Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.hängigkeit entäußerten? Kommt es nicht aber darauf hinaus, wenn der Köng Die Folge dieser Verträge ist eine fortdauernde militärische Intervention hängigkeit entäußerten? Kommt es nicht aber darauf hinaus, wenn der Köng Die Folge dieser Verträge ist eine fortdauernde militärische Intervention <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0076" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107123"/> <p xml:id="ID_198" prev="#ID_197"> hängigkeit entäußerten? Kommt es nicht aber darauf hinaus, wenn der Köng<lb/> von Neapel'sich am 12. Juli 1815 durch einen geheimen Artikel dazu ve-<lb/> pflichtet, keine Veränderungen in seinem Lande zuzugeben, die unverträglich,<lb/> sei es mit den monarchischen Institutionen, sei es mit den Grundsätzen, welche<lb/> Seine Kaiserl. Königl. Apostolische Majestät für die innere Regierung ihrer<lb/> italienischen Provinzen angenommen? — oder wenn 1847 der Herzog von<lb/> Modena den östreichischen Truppen das Recht einräumt, in sein Gebiet ein¬<lb/> zurücken toutes les lois, que 1'exiMra, I'iiitöiet cle ig, commune (Menso on<lb/> 1a xruclvnce inilitg-iro? Sind die Verträge von 1815, die Oestreichs Grenzen<lb/> festsetzen, nicht überschritten, wenn jener Vertrag erklärt, daß die Staaten des<lb/> Herzogs von Modena „ontreur. clans 1a liZue ac clstense ach xiovinees ita.-<lb/> kleine» ac L. N. 1'ümxeieur ä'^.ut,i'inne", und, wie auch Parma, aus das<lb/> Recht der Militärconventionen mit andern Staaten verzichtet? Ist nicht auch<lb/> alle Gegenseitigkeit illusorisch, wenn der Herzog für solche exorbitante Zuge¬<lb/> stündnisse verspricht, mit seinen Waffen Oestreich zu schützen, oder selbst wenn<lb/> Toscana (1. Juli 1815) zur Garantie des beiderseitigen Besitzstandes 6000 Mann<lb/> und das wiener Cabinet 80.000 Mann zusagt?</p><lb/> <p xml:id="ID_199" next="#ID_200"> Die Folge dieser Verträge ist eine fortdauernde militärische Intervention<lb/> Oestreichs in den Staaten der Halbinsel gewesen, 1821 in Piemont und<lb/> Neapel, wo es sechs Jahre bleibt und sein Ausenthalt dem Lande 85 Mill.<lb/> Dukati kostet, 1331 in Modena, Parma und den Legationen, wo es sieben<lb/> Jahre bleibt, Toscana entging der Besetzung nur durch die Energie seines<lb/> Ministers Fossombroni. Nach 1848 beginnt dasselbe Schauspiel, die östreichi¬<lb/> schen Truppen waren sechs Jahre in Livorno und Florenz, haben Parma erst<lb/> 1855 verlassen und sind nach zehn Jahren noch in Bologna und Ancona.<lb/> Und diese Interventionen geschahen nicht blos zur Aufrechthaltung der Ruhe,<lb/> während derselben lag meist die ganze Regierungsgewalt in den Händen der<lb/> Commandanten, östreichische Militärcommissionen richteten überall. War es<lb/> nicht natürlich, daß durch einen solchen Zustand die italienischen Regierungen<lb/> ihren Unterthanen gegenüber jeder Autorität und Unabhängigkeit beraubt wur¬<lb/> den, daß man an ihnen verzweifelte und gewaltsam andere Verhältnisse her¬<lb/> beiführen wollte? In noch viel höherm Maße als in Deutschland war unter<lb/> Metternich in Italien jedes nationale Gefühl verpönt, jeder liberale Gedanke<lb/> erweckte Befürchtungen von Unabhängigkeit. Die Folge solchen ungesunden<lb/> Druckes war wie immer, daß sich die Geister, denen jede Möglichkeit einer<lb/> regelmäßigen politischen Thätigkeit abgeschnitten war, in unmöglichen Spe-<lb/> culationen verloren und dieselben gewaltsam zu verwirklichen suchten. Bei<lb/> dem Charakter der Italiener ward die Verschwörung zur Kunst ausgebildet,<lb/> Komplotte und grau-same Bestrafung derselben folgten sich und jeder unglück¬<lb/> liche Versuch warf wie die zurücktretende Flut eine neue Ablagerung Heimath-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0076]
hängigkeit entäußerten? Kommt es nicht aber darauf hinaus, wenn der Köng
von Neapel'sich am 12. Juli 1815 durch einen geheimen Artikel dazu ve-
pflichtet, keine Veränderungen in seinem Lande zuzugeben, die unverträglich,
sei es mit den monarchischen Institutionen, sei es mit den Grundsätzen, welche
Seine Kaiserl. Königl. Apostolische Majestät für die innere Regierung ihrer
italienischen Provinzen angenommen? — oder wenn 1847 der Herzog von
Modena den östreichischen Truppen das Recht einräumt, in sein Gebiet ein¬
zurücken toutes les lois, que 1'exiMra, I'iiitöiet cle ig, commune (Menso on
1a xruclvnce inilitg-iro? Sind die Verträge von 1815, die Oestreichs Grenzen
festsetzen, nicht überschritten, wenn jener Vertrag erklärt, daß die Staaten des
Herzogs von Modena „ontreur. clans 1a liZue ac clstense ach xiovinees ita.-
kleine» ac L. N. 1'ümxeieur ä'^.ut,i'inne", und, wie auch Parma, aus das
Recht der Militärconventionen mit andern Staaten verzichtet? Ist nicht auch
alle Gegenseitigkeit illusorisch, wenn der Herzog für solche exorbitante Zuge¬
stündnisse verspricht, mit seinen Waffen Oestreich zu schützen, oder selbst wenn
Toscana (1. Juli 1815) zur Garantie des beiderseitigen Besitzstandes 6000 Mann
und das wiener Cabinet 80.000 Mann zusagt?
Die Folge dieser Verträge ist eine fortdauernde militärische Intervention
Oestreichs in den Staaten der Halbinsel gewesen, 1821 in Piemont und
Neapel, wo es sechs Jahre bleibt und sein Ausenthalt dem Lande 85 Mill.
Dukati kostet, 1331 in Modena, Parma und den Legationen, wo es sieben
Jahre bleibt, Toscana entging der Besetzung nur durch die Energie seines
Ministers Fossombroni. Nach 1848 beginnt dasselbe Schauspiel, die östreichi¬
schen Truppen waren sechs Jahre in Livorno und Florenz, haben Parma erst
1855 verlassen und sind nach zehn Jahren noch in Bologna und Ancona.
Und diese Interventionen geschahen nicht blos zur Aufrechthaltung der Ruhe,
während derselben lag meist die ganze Regierungsgewalt in den Händen der
Commandanten, östreichische Militärcommissionen richteten überall. War es
nicht natürlich, daß durch einen solchen Zustand die italienischen Regierungen
ihren Unterthanen gegenüber jeder Autorität und Unabhängigkeit beraubt wur¬
den, daß man an ihnen verzweifelte und gewaltsam andere Verhältnisse her¬
beiführen wollte? In noch viel höherm Maße als in Deutschland war unter
Metternich in Italien jedes nationale Gefühl verpönt, jeder liberale Gedanke
erweckte Befürchtungen von Unabhängigkeit. Die Folge solchen ungesunden
Druckes war wie immer, daß sich die Geister, denen jede Möglichkeit einer
regelmäßigen politischen Thätigkeit abgeschnitten war, in unmöglichen Spe-
culationen verloren und dieselben gewaltsam zu verwirklichen suchten. Bei
dem Charakter der Italiener ward die Verschwörung zur Kunst ausgebildet,
Komplotte und grau-same Bestrafung derselben folgten sich und jeder unglück¬
liche Versuch warf wie die zurücktretende Flut eine neue Ablagerung Heimath-
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