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Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.

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Kavallerie. 10,000 Mann Artillerie und Mineurs. "0.000 Mann Garnison-
Truppen; zusammen 200.000 Mann. Die Größe des Staates betrug damals
3600 Quadratmeilen, die Bevölkerung 6 Millionen; die Staats-Einnahnvn
veliefen sich auf etwa 21 Millionen Thaler. Die Eintheilung des Heeres in
Hinsicht der Ergänzung. Verpflegung und Bekleidung der Truppen blieb in
dieser langen und thatenreichen Periode fast ganz dieselbe, wie sie unter seinem
Vater gewesen. Das stehende Heer bestand aus 108,000 Ausländern, die für
königliche Rechnung auf den Werbcplätzen angeworben wurden, und aus
92,000 Inländern oder Cantonisten, welche in der Regel das ganze Jahr be¬
urlaubt und nur 4 bis K Wochen bei der Fahne waren. Unter den 92.000
Beurlaubten bezogen seit 1763 die Compagnieschefs nur noch von 45,000 Mann
die Löhnung; von den übrigen behielt der König den Sold und bildete hier¬
aus eine besondere Werbekasse. Im Jahr 1781 gab Friedrich dem Heere
neue Gewehre, welche das Beschütten der Pfanne ersparten und mit einem
cylindrischen Ladstock versehen waren. Mit diesen Gewehren feuerte das Ba¬
taillon 6 Schüsse in der Minute, während man bei der früheren Einrichtung
nur 4 Schüsse ermöglicht hatte. Diese Veränderung kostete 400.000 Thaler.
Die Unterhaltungskosten des Heeres unter Friedrich dem Großen betrugen:
Infanterie 4,700,000 Thaler. Kavallerie 3,800,000 Tlilr., Feldartillerie und
Mineurs 550.000 Thlr., Garnison-Artillerie 64,000 Thlr., Garnison-Batail¬
lone 924.000 Thlr.. Land-Miliz 22,000 Thlr.; zusammen 10,060.000 Thlr.
Rechnet man hierzu noch den Servis. die Kosten der Offiziere der Suite nebst
den Inspectors-Adjutanten. die Rationen für die Generalität und die Stabs-
Offiziere, die Pensionen, die Kriegsschule, das Feldjägcrcvrps, die Unterhal¬
tung der Festungen und die Füllung des Zeughauses -- welche Gegenstände
zusammen an 3 Millionen Thlr. betragen haben -- so findet man. daß das
Heer am Ende der Regierung Friedrich des Großen 13 Millionen Thaler ge¬
kostet hat. Unter dem großen Kurfürsten kostete, wie bemerkt, das Heer eine
Million bei IV2 Millionen Bevölkerung, unter seinem Enkel Friedrich Wilhelm
dem Ersten nahezu 5 Millionen bei 2'/- Millionen Bevölkerung, unter seinem
Urenkel 13 Millionen bei 6 Millionen Bevölkerung. Unter den beiden letzten
Regierungen kostete also die Armee für jede Million Einwohner etwas über
2 Millionen Thaler. Ungeachtet der große König jährlich 13 Millionen auf
seine Kriegseinrichtung verwandte, erübrigte er von den 21 Millionen Ein¬
künften, die er hatte, doch noch so viel, daß er sich einen Schatz bilden konnte.
Von der Größe dieses Schatzes hatte man die übertriebensten Vorstellungen.
Einige gaben ihn auf 70 Millionen an.' Wenn man aber bedenkt, daß Fried¬
rich der Große nur zwanzig Jahre Zeit gehabthat, ihn zu sammeln; nämlich
von 1766 bis 1786, und daß die Regie, welche in der Hauptsache zur Bil¬
dung des Schatzes bestimmt war, in den ersten Jahren mir 200,000 Thaler


Kavallerie. 10,000 Mann Artillerie und Mineurs. »0.000 Mann Garnison-
Truppen; zusammen 200.000 Mann. Die Größe des Staates betrug damals
3600 Quadratmeilen, die Bevölkerung 6 Millionen; die Staats-Einnahnvn
veliefen sich auf etwa 21 Millionen Thaler. Die Eintheilung des Heeres in
Hinsicht der Ergänzung. Verpflegung und Bekleidung der Truppen blieb in
dieser langen und thatenreichen Periode fast ganz dieselbe, wie sie unter seinem
Vater gewesen. Das stehende Heer bestand aus 108,000 Ausländern, die für
königliche Rechnung auf den Werbcplätzen angeworben wurden, und aus
92,000 Inländern oder Cantonisten, welche in der Regel das ganze Jahr be¬
urlaubt und nur 4 bis K Wochen bei der Fahne waren. Unter den 92.000
Beurlaubten bezogen seit 1763 die Compagnieschefs nur noch von 45,000 Mann
die Löhnung; von den übrigen behielt der König den Sold und bildete hier¬
aus eine besondere Werbekasse. Im Jahr 1781 gab Friedrich dem Heere
neue Gewehre, welche das Beschütten der Pfanne ersparten und mit einem
cylindrischen Ladstock versehen waren. Mit diesen Gewehren feuerte das Ba¬
taillon 6 Schüsse in der Minute, während man bei der früheren Einrichtung
nur 4 Schüsse ermöglicht hatte. Diese Veränderung kostete 400.000 Thaler.
Die Unterhaltungskosten des Heeres unter Friedrich dem Großen betrugen:
Infanterie 4,700,000 Thaler. Kavallerie 3,800,000 Tlilr., Feldartillerie und
Mineurs 550.000 Thlr., Garnison-Artillerie 64,000 Thlr., Garnison-Batail¬
lone 924.000 Thlr.. Land-Miliz 22,000 Thlr.; zusammen 10,060.000 Thlr.
Rechnet man hierzu noch den Servis. die Kosten der Offiziere der Suite nebst
den Inspectors-Adjutanten. die Rationen für die Generalität und die Stabs-
Offiziere, die Pensionen, die Kriegsschule, das Feldjägcrcvrps, die Unterhal¬
tung der Festungen und die Füllung des Zeughauses — welche Gegenstände
zusammen an 3 Millionen Thlr. betragen haben — so findet man. daß das
Heer am Ende der Regierung Friedrich des Großen 13 Millionen Thaler ge¬
kostet hat. Unter dem großen Kurfürsten kostete, wie bemerkt, das Heer eine
Million bei IV2 Millionen Bevölkerung, unter seinem Enkel Friedrich Wilhelm
dem Ersten nahezu 5 Millionen bei 2'/- Millionen Bevölkerung, unter seinem
Urenkel 13 Millionen bei 6 Millionen Bevölkerung. Unter den beiden letzten
Regierungen kostete also die Armee für jede Million Einwohner etwas über
2 Millionen Thaler. Ungeachtet der große König jährlich 13 Millionen auf
seine Kriegseinrichtung verwandte, erübrigte er von den 21 Millionen Ein¬
künften, die er hatte, doch noch so viel, daß er sich einen Schatz bilden konnte.
Von der Größe dieses Schatzes hatte man die übertriebensten Vorstellungen.
Einige gaben ihn auf 70 Millionen an.' Wenn man aber bedenkt, daß Fried¬
rich der Große nur zwanzig Jahre Zeit gehabthat, ihn zu sammeln; nämlich
von 1766 bis 1786, und daß die Regie, welche in der Hauptsache zur Bil¬
dung des Schatzes bestimmt war, in den ersten Jahren mir 200,000 Thaler


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[0224] Kavallerie. 10,000 Mann Artillerie und Mineurs. »0.000 Mann Garnison- Truppen; zusammen 200.000 Mann. Die Größe des Staates betrug damals 3600 Quadratmeilen, die Bevölkerung 6 Millionen; die Staats-Einnahnvn veliefen sich auf etwa 21 Millionen Thaler. Die Eintheilung des Heeres in Hinsicht der Ergänzung. Verpflegung und Bekleidung der Truppen blieb in dieser langen und thatenreichen Periode fast ganz dieselbe, wie sie unter seinem Vater gewesen. Das stehende Heer bestand aus 108,000 Ausländern, die für königliche Rechnung auf den Werbcplätzen angeworben wurden, und aus 92,000 Inländern oder Cantonisten, welche in der Regel das ganze Jahr be¬ urlaubt und nur 4 bis K Wochen bei der Fahne waren. Unter den 92.000 Beurlaubten bezogen seit 1763 die Compagnieschefs nur noch von 45,000 Mann die Löhnung; von den übrigen behielt der König den Sold und bildete hier¬ aus eine besondere Werbekasse. Im Jahr 1781 gab Friedrich dem Heere neue Gewehre, welche das Beschütten der Pfanne ersparten und mit einem cylindrischen Ladstock versehen waren. Mit diesen Gewehren feuerte das Ba¬ taillon 6 Schüsse in der Minute, während man bei der früheren Einrichtung nur 4 Schüsse ermöglicht hatte. Diese Veränderung kostete 400.000 Thaler. Die Unterhaltungskosten des Heeres unter Friedrich dem Großen betrugen: Infanterie 4,700,000 Thaler. Kavallerie 3,800,000 Tlilr., Feldartillerie und Mineurs 550.000 Thlr., Garnison-Artillerie 64,000 Thlr., Garnison-Batail¬ lone 924.000 Thlr.. Land-Miliz 22,000 Thlr.; zusammen 10,060.000 Thlr. Rechnet man hierzu noch den Servis. die Kosten der Offiziere der Suite nebst den Inspectors-Adjutanten. die Rationen für die Generalität und die Stabs- Offiziere, die Pensionen, die Kriegsschule, das Feldjägcrcvrps, die Unterhal¬ tung der Festungen und die Füllung des Zeughauses — welche Gegenstände zusammen an 3 Millionen Thlr. betragen haben — so findet man. daß das Heer am Ende der Regierung Friedrich des Großen 13 Millionen Thaler ge¬ kostet hat. Unter dem großen Kurfürsten kostete, wie bemerkt, das Heer eine Million bei IV2 Millionen Bevölkerung, unter seinem Enkel Friedrich Wilhelm dem Ersten nahezu 5 Millionen bei 2'/- Millionen Bevölkerung, unter seinem Urenkel 13 Millionen bei 6 Millionen Bevölkerung. Unter den beiden letzten Regierungen kostete also die Armee für jede Million Einwohner etwas über 2 Millionen Thaler. Ungeachtet der große König jährlich 13 Millionen auf seine Kriegseinrichtung verwandte, erübrigte er von den 21 Millionen Ein¬ künften, die er hatte, doch noch so viel, daß er sich einen Schatz bilden konnte. Von der Größe dieses Schatzes hatte man die übertriebensten Vorstellungen. Einige gaben ihn auf 70 Millionen an.' Wenn man aber bedenkt, daß Fried¬ rich der Große nur zwanzig Jahre Zeit gehabthat, ihn zu sammeln; nämlich von 1766 bis 1786, und daß die Regie, welche in der Hauptsache zur Bil¬ dung des Schatzes bestimmt war, in den ersten Jahren mir 200,000 Thaler

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341594_108721/224>, abgerufen am 23.07.2024.