Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.die wesentlichste Unterstützung des Ministeriums zu sein. Denn von den Mi߬ Neue Novellen. Jahrbuch deutscher Belletristik auf 1859. Fünfter Jahrgang. Heraus¬ die wesentlichste Unterstützung des Ministeriums zu sein. Denn von den Mi߬ Neue Novellen. Jahrbuch deutscher Belletristik auf 1859. Fünfter Jahrgang. Heraus¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0084" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187035"/> <p xml:id="ID_231" prev="#ID_230"> die wesentlichste Unterstützung des Ministeriums zu sein. Denn von den Mi߬<lb/> bräuchen, deren Kunde sich als allgemeine Sage im Volk verbreitet, ist der<lb/> Regierung als solcher officiell so manches noch gar nicht bekannt. Ein gro¬<lb/> ßer Theil der höchsten Verwaltungsbehörden, auf deren Gutachten sie noth¬<lb/> wendig recurriren muß, sind dem neuen System entschieden feind, und die<lb/> Presse kann als eine authentische Interpretation nicht betrachtet werden. Mit<lb/> Recht hat es unter der vorigen Regierung den größten Anstoß erregt, daß die<lb/> Polizei auf Denunciationen der sogenannten gutgesinnten Blätter einschritt, die<lb/> neue Regierung muß sich sehr ernstlich hüten, diesem Beispiel zu folgen. Die<lb/> Presse ist für das Publicum, nicht für die Regierung. Der gesetzliche Ort,<lb/> den Beschwerden, die im gewöhnlichen Instanzenzug nicht durchgehn, einen<lb/> unumwundenen Ausdruck zu geben, ist der Landtag, und die Ueberwachung<lb/> der Gesetze ist seine heiligste Pflicht. Um aber die unbequeme Form der<lb/> Interpellationen möglichst zu vermeiden, gibt es ein sehr einfaches Mittel.<lb/> Nur in den seltensten Fällen ist eine offne Gesetzesübertretung der Grund zu<lb/> solchen Beschwerden, meistens liegt eine falsche Interpretation der Gesetze vor.<lb/> Die Beschwerde wird also fast durchweg dazu dienen können, für das Ge¬<lb/> setz eine bestimmte, unzweideutige Fassung zu beantragen, und für künf¬<lb/> tige Fülle eine falsche Auslegung zu verhüten. So werden zwei Zwecke<lb/> zu gleicher Zeit erreicht: das Gesetz wird verbessert und das Ministerium<lb/> wird in den Stand gesetzt, da, wo eine persönliche Abhilfe Noth thut, auf<lb/> Documente gestützt einzuschreiten. Je loyaler und rücksichtsvoller im Uebrigen<lb/> die Haltung des Landtags ist, desto mehr wird seine Stimme bis zu dem<lb/> höchsten Träger der Staatsgewalt dringen, dessen Vertrauen man am wür¬<lb/> digsten dadurch erwiedert, daß man ihm seinerseits mit unbedingtem Vertrauen<lb/><note type="byline"> 5</note> d. h. mit Offenheit entgegenkommt.<lb/> ''</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neue Novellen.</head><lb/> <p xml:id="ID_232" next="#ID_233"> Jahrbuch deutscher Belletristik auf 1859. Fünfter Jahrgang. Heraus¬<lb/> gegeben von Siegfried Kapper. Mit dem Bildniß A. E. Brachvogels in<lb/> Stahlstich. — Prag, C. Bellmann. — Auch diesmal zeichnet sich das Jcchrbuck<lb/> durch Mannigfaltigkeit tüchtiger Leistungen rühmlich aus. — In der Novelle „Sechs<lb/> Tage sollst du arbeiten" hat Robert Waldmüller das alte beliebte Thema von<lb/> der Bekehrung eines leichtsinnigen Verschwenders durch plötzliche Armuth zum<lb/> Sünden Leben auf die modernen pariser Verhältnisse übertragen und durch sauber<lb/> ausgeführte Genrebilder illustrirt. — „Der Glassavrikant" von Leopold Schefer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0084]
die wesentlichste Unterstützung des Ministeriums zu sein. Denn von den Mi߬
bräuchen, deren Kunde sich als allgemeine Sage im Volk verbreitet, ist der
Regierung als solcher officiell so manches noch gar nicht bekannt. Ein gro¬
ßer Theil der höchsten Verwaltungsbehörden, auf deren Gutachten sie noth¬
wendig recurriren muß, sind dem neuen System entschieden feind, und die
Presse kann als eine authentische Interpretation nicht betrachtet werden. Mit
Recht hat es unter der vorigen Regierung den größten Anstoß erregt, daß die
Polizei auf Denunciationen der sogenannten gutgesinnten Blätter einschritt, die
neue Regierung muß sich sehr ernstlich hüten, diesem Beispiel zu folgen. Die
Presse ist für das Publicum, nicht für die Regierung. Der gesetzliche Ort,
den Beschwerden, die im gewöhnlichen Instanzenzug nicht durchgehn, einen
unumwundenen Ausdruck zu geben, ist der Landtag, und die Ueberwachung
der Gesetze ist seine heiligste Pflicht. Um aber die unbequeme Form der
Interpellationen möglichst zu vermeiden, gibt es ein sehr einfaches Mittel.
Nur in den seltensten Fällen ist eine offne Gesetzesübertretung der Grund zu
solchen Beschwerden, meistens liegt eine falsche Interpretation der Gesetze vor.
Die Beschwerde wird also fast durchweg dazu dienen können, für das Ge¬
setz eine bestimmte, unzweideutige Fassung zu beantragen, und für künf¬
tige Fülle eine falsche Auslegung zu verhüten. So werden zwei Zwecke
zu gleicher Zeit erreicht: das Gesetz wird verbessert und das Ministerium
wird in den Stand gesetzt, da, wo eine persönliche Abhilfe Noth thut, auf
Documente gestützt einzuschreiten. Je loyaler und rücksichtsvoller im Uebrigen
die Haltung des Landtags ist, desto mehr wird seine Stimme bis zu dem
höchsten Träger der Staatsgewalt dringen, dessen Vertrauen man am wür¬
digsten dadurch erwiedert, daß man ihm seinerseits mit unbedingtem Vertrauen
5 d. h. mit Offenheit entgegenkommt.
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Neue Novellen.
Jahrbuch deutscher Belletristik auf 1859. Fünfter Jahrgang. Heraus¬
gegeben von Siegfried Kapper. Mit dem Bildniß A. E. Brachvogels in
Stahlstich. — Prag, C. Bellmann. — Auch diesmal zeichnet sich das Jcchrbuck
durch Mannigfaltigkeit tüchtiger Leistungen rühmlich aus. — In der Novelle „Sechs
Tage sollst du arbeiten" hat Robert Waldmüller das alte beliebte Thema von
der Bekehrung eines leichtsinnigen Verschwenders durch plötzliche Armuth zum
Sünden Leben auf die modernen pariser Verhältnisse übertragen und durch sauber
ausgeführte Genrebilder illustrirt. — „Der Glassavrikant" von Leopold Schefer
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