Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.reich und Preußen abgegebenen Erklärungen" keinen Anstand, für jetzt auch Das ist doch ein Muster von Diplomatensprache! der Ausschuß hat ge¬ Faust. Ein Besuch bei Radetzki. Der 1,9. Juli 1851 bleibt mir unvergessen: ich lernte an ihm den Feld¬ Prachtvolle Alleen führen zum Schloß, das wohl auf der Stelle des Pa- Der Marschall kam mir mit beiden Händen entgegen: "Nun, das ist reich und Preußen abgegebenen Erklärungen" keinen Anstand, für jetzt auch Das ist doch ein Muster von Diplomatensprache! der Ausschuß hat ge¬ Faust. Ein Besuch bei Radetzki. Der 1,9. Juli 1851 bleibt mir unvergessen: ich lernte an ihm den Feld¬ Prachtvolle Alleen führen zum Schloß, das wohl auf der Stelle des Pa- Der Marschall kam mir mit beiden Händen entgegen: „Nun, das ist <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108782"/> <p xml:id="ID_158" prev="#ID_157"> reich und Preußen abgegebenen Erklärungen" keinen Anstand, für jetzt auch<lb/> für die Zurückweisung zu stimmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_159"> Das ist doch ein Muster von Diplomatensprache! der Ausschuß hat ge¬<lb/> prüft und Anträge gestellt, die dänische Negierung stimmt ihm bei, ohne die<lb/> Prüfung zu der ihrigen zu machen, stimmt bei in einem anderen Sinne, ist<lb/> für keine Ausgleichung und will doch eine, wahrt die Landeshoheit und ist<lb/> doch für Bundcsvermittlung und zuletzt ist der Gesandte ebenso obligat gegen<lb/> Oestreich wie gegen Preußen, obgleich Beide das Verschiedenste wollen. Bei<lb/> Goethe heißt es:</p><lb/> <quote> <note type="speaker"> Faust.</note> <p xml:id="ID_160"> Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.</p> <note type="speaker"> Mephistopheles.</note> <p xml:id="ID_161"> Dus ist noch lange nicht vorüber.<lb/> Ich kenn' es wohl, so klingt das ganze Buch. . . .<lb/> Mein Freund, die Kunst ist alt und neu......<lb/> Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,<lb/> ES müsse sich dabei doch auch was denken lassen.</p> </quote><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ein Besuch bei Radetzki.</head><lb/> <p xml:id="ID_162"> Der 1,9. Juli 1851 bleibt mir unvergessen: ich lernte an ihm den Feld¬<lb/> marschall Radetzki kennen. Um 11 Uhr fuhr ich nus der Eisenbahn von<lb/> Mailand nach Monza; in einer halben Stunde erreicht man die ehemalige Re¬<lb/> sidenz der Lombardenkönige, welche eine Stunde nördlich von Mailand nach<lb/> Como hin liegt. Ein Tunnel geht unter der alterthümlichen Stadt hindurch,<lb/> die jetzt nur noch sechstausend Einwohner hat; sie ist das Modica der Römer<lb/> in Jnsubrien.</p><lb/> <p xml:id="ID_163"> Prachtvolle Alleen führen zum Schloß, das wohl auf der Stelle des Pa-<lb/> latium liegt, welches der Ostgothcnherrscher Thcodonch erbaute; jenes war<lb/> Lieblingsaufenthalt der Vicekönige Eugen Beauharnais und Erzherzog Ray-<lb/> uer. Wunderschöne Grenadiere eines steyrischen Regiments hatten die Wache.<lb/> Aus dem überaus freundlichen Empfang des Generalleutnants vom General-<lb/> stabe, Ritter von L........, erkannte ich, wie wohlwollend mich die Kis-<lb/> singer Freunde empfohlen hatten. Wir kamen ins Plaudern, und so wurde<lb/> es zwei Uhr bis ich gemeldet wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_164" next="#ID_165"> Der Marschall kam mir mit beiden Händen entgegen: „Nun, das ist</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
reich und Preußen abgegebenen Erklärungen" keinen Anstand, für jetzt auch
für die Zurückweisung zu stimmen.
Das ist doch ein Muster von Diplomatensprache! der Ausschuß hat ge¬
prüft und Anträge gestellt, die dänische Negierung stimmt ihm bei, ohne die
Prüfung zu der ihrigen zu machen, stimmt bei in einem anderen Sinne, ist
für keine Ausgleichung und will doch eine, wahrt die Landeshoheit und ist
doch für Bundcsvermittlung und zuletzt ist der Gesandte ebenso obligat gegen
Oestreich wie gegen Preußen, obgleich Beide das Verschiedenste wollen. Bei
Goethe heißt es:
Faust. Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.
Mephistopheles. Dus ist noch lange nicht vorüber.
Ich kenn' es wohl, so klingt das ganze Buch. . . .
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu......
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
ES müsse sich dabei doch auch was denken lassen.
Ein Besuch bei Radetzki.
Der 1,9. Juli 1851 bleibt mir unvergessen: ich lernte an ihm den Feld¬
marschall Radetzki kennen. Um 11 Uhr fuhr ich nus der Eisenbahn von
Mailand nach Monza; in einer halben Stunde erreicht man die ehemalige Re¬
sidenz der Lombardenkönige, welche eine Stunde nördlich von Mailand nach
Como hin liegt. Ein Tunnel geht unter der alterthümlichen Stadt hindurch,
die jetzt nur noch sechstausend Einwohner hat; sie ist das Modica der Römer
in Jnsubrien.
Prachtvolle Alleen führen zum Schloß, das wohl auf der Stelle des Pa-
latium liegt, welches der Ostgothcnherrscher Thcodonch erbaute; jenes war
Lieblingsaufenthalt der Vicekönige Eugen Beauharnais und Erzherzog Ray-
uer. Wunderschöne Grenadiere eines steyrischen Regiments hatten die Wache.
Aus dem überaus freundlichen Empfang des Generalleutnants vom General-
stabe, Ritter von L........, erkannte ich, wie wohlwollend mich die Kis-
singer Freunde empfohlen hatten. Wir kamen ins Plaudern, und so wurde
es zwei Uhr bis ich gemeldet wurde.
Der Marschall kam mir mit beiden Händen entgegen: „Nun, das ist
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