Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.Seiten gerathen wollte. Das schließt aber nicht aus, daß er eine unglaub- Wenn man ihm glauben dürste, so Hütte der Gute Jerusalem schon zu Nicht besser als.dieser Anspruch auf die Dankbarkeit der Jerusalemer ist Seiten gerathen wollte. Das schließt aber nicht aus, daß er eine unglaub- Wenn man ihm glauben dürste, so Hütte der Gute Jerusalem schon zu Nicht besser als.dieser Anspruch auf die Dankbarkeit der Jerusalemer ist <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0387" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107973"/> <p xml:id="ID_1268" prev="#ID_1267"> Seiten gerathen wollte. Das schließt aber nicht aus, daß er eine unglaub-<lb/> >es hohe Meinung von seinen Verdiensten um Jerusalem und die Civilisation<lb/> Daß Ilr?iÄneo an der Spitze der neuern Culturbewegung steht, ist ihm<lb/> ^!loin. daß er diese Mission hier zu vertreten hat und sie wirklich mit Muth<lb/> und Gewandheit vertritt, seine fixe Idee, die er ohne irgendwelche Überflüs¬<lb/> se Bescheidenheit jedem, der sie hören will, mit Beispielen aus seiner Wirk¬<lb/> samkeit vortrüge.</p><lb/> <p xml:id="ID_1269"> Wenn man ihm glauben dürste, so Hütte der Gute Jerusalem schon zu<lb/> Wiederholten Malen vom Untergang gerettet. Es ist aber nur das Kickeriki<lb/> ^ gallischen Hahnes en miniature. Vor einiger Zeit stießen betrunkene La-<lb/> teiner des Nachts auf türkische Soldaten und bekamen Händel. Die Türken.<lb/> i"gen. als jene ihre Knüppel gebrauchten, vom Leder und verwundeten einen<lb/> s" schwer, daß er starb. Der französische Konsul,, zuerst von dem Lärm be¬<lb/> nachrichtigt, begab sich, statt sofort an Ort und Stelle zu erscheinen und die<lb/> impfenden zu trennen, nach der Kaserne, weckte den Pascha und forderte<lb/> auf Ruhe zu. stiften. Dies geschah ohne besondere Anstrengung. Der Con-<lb/> sul aber schickte noch in der Nacht zu dem Patriarchen und andern vornehmen<lb/> ^nten und ließ ihnen melden, Jerusalem hätte in der größten Gefahr ge¬<lb/> schwebt, eine Revolution der Türken gegen die Christen sei ausgebrochen ge-<lb/> ^!>n. sie könnten indeß ruhig weiter schlafen, die Stadt sei gerettet, die<lb/> Gefahr von ihm beschworen. Aehnlich verfuhr der rührige kleine Herr bei<lb/> letzten Skandal in der Grabeskirche. Als das türkische Militär anrückte,<lb/> Um djx Ordnung herzustellen, soll Herr Baröre „on avant" gerufen haben,<lb/> seine Person aber weit davon geblieben sein, da das gut für den Schuß<lb/> Später will er (ich hörte es ihn selbst erzählen) die geschlagner rache-<lb/> urstenden Armenier, als sie sich Verstärkung geholt und sich zu einem Sturm<lb/> "uf die Türken vor der Kirche angeschickt, durch beredte Vorstellungen von<lb/> ^'ern Vorhaben zurückgebracht und so abermals die Christen vor Niedermetze-<lb/> "ug durch die Mohammedaner bewahrt haben. Die Wahrheit ist, daß ein<lb/> ^ches Unglück gar nicht oder nur in der Phantasie des Herrn Consuls drohte.<lb/> Und daß. wenn Jerusalem gerettet wurde, dies durch die armenischen Geist-<lb/> ^en geschah, welche ihre Leute vom Kampfplatz abriefen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1270" next="#ID_1271"> Nicht besser als.dieser Anspruch auf die Dankbarkeit der Jerusalemer ist<lb/> ^ Meinung begründet, daß Frankreich im Orient eine civilisatorische Mis-<lb/> verfolge. Im Gegentheil: waren die Türken immer zu Erpressungen ge-<lb/> ^Se. immer leicht zu bestechen, so ist es damit seit dem letzten Erscheinen<lb/> ^ französischen Heere in der Levante ganz besonders arg geworden. Nicht<lb/> °^ 'se in neuester Zeit eine Nation so geldgierig, so unverschämt habsüchtig<lb/> "^getreten, als die Franzosen in Konstantinopel. Um nur ein Beispiel an¬<lb/> führen, ließ die Frau Se. Avnauds sich von der Regierung ein Kalk mit</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0387]
Seiten gerathen wollte. Das schließt aber nicht aus, daß er eine unglaub-
>es hohe Meinung von seinen Verdiensten um Jerusalem und die Civilisation
Daß Ilr?iÄneo an der Spitze der neuern Culturbewegung steht, ist ihm
^!loin. daß er diese Mission hier zu vertreten hat und sie wirklich mit Muth
und Gewandheit vertritt, seine fixe Idee, die er ohne irgendwelche Überflüs¬
se Bescheidenheit jedem, der sie hören will, mit Beispielen aus seiner Wirk¬
samkeit vortrüge.
Wenn man ihm glauben dürste, so Hütte der Gute Jerusalem schon zu
Wiederholten Malen vom Untergang gerettet. Es ist aber nur das Kickeriki
^ gallischen Hahnes en miniature. Vor einiger Zeit stießen betrunkene La-
teiner des Nachts auf türkische Soldaten und bekamen Händel. Die Türken.
i"gen. als jene ihre Knüppel gebrauchten, vom Leder und verwundeten einen
s" schwer, daß er starb. Der französische Konsul,, zuerst von dem Lärm be¬
nachrichtigt, begab sich, statt sofort an Ort und Stelle zu erscheinen und die
impfenden zu trennen, nach der Kaserne, weckte den Pascha und forderte
auf Ruhe zu. stiften. Dies geschah ohne besondere Anstrengung. Der Con-
sul aber schickte noch in der Nacht zu dem Patriarchen und andern vornehmen
^nten und ließ ihnen melden, Jerusalem hätte in der größten Gefahr ge¬
schwebt, eine Revolution der Türken gegen die Christen sei ausgebrochen ge-
^!>n. sie könnten indeß ruhig weiter schlafen, die Stadt sei gerettet, die
Gefahr von ihm beschworen. Aehnlich verfuhr der rührige kleine Herr bei
letzten Skandal in der Grabeskirche. Als das türkische Militär anrückte,
Um djx Ordnung herzustellen, soll Herr Baröre „on avant" gerufen haben,
seine Person aber weit davon geblieben sein, da das gut für den Schuß
Später will er (ich hörte es ihn selbst erzählen) die geschlagner rache-
urstenden Armenier, als sie sich Verstärkung geholt und sich zu einem Sturm
"uf die Türken vor der Kirche angeschickt, durch beredte Vorstellungen von
^'ern Vorhaben zurückgebracht und so abermals die Christen vor Niedermetze-
"ug durch die Mohammedaner bewahrt haben. Die Wahrheit ist, daß ein
^ches Unglück gar nicht oder nur in der Phantasie des Herrn Consuls drohte.
Und daß. wenn Jerusalem gerettet wurde, dies durch die armenischen Geist-
^en geschah, welche ihre Leute vom Kampfplatz abriefen.
Nicht besser als.dieser Anspruch auf die Dankbarkeit der Jerusalemer ist
^ Meinung begründet, daß Frankreich im Orient eine civilisatorische Mis-
verfolge. Im Gegentheil: waren die Türken immer zu Erpressungen ge-
^Se. immer leicht zu bestechen, so ist es damit seit dem letzten Erscheinen
^ französischen Heere in der Levante ganz besonders arg geworden. Nicht
°^ 'se in neuester Zeit eine Nation so geldgierig, so unverschämt habsüchtig
"^getreten, als die Franzosen in Konstantinopel. Um nur ein Beispiel an¬
führen, ließ die Frau Se. Avnauds sich von der Regierung ein Kalk mit
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