Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

nen Affairen zugebracht: allein im Lager bei Otterberg mußten wir schleu¬
nigst aufbrechen um nach Hochspeier zu marschieren, dort erfuhren Mir, wir
seien nur dazu bestimmt um an dem Fleck wo der Feind durchbrechen wollte
das erste beste Loch zuzumachen. Kaum waren wir hier, so mußte unser
ganzes Regiment aufs schleunigste nach Mohrleutern gehn um dort die schon
längst festgesetzte Position zu nehmen. Bald nach unserer Ankunft sahen wir
die französischen Feuer und nachdem ich unsere Lüraimz beritten so bloß aus
unsern Schützen bestand, erfuhr ich. daß sie in einem Busche jenseits der
Lauter eine sehr starke Patrouille befunden. Das war der 27. Nov. auch en-
gagirte sich an diesem Nachmittag eine ernsthafte Affaire bei der jedoch nur
unser Regiment sich befand, solche war bei Fölnbach, wir hatten an diesem
Tage innerhalb einer Stunde gegen 70 Blessirte und Todte einen Officier
Todt geschossen und 5 schwer blcssirt. Ihnen lieber Freund wage ich es auf¬
richtig zu gestehen, daß die, welche diesen Augriff geführt äußerst gefehlt
haben, wir mußten gerade zu auf einen kleinen Busch der noch diesseits des
oben benannten Dorfes lag avancieren, und niemand wußte, daß es vom
Feinde besetzt sey; ein Kugelregen empfing uns, und erst nachdem wir viele
gute und brave Menschen verlohren hatten, kam man auf den Einfall mit Kar¬
tätschen unter sie zu schießen, sobald dieß geschehen können Sie leicht denken,
daß alles kleine Gewehrfeuer aufhörte und nun endigte sich diese Affaire.

Den folgenden Tag fing der Tanz um eben dem Orte wieder an, allein
wir bemerkten bald, daß dieß nur bloß geschehe, um ihren Aufmarsch zu decken,
den sie in einem Thale welches sehr für ihren Nutzen war, machten:
wir zogen uns hierauf in unsere Position zurück, und kaum waren wir da,
so wurden wir auch schon aufs heftigste mit Kanonenschüssen begrüßt; dieses
dauerte bis gegen Drei Uhr, da wir alsdann den Feind mit Musik und
Trommelschlag auf uns zukommen hörten; sogleich wurde das Gewehr aus¬
genommen und wir sahen, daß die Attaque die Redoute, worin unsere Gre¬
nadiere standen, und mein Bataillon betroffen, ich ließ tüchtig schießen, jedoch
rief ich oft den Leuten zu. sie möchten sich Zeit nehmen; dies kleine Gewehr -
feuer dauerte eine halbe Stunde, und als es aufhörte, sahen wir eine Menge
Blessirte und Todte vor uns liegen, viele hatten Aekste (Aexte) Spiese und
die wenigsten hatten nur Gewehre; allein wie vergnügt war nicht jeder als
wir den Feind zurückgeschlagen und überdies, dieser Angriff von der äußersten
Wichtigkeit war: hiermit beschloß sich für heute dieser Vorfall, allein am fol¬
genden Tag mit Anbruch solchem sing der Angriff von Neuem an und schien
es als würde es ungleich lebhafter werden; jedoch war in dieser Nacht die
Verfügung getroffen worden, daß von Lautereck wo seid unsern Marsch nach
Hochspeier der Gen: v. Kospot mit den beiden übrigen Regimentern gestanden
er sich vorwerts bewegen sollte um den Feind mit aller Stärke so zu Föln-


nen Affairen zugebracht: allein im Lager bei Otterberg mußten wir schleu¬
nigst aufbrechen um nach Hochspeier zu marschieren, dort erfuhren Mir, wir
seien nur dazu bestimmt um an dem Fleck wo der Feind durchbrechen wollte
das erste beste Loch zuzumachen. Kaum waren wir hier, so mußte unser
ganzes Regiment aufs schleunigste nach Mohrleutern gehn um dort die schon
längst festgesetzte Position zu nehmen. Bald nach unserer Ankunft sahen wir
die französischen Feuer und nachdem ich unsere Lüraimz beritten so bloß aus
unsern Schützen bestand, erfuhr ich. daß sie in einem Busche jenseits der
Lauter eine sehr starke Patrouille befunden. Das war der 27. Nov. auch en-
gagirte sich an diesem Nachmittag eine ernsthafte Affaire bei der jedoch nur
unser Regiment sich befand, solche war bei Fölnbach, wir hatten an diesem
Tage innerhalb einer Stunde gegen 70 Blessirte und Todte einen Officier
Todt geschossen und 5 schwer blcssirt. Ihnen lieber Freund wage ich es auf¬
richtig zu gestehen, daß die, welche diesen Augriff geführt äußerst gefehlt
haben, wir mußten gerade zu auf einen kleinen Busch der noch diesseits des
oben benannten Dorfes lag avancieren, und niemand wußte, daß es vom
Feinde besetzt sey; ein Kugelregen empfing uns, und erst nachdem wir viele
gute und brave Menschen verlohren hatten, kam man auf den Einfall mit Kar¬
tätschen unter sie zu schießen, sobald dieß geschehen können Sie leicht denken,
daß alles kleine Gewehrfeuer aufhörte und nun endigte sich diese Affaire.

Den folgenden Tag fing der Tanz um eben dem Orte wieder an, allein
wir bemerkten bald, daß dieß nur bloß geschehe, um ihren Aufmarsch zu decken,
den sie in einem Thale welches sehr für ihren Nutzen war, machten:
wir zogen uns hierauf in unsere Position zurück, und kaum waren wir da,
so wurden wir auch schon aufs heftigste mit Kanonenschüssen begrüßt; dieses
dauerte bis gegen Drei Uhr, da wir alsdann den Feind mit Musik und
Trommelschlag auf uns zukommen hörten; sogleich wurde das Gewehr aus¬
genommen und wir sahen, daß die Attaque die Redoute, worin unsere Gre¬
nadiere standen, und mein Bataillon betroffen, ich ließ tüchtig schießen, jedoch
rief ich oft den Leuten zu. sie möchten sich Zeit nehmen; dies kleine Gewehr -
feuer dauerte eine halbe Stunde, und als es aufhörte, sahen wir eine Menge
Blessirte und Todte vor uns liegen, viele hatten Aekste (Aexte) Spiese und
die wenigsten hatten nur Gewehre; allein wie vergnügt war nicht jeder als
wir den Feind zurückgeschlagen und überdies, dieser Angriff von der äußersten
Wichtigkeit war: hiermit beschloß sich für heute dieser Vorfall, allein am fol¬
genden Tag mit Anbruch solchem sing der Angriff von Neuem an und schien
es als würde es ungleich lebhafter werden; jedoch war in dieser Nacht die
Verfügung getroffen worden, daß von Lautereck wo seid unsern Marsch nach
Hochspeier der Gen: v. Kospot mit den beiden übrigen Regimentern gestanden
er sich vorwerts bewegen sollte um den Feind mit aller Stärke so zu Föln-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108800"/>
          <p xml:id="ID_229" prev="#ID_228"> nen Affairen zugebracht: allein im Lager bei Otterberg mußten wir schleu¬<lb/>
nigst aufbrechen um nach Hochspeier zu marschieren, dort erfuhren Mir, wir<lb/>
seien nur dazu bestimmt um an dem Fleck wo der Feind durchbrechen wollte<lb/>
das erste beste Loch zuzumachen. Kaum waren wir hier, so mußte unser<lb/>
ganzes Regiment aufs schleunigste nach Mohrleutern gehn um dort die schon<lb/>
längst festgesetzte Position zu nehmen. Bald nach unserer Ankunft sahen wir<lb/>
die französischen Feuer und nachdem ich unsere Lüraimz beritten so bloß aus<lb/>
unsern Schützen bestand, erfuhr ich. daß sie in einem Busche jenseits der<lb/>
Lauter eine sehr starke Patrouille befunden. Das war der 27. Nov. auch en-<lb/>
gagirte sich an diesem Nachmittag eine ernsthafte Affaire bei der jedoch nur<lb/>
unser Regiment sich befand, solche war bei Fölnbach, wir hatten an diesem<lb/>
Tage innerhalb einer Stunde gegen 70 Blessirte und Todte einen Officier<lb/>
Todt geschossen und 5 schwer blcssirt. Ihnen lieber Freund wage ich es auf¬<lb/>
richtig zu gestehen, daß die, welche diesen Augriff geführt äußerst gefehlt<lb/>
haben, wir mußten gerade zu auf einen kleinen Busch der noch diesseits des<lb/>
oben benannten Dorfes lag avancieren, und niemand wußte, daß es vom<lb/>
Feinde besetzt sey; ein Kugelregen empfing uns, und erst nachdem wir viele<lb/>
gute und brave Menschen verlohren hatten, kam man auf den Einfall mit Kar¬<lb/>
tätschen unter sie zu schießen, sobald dieß geschehen können Sie leicht denken,<lb/>
daß alles kleine Gewehrfeuer aufhörte und nun endigte sich diese Affaire.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_230" next="#ID_231"> Den folgenden Tag fing der Tanz um eben dem Orte wieder an, allein<lb/>
wir bemerkten bald, daß dieß nur bloß geschehe, um ihren Aufmarsch zu decken,<lb/>
den sie in einem Thale welches sehr für ihren Nutzen war, machten:<lb/>
wir zogen uns hierauf in unsere Position zurück, und kaum waren wir da,<lb/>
so wurden wir auch schon aufs heftigste mit Kanonenschüssen begrüßt; dieses<lb/>
dauerte bis gegen Drei Uhr, da wir alsdann den Feind mit Musik und<lb/>
Trommelschlag auf uns zukommen hörten; sogleich wurde das Gewehr aus¬<lb/>
genommen und wir sahen, daß die Attaque die Redoute, worin unsere Gre¬<lb/>
nadiere standen, und mein Bataillon betroffen, ich ließ tüchtig schießen, jedoch<lb/>
rief ich oft den Leuten zu. sie möchten sich Zeit nehmen; dies kleine Gewehr -<lb/>
feuer dauerte eine halbe Stunde, und als es aufhörte, sahen wir eine Menge<lb/>
Blessirte und Todte vor uns liegen, viele hatten Aekste (Aexte) Spiese und<lb/>
die wenigsten hatten nur Gewehre; allein wie vergnügt war nicht jeder als<lb/>
wir den Feind zurückgeschlagen und überdies, dieser Angriff von der äußersten<lb/>
Wichtigkeit war: hiermit beschloß sich für heute dieser Vorfall, allein am fol¬<lb/>
genden Tag mit Anbruch solchem sing der Angriff von Neuem an und schien<lb/>
es als würde es ungleich lebhafter werden; jedoch war in dieser Nacht die<lb/>
Verfügung getroffen worden, daß von Lautereck wo seid unsern Marsch nach<lb/>
Hochspeier der Gen: v. Kospot mit den beiden übrigen Regimentern gestanden<lb/>
er sich vorwerts bewegen sollte um den Feind mit aller Stärke so zu Föln-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0078] nen Affairen zugebracht: allein im Lager bei Otterberg mußten wir schleu¬ nigst aufbrechen um nach Hochspeier zu marschieren, dort erfuhren Mir, wir seien nur dazu bestimmt um an dem Fleck wo der Feind durchbrechen wollte das erste beste Loch zuzumachen. Kaum waren wir hier, so mußte unser ganzes Regiment aufs schleunigste nach Mohrleutern gehn um dort die schon längst festgesetzte Position zu nehmen. Bald nach unserer Ankunft sahen wir die französischen Feuer und nachdem ich unsere Lüraimz beritten so bloß aus unsern Schützen bestand, erfuhr ich. daß sie in einem Busche jenseits der Lauter eine sehr starke Patrouille befunden. Das war der 27. Nov. auch en- gagirte sich an diesem Nachmittag eine ernsthafte Affaire bei der jedoch nur unser Regiment sich befand, solche war bei Fölnbach, wir hatten an diesem Tage innerhalb einer Stunde gegen 70 Blessirte und Todte einen Officier Todt geschossen und 5 schwer blcssirt. Ihnen lieber Freund wage ich es auf¬ richtig zu gestehen, daß die, welche diesen Augriff geführt äußerst gefehlt haben, wir mußten gerade zu auf einen kleinen Busch der noch diesseits des oben benannten Dorfes lag avancieren, und niemand wußte, daß es vom Feinde besetzt sey; ein Kugelregen empfing uns, und erst nachdem wir viele gute und brave Menschen verlohren hatten, kam man auf den Einfall mit Kar¬ tätschen unter sie zu schießen, sobald dieß geschehen können Sie leicht denken, daß alles kleine Gewehrfeuer aufhörte und nun endigte sich diese Affaire. Den folgenden Tag fing der Tanz um eben dem Orte wieder an, allein wir bemerkten bald, daß dieß nur bloß geschehe, um ihren Aufmarsch zu decken, den sie in einem Thale welches sehr für ihren Nutzen war, machten: wir zogen uns hierauf in unsere Position zurück, und kaum waren wir da, so wurden wir auch schon aufs heftigste mit Kanonenschüssen begrüßt; dieses dauerte bis gegen Drei Uhr, da wir alsdann den Feind mit Musik und Trommelschlag auf uns zukommen hörten; sogleich wurde das Gewehr aus¬ genommen und wir sahen, daß die Attaque die Redoute, worin unsere Gre¬ nadiere standen, und mein Bataillon betroffen, ich ließ tüchtig schießen, jedoch rief ich oft den Leuten zu. sie möchten sich Zeit nehmen; dies kleine Gewehr - feuer dauerte eine halbe Stunde, und als es aufhörte, sahen wir eine Menge Blessirte und Todte vor uns liegen, viele hatten Aekste (Aexte) Spiese und die wenigsten hatten nur Gewehre; allein wie vergnügt war nicht jeder als wir den Feind zurückgeschlagen und überdies, dieser Angriff von der äußersten Wichtigkeit war: hiermit beschloß sich für heute dieser Vorfall, allein am fol¬ genden Tag mit Anbruch solchem sing der Angriff von Neuem an und schien es als würde es ungleich lebhafter werden; jedoch war in dieser Nacht die Verfügung getroffen worden, daß von Lautereck wo seid unsern Marsch nach Hochspeier der Gen: v. Kospot mit den beiden übrigen Regimentern gestanden er sich vorwerts bewegen sollte um den Feind mit aller Stärke so zu Föln-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/78
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/78>, abgerufen am 23.07.2024.