Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Dazu rechnen wir noch halb soviel für Preise und andere mit dem Wctt-
schicßen verbundene Kosten. Mit diesen'300,000 Pfd. Se. jährlich könnte
ein Scharfschützenheer geschaffen werden, dem nach zwei oder dreijähriger Ue¬
bung wenig mehr an. der Vollkommenheit fehlen winde. Dazu gehören aber
vor Allem Exerzierplätze und SchiesMtten. Jene müßten 6000, diese wenig¬
stens 900 Fuß Länge haben. Es ist ein Irrthum, wenn man glaubt, die¬
selben würden nicht zu haben sein. Es gibt keine Stadt im Lande, die sich
nicht dazu verhelfen könnte, wenn die Behörden guten Willen und Eifer zeig¬
ten. London sollte wenigstens drei Schießplätze, die übrigen Städte über
100,000 Einwohner jede einen haben.

Man hat angefangen, nächst den freiwilligen Scharfschützen auch an eine
Artillerie von Freiwilligen zu denken. Das ist ein guter Gedanke. Die Schützen
bildeten dann den festen Kern der Bewegung, die Artilleristen könnten unter
gewissen Umständen Küstengeschütze bedienen und die Besetzung von Forts ver¬
stärken helfen. Wir bedürfen aber auch eine Verstärkung unsrer Feldartilleric.
Reitende Artillerie mit leichten gezogenen Kanonen winde nicht nur eine Waffe
sein, zu der man sich zahlreich melden würde, sondern auch eine sehr nützliche,
während schwerere Feldgeschütze, die sich von Punkt zu Punkt an der Küste hin-
bewegen ließen und deren Bedienung in leichten Wagen folgte, für die Ver¬
theidigung des Strandes die vorzüglichste Einrichtung sein möchten.

So sollte die zu bildende englische Freiwilligenarmec bestehen: 1) aus einer
Infanterie von Scharfschützen, 2) aus Besatzungsartillerie, 3) reitender Artille¬
rie, die Waffengattung unsrer Fuchsjäger und der wohlhabenden ländlichen Be¬
völkerung überhaupt, 4) endlich fahrende Artillerie mit schweren Geschützen
zur Küstenvertheidignng.

Dazu müßte ein Gnidencorps organisirt werden, dessen Mannschaft Orts¬
kunde und Kenntniß der Mittel und Wege zur Beförderung schweren Fuhr¬
werks zu besitzen hätte. Gesetzt den Fall, ein feindliches Schiff bliebe bei der
Ebbe an einer Stelle festsitzen, wo es mit Kanonen zu bestreichen wäre. Ließe
man es in Ruhe, so würde es nach ein paar Stunden flott gemacht sein.
Es wäre aber die Aufgabe der Freiwilligen, es nicht in Ruhe zu lassen, es
in der Zwischenzeit tapfer mit Pulver und Eisen zu bearbeiten. Der Unter¬
schied einer Stunde in der Ankunft der Geschütze kann hier entscheidend sein.
Eine Stunde eher mit dem Feuer begonnen, und es wird in die Luft fliegen,
eine Stunde später, und es wird entkommen. Die Gulden sollten daher ge¬
nau wissen, in welcher Zeit die Geschütze nach dem oder jenem gegebenen Punkte
gebracht werden können, und die Artillerie müßte zu dieser Arbeit gehörig aus¬
gebildet werden. Alle Hafenorte sollten ihre Streitkräfte mit besonderer Rück¬
sicht hierauf einexerziren.

Eine andere wichtige Frage ist die der Beförderung der Truppen. Da


Dazu rechnen wir noch halb soviel für Preise und andere mit dem Wctt-
schicßen verbundene Kosten. Mit diesen'300,000 Pfd. Se. jährlich könnte
ein Scharfschützenheer geschaffen werden, dem nach zwei oder dreijähriger Ue¬
bung wenig mehr an. der Vollkommenheit fehlen winde. Dazu gehören aber
vor Allem Exerzierplätze und SchiesMtten. Jene müßten 6000, diese wenig¬
stens 900 Fuß Länge haben. Es ist ein Irrthum, wenn man glaubt, die¬
selben würden nicht zu haben sein. Es gibt keine Stadt im Lande, die sich
nicht dazu verhelfen könnte, wenn die Behörden guten Willen und Eifer zeig¬
ten. London sollte wenigstens drei Schießplätze, die übrigen Städte über
100,000 Einwohner jede einen haben.

Man hat angefangen, nächst den freiwilligen Scharfschützen auch an eine
Artillerie von Freiwilligen zu denken. Das ist ein guter Gedanke. Die Schützen
bildeten dann den festen Kern der Bewegung, die Artilleristen könnten unter
gewissen Umständen Küstengeschütze bedienen und die Besetzung von Forts ver¬
stärken helfen. Wir bedürfen aber auch eine Verstärkung unsrer Feldartilleric.
Reitende Artillerie mit leichten gezogenen Kanonen winde nicht nur eine Waffe
sein, zu der man sich zahlreich melden würde, sondern auch eine sehr nützliche,
während schwerere Feldgeschütze, die sich von Punkt zu Punkt an der Küste hin-
bewegen ließen und deren Bedienung in leichten Wagen folgte, für die Ver¬
theidigung des Strandes die vorzüglichste Einrichtung sein möchten.

So sollte die zu bildende englische Freiwilligenarmec bestehen: 1) aus einer
Infanterie von Scharfschützen, 2) aus Besatzungsartillerie, 3) reitender Artille¬
rie, die Waffengattung unsrer Fuchsjäger und der wohlhabenden ländlichen Be¬
völkerung überhaupt, 4) endlich fahrende Artillerie mit schweren Geschützen
zur Küstenvertheidignng.

Dazu müßte ein Gnidencorps organisirt werden, dessen Mannschaft Orts¬
kunde und Kenntniß der Mittel und Wege zur Beförderung schweren Fuhr¬
werks zu besitzen hätte. Gesetzt den Fall, ein feindliches Schiff bliebe bei der
Ebbe an einer Stelle festsitzen, wo es mit Kanonen zu bestreichen wäre. Ließe
man es in Ruhe, so würde es nach ein paar Stunden flott gemacht sein.
Es wäre aber die Aufgabe der Freiwilligen, es nicht in Ruhe zu lassen, es
in der Zwischenzeit tapfer mit Pulver und Eisen zu bearbeiten. Der Unter¬
schied einer Stunde in der Ankunft der Geschütze kann hier entscheidend sein.
Eine Stunde eher mit dem Feuer begonnen, und es wird in die Luft fliegen,
eine Stunde später, und es wird entkommen. Die Gulden sollten daher ge¬
nau wissen, in welcher Zeit die Geschütze nach dem oder jenem gegebenen Punkte
gebracht werden können, und die Artillerie müßte zu dieser Arbeit gehörig aus¬
gebildet werden. Alle Hafenorte sollten ihre Streitkräfte mit besonderer Rück¬
sicht hierauf einexerziren.

Eine andere wichtige Frage ist die der Beförderung der Truppen. Da


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0273" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108995"/>
          <p xml:id="ID_770" prev="#ID_769"> Dazu rechnen wir noch halb soviel für Preise und andere mit dem Wctt-<lb/>
schicßen verbundene Kosten. Mit diesen'300,000 Pfd. Se. jährlich könnte<lb/>
ein Scharfschützenheer geschaffen werden, dem nach zwei oder dreijähriger Ue¬<lb/>
bung wenig mehr an. der Vollkommenheit fehlen winde. Dazu gehören aber<lb/>
vor Allem Exerzierplätze und SchiesMtten. Jene müßten 6000, diese wenig¬<lb/>
stens 900 Fuß Länge haben. Es ist ein Irrthum, wenn man glaubt, die¬<lb/>
selben würden nicht zu haben sein. Es gibt keine Stadt im Lande, die sich<lb/>
nicht dazu verhelfen könnte, wenn die Behörden guten Willen und Eifer zeig¬<lb/>
ten. London sollte wenigstens drei Schießplätze, die übrigen Städte über<lb/>
100,000 Einwohner jede einen haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_771"> Man hat angefangen, nächst den freiwilligen Scharfschützen auch an eine<lb/>
Artillerie von Freiwilligen zu denken. Das ist ein guter Gedanke. Die Schützen<lb/>
bildeten dann den festen Kern der Bewegung, die Artilleristen könnten unter<lb/>
gewissen Umständen Küstengeschütze bedienen und die Besetzung von Forts ver¬<lb/>
stärken helfen. Wir bedürfen aber auch eine Verstärkung unsrer Feldartilleric.<lb/>
Reitende Artillerie mit leichten gezogenen Kanonen winde nicht nur eine Waffe<lb/>
sein, zu der man sich zahlreich melden würde, sondern auch eine sehr nützliche,<lb/>
während schwerere Feldgeschütze, die sich von Punkt zu Punkt an der Küste hin-<lb/>
bewegen ließen und deren Bedienung in leichten Wagen folgte, für die Ver¬<lb/>
theidigung des Strandes die vorzüglichste Einrichtung sein möchten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_772"> So sollte die zu bildende englische Freiwilligenarmec bestehen: 1) aus einer<lb/>
Infanterie von Scharfschützen, 2) aus Besatzungsartillerie, 3) reitender Artille¬<lb/>
rie, die Waffengattung unsrer Fuchsjäger und der wohlhabenden ländlichen Be¬<lb/>
völkerung überhaupt, 4) endlich fahrende Artillerie mit schweren Geschützen<lb/>
zur Küstenvertheidignng.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_773"> Dazu müßte ein Gnidencorps organisirt werden, dessen Mannschaft Orts¬<lb/>
kunde und Kenntniß der Mittel und Wege zur Beförderung schweren Fuhr¬<lb/>
werks zu besitzen hätte. Gesetzt den Fall, ein feindliches Schiff bliebe bei der<lb/>
Ebbe an einer Stelle festsitzen, wo es mit Kanonen zu bestreichen wäre. Ließe<lb/>
man es in Ruhe, so würde es nach ein paar Stunden flott gemacht sein.<lb/>
Es wäre aber die Aufgabe der Freiwilligen, es nicht in Ruhe zu lassen, es<lb/>
in der Zwischenzeit tapfer mit Pulver und Eisen zu bearbeiten. Der Unter¬<lb/>
schied einer Stunde in der Ankunft der Geschütze kann hier entscheidend sein.<lb/>
Eine Stunde eher mit dem Feuer begonnen, und es wird in die Luft fliegen,<lb/>
eine Stunde später, und es wird entkommen. Die Gulden sollten daher ge¬<lb/>
nau wissen, in welcher Zeit die Geschütze nach dem oder jenem gegebenen Punkte<lb/>
gebracht werden können, und die Artillerie müßte zu dieser Arbeit gehörig aus¬<lb/>
gebildet werden. Alle Hafenorte sollten ihre Streitkräfte mit besonderer Rück¬<lb/>
sicht hierauf einexerziren.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_774" next="#ID_775"> Eine andere wichtige Frage ist die der Beförderung der Truppen. Da</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0273] Dazu rechnen wir noch halb soviel für Preise und andere mit dem Wctt- schicßen verbundene Kosten. Mit diesen'300,000 Pfd. Se. jährlich könnte ein Scharfschützenheer geschaffen werden, dem nach zwei oder dreijähriger Ue¬ bung wenig mehr an. der Vollkommenheit fehlen winde. Dazu gehören aber vor Allem Exerzierplätze und SchiesMtten. Jene müßten 6000, diese wenig¬ stens 900 Fuß Länge haben. Es ist ein Irrthum, wenn man glaubt, die¬ selben würden nicht zu haben sein. Es gibt keine Stadt im Lande, die sich nicht dazu verhelfen könnte, wenn die Behörden guten Willen und Eifer zeig¬ ten. London sollte wenigstens drei Schießplätze, die übrigen Städte über 100,000 Einwohner jede einen haben. Man hat angefangen, nächst den freiwilligen Scharfschützen auch an eine Artillerie von Freiwilligen zu denken. Das ist ein guter Gedanke. Die Schützen bildeten dann den festen Kern der Bewegung, die Artilleristen könnten unter gewissen Umständen Küstengeschütze bedienen und die Besetzung von Forts ver¬ stärken helfen. Wir bedürfen aber auch eine Verstärkung unsrer Feldartilleric. Reitende Artillerie mit leichten gezogenen Kanonen winde nicht nur eine Waffe sein, zu der man sich zahlreich melden würde, sondern auch eine sehr nützliche, während schwerere Feldgeschütze, die sich von Punkt zu Punkt an der Küste hin- bewegen ließen und deren Bedienung in leichten Wagen folgte, für die Ver¬ theidigung des Strandes die vorzüglichste Einrichtung sein möchten. So sollte die zu bildende englische Freiwilligenarmec bestehen: 1) aus einer Infanterie von Scharfschützen, 2) aus Besatzungsartillerie, 3) reitender Artille¬ rie, die Waffengattung unsrer Fuchsjäger und der wohlhabenden ländlichen Be¬ völkerung überhaupt, 4) endlich fahrende Artillerie mit schweren Geschützen zur Küstenvertheidignng. Dazu müßte ein Gnidencorps organisirt werden, dessen Mannschaft Orts¬ kunde und Kenntniß der Mittel und Wege zur Beförderung schweren Fuhr¬ werks zu besitzen hätte. Gesetzt den Fall, ein feindliches Schiff bliebe bei der Ebbe an einer Stelle festsitzen, wo es mit Kanonen zu bestreichen wäre. Ließe man es in Ruhe, so würde es nach ein paar Stunden flott gemacht sein. Es wäre aber die Aufgabe der Freiwilligen, es nicht in Ruhe zu lassen, es in der Zwischenzeit tapfer mit Pulver und Eisen zu bearbeiten. Der Unter¬ schied einer Stunde in der Ankunft der Geschütze kann hier entscheidend sein. Eine Stunde eher mit dem Feuer begonnen, und es wird in die Luft fliegen, eine Stunde später, und es wird entkommen. Die Gulden sollten daher ge¬ nau wissen, in welcher Zeit die Geschütze nach dem oder jenem gegebenen Punkte gebracht werden können, und die Artillerie müßte zu dieser Arbeit gehörig aus¬ gebildet werden. Alle Hafenorte sollten ihre Streitkräfte mit besonderer Rück¬ sicht hierauf einexerziren. Eine andere wichtige Frage ist die der Beförderung der Truppen. Da

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/273
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/273>, abgerufen am 25.08.2024.