Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wan es ohne die Männer, welche fähig sind, den Triumph zu sichern, auf
das Schlachtfeld bringt, so füllt es sehr oft die Arsenale des Feindes.

Unsere Aufgabe hier ist. zu erzählen, wie England, nachdem es einmal
aus diese Jdeenfolge eingegangen, deren Richtigkeit man nicht bestreiten wird,
l'es gezwungen sah. sie Schritt für Schritt beinahe alle zu verwirklichen. Man
hatte sich gesagt, daß, während eine zwanzigjährige Sorgfalt nöthig sei. um
"nen Menschen zu erziehen, und ungefähr zehn Jahre seiner Jugend, um einen
Achten Seemann aus ihm zu machen die feindliche Musketen- oder Kanonen¬
kugel nur eine Secunde brauche, um dieses so mühsam bereitete Werk zu ver¬
achten. Demzufolge galt es. den maritimen Unterricht und die praktischen
Kenntnisse unter einer so großen Anzahl von Leuten als nur immer möglich
Zu verbreiten, um stets kriegsgeübte Seeleute und eine verfügbare Reserve zur
Hand zu haben. Dies war das Ziel, welches man durch die Errichtung eines
Eorps Matrosenkanonicre, durch die Eröffnung einer Seeartillerieschule
""d bald nachher durch die Umgestaltung sämmtlicher längs der Küsten des
^reinigten Königreichs stationirten Zollbeamten in Seeküstenwächter zu
erreichen suchte. Später organisirte man infolge des Bedürfnisses eine Re¬
serve für die Küstcnwächter, die freiwilligen Sectüstenwüchter. und gleich¬
zeitig bildete man zahlreiche und erfahrene Cadres und schuf ein bedeutendes
schwimmendes Material, das Geschwader der zur Deckung der Küste bestimmten
schiffe und Kanonenboote, welches die Militärhäfen mit den Noth- oder Zu-
stuchtshäfen und die Landbatterien mit den Seebatterien verband, um nach
energischen Ausdruck eines Schriftstellers, "jenen Gürtel von Eisen und
Teuer" zu vervollständigen, welcher als imposante Reserve der Kanalflotte fort¬
an Großbritannien mit seinen zahllosen Ringen umgibt gleich einer unüber-
steiglichen Schranke". Mit einem Wort, man sah Stück um Stück das furcht¬
bare Verthei-digungssystem sich entwickeln, welches der neugierige Blick des
weihenden heutzutage in Friedens- wie in Kriegszeiten ringsherum auf den
Kreideklippen Altengicmds wahrnimmt.

Welchen Handen darf eine auf ihr maritimes Uebergewicht eifersüchtige
^ativn die Bedienung ihrer Seeartillerie, sowol an ihren Küsten als auf
ihren Schiffen, anvertrauen? Dies war die Frage, welche durch die Ereig-
'Affe an England gestellt und deren Lösung durch den Artilleriegeneral Sir
Howard Douglas versucht ward.¬

Es war nach Beendung der großen Kriege der Republik und des Kaiser
reichs. Die britische Marine hatte jene lange Reihe von leichten Siegen ve-
^det. welche nach den Worten jenes Generals ebenso die Unerfahrenheit
fremden Flotten als den Werth und die Tapferkeit der englischen Seeleute
bewiesen. Es schien, als ob in diesem Augenblick das vom Glück über-
häufte England nichts mehr zu thun hätte, als auf seinen Lorbeeren einzu-
*


56

wan es ohne die Männer, welche fähig sind, den Triumph zu sichern, auf
das Schlachtfeld bringt, so füllt es sehr oft die Arsenale des Feindes.

Unsere Aufgabe hier ist. zu erzählen, wie England, nachdem es einmal
aus diese Jdeenfolge eingegangen, deren Richtigkeit man nicht bestreiten wird,
l'es gezwungen sah. sie Schritt für Schritt beinahe alle zu verwirklichen. Man
hatte sich gesagt, daß, während eine zwanzigjährige Sorgfalt nöthig sei. um
"nen Menschen zu erziehen, und ungefähr zehn Jahre seiner Jugend, um einen
Achten Seemann aus ihm zu machen die feindliche Musketen- oder Kanonen¬
kugel nur eine Secunde brauche, um dieses so mühsam bereitete Werk zu ver¬
achten. Demzufolge galt es. den maritimen Unterricht und die praktischen
Kenntnisse unter einer so großen Anzahl von Leuten als nur immer möglich
Zu verbreiten, um stets kriegsgeübte Seeleute und eine verfügbare Reserve zur
Hand zu haben. Dies war das Ziel, welches man durch die Errichtung eines
Eorps Matrosenkanonicre, durch die Eröffnung einer Seeartillerieschule
""d bald nachher durch die Umgestaltung sämmtlicher längs der Küsten des
^reinigten Königreichs stationirten Zollbeamten in Seeküstenwächter zu
erreichen suchte. Später organisirte man infolge des Bedürfnisses eine Re¬
serve für die Küstcnwächter, die freiwilligen Sectüstenwüchter. und gleich¬
zeitig bildete man zahlreiche und erfahrene Cadres und schuf ein bedeutendes
schwimmendes Material, das Geschwader der zur Deckung der Küste bestimmten
schiffe und Kanonenboote, welches die Militärhäfen mit den Noth- oder Zu-
stuchtshäfen und die Landbatterien mit den Seebatterien verband, um nach
energischen Ausdruck eines Schriftstellers, „jenen Gürtel von Eisen und
Teuer" zu vervollständigen, welcher als imposante Reserve der Kanalflotte fort¬
an Großbritannien mit seinen zahllosen Ringen umgibt gleich einer unüber-
steiglichen Schranke". Mit einem Wort, man sah Stück um Stück das furcht¬
bare Verthei-digungssystem sich entwickeln, welches der neugierige Blick des
weihenden heutzutage in Friedens- wie in Kriegszeiten ringsherum auf den
Kreideklippen Altengicmds wahrnimmt.

Welchen Handen darf eine auf ihr maritimes Uebergewicht eifersüchtige
^ativn die Bedienung ihrer Seeartillerie, sowol an ihren Küsten als auf
ihren Schiffen, anvertrauen? Dies war die Frage, welche durch die Ereig-
'Affe an England gestellt und deren Lösung durch den Artilleriegeneral Sir
Howard Douglas versucht ward.¬

Es war nach Beendung der großen Kriege der Republik und des Kaiser
reichs. Die britische Marine hatte jene lange Reihe von leichten Siegen ve-
^det. welche nach den Worten jenes Generals ebenso die Unerfahrenheit
fremden Flotten als den Werth und die Tapferkeit der englischen Seeleute
bewiesen. Es schien, als ob in diesem Augenblick das vom Glück über-
häufte England nichts mehr zu thun hätte, als auf seinen Lorbeeren einzu-
*


56
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0457" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/108043"/>
          <p xml:id="ID_1501" prev="#ID_1500"> wan es ohne die Männer, welche fähig sind, den Triumph zu sichern, auf<lb/>
das Schlachtfeld bringt, so füllt es sehr oft die Arsenale des Feindes.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1502"> Unsere Aufgabe hier ist. zu erzählen, wie England, nachdem es einmal<lb/>
aus diese Jdeenfolge eingegangen, deren Richtigkeit man nicht bestreiten wird,<lb/>
l'es gezwungen sah. sie Schritt für Schritt beinahe alle zu verwirklichen. Man<lb/>
hatte sich gesagt, daß, während eine zwanzigjährige Sorgfalt nöthig sei. um<lb/>
"nen Menschen zu erziehen, und ungefähr zehn Jahre seiner Jugend, um einen<lb/>
Achten Seemann aus ihm zu machen die feindliche Musketen- oder Kanonen¬<lb/>
kugel nur eine Secunde brauche, um dieses so mühsam bereitete Werk zu ver¬<lb/>
achten.  Demzufolge galt es. den maritimen Unterricht und die praktischen<lb/>
Kenntnisse unter einer so großen Anzahl von Leuten als nur immer möglich<lb/>
Zu verbreiten, um stets kriegsgeübte Seeleute und eine verfügbare Reserve zur<lb/>
Hand zu haben.  Dies war das Ziel, welches man durch die Errichtung eines<lb/>
Eorps Matrosenkanonicre, durch die Eröffnung einer Seeartillerieschule<lb/>
""d bald nachher durch die Umgestaltung sämmtlicher längs der Küsten des<lb/>
^reinigten Königreichs stationirten Zollbeamten in Seeküstenwächter zu<lb/>
erreichen suchte.  Später organisirte man infolge des Bedürfnisses eine Re¬<lb/>
serve für die Küstcnwächter, die freiwilligen Sectüstenwüchter. und gleich¬<lb/>
zeitig bildete man zahlreiche und erfahrene Cadres und schuf ein bedeutendes<lb/>
schwimmendes Material, das Geschwader der zur Deckung der Küste bestimmten<lb/>
schiffe und Kanonenboote, welches die Militärhäfen mit den Noth- oder Zu-<lb/>
stuchtshäfen und die Landbatterien mit den Seebatterien verband, um nach<lb/>
energischen Ausdruck eines Schriftstellers, &#x201E;jenen Gürtel von Eisen und<lb/>
Teuer" zu vervollständigen, welcher als imposante Reserve der Kanalflotte fort¬<lb/>
an Großbritannien mit seinen zahllosen Ringen umgibt gleich einer unüber-<lb/>
steiglichen Schranke". Mit einem Wort, man sah Stück um Stück das furcht¬<lb/>
bare Verthei-digungssystem sich entwickeln, welches der neugierige Blick des<lb/>
weihenden heutzutage in Friedens- wie in Kriegszeiten ringsherum auf den<lb/>
Kreideklippen Altengicmds wahrnimmt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1503"> Welchen Handen darf eine auf ihr maritimes Uebergewicht eifersüchtige<lb/>
^ativn die Bedienung ihrer Seeartillerie, sowol an ihren Küsten als auf<lb/>
ihren Schiffen, anvertrauen? Dies war die Frage, welche durch die Ereig-<lb/>
'Affe an England gestellt und deren Lösung durch den Artilleriegeneral Sir<lb/>
Howard Douglas versucht ward.¬</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1504" next="#ID_1505"> Es war nach Beendung der großen Kriege der Republik und des Kaiser<lb/>
reichs. Die britische Marine hatte jene lange Reihe von leichten Siegen ve-<lb/>
^det. welche nach den Worten jenes Generals ebenso die Unerfahrenheit<lb/>
fremden Flotten als den Werth und die Tapferkeit der englischen Seeleute<lb/>
bewiesen. Es schien, als ob in diesem Augenblick das vom Glück über-<lb/>
häufte England nichts mehr zu thun hätte, als auf seinen Lorbeeren einzu-<lb/>
*</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 56</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0457] wan es ohne die Männer, welche fähig sind, den Triumph zu sichern, auf das Schlachtfeld bringt, so füllt es sehr oft die Arsenale des Feindes. Unsere Aufgabe hier ist. zu erzählen, wie England, nachdem es einmal aus diese Jdeenfolge eingegangen, deren Richtigkeit man nicht bestreiten wird, l'es gezwungen sah. sie Schritt für Schritt beinahe alle zu verwirklichen. Man hatte sich gesagt, daß, während eine zwanzigjährige Sorgfalt nöthig sei. um "nen Menschen zu erziehen, und ungefähr zehn Jahre seiner Jugend, um einen Achten Seemann aus ihm zu machen die feindliche Musketen- oder Kanonen¬ kugel nur eine Secunde brauche, um dieses so mühsam bereitete Werk zu ver¬ achten. Demzufolge galt es. den maritimen Unterricht und die praktischen Kenntnisse unter einer so großen Anzahl von Leuten als nur immer möglich Zu verbreiten, um stets kriegsgeübte Seeleute und eine verfügbare Reserve zur Hand zu haben. Dies war das Ziel, welches man durch die Errichtung eines Eorps Matrosenkanonicre, durch die Eröffnung einer Seeartillerieschule ""d bald nachher durch die Umgestaltung sämmtlicher längs der Küsten des ^reinigten Königreichs stationirten Zollbeamten in Seeküstenwächter zu erreichen suchte. Später organisirte man infolge des Bedürfnisses eine Re¬ serve für die Küstcnwächter, die freiwilligen Sectüstenwüchter. und gleich¬ zeitig bildete man zahlreiche und erfahrene Cadres und schuf ein bedeutendes schwimmendes Material, das Geschwader der zur Deckung der Küste bestimmten schiffe und Kanonenboote, welches die Militärhäfen mit den Noth- oder Zu- stuchtshäfen und die Landbatterien mit den Seebatterien verband, um nach energischen Ausdruck eines Schriftstellers, „jenen Gürtel von Eisen und Teuer" zu vervollständigen, welcher als imposante Reserve der Kanalflotte fort¬ an Großbritannien mit seinen zahllosen Ringen umgibt gleich einer unüber- steiglichen Schranke". Mit einem Wort, man sah Stück um Stück das furcht¬ bare Verthei-digungssystem sich entwickeln, welches der neugierige Blick des weihenden heutzutage in Friedens- wie in Kriegszeiten ringsherum auf den Kreideklippen Altengicmds wahrnimmt. Welchen Handen darf eine auf ihr maritimes Uebergewicht eifersüchtige ^ativn die Bedienung ihrer Seeartillerie, sowol an ihren Küsten als auf ihren Schiffen, anvertrauen? Dies war die Frage, welche durch die Ereig- 'Affe an England gestellt und deren Lösung durch den Artilleriegeneral Sir Howard Douglas versucht ward.¬ Es war nach Beendung der großen Kriege der Republik und des Kaiser reichs. Die britische Marine hatte jene lange Reihe von leichten Siegen ve- ^det. welche nach den Worten jenes Generals ebenso die Unerfahrenheit fremden Flotten als den Werth und die Tapferkeit der englischen Seeleute bewiesen. Es schien, als ob in diesem Augenblick das vom Glück über- häufte England nichts mehr zu thun hätte, als auf seinen Lorbeeren einzu- * 56

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/457
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/457>, abgerufen am 28.12.2024.