Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, II. Semester. III. Band.eine wasserreiche und gutangebaute Gegend, in der man die Stätte der Königs Im Westen der Stadt sind von echten Alterthümern nur einige Grab' eine wasserreiche und gutangebaute Gegend, in der man die Stätte der Königs Im Westen der Stadt sind von echten Alterthümern nur einige Grab' <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107902"/> <p xml:id="ID_1042" prev="#ID_1041"> eine wasserreiche und gutangebaute Gegend, in der man die Stätte der Königs<lb/> garder des Jeremias erblickt. Wir begegnen hier dem tiefen Nehemiasbrunnen,<lb/> den die Araber nach Hiob benennen, während die gelehrte Forschung in ihm<lb/> den Rogel des alten Testaments vermuthet. Wir treffen hier serner in einer<lb/> Vertiefung, zu welcher einige dreißig Stufen hinabführen, die Maricnquelle,<lb/> wo die Mutter Gottes, wie noch jetzt die Frauen von Sitones, ihre Windeln<lb/> gewaschen hat, und etwa fünfhundert Schritt davon den Teich Siloah, der<lb/> mit jener Quelle durch einen unterirdischen Kanal in Verbindung steht. Eigen'<lb/> thunlich ist das periodische Steigen und Fallen des Teiches. Das Volk er^<lb/> klärt sich die Erscheinung mit einem in der Quelle liegenden Drachen, der<lb/> wachend das Wasser wegtrinke, schlafend es fließen lasse. Andere suchen den<lb/> Grund im Bau des Kanals, wieder andere in vulkanischen Vorgängen. Quelle<lb/> und Teich stehen in hoher Achtung bei Christen und Mohammedanern. Diese<lb/> erinnern sich, daß ihr Prophet gesagt hat, das Wasser tränke im Verein mit<lb/> dem heiligen Sensen bei Mekka die Gärten des Paradieses. Jene denken an<lb/> die Windeln des Jesuskindes und die Blinden Heilung, die hier stattfand.</p><lb/> <p xml:id="ID_1043" next="#ID_1044"> Im Westen der Stadt sind von echten Alterthümern nur einige Grab'<lb/> höhlen, die Wasserleitung des Pilatus. die, vom Berg des Bösen Rathes<lb/> herabkommend, den Zion im weiten Bogen umgibt, und die beiden GilM'<lb/> deinde zu erwähnen, von welchen der untere eine Länge von beinahe dreihundert<lb/> Schritten hat, die indeß jetzt nur während und kurz nach der Regenzeit Wasser<lb/> enthalten. Das auf einem Bergvorsprung über dem Gihon gelegne Gebäude,<lb/> in welchem die Bekenner des Islam das Grab Davids und die Christen das<lb/> Haus erblicken, wo Christus das Abendmahl einsetzte, stammt vielleicht aus<lb/> der Zeit der Kreuzzüge. Ebenso viel Anspruch auf Richtigkeit ihrer Bezeich'<lb/> mung hat die einige hundert Schritt östlich vom Damascusthor befindliche<lb/> Jeremiasgrotte, in welcher der Prophet seine Klagelieder geschrieben ha^'<lb/> soll. Unzweifelhaft sehr alt sind dagegen die eine Viertelstunde weiter nord'<lb/> lich an zwei Stellen gelegenen Felsengräber, von denen man die einen ohne<lb/> historischen Grund als Gräber der Richter, die andern sogar gegen die<lb/> schichte als Gräber der Könige bezeichnet. Die letzteres sind die interessanteren-<lb/> Sie befinden sich in einer Bodenvertiefung, welche, dem Anschein nach künstlich<lb/> entstanden, entweder ein alter Steinbruch oder eine Art Vorhof zu der GM<lb/> ist. und bestehen in Katakomben, in welche eine Vorhalle führt. Die Säule"<lb/> und Pfeiler, welche die Fayade derselben schmückten, sind weggebrochen.<lb/> der Felsendachstuhl, den sie stützten, ist geblieben und läßt mit seinem Sculptu^<lb/> schmuck von Triglyphen, Traubenbündeln. Palmenkronen und Blumenkränze"<lb/> allerdings schließen, daß das Grab einst vornehme Leichen barg. Ein Pi"^<lb/> chen in der linken Seitenwand bringt in eine Kammer hinab, aus der andere<lb/> niedrige Thüren in Seitenräume sühren, an deren Wänden sich Steinbau</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0316]
eine wasserreiche und gutangebaute Gegend, in der man die Stätte der Königs
garder des Jeremias erblickt. Wir begegnen hier dem tiefen Nehemiasbrunnen,
den die Araber nach Hiob benennen, während die gelehrte Forschung in ihm
den Rogel des alten Testaments vermuthet. Wir treffen hier serner in einer
Vertiefung, zu welcher einige dreißig Stufen hinabführen, die Maricnquelle,
wo die Mutter Gottes, wie noch jetzt die Frauen von Sitones, ihre Windeln
gewaschen hat, und etwa fünfhundert Schritt davon den Teich Siloah, der
mit jener Quelle durch einen unterirdischen Kanal in Verbindung steht. Eigen'
thunlich ist das periodische Steigen und Fallen des Teiches. Das Volk er^
klärt sich die Erscheinung mit einem in der Quelle liegenden Drachen, der
wachend das Wasser wegtrinke, schlafend es fließen lasse. Andere suchen den
Grund im Bau des Kanals, wieder andere in vulkanischen Vorgängen. Quelle
und Teich stehen in hoher Achtung bei Christen und Mohammedanern. Diese
erinnern sich, daß ihr Prophet gesagt hat, das Wasser tränke im Verein mit
dem heiligen Sensen bei Mekka die Gärten des Paradieses. Jene denken an
die Windeln des Jesuskindes und die Blinden Heilung, die hier stattfand.
Im Westen der Stadt sind von echten Alterthümern nur einige Grab'
höhlen, die Wasserleitung des Pilatus. die, vom Berg des Bösen Rathes
herabkommend, den Zion im weiten Bogen umgibt, und die beiden GilM'
deinde zu erwähnen, von welchen der untere eine Länge von beinahe dreihundert
Schritten hat, die indeß jetzt nur während und kurz nach der Regenzeit Wasser
enthalten. Das auf einem Bergvorsprung über dem Gihon gelegne Gebäude,
in welchem die Bekenner des Islam das Grab Davids und die Christen das
Haus erblicken, wo Christus das Abendmahl einsetzte, stammt vielleicht aus
der Zeit der Kreuzzüge. Ebenso viel Anspruch auf Richtigkeit ihrer Bezeich'
mung hat die einige hundert Schritt östlich vom Damascusthor befindliche
Jeremiasgrotte, in welcher der Prophet seine Klagelieder geschrieben ha^'
soll. Unzweifelhaft sehr alt sind dagegen die eine Viertelstunde weiter nord'
lich an zwei Stellen gelegenen Felsengräber, von denen man die einen ohne
historischen Grund als Gräber der Richter, die andern sogar gegen die
schichte als Gräber der Könige bezeichnet. Die letzteres sind die interessanteren-
Sie befinden sich in einer Bodenvertiefung, welche, dem Anschein nach künstlich
entstanden, entweder ein alter Steinbruch oder eine Art Vorhof zu der GM
ist. und bestehen in Katakomben, in welche eine Vorhalle führt. Die Säule"
und Pfeiler, welche die Fayade derselben schmückten, sind weggebrochen.
der Felsendachstuhl, den sie stützten, ist geblieben und läßt mit seinem Sculptu^
schmuck von Triglyphen, Traubenbündeln. Palmenkronen und Blumenkränze"
allerdings schließen, daß das Grab einst vornehme Leichen barg. Ein Pi"^
chen in der linken Seitenwand bringt in eine Kammer hinab, aus der andere
niedrige Thüren in Seitenräume sühren, an deren Wänden sich Steinbau
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |