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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band.

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zusammengedrängt, verrichten die Arbeiten von Dienstboten und sehen ihren
Herrn nur gelegentlich. Manche von den Aposteln haben sogar eine Anzahl
Frauen auf den benachbarten Niederlassungen und besuchen dieselben nur
zeitweise.

Die Heiligen rühmen sich, daß ihre Religion eine heitere, und daß ein
trübwässeriges Muckerthum, wie es in Europa gefunden wird, bei ihnen un¬
möglich sei. Der Herr, sagen sie, wolle seine Kinder anständig, froh und glück¬
lich sehen, und dies ist nicht grade die schlechteste Seite ihres Dogmas. Sie
lieben die Musik und den Tanz, und ihre Tänze, bei denen Alt und Jung
tanzt, werden gewöhnlich durch Gebet und Gesang eingeleitet. Da geistige
Getränke nicht vorhanden sind, so findet bei ihren Festlichkeiten keinerlei Art
von Excessen statt, höchstens nur excessives Tanzen. Im Winter ist außer den
Bällen das Theater, natürlicherweise ein Liebhabertheater, den Heiligen eine
ihrer Hauptvergnügungcn, und ich muß es ihnen nachrühmen, obwol ich die
zweifelhafte Natur dieses Lobes eingestehe, daß ihr Theaterperswial ebenso gut
und manchmal besser spielte, als man es auf den Bühnen der größern Städte
des Westen sehen kann. Das Spiel einer Frau W. mußte ,in Betracht der
Verhältnisse ganz vortrefflich genannt werden, sogar in tragischen Rollen. Auch
begnügte man sich nicht mit kleineren Stücken, sondern spielte Stücke wie to
ok I^vos von Bulwer, Othello von Shakespeare, tds Kop^ moon in.
Ein Lieblingsstück war 5ngomar tke wibarian, bekanntlich die englische Be¬
arbeitung vom "Sohn der Wildniß". Die Bühne war enge und die Aus¬
stattung sehr dürftig, dagegen verwendete man viel aus das Costüm, das
freilich nicht immer der Zeit und dem Ort der Handlung des Dramas ent¬
sprach. So erschien der PseudoPrinz in der l^g.^ ok einem Stück, dessen
Handlung in die Zeit der französischen Revolution fällt, in dem kindischen
Flitterstaat eines mittelalterlichen Stutzers. Nach dem Spiel gab es gewöhn¬
lich noch einen Song, der unter allen Umständen ein conical song war oder
wurde, zu welchem das Publicum im Parterre (und der ganze Zuschauerrauw
bestand nur aus Parterre) zuweilen Chor sang, namentlich wenn der beliebte
Hormon Song gesungen wurde. Um dem Leser einen Begriff von dieser
transwaliKatcKitm rMti-? zu geben, will ich einen Vers dieses Liedes in dew
Urtext beifügen:


^ mormon kattier lites to hev,
His mormon tamilz^ agree,
l'dö xr-altklug bab^ ein bis Kufe,
Vries: vaääz?, ^ g,in g, mormon!
Lb.! tbs msrrz?, ob! the inerr^, Lb.! the nierr-z? mormoris!
^ never Knev vbat ^oz^ of-s betöre- ^ came amon-
zst tbs enormous!

Die beiden letzten Verse werden vom Chor wiederholt. Ich bedauere, daß ich


zusammengedrängt, verrichten die Arbeiten von Dienstboten und sehen ihren
Herrn nur gelegentlich. Manche von den Aposteln haben sogar eine Anzahl
Frauen auf den benachbarten Niederlassungen und besuchen dieselben nur
zeitweise.

Die Heiligen rühmen sich, daß ihre Religion eine heitere, und daß ein
trübwässeriges Muckerthum, wie es in Europa gefunden wird, bei ihnen un¬
möglich sei. Der Herr, sagen sie, wolle seine Kinder anständig, froh und glück¬
lich sehen, und dies ist nicht grade die schlechteste Seite ihres Dogmas. Sie
lieben die Musik und den Tanz, und ihre Tänze, bei denen Alt und Jung
tanzt, werden gewöhnlich durch Gebet und Gesang eingeleitet. Da geistige
Getränke nicht vorhanden sind, so findet bei ihren Festlichkeiten keinerlei Art
von Excessen statt, höchstens nur excessives Tanzen. Im Winter ist außer den
Bällen das Theater, natürlicherweise ein Liebhabertheater, den Heiligen eine
ihrer Hauptvergnügungcn, und ich muß es ihnen nachrühmen, obwol ich die
zweifelhafte Natur dieses Lobes eingestehe, daß ihr Theaterperswial ebenso gut
und manchmal besser spielte, als man es auf den Bühnen der größern Städte
des Westen sehen kann. Das Spiel einer Frau W. mußte ,in Betracht der
Verhältnisse ganz vortrefflich genannt werden, sogar in tragischen Rollen. Auch
begnügte man sich nicht mit kleineren Stücken, sondern spielte Stücke wie to
ok I^vos von Bulwer, Othello von Shakespeare, tds Kop^ moon in.
Ein Lieblingsstück war 5ngomar tke wibarian, bekanntlich die englische Be¬
arbeitung vom „Sohn der Wildniß". Die Bühne war enge und die Aus¬
stattung sehr dürftig, dagegen verwendete man viel aus das Costüm, das
freilich nicht immer der Zeit und dem Ort der Handlung des Dramas ent¬
sprach. So erschien der PseudoPrinz in der l^g.^ ok einem Stück, dessen
Handlung in die Zeit der französischen Revolution fällt, in dem kindischen
Flitterstaat eines mittelalterlichen Stutzers. Nach dem Spiel gab es gewöhn¬
lich noch einen Song, der unter allen Umständen ein conical song war oder
wurde, zu welchem das Publicum im Parterre (und der ganze Zuschauerrauw
bestand nur aus Parterre) zuweilen Chor sang, namentlich wenn der beliebte
Hormon Song gesungen wurde. Um dem Leser einen Begriff von dieser
transwaliKatcKitm rMti-? zu geben, will ich einen Vers dieses Liedes in dew
Urtext beifügen:


^ mormon kattier lites to hev,
His mormon tamilz^ agree,
l'dö xr-altklug bab^ ein bis Kufe,
Vries: vaääz?, ^ g,in g, mormon!
Lb.! tbs msrrz?, ob! the inerr^, Lb.! the nierr-z? mormoris!
^ never Knev vbat ^oz^ of-s betöre- ^ came amon-
zst tbs enormous!

Die beiden letzten Verse werden vom Chor wiederholt. Ich bedauere, daß ich


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[0162] zusammengedrängt, verrichten die Arbeiten von Dienstboten und sehen ihren Herrn nur gelegentlich. Manche von den Aposteln haben sogar eine Anzahl Frauen auf den benachbarten Niederlassungen und besuchen dieselben nur zeitweise. Die Heiligen rühmen sich, daß ihre Religion eine heitere, und daß ein trübwässeriges Muckerthum, wie es in Europa gefunden wird, bei ihnen un¬ möglich sei. Der Herr, sagen sie, wolle seine Kinder anständig, froh und glück¬ lich sehen, und dies ist nicht grade die schlechteste Seite ihres Dogmas. Sie lieben die Musik und den Tanz, und ihre Tänze, bei denen Alt und Jung tanzt, werden gewöhnlich durch Gebet und Gesang eingeleitet. Da geistige Getränke nicht vorhanden sind, so findet bei ihren Festlichkeiten keinerlei Art von Excessen statt, höchstens nur excessives Tanzen. Im Winter ist außer den Bällen das Theater, natürlicherweise ein Liebhabertheater, den Heiligen eine ihrer Hauptvergnügungcn, und ich muß es ihnen nachrühmen, obwol ich die zweifelhafte Natur dieses Lobes eingestehe, daß ihr Theaterperswial ebenso gut und manchmal besser spielte, als man es auf den Bühnen der größern Städte des Westen sehen kann. Das Spiel einer Frau W. mußte ,in Betracht der Verhältnisse ganz vortrefflich genannt werden, sogar in tragischen Rollen. Auch begnügte man sich nicht mit kleineren Stücken, sondern spielte Stücke wie to ok I^vos von Bulwer, Othello von Shakespeare, tds Kop^ moon in. Ein Lieblingsstück war 5ngomar tke wibarian, bekanntlich die englische Be¬ arbeitung vom „Sohn der Wildniß". Die Bühne war enge und die Aus¬ stattung sehr dürftig, dagegen verwendete man viel aus das Costüm, das freilich nicht immer der Zeit und dem Ort der Handlung des Dramas ent¬ sprach. So erschien der PseudoPrinz in der l^g.^ ok einem Stück, dessen Handlung in die Zeit der französischen Revolution fällt, in dem kindischen Flitterstaat eines mittelalterlichen Stutzers. Nach dem Spiel gab es gewöhn¬ lich noch einen Song, der unter allen Umständen ein conical song war oder wurde, zu welchem das Publicum im Parterre (und der ganze Zuschauerrauw bestand nur aus Parterre) zuweilen Chor sang, namentlich wenn der beliebte Hormon Song gesungen wurde. Um dem Leser einen Begriff von dieser transwaliKatcKitm rMti-? zu geben, will ich einen Vers dieses Liedes in dew Urtext beifügen: ^ mormon kattier lites to hev, His mormon tamilz^ agree, l'dö xr-altklug bab^ ein bis Kufe, Vries: vaääz?, ^ g,in g, mormon! Lb.! tbs msrrz?, ob! the inerr^, Lb.! the nierr-z? mormoris! ^ never Knev vbat ^oz^ of-s betöre- ^ came amon- zst tbs enormous! Die beiden letzten Verse werden vom Chor wiederholt. Ich bedauere, daß ich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_108129/162>, abgerufen am 27.08.2024.