Die Grenzboten. Jg. 19, 1860, I. Semester. I. Band.wichtige Gründe nicht von ihnen abzuweichen, sondern vielmehr den hinwieder Dieselbe Anerkennung genoß aber die meißnische Sprache schon im 17. Schottet, ein Braunschweiger. handelt in seinem großen Sprachwerke, wichtige Gründe nicht von ihnen abzuweichen, sondern vielmehr den hinwieder Dieselbe Anerkennung genoß aber die meißnische Sprache schon im 17. Schottet, ein Braunschweiger. handelt in seinem großen Sprachwerke, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108842"/> <p xml:id="ID_334" prev="#ID_333"> wichtige Gründe nicht von ihnen abzuweichen, sondern vielmehr den hinwieder<lb/> bei uns eingeschlichenen Gebrauch als einen Mißbrauch anzusehen haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_335"> Dieselbe Anerkennung genoß aber die meißnische Sprache schon im 17.<lb/> Jahrhundert, obwol ebenfalls nicht ohne Streit. Der Rector des Cölnischen<lb/> Gymnasiums in Berlin Joh. Bödiker gab im I. 1690 eine deutsche Schulgram¬<lb/> matik heraus; die Frage uach dem Hochdeutsch entscheidet er schon so, daß er<lb/> dasselbe den Mundarten gegenüberstellt, sügt aber hinzu: „nur daß ihr (der<lb/> sonst. Syr.) die Meißner und Obersachsen am nächsten mit reinlicher Aus¬<lb/> sprache kommen." Im Jahre 1K91 erschien zu Nürnberg ein umfängliches<lb/> deutsches Wörterbuch von Caspar von Stieler. einem Erfurter; er widmete<lb/> es dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg dem Dritten, als welcher der<lb/> Widmung am würdigste» wäre, „da Sie, heißt es, ein Herrscher über solche<lb/> Städte und Festungen sein, worinnen die hochdeutsche Sprache glücklich ge¬<lb/> boren, glücklicher erzogen, und aufs glücklichste ausgezieret und geschmücket<lb/> worden, auch noch täglich einen erneuerten und mehr lieblichen Glanz empsä-<lb/> het. Ich meine das prächtige Dresden, das heilige Wittenberg. und das Sü¬<lb/> ßeste aller Städte, Leipzig, welches auch von seinem Sprachenzncker dem sonst<lb/> salzichten Halle solch eine milde Beisteuer verehret, daß es sich seiner Lehrling-<lb/> schast z» schämen »immermehr Ursach finden wird." . . . „Diese treffliche Städte<lb/> nun, heißt es weiterhin, sind die Richtschnur der hochdeutschen Sprache."<lb/> Morhof, ein Mecklenburger, äußert >n seinen. Unterricht von der deutschen<lb/> Sprache und Poesie ans d. I. IK82-. „Es ist auch ein großer Unterscheid<lb/> unter den DiÄloetis lind Mundarten.... Der Meißner Ausrede ist die zier¬<lb/> lichste;" weiterhin, „wer nun ein reinliches deutsches LlarmLii schreiben will,<lb/> der muß den lieblichsten vialeotum, wie der Meißnische ist, ihm vorsehen."<lb/> In der Borrede der 2. Ausg., die sein Sohn besorgte, meldet dieser, die Or¬<lb/> thographie sei nun durchaus in die meißnische umgewandelt worden: „Zwar<lb/> ist es eine Sache, worinnen man sich leichte verstoßen kann, irdene die Mei߬<lb/> ner selbst, welche doch sehr darüber halten, in vielen Dingen bei sich<lb/> nicht einig sind;" nachher: „Der aus seinen geistreichen Schriften gnugsam<lb/> bekannte Christ. Scriver, dessen wir uns billig rühme» können, hat das Lob<lb/> erlanget, daß i» der Reinlichkeit der deutsche» Sprache es ihm keiner, auch<lb/> von denen Meißner» selbst... zuvor gethan habe, welches um so viel mehr,<lb/> weil er ein Holsteincr von Geburt ist. zu verwundern; doch würde er es nicht<lb/> so weit gebracht haben, wenn er nicht eine geraume Zeit sich in Meißen auf¬<lb/> gehalten hätte."</p><lb/> <p xml:id="ID_336" next="#ID_337"> Schottet, ein Braunschweiger. handelt in seinem großen Sprachwerke,<lb/> Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubtsprache. aus d. I. 1663. mehrfach<lb/> von der Dialcctfrage; i» einer vorgesetzten Lobrede von der Teutschen Haubt¬<lb/> sprache äußert der Bars. tadelnd: „Cs ist sonst fast lächerlich, daß ein und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
wichtige Gründe nicht von ihnen abzuweichen, sondern vielmehr den hinwieder
bei uns eingeschlichenen Gebrauch als einen Mißbrauch anzusehen haben."
Dieselbe Anerkennung genoß aber die meißnische Sprache schon im 17.
Jahrhundert, obwol ebenfalls nicht ohne Streit. Der Rector des Cölnischen
Gymnasiums in Berlin Joh. Bödiker gab im I. 1690 eine deutsche Schulgram¬
matik heraus; die Frage uach dem Hochdeutsch entscheidet er schon so, daß er
dasselbe den Mundarten gegenüberstellt, sügt aber hinzu: „nur daß ihr (der
sonst. Syr.) die Meißner und Obersachsen am nächsten mit reinlicher Aus¬
sprache kommen." Im Jahre 1K91 erschien zu Nürnberg ein umfängliches
deutsches Wörterbuch von Caspar von Stieler. einem Erfurter; er widmete
es dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg dem Dritten, als welcher der
Widmung am würdigste» wäre, „da Sie, heißt es, ein Herrscher über solche
Städte und Festungen sein, worinnen die hochdeutsche Sprache glücklich ge¬
boren, glücklicher erzogen, und aufs glücklichste ausgezieret und geschmücket
worden, auch noch täglich einen erneuerten und mehr lieblichen Glanz empsä-
het. Ich meine das prächtige Dresden, das heilige Wittenberg. und das Sü¬
ßeste aller Städte, Leipzig, welches auch von seinem Sprachenzncker dem sonst
salzichten Halle solch eine milde Beisteuer verehret, daß es sich seiner Lehrling-
schast z» schämen »immermehr Ursach finden wird." . . . „Diese treffliche Städte
nun, heißt es weiterhin, sind die Richtschnur der hochdeutschen Sprache."
Morhof, ein Mecklenburger, äußert >n seinen. Unterricht von der deutschen
Sprache und Poesie ans d. I. IK82-. „Es ist auch ein großer Unterscheid
unter den DiÄloetis lind Mundarten.... Der Meißner Ausrede ist die zier¬
lichste;" weiterhin, „wer nun ein reinliches deutsches LlarmLii schreiben will,
der muß den lieblichsten vialeotum, wie der Meißnische ist, ihm vorsehen."
In der Borrede der 2. Ausg., die sein Sohn besorgte, meldet dieser, die Or¬
thographie sei nun durchaus in die meißnische umgewandelt worden: „Zwar
ist es eine Sache, worinnen man sich leichte verstoßen kann, irdene die Mei߬
ner selbst, welche doch sehr darüber halten, in vielen Dingen bei sich
nicht einig sind;" nachher: „Der aus seinen geistreichen Schriften gnugsam
bekannte Christ. Scriver, dessen wir uns billig rühme» können, hat das Lob
erlanget, daß i» der Reinlichkeit der deutsche» Sprache es ihm keiner, auch
von denen Meißner» selbst... zuvor gethan habe, welches um so viel mehr,
weil er ein Holsteincr von Geburt ist. zu verwundern; doch würde er es nicht
so weit gebracht haben, wenn er nicht eine geraume Zeit sich in Meißen auf¬
gehalten hätte."
Schottet, ein Braunschweiger. handelt in seinem großen Sprachwerke,
Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubtsprache. aus d. I. 1663. mehrfach
von der Dialcctfrage; i» einer vorgesetzten Lobrede von der Teutschen Haubt¬
sprache äußert der Bars. tadelnd: „Cs ist sonst fast lächerlich, daß ein und
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