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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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Den 14. Juli kommt die Ordre ihrer Entlassung an, und nach einigem Zö¬
gern entschließt er sich abzureisen. -

Der erste Bries aus Dresden, 17. Sept. 1807, ist freudestrahlend. Nach
dem häusigen Vorurtheil der Schriftsteller, durch eignen Verlag ihrer Werke
bessern Gewinn zu erzielen, beschließt er mit Ad. Müller. Rüste u. A. eine Buch¬
handlung zu etabliren; Ulrike soll einen Theil des Geldes vorschießen, was auch
geschieht; besonders reichen Ertrag verspricht er sich aus Novalis' nachgelasse¬
nen Papierschnitzeln! Er ist in den vortrefflichsten Häusern eingeführt, beim
östreichischen Gesandten Buol. bei Körners. Hazns u. s. w. "Meine Manu-
scnpte sind mehrere Male in öffentlichen Gesellschaften, und immer mit wieder¬
holtem Beifall vorgelesen worden." -- 25. Oct. "Es geht mir in jedem Sinne
so wie ich es wünsche, lind in dem Maaß, als der Erfolg jetzt meine Schritte
rechtfertigt, geht mir ein ganzer Stoff zu einer die Vergangenheit erklärenden
Korrespondenz auf. mit der ich dir noch verschuldet bin."*) "Den 10. Oct.
bin ich bei dem sser. Gesandten mit einem Lorbeer gekrönt worden; und das
von den zwei niedlichsten kleinen Händen, die in Dresden sind." Proben von
der guten Stimmung reichen noch in den Januar 1 808; in, August schlägt sie
um: "Der Phöbus hat sich trotz des gänzlich darniederliegenden Buchhandels
Noch bis jetzt erhalten; doch was jetzt, wenn der Krieg ausbricht, daraus
werden soll, weiß ich nicht." Damals hatte er das Käthchen an die Dresdner
Bühne verkauft. -- Einige geheimnißvolle Auftrage (aber nicht etwa politischer
Natur), für die man keinen Schlüssel findet. -- Den 2. Nov. 1808 reist er
im Auftrage einer liebenswürdigen Frau von Haza (später Adam Müllers
Gattin?) nach Posen. -- Den 29. April 1809 verläßt er Dresden, wie wir
wissen, mit Dahlmann. "Alles stand so gut, daß ich in Dresden bleiben zu
können glaubte; doch die letzten Begebenheiten haben mich gezwungen, von
dort hinwegzucilen. (Er hatte ursprünglich, 3. April, mit dem sser. Gesand¬
ten weggehn wollen.) Was ich nun eigentlich in diesem Lande thun werde
(der Brief ist aus Töplitz, Z.Mai), das weiß ich noch nicht; die Zeit wird es
wir an die Hand geben." Die Bezahlung seiner Schulden empfiehlt er Ul¬
riken. -- Prag. 17. Juli. "Ich ging aus Dresden weg in der Absicht?
Wied mittelbar oder unmittelbar in die Arme der Begebenheiten hinein¬
zuwerfen; doch in allen Schritten, die ich dazu that, auf die seltsamste
Weise contrecarrirt. war ich genöthigt, hier in Prag, wohin meine Wünsche
gar nicht gingen, meinen Aufenlmlt zu nehmen. Gleichwol schien sich
hier, durch Buol und durch die Bekanntschaften, die er mir verschaffte, ein
Wirkung-Streif für mich eröffnen zu wollen. Es war die schöne Zeit nach dem



') Diese Hoffnung geht nicht in Erfüllung; die Vliese enthalten "ur Geldangelegen¬
heiten und siud die uninteressantesten der ganzen Sammlung. Von seiner poetischen Thätig¬
st kein Wort, als über die Erfolge.

Den 14. Juli kommt die Ordre ihrer Entlassung an, und nach einigem Zö¬
gern entschließt er sich abzureisen. -

Der erste Bries aus Dresden, 17. Sept. 1807, ist freudestrahlend. Nach
dem häusigen Vorurtheil der Schriftsteller, durch eignen Verlag ihrer Werke
bessern Gewinn zu erzielen, beschließt er mit Ad. Müller. Rüste u. A. eine Buch¬
handlung zu etabliren; Ulrike soll einen Theil des Geldes vorschießen, was auch
geschieht; besonders reichen Ertrag verspricht er sich aus Novalis' nachgelasse¬
nen Papierschnitzeln! Er ist in den vortrefflichsten Häusern eingeführt, beim
östreichischen Gesandten Buol. bei Körners. Hazns u. s. w. „Meine Manu-
scnpte sind mehrere Male in öffentlichen Gesellschaften, und immer mit wieder¬
holtem Beifall vorgelesen worden." — 25. Oct. „Es geht mir in jedem Sinne
so wie ich es wünsche, lind in dem Maaß, als der Erfolg jetzt meine Schritte
rechtfertigt, geht mir ein ganzer Stoff zu einer die Vergangenheit erklärenden
Korrespondenz auf. mit der ich dir noch verschuldet bin."*) „Den 10. Oct.
bin ich bei dem sser. Gesandten mit einem Lorbeer gekrönt worden; und das
von den zwei niedlichsten kleinen Händen, die in Dresden sind." Proben von
der guten Stimmung reichen noch in den Januar 1 808; in, August schlägt sie
um: „Der Phöbus hat sich trotz des gänzlich darniederliegenden Buchhandels
Noch bis jetzt erhalten; doch was jetzt, wenn der Krieg ausbricht, daraus
werden soll, weiß ich nicht." Damals hatte er das Käthchen an die Dresdner
Bühne verkauft. — Einige geheimnißvolle Auftrage (aber nicht etwa politischer
Natur), für die man keinen Schlüssel findet. — Den 2. Nov. 1808 reist er
im Auftrage einer liebenswürdigen Frau von Haza (später Adam Müllers
Gattin?) nach Posen. — Den 29. April 1809 verläßt er Dresden, wie wir
wissen, mit Dahlmann. „Alles stand so gut, daß ich in Dresden bleiben zu
können glaubte; doch die letzten Begebenheiten haben mich gezwungen, von
dort hinwegzucilen. (Er hatte ursprünglich, 3. April, mit dem sser. Gesand¬
ten weggehn wollen.) Was ich nun eigentlich in diesem Lande thun werde
(der Brief ist aus Töplitz, Z.Mai), das weiß ich noch nicht; die Zeit wird es
wir an die Hand geben." Die Bezahlung seiner Schulden empfiehlt er Ul¬
riken. — Prag. 17. Juli. „Ich ging aus Dresden weg in der Absicht?
Wied mittelbar oder unmittelbar in die Arme der Begebenheiten hinein¬
zuwerfen; doch in allen Schritten, die ich dazu that, auf die seltsamste
Weise contrecarrirt. war ich genöthigt, hier in Prag, wohin meine Wünsche
gar nicht gingen, meinen Aufenlmlt zu nehmen. Gleichwol schien sich
hier, durch Buol und durch die Bekanntschaften, die er mir verschaffte, ein
Wirkung-Streif für mich eröffnen zu wollen. Es war die schöne Zeit nach dem



') Diese Hoffnung geht nicht in Erfüllung; die Vliese enthalten »ur Geldangelegen¬
heiten und siud die uninteressantesten der ganzen Sammlung. Von seiner poetischen Thätig¬
st kein Wort, als über die Erfolge.
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[0505] Den 14. Juli kommt die Ordre ihrer Entlassung an, und nach einigem Zö¬ gern entschließt er sich abzureisen. - Der erste Bries aus Dresden, 17. Sept. 1807, ist freudestrahlend. Nach dem häusigen Vorurtheil der Schriftsteller, durch eignen Verlag ihrer Werke bessern Gewinn zu erzielen, beschließt er mit Ad. Müller. Rüste u. A. eine Buch¬ handlung zu etabliren; Ulrike soll einen Theil des Geldes vorschießen, was auch geschieht; besonders reichen Ertrag verspricht er sich aus Novalis' nachgelasse¬ nen Papierschnitzeln! Er ist in den vortrefflichsten Häusern eingeführt, beim östreichischen Gesandten Buol. bei Körners. Hazns u. s. w. „Meine Manu- scnpte sind mehrere Male in öffentlichen Gesellschaften, und immer mit wieder¬ holtem Beifall vorgelesen worden." — 25. Oct. „Es geht mir in jedem Sinne so wie ich es wünsche, lind in dem Maaß, als der Erfolg jetzt meine Schritte rechtfertigt, geht mir ein ganzer Stoff zu einer die Vergangenheit erklärenden Korrespondenz auf. mit der ich dir noch verschuldet bin."*) „Den 10. Oct. bin ich bei dem sser. Gesandten mit einem Lorbeer gekrönt worden; und das von den zwei niedlichsten kleinen Händen, die in Dresden sind." Proben von der guten Stimmung reichen noch in den Januar 1 808; in, August schlägt sie um: „Der Phöbus hat sich trotz des gänzlich darniederliegenden Buchhandels Noch bis jetzt erhalten; doch was jetzt, wenn der Krieg ausbricht, daraus werden soll, weiß ich nicht." Damals hatte er das Käthchen an die Dresdner Bühne verkauft. — Einige geheimnißvolle Auftrage (aber nicht etwa politischer Natur), für die man keinen Schlüssel findet. — Den 2. Nov. 1808 reist er im Auftrage einer liebenswürdigen Frau von Haza (später Adam Müllers Gattin?) nach Posen. — Den 29. April 1809 verläßt er Dresden, wie wir wissen, mit Dahlmann. „Alles stand so gut, daß ich in Dresden bleiben zu können glaubte; doch die letzten Begebenheiten haben mich gezwungen, von dort hinwegzucilen. (Er hatte ursprünglich, 3. April, mit dem sser. Gesand¬ ten weggehn wollen.) Was ich nun eigentlich in diesem Lande thun werde (der Brief ist aus Töplitz, Z.Mai), das weiß ich noch nicht; die Zeit wird es wir an die Hand geben." Die Bezahlung seiner Schulden empfiehlt er Ul¬ riken. — Prag. 17. Juli. „Ich ging aus Dresden weg in der Absicht? Wied mittelbar oder unmittelbar in die Arme der Begebenheiten hinein¬ zuwerfen; doch in allen Schritten, die ich dazu that, auf die seltsamste Weise contrecarrirt. war ich genöthigt, hier in Prag, wohin meine Wünsche gar nicht gingen, meinen Aufenlmlt zu nehmen. Gleichwol schien sich hier, durch Buol und durch die Bekanntschaften, die er mir verschaffte, ein Wirkung-Streif für mich eröffnen zu wollen. Es war die schöne Zeit nach dem ') Diese Hoffnung geht nicht in Erfüllung; die Vliese enthalten »ur Geldangelegen¬ heiten und siud die uninteressantesten der ganzen Sammlung. Von seiner poetischen Thätig¬ st kein Wort, als über die Erfolge.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/505>, abgerufen am 22.07.2024.