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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Gleichen in dem der Moschee El Kolubia zu Marokko und der berühmten
Giralda in Sevilla: alle drei wurden zu gleicher Zeit erbaut, indem sie aus
der ruhmvollen Herrschaft der Almoraviden (12. Jahrh.) stammen.

Der Strand unter der Stadt Rabat wird von einer geschlossenen Batterie
vertheidigt, weiche 14 Geschulte trägt. Weiter zur Rechten, vor dem neuen
Schloß liegt ein anderes gemauertes Schanzwerk mit 4 niedrigen Thürmen,
welche bastionirt und gut armirt sind. Die Einfahrt in den durch die Mün¬
dung des Buregreb gebildeten Hafen kann von einem rechtsstehenden dicken
Thurm bestrichen werden, die 10 bis 12 schwere Kanonen trügt. Die Rhede
wird von einer gerundeten Einbuchtung der Küste zwischen diesem Thurm und
dem Felsen gebildet, auf dem der Hassanthurm sich erhebt.

Sales, einst durch seine kecken Piraten berüchtigt, besitzt jetzt gar keinen
Hafen mehr. Seine alte Rhede ist von den Sandmassen, die der Fluß herab¬
spülte, zugcfüllt worden, und eine Barre von 2500 Fuß Breite trennt es von
dem ihm gegenüberliegenden Hafen. So hat hier die Schifffahrt gänzlich
aufgehört; nur Fischerbarken und Boote, welche die Verbindung mit Rabat
unterhalten, sind noch vorhanden. Auch der Hafen von Rabat hat nur ge¬
ringen Werth; denn einestheils ist er den gefährlichen Nordweststürmen aus¬
gesetzt, anderntheils hat er wahrend der Ebbe nur 6, und während der Flut
nicht mehr als 13 Fuß Wasser. Vor der Einfahrt in den Buregreb liegt
eine Sandbank wie vor der zum El Kos und zum sehn, aber man kann bei
15 Klafter Tiefe außen ankern, wofern der Westwind nicht zu heftig ist. Dann
können auch große Kriegsschiffe sich quervor legen, um die Städte zu beschie¬
ßen, jedoch ist hierzu Vorsicht erforderlich und man thut wohl, sich keine zu
verächtliche Vorstellung von der Festigkeit der maurischen Werke zu machen,
da dieselben trotz ihres Alters und ihrer Vernachlässigung mehr Widerstand
zu leisten fähig sind, als man auf den ersten Blick durch das Fernrohr zu
glauben geneigt ist. Rabat und Sales sind als Doppelscstung zu betrachten,
deren beide Theile sich gegenseitig unterstützen, und die deshalb einen doppelten
gleichzeitigen Angriff nöthig machte, wenn es aus eine wirkliche Ueberwältigung
des Platzes, nicht auf eine bloße Lection abgesehen ist. In das Innere des
Hafens mit einem Geschwader von Kanonenbooten oder andern kleinen Fahr¬
zeugen, denen die geringe Tiefe das Hineinkommen erlaubt, hineinzubringen,
wäre hier ein weit Schwierigeres und gefährlicheres Unternehmen, als in La-
rasch. weil man sich hier in ein Kreuzfeuer wagte, indem Sales Batterien
am Meeresstrande und am Flußufer hat und Rabat den ganzen Hafen be¬
herrscht.

Unterhalb Rabat, am Ufer des Flusses und jenseits des Hafens befindet
sich die sehr zierliche Moschee von Ein Sakkas. in der das Grabmal des gro¬
ßen Chalifen Yatub El Mansur, des Almansor des Mittelalters steht. Neben


Gleichen in dem der Moschee El Kolubia zu Marokko und der berühmten
Giralda in Sevilla: alle drei wurden zu gleicher Zeit erbaut, indem sie aus
der ruhmvollen Herrschaft der Almoraviden (12. Jahrh.) stammen.

Der Strand unter der Stadt Rabat wird von einer geschlossenen Batterie
vertheidigt, weiche 14 Geschulte trägt. Weiter zur Rechten, vor dem neuen
Schloß liegt ein anderes gemauertes Schanzwerk mit 4 niedrigen Thürmen,
welche bastionirt und gut armirt sind. Die Einfahrt in den durch die Mün¬
dung des Buregreb gebildeten Hafen kann von einem rechtsstehenden dicken
Thurm bestrichen werden, die 10 bis 12 schwere Kanonen trügt. Die Rhede
wird von einer gerundeten Einbuchtung der Küste zwischen diesem Thurm und
dem Felsen gebildet, auf dem der Hassanthurm sich erhebt.

Sales, einst durch seine kecken Piraten berüchtigt, besitzt jetzt gar keinen
Hafen mehr. Seine alte Rhede ist von den Sandmassen, die der Fluß herab¬
spülte, zugcfüllt worden, und eine Barre von 2500 Fuß Breite trennt es von
dem ihm gegenüberliegenden Hafen. So hat hier die Schifffahrt gänzlich
aufgehört; nur Fischerbarken und Boote, welche die Verbindung mit Rabat
unterhalten, sind noch vorhanden. Auch der Hafen von Rabat hat nur ge¬
ringen Werth; denn einestheils ist er den gefährlichen Nordweststürmen aus¬
gesetzt, anderntheils hat er wahrend der Ebbe nur 6, und während der Flut
nicht mehr als 13 Fuß Wasser. Vor der Einfahrt in den Buregreb liegt
eine Sandbank wie vor der zum El Kos und zum sehn, aber man kann bei
15 Klafter Tiefe außen ankern, wofern der Westwind nicht zu heftig ist. Dann
können auch große Kriegsschiffe sich quervor legen, um die Städte zu beschie¬
ßen, jedoch ist hierzu Vorsicht erforderlich und man thut wohl, sich keine zu
verächtliche Vorstellung von der Festigkeit der maurischen Werke zu machen,
da dieselben trotz ihres Alters und ihrer Vernachlässigung mehr Widerstand
zu leisten fähig sind, als man auf den ersten Blick durch das Fernrohr zu
glauben geneigt ist. Rabat und Sales sind als Doppelscstung zu betrachten,
deren beide Theile sich gegenseitig unterstützen, und die deshalb einen doppelten
gleichzeitigen Angriff nöthig machte, wenn es aus eine wirkliche Ueberwältigung
des Platzes, nicht auf eine bloße Lection abgesehen ist. In das Innere des
Hafens mit einem Geschwader von Kanonenbooten oder andern kleinen Fahr¬
zeugen, denen die geringe Tiefe das Hineinkommen erlaubt, hineinzubringen,
wäre hier ein weit Schwierigeres und gefährlicheres Unternehmen, als in La-
rasch. weil man sich hier in ein Kreuzfeuer wagte, indem Sales Batterien
am Meeresstrande und am Flußufer hat und Rabat den ganzen Hafen be¬
herrscht.

Unterhalb Rabat, am Ufer des Flusses und jenseits des Hafens befindet
sich die sehr zierliche Moschee von Ein Sakkas. in der das Grabmal des gro¬
ßen Chalifen Yatub El Mansur, des Almansor des Mittelalters steht. Neben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/516>, abgerufen am 03.10.2024.