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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.

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den Juden nicht nur anbequemte/) sondern sie sogar bevorzugte, sie fast
"'e eine Art Adel behandelte, einestheils diese Proselyten geburtsstolz gemacht,
""derntheils selbst ein gewisses halbjüdisches Wesen angenommen, welches
°)"ehin schon in dem Geist der englischen Kirche liegt. Und sehen wir uns
getauften Jsraeliten an. so nimmt sich der Gewinn noch weniger tröst-
) aus. Die meisten sind -- wenn anders meine Quelle nicht übertreibt --
u)t sowol durch Ueberzeugung als durch ein Verfahren gewonnnen worden,
'^ches sich wenig von einem Kauf unterscheidet. Die Mission ist eine spe-
^'uUion auf die Armuth der jerusalemcr Judenschaft. Man beschäftigt jü-
Iche Tagelöhner unter der Bedingung, daß sie an einigen Tagen der Woche
^ Missionspredigt hören. Man bezahlt jüdische Eltern dafür, daß sie
^ Kinder in die protestantische Schule senden. Man streckt bedürftigen Ju-
^ Darlehne vor und läßt sie ihnen, wenn sie sich "gut aufführen", d. i. sich
^ Taufe bequemen; man bezahlt Miethen, schickt Kranken Arzneien, Wöch-
'^unen Speisen, alles in der Absicht, sie zu fesseln.

Die Folge dieses Treibens liegt am Tage. Viele der Proselyten melden
^ nur. um sich helfen zu lassen, einige sind gradezu anrüchige Subjecte,
es deren Vergangenheit man nicht fragen darf, da es die Herrn von der
^ '!Sion in Verlegenheit bringen würde. Man weiß, daß eine Anzahl von
^Aber eigens zu dem Zwecke nach Jerusalem gekommen sind, um sich hier
zu lassen, wo der Uebertritt einträglicher als anderwärts ist, und es
" ^ Beispiele, wo solche in Religionswechsel Machende sich auf dem Wege
.verschiedenen Orten das heilige Wasser appliciren ließen, um die Reise-
zu bestreiten. Eine ziemliche Anzahl von Proselyten sind auch, als der
cuniäre Erfolg ihren Erwartungen nicht entsprach, wieder zum alten Glauben
uckgekehrt, und wenn in diesem Jahr ein Jude in Smyrna, dem der Missionär
^ den Uebertritt eine Anstellung als Bibelcolporteur mit vier Pfund Sterling
^"äklich versprochen, wieder zu Moses umwandte, als die Missionsgesell-
ku>^ Pfund bewilligte, so werden sich dem Vorfall aus dem Wir-
^'phvsen an die Seite stellen lassen.^ Mkrejse der geistlichen Herrn auf dem Zion mehre ganz ähnliche Meta-

>Zeh bin weit entfernt, der Ansicht beizupflichten, die Missionäre wünschten
^'s diese Weise nur dahin zu kommen, für die Mittel, die ihnen von Lon-
wMährens liegt wol vielmehr darin, daß sie dem Taufwasser magische Kraft^ Zufließen, in der Zahl der Proselyten entsprechende Ergebnisse ausweisen
H °unen. Sie sind, so viel mir bekannt, redliche Seelen und der Grund ihres



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°in^ Man hat bei dem hebräischen Gottesdienst in der Zionskirche Gebetbücher mit den
jüdischen Gebeten in Gebrauch, welche letzteren nur wenig abgeändert, nur mit
^ " Anspielungen auf christliche Glaubenssätze vermehrt sind.
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den Juden nicht nur anbequemte/) sondern sie sogar bevorzugte, sie fast
"'e eine Art Adel behandelte, einestheils diese Proselyten geburtsstolz gemacht,
""derntheils selbst ein gewisses halbjüdisches Wesen angenommen, welches
°)"ehin schon in dem Geist der englischen Kirche liegt. Und sehen wir uns
getauften Jsraeliten an. so nimmt sich der Gewinn noch weniger tröst-
) aus. Die meisten sind — wenn anders meine Quelle nicht übertreibt —
u)t sowol durch Ueberzeugung als durch ein Verfahren gewonnnen worden,
'^ches sich wenig von einem Kauf unterscheidet. Die Mission ist eine spe-
^'uUion auf die Armuth der jerusalemcr Judenschaft. Man beschäftigt jü-
Iche Tagelöhner unter der Bedingung, daß sie an einigen Tagen der Woche
^ Missionspredigt hören. Man bezahlt jüdische Eltern dafür, daß sie
^ Kinder in die protestantische Schule senden. Man streckt bedürftigen Ju-
^ Darlehne vor und läßt sie ihnen, wenn sie sich „gut aufführen", d. i. sich
^ Taufe bequemen; man bezahlt Miethen, schickt Kranken Arzneien, Wöch-
'^unen Speisen, alles in der Absicht, sie zu fesseln.

Die Folge dieses Treibens liegt am Tage. Viele der Proselyten melden
^ nur. um sich helfen zu lassen, einige sind gradezu anrüchige Subjecte,
es deren Vergangenheit man nicht fragen darf, da es die Herrn von der
^ '!Sion in Verlegenheit bringen würde. Man weiß, daß eine Anzahl von
^Aber eigens zu dem Zwecke nach Jerusalem gekommen sind, um sich hier
zu lassen, wo der Uebertritt einträglicher als anderwärts ist, und es
" ^ Beispiele, wo solche in Religionswechsel Machende sich auf dem Wege
.verschiedenen Orten das heilige Wasser appliciren ließen, um die Reise-
zu bestreiten. Eine ziemliche Anzahl von Proselyten sind auch, als der
cuniäre Erfolg ihren Erwartungen nicht entsprach, wieder zum alten Glauben
uckgekehrt, und wenn in diesem Jahr ein Jude in Smyrna, dem der Missionär
^ den Uebertritt eine Anstellung als Bibelcolporteur mit vier Pfund Sterling
^"äklich versprochen, wieder zu Moses umwandte, als die Missionsgesell-
ku>^ Pfund bewilligte, so werden sich dem Vorfall aus dem Wir-
^'phvsen an die Seite stellen lassen.^ Mkrejse der geistlichen Herrn auf dem Zion mehre ganz ähnliche Meta-

>Zeh bin weit entfernt, der Ansicht beizupflichten, die Missionäre wünschten
^'s diese Weise nur dahin zu kommen, für die Mittel, die ihnen von Lon-
wMährens liegt wol vielmehr darin, daß sie dem Taufwasser magische Kraft^ Zufließen, in der Zahl der Proselyten entsprechende Ergebnisse ausweisen
H °unen. Sie sind, so viel mir bekannt, redliche Seelen und der Grund ihres



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°in^ Man hat bei dem hebräischen Gottesdienst in der Zionskirche Gebetbücher mit den
jüdischen Gebeten in Gebrauch, welche letzteren nur wenig abgeändert, nur mit
^ " Anspielungen auf christliche Glaubenssätze vermehrt sind.
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[0377] den Juden nicht nur anbequemte/) sondern sie sogar bevorzugte, sie fast "'e eine Art Adel behandelte, einestheils diese Proselyten geburtsstolz gemacht, ""derntheils selbst ein gewisses halbjüdisches Wesen angenommen, welches °)"ehin schon in dem Geist der englischen Kirche liegt. Und sehen wir uns getauften Jsraeliten an. so nimmt sich der Gewinn noch weniger tröst- ) aus. Die meisten sind — wenn anders meine Quelle nicht übertreibt — u)t sowol durch Ueberzeugung als durch ein Verfahren gewonnnen worden, '^ches sich wenig von einem Kauf unterscheidet. Die Mission ist eine spe- ^'uUion auf die Armuth der jerusalemcr Judenschaft. Man beschäftigt jü- Iche Tagelöhner unter der Bedingung, daß sie an einigen Tagen der Woche ^ Missionspredigt hören. Man bezahlt jüdische Eltern dafür, daß sie ^ Kinder in die protestantische Schule senden. Man streckt bedürftigen Ju- ^ Darlehne vor und läßt sie ihnen, wenn sie sich „gut aufführen", d. i. sich ^ Taufe bequemen; man bezahlt Miethen, schickt Kranken Arzneien, Wöch- '^unen Speisen, alles in der Absicht, sie zu fesseln. Die Folge dieses Treibens liegt am Tage. Viele der Proselyten melden ^ nur. um sich helfen zu lassen, einige sind gradezu anrüchige Subjecte, es deren Vergangenheit man nicht fragen darf, da es die Herrn von der ^ '!Sion in Verlegenheit bringen würde. Man weiß, daß eine Anzahl von ^Aber eigens zu dem Zwecke nach Jerusalem gekommen sind, um sich hier zu lassen, wo der Uebertritt einträglicher als anderwärts ist, und es " ^ Beispiele, wo solche in Religionswechsel Machende sich auf dem Wege .verschiedenen Orten das heilige Wasser appliciren ließen, um die Reise- zu bestreiten. Eine ziemliche Anzahl von Proselyten sind auch, als der cuniäre Erfolg ihren Erwartungen nicht entsprach, wieder zum alten Glauben uckgekehrt, und wenn in diesem Jahr ein Jude in Smyrna, dem der Missionär ^ den Uebertritt eine Anstellung als Bibelcolporteur mit vier Pfund Sterling ^"äklich versprochen, wieder zu Moses umwandte, als die Missionsgesell- ku>^ Pfund bewilligte, so werden sich dem Vorfall aus dem Wir- ^'phvsen an die Seite stellen lassen.^ Mkrejse der geistlichen Herrn auf dem Zion mehre ganz ähnliche Meta- >Zeh bin weit entfernt, der Ansicht beizupflichten, die Missionäre wünschten ^'s diese Weise nur dahin zu kommen, für die Mittel, die ihnen von Lon- wMährens liegt wol vielmehr darin, daß sie dem Taufwasser magische Kraft^ Zufließen, in der Zahl der Proselyten entsprechende Ergebnisse ausweisen H °unen. Sie sind, so viel mir bekannt, redliche Seelen und der Grund ihres S«h °in^ Man hat bei dem hebräischen Gottesdienst in der Zionskirche Gebetbücher mit den jüdischen Gebeten in Gebrauch, welche letzteren nur wenig abgeändert, nur mit ^ " Anspielungen auf christliche Glaubenssätze vermehrt sind. 46*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107585/377>, abgerufen am 28.12.2024.