Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.men, aber für die kaiserliche Regierung, für Frankreich und Nußland die große Freilich hatte dieser Tractat für die wirkliche und definitive Entscheidung Der Erfolg war kläglich. Die directen und indirecten Aufforderungen Die meisten deutschen Regierungen lehnten denn auch deu Beitritt unter Wie ist aber Herr v. d. Pfordten zu der Behauptung gekommen, daß men, aber für die kaiserliche Regierung, für Frankreich und Nußland die große Freilich hatte dieser Tractat für die wirkliche und definitive Entscheidung Der Erfolg war kläglich. Die directen und indirecten Aufforderungen Die meisten deutschen Regierungen lehnten denn auch deu Beitritt unter Wie ist aber Herr v. d. Pfordten zu der Behauptung gekommen, daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0338" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107924"/> <p xml:id="ID_1110" prev="#ID_1109"> men, aber für die kaiserliche Regierung, für Frankreich und Nußland die große<lb/> Empfehlung für sich hatte, daß er der einzige der betheiligten Prinzen gewesen<lb/> war, der in dem Bundeskrieg die Waffen gegen den deutschen Bund getragen<lb/> hatte. Dieser Tractat war auch noch formell insofern gegen den deutschen<lb/> Bund gerichtet, als derselbe ungeachtet eines von Oestreich gewünschten Vor¬<lb/> behalts der Rechte des Bundes dem Bunde die Entscheidung in einer Frage<lb/> zu entziehen suchte, die nach den Verträgen von 1815 ausschließlich der Compe-<lb/> tenz desselben zufiel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1111"> Freilich hatte dieser Tractat für die wirkliche und definitive Entscheidung<lb/> dieser Frage so lange nur die Bedeutung eines Stück Papiers, als der deutsche<lb/> Bund nicht selbst sich seiner Rechte und Pflichten begab und darin einwilligte,<lb/> daß sein Norden für immer schwach bleibe. Es war daher die Zustimmung<lb/> desselben nothwendig. Da man indeß bei der Unterdrückung eines deutschen<lb/> Fürstenhauses dieser Zustimmung nicht so sicher war, als bei der Unterdrückung<lb/> eines deutschen Landes, so beschloß man zunächst eine Probe zu machen n»d<lb/> suchte zuerst die Zustimmung der einzelnen deutschen Regierungen zu erlangen-<lb/> um, wie der östreichische Bundesgcsandte erklärte, -sobald sich die Mehrheit<lb/> der deutschen Regierungen bejahend ausgesprochen haben sollte, die Sache a»<lb/> die Bundesversammlung zu bringen. Oestreich betrieb die Zustimmung an den<lb/> deutschen Höfen und sein Bundestagsgesandter hatte in Frankfurt die Stimmen-<lb/> statistik aufzunehmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1112"> Der Erfolg war kläglich. Die directen und indirecten Aufforderungen<lb/> Dänemarks, den londoner Erbfolgcvertrag zu billigen, wurden an a»e<lb/> deutschen Höfe gerichtet, Oestreich unterstützte sie durch Bitten und Drohungen-<lb/> aber nur Kurhessen. von Hassenpflug regiert, Hannover unter dem Regiment<lb/> des Herrn v. Scheele und eine dritte Stimme versagten ihren Beitritt nicht-<lb/> Die gedachten Staaten aber beeilten sich ohne jede Nöthigung. aus reinem<lb/> Patriotismus, einen Schritt zu thun, der von allem andern abgesehen, einen<lb/> Bruch der Bundesacte enthielt, die allen Bundcsgliedern Verbindungen ein¬<lb/> zugehen verbietet, welche gegen den Bund gerichtet sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1113"> Die meisten deutschen Regierungen lehnten denn auch deu Beitritt unter<lb/> der Anführung ab, daß diese Angelegenheit lediglich zur Competenz des Bun¬<lb/> des gehöre, und daß sie incompetent seien, in derselben irgend eine Entschei¬<lb/> dung zu treffen. Andere ließen Dänemark gänzlich ohne Antwort. Die bai-<lb/> rische Negierung gehörte zu denjenigen, welche sich für incompetent erklärtem</p><lb/> <p xml:id="ID_1114" next="#ID_1115"> Wie ist aber Herr v. d. Pfordten zu der Behauptung gekommen, daß<lb/> nur Baiern seine Betheiligung am londoner Protokoll verweigert habe?<lb/> ohne Zweifel hat er doch gewußt, daß auch fast alle andern deutschen Staate"<lb/> ebenso gehandelt haben, oder wäre der diplomatische Mechanismus BaiernZ<lb/> so unvollkommen gewesen, daß Herrn v. d. Pfordten diese Thatsache sechs Jah"</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0338]
men, aber für die kaiserliche Regierung, für Frankreich und Nußland die große
Empfehlung für sich hatte, daß er der einzige der betheiligten Prinzen gewesen
war, der in dem Bundeskrieg die Waffen gegen den deutschen Bund getragen
hatte. Dieser Tractat war auch noch formell insofern gegen den deutschen
Bund gerichtet, als derselbe ungeachtet eines von Oestreich gewünschten Vor¬
behalts der Rechte des Bundes dem Bunde die Entscheidung in einer Frage
zu entziehen suchte, die nach den Verträgen von 1815 ausschließlich der Compe-
tenz desselben zufiel.
Freilich hatte dieser Tractat für die wirkliche und definitive Entscheidung
dieser Frage so lange nur die Bedeutung eines Stück Papiers, als der deutsche
Bund nicht selbst sich seiner Rechte und Pflichten begab und darin einwilligte,
daß sein Norden für immer schwach bleibe. Es war daher die Zustimmung
desselben nothwendig. Da man indeß bei der Unterdrückung eines deutschen
Fürstenhauses dieser Zustimmung nicht so sicher war, als bei der Unterdrückung
eines deutschen Landes, so beschloß man zunächst eine Probe zu machen n»d
suchte zuerst die Zustimmung der einzelnen deutschen Regierungen zu erlangen-
um, wie der östreichische Bundesgcsandte erklärte, -sobald sich die Mehrheit
der deutschen Regierungen bejahend ausgesprochen haben sollte, die Sache a»
die Bundesversammlung zu bringen. Oestreich betrieb die Zustimmung an den
deutschen Höfen und sein Bundestagsgesandter hatte in Frankfurt die Stimmen-
statistik aufzunehmen.
Der Erfolg war kläglich. Die directen und indirecten Aufforderungen
Dänemarks, den londoner Erbfolgcvertrag zu billigen, wurden an a»e
deutschen Höfe gerichtet, Oestreich unterstützte sie durch Bitten und Drohungen-
aber nur Kurhessen. von Hassenpflug regiert, Hannover unter dem Regiment
des Herrn v. Scheele und eine dritte Stimme versagten ihren Beitritt nicht-
Die gedachten Staaten aber beeilten sich ohne jede Nöthigung. aus reinem
Patriotismus, einen Schritt zu thun, der von allem andern abgesehen, einen
Bruch der Bundesacte enthielt, die allen Bundcsgliedern Verbindungen ein¬
zugehen verbietet, welche gegen den Bund gerichtet sind.
Die meisten deutschen Regierungen lehnten denn auch deu Beitritt unter
der Anführung ab, daß diese Angelegenheit lediglich zur Competenz des Bun¬
des gehöre, und daß sie incompetent seien, in derselben irgend eine Entschei¬
dung zu treffen. Andere ließen Dänemark gänzlich ohne Antwort. Die bai-
rische Negierung gehörte zu denjenigen, welche sich für incompetent erklärtem
Wie ist aber Herr v. d. Pfordten zu der Behauptung gekommen, daß
nur Baiern seine Betheiligung am londoner Protokoll verweigert habe?
ohne Zweifel hat er doch gewußt, daß auch fast alle andern deutschen Staate"
ebenso gehandelt haben, oder wäre der diplomatische Mechanismus BaiernZ
so unvollkommen gewesen, daß Herrn v. d. Pfordten diese Thatsache sechs Jah"
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