Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

^ Wohl erleben, daß da wieder eine Menge großartiger Reglements über
diesen Punkt zum Vorschein kommen werben, mit denen man nun allen Schäden
abzuhelfen glaubt, und die doch nur der Tod aller wahren Wirksam¬
keit sind, die den Verständigen nur an die berüchtigten Mantschen Studien
Und Vorschläge aus den ersten Jahren der Revolutionskriege erinnern können,
über welche die Franzosen sich mit Recht so lustig machten. Wir möchten
"un noch zu bedenken geben, daß es. je weiter die Massen der Heere im Ge¬
sucht von einander bleiben, dem Feldherrn, dem es darauf ankommt, desto
i°ichter werden muß, durch Manövriren der Reserven hinter der Front noch
während des Gefechtes die Front selbst zu verändern. Wenn er also ur¬
sprünglich mit verwandter Front steht, aber auf den Sieg nicht glaubt rech¬
nen zu können, wenn es ihm daher mehr auf Sicherung seines Rückzugs an¬
kommt; so mag dieses ganz füglich dadurch erzielt werden, daß die Reserven
une Ausnahmsstellung in der natürlichen Rückzugsrichtung hineinmanövrirt
werden und nun die kämpfenden Truppen sich auf diese Ausnahmsstellung zu¬
rückziehen. Aus dem Gesagten möchte zu folgern sein, daß heute -- unter
gewöhnlichen Umständen -- auf die Wahl einer besonders entscheidenden
strategischen Richtung kaum ein so großer Werth gelegt zu werden braucht als
^überhin. daß heute wenigstens außergewöhnliche Talente eines Feldherrn
"Uhr als sonst nothwendig sind, um d>e Vortheile der richtigen eignen Wahl
W dieser Beziehung wirtlich und vollkommen auszubeuten oder den Feind für
^iue falsche Wahl gebülirend zu strafen.

Somit würden sich auch in unserem Falle die Vortheile eines Angriffes
"uf die linke Flanke der Verbündeten erheblich reduciren. Entschiedene Nach¬
teile dieser Angriffsrichtung sind es aber, daß sie die Franzosen durch ein
^icht eben reiches Land führt, daß sie dieselben zwingt, einen langen Weg
in Machen, ehe sie zur eigentlichen Wirkung, zum entscheidenden Schlagen
ko>n
MDe,
zu!"
Artr>nen können, und daß sie dieselben ferner in den nahen Vereich einer An-
^ größerer Plätze der Verbündeten, wie Coblenz. Luxemburg, Mainz, bringt,
er lange Weg, welchen die Franzosen vor der eigentlichen Wirkung zurück-
^en haben, hat zur Folge, daß die Verbündeten Gegenmaßregeln activer
wohl vorbereiten und durchführen können. Als eine solche wurden w.r
^nehmlich betrachten: schnelle Concentrirung der verbündeten Armee aus^ca-
- oder allgemeiner gesprochen nach der linken Flanke der Aufstellung
dem rechten Maasnfer hin - mit darauf folgendem Anfall auf die im
Arsche begriffenen Franzosen, wobei gleichzeitig von den Verbündeten dar-
Rücksicht genommen werden könnte und müßte, daß die Commun.cawn
^ dem Rhein und den Rheinscstungen frei bliebe. .

, Unser zweiter Hauptfall ist der Angriff auf das Centrum der Verbun¬
dn. Es treten hier im Wesentlichen die Verhältnisse und Ueberlegungen


^ Wohl erleben, daß da wieder eine Menge großartiger Reglements über
diesen Punkt zum Vorschein kommen werben, mit denen man nun allen Schäden
abzuhelfen glaubt, und die doch nur der Tod aller wahren Wirksam¬
keit sind, die den Verständigen nur an die berüchtigten Mantschen Studien
Und Vorschläge aus den ersten Jahren der Revolutionskriege erinnern können,
über welche die Franzosen sich mit Recht so lustig machten. Wir möchten
"un noch zu bedenken geben, daß es. je weiter die Massen der Heere im Ge¬
sucht von einander bleiben, dem Feldherrn, dem es darauf ankommt, desto
i°ichter werden muß, durch Manövriren der Reserven hinter der Front noch
während des Gefechtes die Front selbst zu verändern. Wenn er also ur¬
sprünglich mit verwandter Front steht, aber auf den Sieg nicht glaubt rech¬
nen zu können, wenn es ihm daher mehr auf Sicherung seines Rückzugs an¬
kommt; so mag dieses ganz füglich dadurch erzielt werden, daß die Reserven
une Ausnahmsstellung in der natürlichen Rückzugsrichtung hineinmanövrirt
werden und nun die kämpfenden Truppen sich auf diese Ausnahmsstellung zu¬
rückziehen. Aus dem Gesagten möchte zu folgern sein, daß heute — unter
gewöhnlichen Umständen — auf die Wahl einer besonders entscheidenden
strategischen Richtung kaum ein so großer Werth gelegt zu werden braucht als
^überhin. daß heute wenigstens außergewöhnliche Talente eines Feldherrn
"Uhr als sonst nothwendig sind, um d>e Vortheile der richtigen eignen Wahl
W dieser Beziehung wirtlich und vollkommen auszubeuten oder den Feind für
^iue falsche Wahl gebülirend zu strafen.

Somit würden sich auch in unserem Falle die Vortheile eines Angriffes
"uf die linke Flanke der Verbündeten erheblich reduciren. Entschiedene Nach¬
teile dieser Angriffsrichtung sind es aber, daß sie die Franzosen durch ein
^icht eben reiches Land führt, daß sie dieselben zwingt, einen langen Weg
in Machen, ehe sie zur eigentlichen Wirkung, zum entscheidenden Schlagen
ko>n
MDe,
zu!«
Artr>nen können, und daß sie dieselben ferner in den nahen Vereich einer An-
^ größerer Plätze der Verbündeten, wie Coblenz. Luxemburg, Mainz, bringt,
er lange Weg, welchen die Franzosen vor der eigentlichen Wirkung zurück-
^en haben, hat zur Folge, daß die Verbündeten Gegenmaßregeln activer
wohl vorbereiten und durchführen können. Als eine solche wurden w.r
^nehmlich betrachten: schnelle Concentrirung der verbündeten Armee aus^ca-
- oder allgemeiner gesprochen nach der linken Flanke der Aufstellung
dem rechten Maasnfer hin - mit darauf folgendem Anfall auf die im
Arsche begriffenen Franzosen, wobei gleichzeitig von den Verbündeten dar-
Rücksicht genommen werden könnte und müßte, daß die Commun.cawn
^ dem Rhein und den Rheinscstungen frei bliebe. .

, Unser zweiter Hauptfall ist der Angriff auf das Centrum der Verbun¬
dn. Es treten hier im Wesentlichen die Verhältnisse und Ueberlegungen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0355" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108485"/>
              <p xml:id="ID_1146" prev="#ID_1145"> ^ Wohl erleben, daß da wieder eine Menge großartiger Reglements über<lb/>
diesen Punkt zum Vorschein kommen werben, mit denen man nun allen Schäden<lb/>
abzuhelfen glaubt, und die doch nur der Tod aller wahren Wirksam¬<lb/>
keit sind, die den Verständigen nur an die berüchtigten Mantschen Studien<lb/>
Und Vorschläge aus den ersten Jahren der Revolutionskriege erinnern können,<lb/>
über welche die Franzosen sich mit Recht so lustig machten. Wir möchten<lb/>
"un noch zu bedenken geben, daß es. je weiter die Massen der Heere im Ge¬<lb/>
sucht von einander bleiben, dem Feldherrn, dem es darauf ankommt, desto<lb/>
i°ichter werden muß, durch Manövriren der Reserven hinter der Front noch<lb/>
während des Gefechtes die Front selbst zu verändern. Wenn er also ur¬<lb/>
sprünglich mit verwandter Front steht, aber auf den Sieg nicht glaubt rech¬<lb/>
nen zu können, wenn es ihm daher mehr auf Sicherung seines Rückzugs an¬<lb/>
kommt; so mag dieses ganz füglich dadurch erzielt werden, daß die Reserven<lb/>
une Ausnahmsstellung in der natürlichen Rückzugsrichtung hineinmanövrirt<lb/>
werden und nun die kämpfenden Truppen sich auf diese Ausnahmsstellung zu¬<lb/>
rückziehen. Aus dem Gesagten möchte zu folgern sein, daß heute &#x2014; unter<lb/>
gewöhnlichen Umständen &#x2014; auf die Wahl einer besonders entscheidenden<lb/>
strategischen Richtung kaum ein so großer Werth gelegt zu werden braucht als<lb/>
^überhin. daß heute wenigstens außergewöhnliche Talente eines Feldherrn<lb/>
"Uhr als sonst nothwendig sind, um d&gt;e Vortheile der richtigen eignen Wahl<lb/>
W dieser Beziehung wirtlich und vollkommen auszubeuten oder den Feind für<lb/>
^iue falsche Wahl gebülirend zu strafen.</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1147"> Somit würden sich auch in unserem Falle die Vortheile eines Angriffes<lb/>
"uf die linke Flanke der Verbündeten erheblich reduciren. Entschiedene Nach¬<lb/>
teile dieser Angriffsrichtung sind es aber, daß sie die Franzosen durch ein<lb/>
^icht eben reiches Land führt, daß sie dieselben zwingt, einen langen Weg<lb/>
in Machen, ehe sie zur eigentlichen Wirkung, zum entscheidenden Schlagen<lb/>
ko&gt;n<lb/>
MDe,<lb/>
zu!«<lb/>
Artr&gt;nen können, und daß sie dieselben ferner in den nahen Vereich einer An-<lb/>
^ größerer Plätze der Verbündeten, wie Coblenz. Luxemburg, Mainz, bringt,<lb/>
er lange Weg, welchen die Franzosen vor der eigentlichen Wirkung zurück-<lb/>
^en haben, hat zur Folge, daß die Verbündeten Gegenmaßregeln activer<lb/>
wohl vorbereiten und durchführen können.  Als eine solche wurden w.r<lb/>
^nehmlich betrachten: schnelle Concentrirung der verbündeten Armee aus^ca-<lb/>
- oder allgemeiner gesprochen nach der linken Flanke der Aufstellung<lb/>
dem rechten Maasnfer hin - mit darauf folgendem Anfall auf die im<lb/>
Arsche begriffenen Franzosen, wobei gleichzeitig von den Verbündeten dar-<lb/>
Rücksicht genommen werden könnte und müßte, daß die Commun.cawn<lb/>
^ dem Rhein und den Rheinscstungen frei bliebe. .</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1148" next="#ID_1149"> ,  Unser zweiter Hauptfall ist der Angriff auf das Centrum der Verbun¬<lb/>
dn. Es treten hier im Wesentlichen die Verhältnisse und Ueberlegungen</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0355] ^ Wohl erleben, daß da wieder eine Menge großartiger Reglements über diesen Punkt zum Vorschein kommen werben, mit denen man nun allen Schäden abzuhelfen glaubt, und die doch nur der Tod aller wahren Wirksam¬ keit sind, die den Verständigen nur an die berüchtigten Mantschen Studien Und Vorschläge aus den ersten Jahren der Revolutionskriege erinnern können, über welche die Franzosen sich mit Recht so lustig machten. Wir möchten "un noch zu bedenken geben, daß es. je weiter die Massen der Heere im Ge¬ sucht von einander bleiben, dem Feldherrn, dem es darauf ankommt, desto i°ichter werden muß, durch Manövriren der Reserven hinter der Front noch während des Gefechtes die Front selbst zu verändern. Wenn er also ur¬ sprünglich mit verwandter Front steht, aber auf den Sieg nicht glaubt rech¬ nen zu können, wenn es ihm daher mehr auf Sicherung seines Rückzugs an¬ kommt; so mag dieses ganz füglich dadurch erzielt werden, daß die Reserven une Ausnahmsstellung in der natürlichen Rückzugsrichtung hineinmanövrirt werden und nun die kämpfenden Truppen sich auf diese Ausnahmsstellung zu¬ rückziehen. Aus dem Gesagten möchte zu folgern sein, daß heute — unter gewöhnlichen Umständen — auf die Wahl einer besonders entscheidenden strategischen Richtung kaum ein so großer Werth gelegt zu werden braucht als ^überhin. daß heute wenigstens außergewöhnliche Talente eines Feldherrn "Uhr als sonst nothwendig sind, um d>e Vortheile der richtigen eignen Wahl W dieser Beziehung wirtlich und vollkommen auszubeuten oder den Feind für ^iue falsche Wahl gebülirend zu strafen. Somit würden sich auch in unserem Falle die Vortheile eines Angriffes "uf die linke Flanke der Verbündeten erheblich reduciren. Entschiedene Nach¬ teile dieser Angriffsrichtung sind es aber, daß sie die Franzosen durch ein ^icht eben reiches Land führt, daß sie dieselben zwingt, einen langen Weg in Machen, ehe sie zur eigentlichen Wirkung, zum entscheidenden Schlagen ko>n MDe, zu!« Artr>nen können, und daß sie dieselben ferner in den nahen Vereich einer An- ^ größerer Plätze der Verbündeten, wie Coblenz. Luxemburg, Mainz, bringt, er lange Weg, welchen die Franzosen vor der eigentlichen Wirkung zurück- ^en haben, hat zur Folge, daß die Verbündeten Gegenmaßregeln activer wohl vorbereiten und durchführen können. Als eine solche wurden w.r ^nehmlich betrachten: schnelle Concentrirung der verbündeten Armee aus^ca- - oder allgemeiner gesprochen nach der linken Flanke der Aufstellung dem rechten Maasnfer hin - mit darauf folgendem Anfall auf die im Arsche begriffenen Franzosen, wobei gleichzeitig von den Verbündeten dar- Rücksicht genommen werden könnte und müßte, daß die Commun.cawn ^ dem Rhein und den Rheinscstungen frei bliebe. . , Unser zweiter Hauptfall ist der Angriff auf das Centrum der Verbun¬ dn. Es treten hier im Wesentlichen die Verhältnisse und Ueberlegungen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/355
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/355>, abgerufen am 22.07.2024.