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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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von zwei Vorgebirgen gebildet und durch einen Wasserbrecher vor Stürmen
gesichert ist. Dieser Wasserbrecher, unzweifelhaft der größte der Welt, stellt
sich der Bewegung der Wellen als ein Wall von behauenen Steinen entgegen,
der sich 20 Fuß über der Oberfläche der See erhebt. 12.333 Fuß lang ist und
ein 8 Fuß dickes und 5 Fuß hohes Parapet trägt. An seiner Basis hat er
eine Breite von durchschnittlich 880 Fuß. Die Rhede, die durch ihn gebildet
wird, hat, da sie eine Fläche von ungefähr 2000 englischen Ackern umfaßt,
reichlich Platz für alle Kriegsschiffe Frankreichs. Der Wasserbrccher läßt im
Osten eine Einfahrt von 3600 Fuß und im Westen eine zweite frei, die etwas
mehr als zwei englische Meilen breit ist, so daß Schiffe bei jedem Wetter mit
Leichtigkeit ein- und auslaufen können. Auf dem großen Damm stehen 4 Forts,
am westlichen Ende das Musoir Ouest, in der Mitte ein Hauptfort, dann
weiter westlich die Batterie Jntermvdiaire, endlich am Ostende das Musoir Est.
Das große Centralfort hat ungefähr 510 Fuß im Durchmesser und ist gegen
die See hin von runder, gegen den Hafen hin von elliptischer Form. Es ist
mit Kasematten und Kasernen versehen und durch einen tiefen, breiten Graben
rechts und links von der Plattform des Dammes getrennt. Seine Armirung
wird in 40 Geschützen schwersten Kalibers bestehen, die Forts im Osten und
Westen sollten ursprünglich je 40, die Batterie Jntermsdiaire 14 Kanonen be¬
kommen. Die Plattform des Dammes ist nicht für schweres Geschütz geeignet,
doch können hinter ihrer Brustwehr geschickte Schützen gute Dienste thun. Bis
jetzt hat keines der Forts auf dem Wasserbrecher irgend welche Armirung, und
sehr wahrscheinlich wird keines der beiden Forts am Ende desselben mehr als
22 Geschütze erhalten; außerdem aber ist zu bemerken, daß das Westfort um¬
gebaut werden muß, ehe es den Anprall feindlicher Geschosse und die Erschütte¬
rung, welche die eigne Artillerie bewirken müßte, ohne Schaden aushalten kann,
da infolge des Einsinkens der Grundmauern ein großer Riß durch die ganze
Außenwand entstanden ist. Ueberhaupt wird der ganze Wasserbrccher, wie es
scheint, nur mit sehr beträchtlichen Kosten auf die Dauer erhalten werden
können.

Bon den übrigen Fortisicationen dürften viele, die man dem Plan nach
auszuführen beabsichtigte, nie in Angriff genommen werden. Die wichtigsten
von denen, welche jetzt fertig sind oder sich ihrer Bollendung nähern, sind das
Fort Jay6rial und das Fort de Flamands. Ersteres deckt, auf der Insel
PMe gelegen, mit dem Ostfort des Wasserbrechers die östliche Einfahrt in die
Rhede und wird mit 56 Kanonen und 14 Mörsern armirt werden. Es ist bomben¬
fest und hat einen Ofen zum Glühendmachen von Kugeln. Letzteres, ebenfalls
bombenfest und mit 60 Geschützen armirt, steht auf einem Landvorsprung eine
halbe Kanonenschußweite südwestlich von jenem. Für die Stadt und den in¬
nern Hafen mit den Werften ist die wichtigste Befestigung das Fort, welches


von zwei Vorgebirgen gebildet und durch einen Wasserbrecher vor Stürmen
gesichert ist. Dieser Wasserbrecher, unzweifelhaft der größte der Welt, stellt
sich der Bewegung der Wellen als ein Wall von behauenen Steinen entgegen,
der sich 20 Fuß über der Oberfläche der See erhebt. 12.333 Fuß lang ist und
ein 8 Fuß dickes und 5 Fuß hohes Parapet trägt. An seiner Basis hat er
eine Breite von durchschnittlich 880 Fuß. Die Rhede, die durch ihn gebildet
wird, hat, da sie eine Fläche von ungefähr 2000 englischen Ackern umfaßt,
reichlich Platz für alle Kriegsschiffe Frankreichs. Der Wasserbrccher läßt im
Osten eine Einfahrt von 3600 Fuß und im Westen eine zweite frei, die etwas
mehr als zwei englische Meilen breit ist, so daß Schiffe bei jedem Wetter mit
Leichtigkeit ein- und auslaufen können. Auf dem großen Damm stehen 4 Forts,
am westlichen Ende das Musoir Ouest, in der Mitte ein Hauptfort, dann
weiter westlich die Batterie Jntermvdiaire, endlich am Ostende das Musoir Est.
Das große Centralfort hat ungefähr 510 Fuß im Durchmesser und ist gegen
die See hin von runder, gegen den Hafen hin von elliptischer Form. Es ist
mit Kasematten und Kasernen versehen und durch einen tiefen, breiten Graben
rechts und links von der Plattform des Dammes getrennt. Seine Armirung
wird in 40 Geschützen schwersten Kalibers bestehen, die Forts im Osten und
Westen sollten ursprünglich je 40, die Batterie Jntermsdiaire 14 Kanonen be¬
kommen. Die Plattform des Dammes ist nicht für schweres Geschütz geeignet,
doch können hinter ihrer Brustwehr geschickte Schützen gute Dienste thun. Bis
jetzt hat keines der Forts auf dem Wasserbrecher irgend welche Armirung, und
sehr wahrscheinlich wird keines der beiden Forts am Ende desselben mehr als
22 Geschütze erhalten; außerdem aber ist zu bemerken, daß das Westfort um¬
gebaut werden muß, ehe es den Anprall feindlicher Geschosse und die Erschütte¬
rung, welche die eigne Artillerie bewirken müßte, ohne Schaden aushalten kann,
da infolge des Einsinkens der Grundmauern ein großer Riß durch die ganze
Außenwand entstanden ist. Ueberhaupt wird der ganze Wasserbrccher, wie es
scheint, nur mit sehr beträchtlichen Kosten auf die Dauer erhalten werden
können.

Bon den übrigen Fortisicationen dürften viele, die man dem Plan nach
auszuführen beabsichtigte, nie in Angriff genommen werden. Die wichtigsten
von denen, welche jetzt fertig sind oder sich ihrer Bollendung nähern, sind das
Fort Jay6rial und das Fort de Flamands. Ersteres deckt, auf der Insel
PMe gelegen, mit dem Ostfort des Wasserbrechers die östliche Einfahrt in die
Rhede und wird mit 56 Kanonen und 14 Mörsern armirt werden. Es ist bomben¬
fest und hat einen Ofen zum Glühendmachen von Kugeln. Letzteres, ebenfalls
bombenfest und mit 60 Geschützen armirt, steht auf einem Landvorsprung eine
halbe Kanonenschußweite südwestlich von jenem. Für die Stadt und den in¬
nern Hafen mit den Werften ist die wichtigste Befestigung das Fort, welches


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[0038] von zwei Vorgebirgen gebildet und durch einen Wasserbrecher vor Stürmen gesichert ist. Dieser Wasserbrecher, unzweifelhaft der größte der Welt, stellt sich der Bewegung der Wellen als ein Wall von behauenen Steinen entgegen, der sich 20 Fuß über der Oberfläche der See erhebt. 12.333 Fuß lang ist und ein 8 Fuß dickes und 5 Fuß hohes Parapet trägt. An seiner Basis hat er eine Breite von durchschnittlich 880 Fuß. Die Rhede, die durch ihn gebildet wird, hat, da sie eine Fläche von ungefähr 2000 englischen Ackern umfaßt, reichlich Platz für alle Kriegsschiffe Frankreichs. Der Wasserbrccher läßt im Osten eine Einfahrt von 3600 Fuß und im Westen eine zweite frei, die etwas mehr als zwei englische Meilen breit ist, so daß Schiffe bei jedem Wetter mit Leichtigkeit ein- und auslaufen können. Auf dem großen Damm stehen 4 Forts, am westlichen Ende das Musoir Ouest, in der Mitte ein Hauptfort, dann weiter westlich die Batterie Jntermvdiaire, endlich am Ostende das Musoir Est. Das große Centralfort hat ungefähr 510 Fuß im Durchmesser und ist gegen die See hin von runder, gegen den Hafen hin von elliptischer Form. Es ist mit Kasematten und Kasernen versehen und durch einen tiefen, breiten Graben rechts und links von der Plattform des Dammes getrennt. Seine Armirung wird in 40 Geschützen schwersten Kalibers bestehen, die Forts im Osten und Westen sollten ursprünglich je 40, die Batterie Jntermsdiaire 14 Kanonen be¬ kommen. Die Plattform des Dammes ist nicht für schweres Geschütz geeignet, doch können hinter ihrer Brustwehr geschickte Schützen gute Dienste thun. Bis jetzt hat keines der Forts auf dem Wasserbrecher irgend welche Armirung, und sehr wahrscheinlich wird keines der beiden Forts am Ende desselben mehr als 22 Geschütze erhalten; außerdem aber ist zu bemerken, daß das Westfort um¬ gebaut werden muß, ehe es den Anprall feindlicher Geschosse und die Erschütte¬ rung, welche die eigne Artillerie bewirken müßte, ohne Schaden aushalten kann, da infolge des Einsinkens der Grundmauern ein großer Riß durch die ganze Außenwand entstanden ist. Ueberhaupt wird der ganze Wasserbrccher, wie es scheint, nur mit sehr beträchtlichen Kosten auf die Dauer erhalten werden können. Bon den übrigen Fortisicationen dürften viele, die man dem Plan nach auszuführen beabsichtigte, nie in Angriff genommen werden. Die wichtigsten von denen, welche jetzt fertig sind oder sich ihrer Bollendung nähern, sind das Fort Jay6rial und das Fort de Flamands. Ersteres deckt, auf der Insel PMe gelegen, mit dem Ostfort des Wasserbrechers die östliche Einfahrt in die Rhede und wird mit 56 Kanonen und 14 Mörsern armirt werden. Es ist bomben¬ fest und hat einen Ofen zum Glühendmachen von Kugeln. Letzteres, ebenfalls bombenfest und mit 60 Geschützen armirt, steht auf einem Landvorsprung eine halbe Kanonenschußweite südwestlich von jenem. Für die Stadt und den in¬ nern Hafen mit den Werften ist die wichtigste Befestigung das Fort, welches

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/38>, abgerufen am 29.06.2024.