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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band.

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So gäbe es denn keine unbesiegbare Schwierigkeit in der technischen Aus-
Ehrung des Kanals, wenn die Angaben der Commission richtig wären. Die¬
sen sind aber grade in der Hauptsache unrichtig. Das rothe Meer liegt
^ehe dreißig Fuß höher als das mittelländische, aber auch uicht sieben,
sondern kaum zwei Fuß, und wenn ein Niveauunterschied von dreißig Fuß
Erhaltung des Kanals durch zu starke Strömung unmöglich machen würde,
"aß ein solcher Unterschied von weniger als zwei Fuß dieselbe deshalb
Unmöglich machen, weil bei ihm so gut wie gar keine Strömung denkbar ist.
^"e starke Strömung ist aber nothwendig, um das sonst durch nichts, oder
"ur mit ganz unverhältnißmäßigen Kosten abzuwendende Verhärten des Ka-
""is zu verhüten. Diese Versandung wird auf doppelte Weise herbeigeführt
>verden: einmal durch die beiden Meere selbst, dann durch den Flugsand der
^ufte. Das hatte schon Talabot befürchtet, als er den directen Kanal ab-
^>es und dafür eine Wasserstraße zwischen dem Nil und dem rothen Meer
^schlug. Das zeigt die Richtung der alten Kanüle, die trotzdem nicht er-
^"leer werden konnten. Das hat endlich Stephenson als seine Ueberzeugung
^'sgesp^chen, als er dem Lessepsschen Unternehmen das Horoskop stellte, es
werde mit einem "sumpfigen Graben" endigen.

Mit der Gewalt des Wassers stehen die von demselben mitgeführten Erd¬
teile in einem gewissen Verhältniß, und diese Erdtheile fallen in dem Maße
sU Äoden, in welchem die Kraft des Wassers abnimmt, woraus die allmälige
^hohung eines Strombettes sich erklärt. Wo ein Wasserdruck dem Wasser-
^°M grade entgegentritt, bildet sich ein Niederschlag jener Erdtheile, wie die
^ella des Nil und des Ganges im Großen, die Sandbänke an der Mündung
^ Elbe im Kleinen zeigen. Gräben und Kanäle ferner in Gegenden beweg¬
ten Sandes, werden, auch wenn sie noch so tief und breit sind, mit der
<">t Winde zugeschüttet. Hafendamme werden nicht vor Versandung
^Uizen, wo ein Mceresstrom vorhanden ist, wie der vor dem pelusischen Golf,
'^cher den Nilsand mit sich führt und bereits die Häfen Phvniziens unbrauch-
''^ gemacht hat. Der durch die Verengung des rothen Meeres nach Norden
^'d durch S. S. O.-Stürme verstärkte Anprall der Flutwellen an die Mur-
^3 des Kanals bei Suez wird ebenfalls eine nachtheilige Einwirkung auf
^ Kanal üben, indem er dort Triebsandmassen hinwälzen wird. Wenigstens
^>ge die Behauptung der Commission, daß die Gewässer des rothen Meeres
^ Meist bis an den Timsachsee. also bis in die Mitte des proiectirten Wasser¬
wegs
^elleerstreckten, wenn sie richtig ist, nur, daß an dieser Stelle Sand an die
^ des Wassers getreten ist. Das Flutwasser des rothen Meeres wird, wie
^ Commission selbst meint, in den Kanal eindringen, also bald eine stärkere,
^ d eine schwächere Bewegung und um die Mitte der Ebbe wahrscheinlich
^ keine Strömung haben, und somit bis in den Hafen bei Pelusium, der,


^renzboten I. 1LV9. 37

So gäbe es denn keine unbesiegbare Schwierigkeit in der technischen Aus-
Ehrung des Kanals, wenn die Angaben der Commission richtig wären. Die¬
sen sind aber grade in der Hauptsache unrichtig. Das rothe Meer liegt
^ehe dreißig Fuß höher als das mittelländische, aber auch uicht sieben,
sondern kaum zwei Fuß, und wenn ein Niveauunterschied von dreißig Fuß
Erhaltung des Kanals durch zu starke Strömung unmöglich machen würde,
»aß ein solcher Unterschied von weniger als zwei Fuß dieselbe deshalb
Unmöglich machen, weil bei ihm so gut wie gar keine Strömung denkbar ist.
^"e starke Strömung ist aber nothwendig, um das sonst durch nichts, oder
"ur mit ganz unverhältnißmäßigen Kosten abzuwendende Verhärten des Ka-
""is zu verhüten. Diese Versandung wird auf doppelte Weise herbeigeführt
>verden: einmal durch die beiden Meere selbst, dann durch den Flugsand der
^ufte. Das hatte schon Talabot befürchtet, als er den directen Kanal ab-
^>es und dafür eine Wasserstraße zwischen dem Nil und dem rothen Meer
^schlug. Das zeigt die Richtung der alten Kanüle, die trotzdem nicht er-
^«leer werden konnten. Das hat endlich Stephenson als seine Ueberzeugung
^'sgesp^chen, als er dem Lessepsschen Unternehmen das Horoskop stellte, es
werde mit einem „sumpfigen Graben" endigen.

Mit der Gewalt des Wassers stehen die von demselben mitgeführten Erd¬
teile in einem gewissen Verhältniß, und diese Erdtheile fallen in dem Maße
sU Äoden, in welchem die Kraft des Wassers abnimmt, woraus die allmälige
^hohung eines Strombettes sich erklärt. Wo ein Wasserdruck dem Wasser-
^°M grade entgegentritt, bildet sich ein Niederschlag jener Erdtheile, wie die
^ella des Nil und des Ganges im Großen, die Sandbänke an der Mündung
^ Elbe im Kleinen zeigen. Gräben und Kanäle ferner in Gegenden beweg¬
ten Sandes, werden, auch wenn sie noch so tief und breit sind, mit der
<">t Winde zugeschüttet. Hafendamme werden nicht vor Versandung
^Uizen, wo ein Mceresstrom vorhanden ist, wie der vor dem pelusischen Golf,
'^cher den Nilsand mit sich führt und bereits die Häfen Phvniziens unbrauch-
''^ gemacht hat. Der durch die Verengung des rothen Meeres nach Norden
^'d durch S. S. O.-Stürme verstärkte Anprall der Flutwellen an die Mur-
^3 des Kanals bei Suez wird ebenfalls eine nachtheilige Einwirkung auf
^ Kanal üben, indem er dort Triebsandmassen hinwälzen wird. Wenigstens
^>ge die Behauptung der Commission, daß die Gewässer des rothen Meeres
^ Meist bis an den Timsachsee. also bis in die Mitte des proiectirten Wasser¬
wegs
^elleerstreckten, wenn sie richtig ist, nur, daß an dieser Stelle Sand an die
^ des Wassers getreten ist. Das Flutwasser des rothen Meeres wird, wie
^ Commission selbst meint, in den Kanal eindringen, also bald eine stärkere,
^ d eine schwächere Bewegung und um die Mitte der Ebbe wahrscheinlich
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[0299] So gäbe es denn keine unbesiegbare Schwierigkeit in der technischen Aus- Ehrung des Kanals, wenn die Angaben der Commission richtig wären. Die¬ sen sind aber grade in der Hauptsache unrichtig. Das rothe Meer liegt ^ehe dreißig Fuß höher als das mittelländische, aber auch uicht sieben, sondern kaum zwei Fuß, und wenn ein Niveauunterschied von dreißig Fuß Erhaltung des Kanals durch zu starke Strömung unmöglich machen würde, »aß ein solcher Unterschied von weniger als zwei Fuß dieselbe deshalb Unmöglich machen, weil bei ihm so gut wie gar keine Strömung denkbar ist. ^"e starke Strömung ist aber nothwendig, um das sonst durch nichts, oder "ur mit ganz unverhältnißmäßigen Kosten abzuwendende Verhärten des Ka- ""is zu verhüten. Diese Versandung wird auf doppelte Weise herbeigeführt >verden: einmal durch die beiden Meere selbst, dann durch den Flugsand der ^ufte. Das hatte schon Talabot befürchtet, als er den directen Kanal ab- ^>es und dafür eine Wasserstraße zwischen dem Nil und dem rothen Meer ^schlug. Das zeigt die Richtung der alten Kanüle, die trotzdem nicht er- ^«leer werden konnten. Das hat endlich Stephenson als seine Ueberzeugung ^'sgesp^chen, als er dem Lessepsschen Unternehmen das Horoskop stellte, es werde mit einem „sumpfigen Graben" endigen. Mit der Gewalt des Wassers stehen die von demselben mitgeführten Erd¬ teile in einem gewissen Verhältniß, und diese Erdtheile fallen in dem Maße sU Äoden, in welchem die Kraft des Wassers abnimmt, woraus die allmälige ^hohung eines Strombettes sich erklärt. Wo ein Wasserdruck dem Wasser- ^°M grade entgegentritt, bildet sich ein Niederschlag jener Erdtheile, wie die ^ella des Nil und des Ganges im Großen, die Sandbänke an der Mündung ^ Elbe im Kleinen zeigen. Gräben und Kanäle ferner in Gegenden beweg¬ ten Sandes, werden, auch wenn sie noch so tief und breit sind, mit der <">t Winde zugeschüttet. Hafendamme werden nicht vor Versandung ^Uizen, wo ein Mceresstrom vorhanden ist, wie der vor dem pelusischen Golf, '^cher den Nilsand mit sich führt und bereits die Häfen Phvniziens unbrauch- ''^ gemacht hat. Der durch die Verengung des rothen Meeres nach Norden ^'d durch S. S. O.-Stürme verstärkte Anprall der Flutwellen an die Mur- ^3 des Kanals bei Suez wird ebenfalls eine nachtheilige Einwirkung auf ^ Kanal üben, indem er dort Triebsandmassen hinwälzen wird. Wenigstens ^>ge die Behauptung der Commission, daß die Gewässer des rothen Meeres ^ Meist bis an den Timsachsee. also bis in die Mitte des proiectirten Wasser¬ wegs ^elleerstreckten, wenn sie richtig ist, nur, daß an dieser Stelle Sand an die ^ des Wassers getreten ist. Das Flutwasser des rothen Meeres wird, wie ^ Commission selbst meint, in den Kanal eindringen, also bald eine stärkere, ^ d eine schwächere Bewegung und um die Mitte der Ebbe wahrscheinlich ^ keine Strömung haben, und somit bis in den Hafen bei Pelusium, der, ^renzboten I. 1LV9. 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_186950/299>, abgerufen am 24.07.2024.