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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Drachenblut und einige andere Arzneimittel wurden in manchen Jahren von
den Europäern und Amerikanern in Massen gekauft, indeß kann die Nachfrage
nach diesen Ausfuhrartikeln nicht in dem Maße wachsen als die Nachfrage der
Chinesen nach europäischen und amerikanischen Waaren. Dagegen wird sich
die Ausfuhr der verschiedenen Papiersorten, die man in China aus der Rinde
de's Bambus macht, der kunstreichen Arbeiten in Elfenbein und Perlmutter,
der lackirten Waaren, der Gegenstände von weißem Kupfer, einem Metall,
welches dem chinesischen Boden eigenthümlich ist, jedenfalls beträchtlich steigern.
Nanking könnte ebenfalls wieder so lebhaft begehrt werden, wie früher, als
er in der Mode war. Vor allem aber wird die Ausfuhr von Seide zunehmen,
von der allein nach Großbritannien im Handelsjahr 1852 bis 1853 25,040 Ballen
und 1856 bis 1857 bereits 74.215 Ballen gingen.

"Wir sind überzeugt," schließt Neumann seine Betrachtungen über diesen
Verkehr, "daß China und Japan jede beliebige Summe Seide und Thee er-
zeugen können, sollte sich auch der Bedarf der Welt jährlich auf 500 Millionen
Pfund Thee und 200,000 Ballen Seide steigern."

Ueber die Einfuhrartikel, welche sich für Japan eignen möchten, entnehmen
wir dem soeben erschienenen Werke des Amerikaners Kinahan. Cornwallis
"Ivvo tlouriiL^s to ^axan" Folgendes:

"Die von den Holländern nach ihrer japanischen Factorei eingeführten
Waaren bestanden hauptsächlich in roher Seide von China, Bengalen und
Persien, allen Arten wollner, seidner und andrer Stoffe (mit Ausnahme von
Kaschimirshawls), Büffel- und andere Felle, Pelze. Wachs, Büffelhörner,
Pfeffer, Zucker in Hüten so wie klar, Gewürznüglein und Muskatnüsse. Kam-
pher von Borneo und Sumatra, Quecksilber und Zinnober, Blei, Salpeter,
Borax, Alaun, Venzoeharz und Gummi arabicum. flüssiges Storax und Ka-
techu, Bernstein, Korallen, Antimonium zum Färben des Porzellans, Spiegel,
unreife ostindische Früchte in Essig und Senf, Bleistifte. Quecksilbersublimat,
feine Feilen und Nadeln, Brillen, Trinkgläser, ausgestopfte Vögel und ähnliche
Kuriositäten." Wir fügen hinzu, daß man nach dem Bericht des deutschen
Kaufmanns Lühdvrf, der sich 1855 acht Monate in verschiedenen Küstenstüdtcn
Japans aufhielt, auch Schießgewehre mit Vortheil dort absetzt, und daß auch
Champagner und Liqueure, Fernröhre, Spieldosen und Uhren Käufer finden.

Ueber die Erzeugnisse Japans berichtet Lühdorf Folgendes: der Kamphcr-
bäum wächst in vielen Provinzen, und es wird viel Kampher gewonnen.
Seidenraupenzucht wird besonders im Norden getrieben, wo viele Städte und
Dörfer allein davon leben. Doch ist die zapanesische Seide grob und bei wei¬
tem nicht so gut als die chinesische, was daran liegt, daß man die Maulbeer¬
bäume zu alt werden laßt, und daß die Grobheit der alten Blätter sich dem
Gespinnst der damit gefütterten Würmer mittheilt. Ferner gewinnt man aus


Drachenblut und einige andere Arzneimittel wurden in manchen Jahren von
den Europäern und Amerikanern in Massen gekauft, indeß kann die Nachfrage
nach diesen Ausfuhrartikeln nicht in dem Maße wachsen als die Nachfrage der
Chinesen nach europäischen und amerikanischen Waaren. Dagegen wird sich
die Ausfuhr der verschiedenen Papiersorten, die man in China aus der Rinde
de's Bambus macht, der kunstreichen Arbeiten in Elfenbein und Perlmutter,
der lackirten Waaren, der Gegenstände von weißem Kupfer, einem Metall,
welches dem chinesischen Boden eigenthümlich ist, jedenfalls beträchtlich steigern.
Nanking könnte ebenfalls wieder so lebhaft begehrt werden, wie früher, als
er in der Mode war. Vor allem aber wird die Ausfuhr von Seide zunehmen,
von der allein nach Großbritannien im Handelsjahr 1852 bis 1853 25,040 Ballen
und 1856 bis 1857 bereits 74.215 Ballen gingen.

„Wir sind überzeugt," schließt Neumann seine Betrachtungen über diesen
Verkehr, „daß China und Japan jede beliebige Summe Seide und Thee er-
zeugen können, sollte sich auch der Bedarf der Welt jährlich auf 500 Millionen
Pfund Thee und 200,000 Ballen Seide steigern."

Ueber die Einfuhrartikel, welche sich für Japan eignen möchten, entnehmen
wir dem soeben erschienenen Werke des Amerikaners Kinahan. Cornwallis
„Ivvo tlouriiL^s to ^axan" Folgendes:

„Die von den Holländern nach ihrer japanischen Factorei eingeführten
Waaren bestanden hauptsächlich in roher Seide von China, Bengalen und
Persien, allen Arten wollner, seidner und andrer Stoffe (mit Ausnahme von
Kaschimirshawls), Büffel- und andere Felle, Pelze. Wachs, Büffelhörner,
Pfeffer, Zucker in Hüten so wie klar, Gewürznüglein und Muskatnüsse. Kam-
pher von Borneo und Sumatra, Quecksilber und Zinnober, Blei, Salpeter,
Borax, Alaun, Venzoeharz und Gummi arabicum. flüssiges Storax und Ka-
techu, Bernstein, Korallen, Antimonium zum Färben des Porzellans, Spiegel,
unreife ostindische Früchte in Essig und Senf, Bleistifte. Quecksilbersublimat,
feine Feilen und Nadeln, Brillen, Trinkgläser, ausgestopfte Vögel und ähnliche
Kuriositäten." Wir fügen hinzu, daß man nach dem Bericht des deutschen
Kaufmanns Lühdvrf, der sich 1855 acht Monate in verschiedenen Küstenstüdtcn
Japans aufhielt, auch Schießgewehre mit Vortheil dort absetzt, und daß auch
Champagner und Liqueure, Fernröhre, Spieldosen und Uhren Käufer finden.

Ueber die Erzeugnisse Japans berichtet Lühdorf Folgendes: der Kamphcr-
bäum wächst in vielen Provinzen, und es wird viel Kampher gewonnen.
Seidenraupenzucht wird besonders im Norden getrieben, wo viele Städte und
Dörfer allein davon leben. Doch ist die zapanesische Seide grob und bei wei¬
tem nicht so gut als die chinesische, was daran liegt, daß man die Maulbeer¬
bäume zu alt werden laßt, und daß die Grobheit der alten Blätter sich dem
Gespinnst der damit gefütterten Würmer mittheilt. Ferner gewinnt man aus


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[0066] Drachenblut und einige andere Arzneimittel wurden in manchen Jahren von den Europäern und Amerikanern in Massen gekauft, indeß kann die Nachfrage nach diesen Ausfuhrartikeln nicht in dem Maße wachsen als die Nachfrage der Chinesen nach europäischen und amerikanischen Waaren. Dagegen wird sich die Ausfuhr der verschiedenen Papiersorten, die man in China aus der Rinde de's Bambus macht, der kunstreichen Arbeiten in Elfenbein und Perlmutter, der lackirten Waaren, der Gegenstände von weißem Kupfer, einem Metall, welches dem chinesischen Boden eigenthümlich ist, jedenfalls beträchtlich steigern. Nanking könnte ebenfalls wieder so lebhaft begehrt werden, wie früher, als er in der Mode war. Vor allem aber wird die Ausfuhr von Seide zunehmen, von der allein nach Großbritannien im Handelsjahr 1852 bis 1853 25,040 Ballen und 1856 bis 1857 bereits 74.215 Ballen gingen. „Wir sind überzeugt," schließt Neumann seine Betrachtungen über diesen Verkehr, „daß China und Japan jede beliebige Summe Seide und Thee er- zeugen können, sollte sich auch der Bedarf der Welt jährlich auf 500 Millionen Pfund Thee und 200,000 Ballen Seide steigern." Ueber die Einfuhrartikel, welche sich für Japan eignen möchten, entnehmen wir dem soeben erschienenen Werke des Amerikaners Kinahan. Cornwallis „Ivvo tlouriiL^s to ^axan" Folgendes: „Die von den Holländern nach ihrer japanischen Factorei eingeführten Waaren bestanden hauptsächlich in roher Seide von China, Bengalen und Persien, allen Arten wollner, seidner und andrer Stoffe (mit Ausnahme von Kaschimirshawls), Büffel- und andere Felle, Pelze. Wachs, Büffelhörner, Pfeffer, Zucker in Hüten so wie klar, Gewürznüglein und Muskatnüsse. Kam- pher von Borneo und Sumatra, Quecksilber und Zinnober, Blei, Salpeter, Borax, Alaun, Venzoeharz und Gummi arabicum. flüssiges Storax und Ka- techu, Bernstein, Korallen, Antimonium zum Färben des Porzellans, Spiegel, unreife ostindische Früchte in Essig und Senf, Bleistifte. Quecksilbersublimat, feine Feilen und Nadeln, Brillen, Trinkgläser, ausgestopfte Vögel und ähnliche Kuriositäten." Wir fügen hinzu, daß man nach dem Bericht des deutschen Kaufmanns Lühdvrf, der sich 1855 acht Monate in verschiedenen Küstenstüdtcn Japans aufhielt, auch Schießgewehre mit Vortheil dort absetzt, und daß auch Champagner und Liqueure, Fernröhre, Spieldosen und Uhren Käufer finden. Ueber die Erzeugnisse Japans berichtet Lühdorf Folgendes: der Kamphcr- bäum wächst in vielen Provinzen, und es wird viel Kampher gewonnen. Seidenraupenzucht wird besonders im Norden getrieben, wo viele Städte und Dörfer allein davon leben. Doch ist die zapanesische Seide grob und bei wei¬ tem nicht so gut als die chinesische, was daran liegt, daß man die Maulbeer¬ bäume zu alt werden laßt, und daß die Grobheit der alten Blätter sich dem Gespinnst der damit gefütterten Würmer mittheilt. Ferner gewinnt man aus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/66>, abgerufen am 22.12.2024.