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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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Eifer anzufachen, machte die Regierung bekannt, daß der Besitz des Patents
eines Seeartillerieoffiziers (LUllner^-oKeor) hinfort in allen Graden ein wich¬
tiger Anspruch auf die Gunst der Admiralität sein würde.

Infolge dieser neu eröffneten Aussichten auf Avancement brauchte die
Admiralität nicht lange auf den Lohn ihrer Maßregeln zu warten. Die bis
dahin vernachlässigte'Sccartillerie kam in der englischen Flotte rasch zu Ehren-
Von 1839--1851, während einer Periode von zwölf Jahren sah die
Uebungsschule 460 Offiziere jedes Ranges und über 150 Maate (nates) aus
ihrem Schoß hervorgehen. Diese beträchtliche Zahl von Offizieren oder Aspi¬
ranten, weiche sämmtlich das Patent eines Kinne^-oktiem' erhalten, beweist
den Eifer, mit welchem das Marinccorps dieses Institut besucht hatte, und
es dauerte nicht lange, so konnten dem Wunsche seines Gründers gemäß alle
bedeckten Batterien der englischen Flotte der intelligenten Leitung von Fach'
ofsizieren anvertraut werden.

So fuhr der Excellent unter der geschickten Leitung des Capitüns Chads
-- der später Contreadmiral war und im Jahre 1855 eine Abtheilung der
Ostsecflotte commandirte -- fort, sich gleichzeitig mit der Erprobung neuer
Erfindungen und mit dem Unterricht der Artilleristen zu beschäftigen. Während
dieser Zeit ist auf einer kleinen Insel nahe bei Portsmuth ein Laboratorium
erbaut worden. Hier beschäftigen sich die Matrosenkanoniere mit allerhand
genau einzuübenden Manipulationen und ganz besonders mit der Ladung der
Hohlgcschosse. Durch Verschanzungen und eine aus derselben Insel errichtete
Küstenbatterie werden sie mit der Construction von einstweiligen Befestigungen
und der Handhabung der Küstengeschütze vertraut gemacht, während sie zugleich
sich der Feldartillerie und im Nothfall selbst der Belagerungsbatterien bedie¬
nen lernen. Nach einem ganzen Jahre Studien und Uebungen ist der ssam""'
Aumuzr ein poltert.eder Marineartillcrist. Die, welche bei jeder Prüfung a>"
besten bestehen, werden mit Unteroffiziersrang auf die Flotte versetzt, um lM
die Function von Jnstructoren zu bekleiden. Bon der Aufnahme in die Schule
an auf fünf Jahre engagirt, leistet jeder von ihnen der Flotte nicht weniger
als vier Jahre Dienst als Kanonier. Nach Ablauf ihrer Zeit bemüht man
sich, sie durch die Verlockung eines hohen Soldes wieder aufs Neue anzu¬
werben.

Die Statistik dieses Instituts liefert von 1832--1851 die folgenden
Resultate: Von 2500 am Bord des Excellent aufgenommenen Seeleuten er¬
hielten 2150 das Patent als Kanoniere oder Unteroffiziere und nach Verlauf
von diesen zwanzig Jahren -- dies ist das Auffülligste bei der ganzen Sache
-- figurirten noch 1913 von diesen Kanonieren, das heißt neun Zehntheile'
ausdem Listen der Flotte und zwar in folgenden Chargen: 273 Maate lMtt-s),
500 Oberkanoniere und 1140 Matrosenkanoniere.


Eifer anzufachen, machte die Regierung bekannt, daß der Besitz des Patents
eines Seeartillerieoffiziers (LUllner^-oKeor) hinfort in allen Graden ein wich¬
tiger Anspruch auf die Gunst der Admiralität sein würde.

Infolge dieser neu eröffneten Aussichten auf Avancement brauchte die
Admiralität nicht lange auf den Lohn ihrer Maßregeln zu warten. Die bis
dahin vernachlässigte'Sccartillerie kam in der englischen Flotte rasch zu Ehren-
Von 1839—1851, während einer Periode von zwölf Jahren sah die
Uebungsschule 460 Offiziere jedes Ranges und über 150 Maate (nates) aus
ihrem Schoß hervorgehen. Diese beträchtliche Zahl von Offizieren oder Aspi¬
ranten, weiche sämmtlich das Patent eines Kinne^-oktiem' erhalten, beweist
den Eifer, mit welchem das Marinccorps dieses Institut besucht hatte, und
es dauerte nicht lange, so konnten dem Wunsche seines Gründers gemäß alle
bedeckten Batterien der englischen Flotte der intelligenten Leitung von Fach'
ofsizieren anvertraut werden.

So fuhr der Excellent unter der geschickten Leitung des Capitüns Chads
— der später Contreadmiral war und im Jahre 1855 eine Abtheilung der
Ostsecflotte commandirte — fort, sich gleichzeitig mit der Erprobung neuer
Erfindungen und mit dem Unterricht der Artilleristen zu beschäftigen. Während
dieser Zeit ist auf einer kleinen Insel nahe bei Portsmuth ein Laboratorium
erbaut worden. Hier beschäftigen sich die Matrosenkanoniere mit allerhand
genau einzuübenden Manipulationen und ganz besonders mit der Ladung der
Hohlgcschosse. Durch Verschanzungen und eine aus derselben Insel errichtete
Küstenbatterie werden sie mit der Construction von einstweiligen Befestigungen
und der Handhabung der Küstengeschütze vertraut gemacht, während sie zugleich
sich der Feldartillerie und im Nothfall selbst der Belagerungsbatterien bedie¬
nen lernen. Nach einem ganzen Jahre Studien und Uebungen ist der ssam»"'
Aumuzr ein poltert.eder Marineartillcrist. Die, welche bei jeder Prüfung a>»
besten bestehen, werden mit Unteroffiziersrang auf die Flotte versetzt, um lM
die Function von Jnstructoren zu bekleiden. Bon der Aufnahme in die Schule
an auf fünf Jahre engagirt, leistet jeder von ihnen der Flotte nicht weniger
als vier Jahre Dienst als Kanonier. Nach Ablauf ihrer Zeit bemüht man
sich, sie durch die Verlockung eines hohen Soldes wieder aufs Neue anzu¬
werben.

Die Statistik dieses Instituts liefert von 1832—1851 die folgenden
Resultate: Von 2500 am Bord des Excellent aufgenommenen Seeleuten er¬
hielten 2150 das Patent als Kanoniere oder Unteroffiziere und nach Verlauf
von diesen zwanzig Jahren — dies ist das Auffülligste bei der ganzen Sache
— figurirten noch 1913 von diesen Kanonieren, das heißt neun Zehntheile'
ausdem Listen der Flotte und zwar in folgenden Chargen: 273 Maate lMtt-s),
500 Oberkanoniere und 1140 Matrosenkanoniere.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/462>, abgerufen am 23.07.2024.