römischen Orte Pontecorvo, Ceprano, Frosinone und Frascati nach Rom, ") Nach den neuesten Nachrichten, die der Verfasser noch nicht kennen konnte, dürfte dies D. Red. binnen wenigen Tagen zu erwarten sein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_109805/426>, abgerufen am 25.07.2024.