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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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mahlen, bewirkt hat, daß Schleswigs die Schleswig-holsteinische Hochschule nicht
mehr besuchen können.

Ein andrer Punkt ist die Grenzregulirung zwischen Holstein und Schles¬
wig, die noch heute nicht vollzogen ist und bei deren Ordnung sich ergeben
würde, daß ein beträchtliches Stück Land jenseits der Eider zum deutschen
Bunde gehört. Dahin zählen wir die ganze Insel Fehmarn, den Kieler Hasen,
die Festung Fricdrichsort, welche theilweise auf dem der Stadt Kiel gehörigen
Strande jenes Hafens erbaut ist, das adelige Gut Warleberg, das Bett der
Eider, die Altstadt Rendsburg mit den nördlich von derselben gelegenen Kron¬
werks- und Stadtländereien. die Dörfer Lehmbeck, Borgstcdt, Büdelsdvrs.
Nübbel und Fockbeck. mit Aalbeck und Ahrenstedt, serner die rcndsburger Vor-
werksländcreien nördlich der Eider mit der Karlshütte, den Börmer-, Mczger-
und Kleinensee-Koog und die Landschaft Stnpelholm mit dem auf ihrem Grund
und Boden erbauten Friedrichsstadt und der Hohner Fähre.*)

Die Vertragsbrüchigkeit ferner, welche die kopcnhagner Regierung sich durch
Ausführung ihres Sprachcdicts in Mittelschleswig hat zu Schulden kommen
lassen, könnte unsrer Meinung nach ebenfalls mit vollem Recht vor das Forum
der Bundesversammlung gezogen werden. In der Bekanntmachung vom
28. Januar 1852 versprach der König von Dänemark, der für Schleswig aus¬
zuarbeitende Gesetzentwurf werde "insbesondere die erforderlichen Bestimmungen
enthalten, um der dänischen und deutschen Nationalität in dem gedachten Her-
zogthume völlig gleiche Berechtigung und kräftigen Schutz zu verschaffen und
zu sichern." Wie dies verstanden und ausgeführt worden ist, haben d. Bl.
gezeigt; daß die dort gegebenen Schilderungen dänischer Tyrannei in Kirche,
Schule und Kanzlei nicht übertrieben waren, beweisen die Verhandlungen in
der schleswigschen Ständeversammlung, bezeugen die 10,00N Petitionen gegen
den Sprachzwang, welche der Landesvertretung vorliegen.

Die Eiderdänen haben, um sich wegen der gewaltsamen Einführung der
dänischen Sprache in 48 Kirchspielen (unter denen mehrere über 3000 Ein¬
wohner zählen) und 168 Schulen des mittlern Schleswig zu rechtfertigen, sowol



') Man vergleiche hierüber die "Geschichte der geographischen Vermessungen
"ut der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 16. Jahrhunderts bis
zum Jahre 1859" von Hauptmann F, Gccrz, Vorsteher der geographischen und Gravcur-
section des l. prcuß. großen Generalstabs, ein sehr gründliches und in politischen Fragen voll¬
kommen unparteiisches Werk, welches die soeben in drei verschiedenen Ausgaben in Commission
von Perthes, Besser und Maule zu Hamburg und von Schivers in Kiel erschienene vortreffliche
" Generalkarte von den Herzogthümern Schleswig, Holstein und Lauenburg,
den Fürstenthümern Lübeck und Ratzeburg und den freien und Hansestädten
Hamburg und Lübek" als Denkschrift begleitet. Wir empfehlen die Karte, die in der That
alles für den Geographen, Hydrographen und Geognosten Interessante berücksichtigt und eine
große Anzahl von Fehlern andrer Karten corrigirt, angelegentlichst.

mahlen, bewirkt hat, daß Schleswigs die Schleswig-holsteinische Hochschule nicht
mehr besuchen können.

Ein andrer Punkt ist die Grenzregulirung zwischen Holstein und Schles¬
wig, die noch heute nicht vollzogen ist und bei deren Ordnung sich ergeben
würde, daß ein beträchtliches Stück Land jenseits der Eider zum deutschen
Bunde gehört. Dahin zählen wir die ganze Insel Fehmarn, den Kieler Hasen,
die Festung Fricdrichsort, welche theilweise auf dem der Stadt Kiel gehörigen
Strande jenes Hafens erbaut ist, das adelige Gut Warleberg, das Bett der
Eider, die Altstadt Rendsburg mit den nördlich von derselben gelegenen Kron¬
werks- und Stadtländereien. die Dörfer Lehmbeck, Borgstcdt, Büdelsdvrs.
Nübbel und Fockbeck. mit Aalbeck und Ahrenstedt, serner die rcndsburger Vor-
werksländcreien nördlich der Eider mit der Karlshütte, den Börmer-, Mczger-
und Kleinensee-Koog und die Landschaft Stnpelholm mit dem auf ihrem Grund
und Boden erbauten Friedrichsstadt und der Hohner Fähre.*)

Die Vertragsbrüchigkeit ferner, welche die kopcnhagner Regierung sich durch
Ausführung ihres Sprachcdicts in Mittelschleswig hat zu Schulden kommen
lassen, könnte unsrer Meinung nach ebenfalls mit vollem Recht vor das Forum
der Bundesversammlung gezogen werden. In der Bekanntmachung vom
28. Januar 1852 versprach der König von Dänemark, der für Schleswig aus¬
zuarbeitende Gesetzentwurf werde „insbesondere die erforderlichen Bestimmungen
enthalten, um der dänischen und deutschen Nationalität in dem gedachten Her-
zogthume völlig gleiche Berechtigung und kräftigen Schutz zu verschaffen und
zu sichern." Wie dies verstanden und ausgeführt worden ist, haben d. Bl.
gezeigt; daß die dort gegebenen Schilderungen dänischer Tyrannei in Kirche,
Schule und Kanzlei nicht übertrieben waren, beweisen die Verhandlungen in
der schleswigschen Ständeversammlung, bezeugen die 10,00N Petitionen gegen
den Sprachzwang, welche der Landesvertretung vorliegen.

Die Eiderdänen haben, um sich wegen der gewaltsamen Einführung der
dänischen Sprache in 48 Kirchspielen (unter denen mehrere über 3000 Ein¬
wohner zählen) und 168 Schulen des mittlern Schleswig zu rechtfertigen, sowol



') Man vergleiche hierüber die „Geschichte der geographischen Vermessungen
»ut der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 16. Jahrhunderts bis
zum Jahre 1859" von Hauptmann F, Gccrz, Vorsteher der geographischen und Gravcur-
section des l. prcuß. großen Generalstabs, ein sehr gründliches und in politischen Fragen voll¬
kommen unparteiisches Werk, welches die soeben in drei verschiedenen Ausgaben in Commission
von Perthes, Besser und Maule zu Hamburg und von Schivers in Kiel erschienene vortreffliche
„ Generalkarte von den Herzogthümern Schleswig, Holstein und Lauenburg,
den Fürstenthümern Lübeck und Ratzeburg und den freien und Hansestädten
Hamburg und Lübek" als Denkschrift begleitet. Wir empfehlen die Karte, die in der That
alles für den Geographen, Hydrographen und Geognosten Interessante berücksichtigt und eine
große Anzahl von Fehlern andrer Karten corrigirt, angelegentlichst.
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[0385] mahlen, bewirkt hat, daß Schleswigs die Schleswig-holsteinische Hochschule nicht mehr besuchen können. Ein andrer Punkt ist die Grenzregulirung zwischen Holstein und Schles¬ wig, die noch heute nicht vollzogen ist und bei deren Ordnung sich ergeben würde, daß ein beträchtliches Stück Land jenseits der Eider zum deutschen Bunde gehört. Dahin zählen wir die ganze Insel Fehmarn, den Kieler Hasen, die Festung Fricdrichsort, welche theilweise auf dem der Stadt Kiel gehörigen Strande jenes Hafens erbaut ist, das adelige Gut Warleberg, das Bett der Eider, die Altstadt Rendsburg mit den nördlich von derselben gelegenen Kron¬ werks- und Stadtländereien. die Dörfer Lehmbeck, Borgstcdt, Büdelsdvrs. Nübbel und Fockbeck. mit Aalbeck und Ahrenstedt, serner die rcndsburger Vor- werksländcreien nördlich der Eider mit der Karlshütte, den Börmer-, Mczger- und Kleinensee-Koog und die Landschaft Stnpelholm mit dem auf ihrem Grund und Boden erbauten Friedrichsstadt und der Hohner Fähre.*) Die Vertragsbrüchigkeit ferner, welche die kopcnhagner Regierung sich durch Ausführung ihres Sprachcdicts in Mittelschleswig hat zu Schulden kommen lassen, könnte unsrer Meinung nach ebenfalls mit vollem Recht vor das Forum der Bundesversammlung gezogen werden. In der Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 versprach der König von Dänemark, der für Schleswig aus¬ zuarbeitende Gesetzentwurf werde „insbesondere die erforderlichen Bestimmungen enthalten, um der dänischen und deutschen Nationalität in dem gedachten Her- zogthume völlig gleiche Berechtigung und kräftigen Schutz zu verschaffen und zu sichern." Wie dies verstanden und ausgeführt worden ist, haben d. Bl. gezeigt; daß die dort gegebenen Schilderungen dänischer Tyrannei in Kirche, Schule und Kanzlei nicht übertrieben waren, beweisen die Verhandlungen in der schleswigschen Ständeversammlung, bezeugen die 10,00N Petitionen gegen den Sprachzwang, welche der Landesvertretung vorliegen. Die Eiderdänen haben, um sich wegen der gewaltsamen Einführung der dänischen Sprache in 48 Kirchspielen (unter denen mehrere über 3000 Ein¬ wohner zählen) und 168 Schulen des mittlern Schleswig zu rechtfertigen, sowol ') Man vergleiche hierüber die „Geschichte der geographischen Vermessungen »ut der Landkarten Nordalbingiens vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1859" von Hauptmann F, Gccrz, Vorsteher der geographischen und Gravcur- section des l. prcuß. großen Generalstabs, ein sehr gründliches und in politischen Fragen voll¬ kommen unparteiisches Werk, welches die soeben in drei verschiedenen Ausgaben in Commission von Perthes, Besser und Maule zu Hamburg und von Schivers in Kiel erschienene vortreffliche „ Generalkarte von den Herzogthümern Schleswig, Holstein und Lauenburg, den Fürstenthümern Lübeck und Ratzeburg und den freien und Hansestädten Hamburg und Lübek" als Denkschrift begleitet. Wir empfehlen die Karte, die in der That alles für den Geographen, Hydrographen und Geognosten Interessante berücksichtigt und eine große Anzahl von Fehlern andrer Karten corrigirt, angelegentlichst.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/385>, abgerufen am 23.07.2024.