Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, II. Semester. III. Band.Augsburg, dorten den Fastnachtabend mit Tanzen und Maskeraden zugebracht, Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten. Der Kampf um die höchste politische Gewalt in den Vereinigten Staa¬ Augsburg, dorten den Fastnachtabend mit Tanzen und Maskeraden zugebracht, Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten. Der Kampf um die höchste politische Gewalt in den Vereinigten Staa¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0348" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/110154"/> <p xml:id="ID_1019" prev="#ID_1018"> Augsburg, dorten den Fastnachtabend mit Tanzen und Maskeraden zugebracht,<lb/> am Aschermittwochen dorten ausgerast, am Donnerstag Nachts auf Brück: am<lb/><note type="byline"> Helbig.</note> Freitag, Gottlob, glücklich hier wieder angelangt. — </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten.</head><lb/> <p xml:id="ID_1020" next="#ID_1021"> Der Kampf um die höchste politische Gewalt in den Vereinigten Staa¬<lb/> ten hat aufs neue begonnen, aber der Ausgang scheint ungewisser als je¬<lb/> mals. Die alten Parteien sind zerrüttet, und keine dauerhafte Neubildung ist<lb/> an ihre Stelle getreten. Bis vor zehn Jahren kannte man nur zwei wirkliche<lb/> Parteien, die Whigs und die Demokraten. Die erstern, die sich auch Föderalisten<lb/> nannten, strebten vor allem für die Befestigung des Bundesstaates, die De¬<lb/> mokraten für die Selbständigkeit der einzelnen Staaten; zu der Fahne der<lb/> Whigs hielten sich fast alle nördlichen Bundesglieder, die Demokraten hatten<lb/> die Majorität im Süden. So ward der Streit um das politische Uebergewicht<lb/> bald ein Kampf zwischen den Interessen des Nordens und Südens und da¬<lb/> mit vor allem um die Sklavercisrage. Der Süden sah seine Macht bedroht<lb/> durch die beispiellos rasch fortschreitende Kolonisation des Nordwestens. wo<lb/> ein neuer Staat nach dem andern entstand und wo durch die Natur der<lb/> Dinge Sklavenarbeit ausgeschlossen war. So drängte er zur Annexation<lb/> neuer Territorien im Süden, durch welche ihm das numerische Uebergewicht<lb/> gesichert werden sollte, und hatte in diesem Kampfe große Erfolge, da er keine<lb/> Mittel für seinen Zweck scheute und sein System der Drohungen, Vergewal¬<lb/> tigungen und Bestechungen auf das schamloseste betrieb. Die Folge ist ge¬<lb/> wesen, daß die politische Moralität in der Union auf das tiefste gesunken ist,<lb/> alle öffentlichen Aemter werden vom Präsidenten als Belohnungen für ge¬<lb/> leistete Dienste bei der Präsidentenwahl gegeben. „Dem Sieger gehört die<lb/> Beute," heißt es, die Tüchtigkeit zum Amte kommt wenig in Betracht. — In<lb/> diesem Kampfe haben in den letzten zehn Jahren die Demokraten immer die<lb/> Oberhand behalten, weil sie am durchgreifendsten und gewissenlosesten ver¬<lb/> fuhren, aber sie haben dadurch ihre Gegner auch aus das äußerste erbittert<lb/> und zu den größten Anstrengungen gereizt, um einem Zustand der offenen po¬<lb/> litischen Korruption ein Ende zu machen. Die Präsidentschaft Buchanans hat</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0348]
Augsburg, dorten den Fastnachtabend mit Tanzen und Maskeraden zugebracht,
am Aschermittwochen dorten ausgerast, am Donnerstag Nachts auf Brück: am
Helbig. Freitag, Gottlob, glücklich hier wieder angelangt. —
Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten.
Der Kampf um die höchste politische Gewalt in den Vereinigten Staa¬
ten hat aufs neue begonnen, aber der Ausgang scheint ungewisser als je¬
mals. Die alten Parteien sind zerrüttet, und keine dauerhafte Neubildung ist
an ihre Stelle getreten. Bis vor zehn Jahren kannte man nur zwei wirkliche
Parteien, die Whigs und die Demokraten. Die erstern, die sich auch Föderalisten
nannten, strebten vor allem für die Befestigung des Bundesstaates, die De¬
mokraten für die Selbständigkeit der einzelnen Staaten; zu der Fahne der
Whigs hielten sich fast alle nördlichen Bundesglieder, die Demokraten hatten
die Majorität im Süden. So ward der Streit um das politische Uebergewicht
bald ein Kampf zwischen den Interessen des Nordens und Südens und da¬
mit vor allem um die Sklavercisrage. Der Süden sah seine Macht bedroht
durch die beispiellos rasch fortschreitende Kolonisation des Nordwestens. wo
ein neuer Staat nach dem andern entstand und wo durch die Natur der
Dinge Sklavenarbeit ausgeschlossen war. So drängte er zur Annexation
neuer Territorien im Süden, durch welche ihm das numerische Uebergewicht
gesichert werden sollte, und hatte in diesem Kampfe große Erfolge, da er keine
Mittel für seinen Zweck scheute und sein System der Drohungen, Vergewal¬
tigungen und Bestechungen auf das schamloseste betrieb. Die Folge ist ge¬
wesen, daß die politische Moralität in der Union auf das tiefste gesunken ist,
alle öffentlichen Aemter werden vom Präsidenten als Belohnungen für ge¬
leistete Dienste bei der Präsidentenwahl gegeben. „Dem Sieger gehört die
Beute," heißt es, die Tüchtigkeit zum Amte kommt wenig in Betracht. — In
diesem Kampfe haben in den letzten zehn Jahren die Demokraten immer die
Oberhand behalten, weil sie am durchgreifendsten und gewissenlosesten ver¬
fuhren, aber sie haben dadurch ihre Gegner auch aus das äußerste erbittert
und zu den größten Anstrengungen gereizt, um einem Zustand der offenen po¬
litischen Korruption ein Ende zu machen. Die Präsidentschaft Buchanans hat
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