Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.schlagen wurde. Das Inselreich wurde schon damals von einem geistlichen Die Gesandtschaft bestand aus zwei nahen Verwandten der beiden Kö¬ schlagen wurde. Das Inselreich wurde schon damals von einem geistlichen Die Gesandtschaft bestand aus zwei nahen Verwandten der beiden Kö¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0042" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107089"/> <p xml:id="ID_103" prev="#ID_102"> schlagen wurde. Das Inselreich wurde schon damals von einem geistlichen<lb/> Kaiser, dem Dairi oder Mikado, dem Namen nach, von einem weltlichen, dem<lb/> Kubo Sana oder Siogun, in Wirklichkeit beherrscht, doch hatte der geistliche<lb/> Kaiser damals noch etwas mehr Macht in weltlichen Angelegenheiten, auch<lb/> waren die Statthalter der einzelnen Provinzen zu jener Zeit selbstständiger<lb/> als jetzt, ja einzelne waren so gut wie ganz unabhängig. Die Portugiesen<lb/> wurden gut aufgenommen, und es entspann sich ein Handelsverkehr, worauf<lb/> auch der bekannte Jesuit Franz Xaver als christlicher Missionär dahin ging.<lb/> Ihm folgten andere Glaubensboten, und obwol die buddhistischen Priester<lb/> ihnen entgegenwirkten, breitete sich doch das Christenthum von Jahr zu Jahr<lb/> mehr aus. In gleichem Maße nahm der Handelsverkehr zwischen Portugal<lb/> und Japan zu. Von dem Lehnssürsten von Satsuma, wo die Fremden sich<lb/> zuerst festgesetzt, endlich vertrieben, begaben sich die Kaufleute und Missionäre<lb/> nach der im Westen des Reiches gelegenen Insel Firctto. wo sie wohlwollend<lb/> aufgenommen wurden, und von wo Xaver aufbrach, um dem geistlichen Herr¬<lb/> scher in seiner Hauptstadt Miako einen Besuch abzustatten. Er kam nicht bis<lb/> dahin, doch gelang es ihm aus dem Wege mehre Tausende zu bekehren, und<lb/> obwol die buddhistischen Priester gegen den Fürsten, der ihn beschützt, einen<lb/> Aufstand erregten, in welchem dieser umkam, so hielt sich das Christenthum<lb/> doch und gewann selbst hier und in andern Strichen fortwährend neue An¬<lb/> hänger. Mehre Lehnsfürsten unterstützten die christlichen Prediger, einige<lb/> nahmen selbst deren Glauben an und nöthigten ihre Unterthanen dasselbe zu<lb/> thun, ja die bekehrten Könige von Bungo und Arima auf der Insel Ximo<lb/> schickten sogar im Jahre 1582 auf den Rath der Missionare eine Gesandt¬<lb/> schaft nach Rom, um dem Papst ihre Unterwerfung unter seine Oberhoheit<lb/> anzutragen.</p><lb/> <p xml:id="ID_104" next="#ID_105"> Die Gesandtschaft bestand aus zwei nahen Verwandten der beiden Kö¬<lb/> nige, zwei Staatsrätben und zwei, europäischen Priestern als Dolmetschern.<lb/> Sie gingen über Macao, Goa und das Kap der guten Hoffnung zunächst<lb/> nach Lissabon, eine Reise, zu der sie nicht weniger als dritthalb Jahre brauch¬<lb/> ten, während ein Dampfer jetzt in zwölf Wochen die Strecke zurücklegen<lb/> könnte. In Lissabon mit Auszeichnung empfangen, begaben sich die jungen<lb/> Fürsten nach Madrid, wo man ihnen gleichfalls hohe Ehren erwies, und<lb/> dann zur See nach Livorno. In den indischen Meeren hatten sie von Stür¬<lb/> men aller Art zu leiden gehabt, im mittelländischen entgingen sie mit ge¬<lb/> nauer Noth dem Schiffbruch, und als diese Gefahr vorüber, nahte eine andere<lb/> in Gestalt einer algierischen Piratenflotte. Sie entkamen auch dieser, und<lb/> nachdem sie den Boden Italiens betreten, umgab sie sofort der ganze Pomp<lb/> der auf die Nachricht von ihrer Ankunft in Galauniform gekleideten katho¬<lb/> lischen Kirche. Ihr Weg nach Rom war ein Triumphzug. Der Jesuiten-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
schlagen wurde. Das Inselreich wurde schon damals von einem geistlichen
Kaiser, dem Dairi oder Mikado, dem Namen nach, von einem weltlichen, dem
Kubo Sana oder Siogun, in Wirklichkeit beherrscht, doch hatte der geistliche
Kaiser damals noch etwas mehr Macht in weltlichen Angelegenheiten, auch
waren die Statthalter der einzelnen Provinzen zu jener Zeit selbstständiger
als jetzt, ja einzelne waren so gut wie ganz unabhängig. Die Portugiesen
wurden gut aufgenommen, und es entspann sich ein Handelsverkehr, worauf
auch der bekannte Jesuit Franz Xaver als christlicher Missionär dahin ging.
Ihm folgten andere Glaubensboten, und obwol die buddhistischen Priester
ihnen entgegenwirkten, breitete sich doch das Christenthum von Jahr zu Jahr
mehr aus. In gleichem Maße nahm der Handelsverkehr zwischen Portugal
und Japan zu. Von dem Lehnssürsten von Satsuma, wo die Fremden sich
zuerst festgesetzt, endlich vertrieben, begaben sich die Kaufleute und Missionäre
nach der im Westen des Reiches gelegenen Insel Firctto. wo sie wohlwollend
aufgenommen wurden, und von wo Xaver aufbrach, um dem geistlichen Herr¬
scher in seiner Hauptstadt Miako einen Besuch abzustatten. Er kam nicht bis
dahin, doch gelang es ihm aus dem Wege mehre Tausende zu bekehren, und
obwol die buddhistischen Priester gegen den Fürsten, der ihn beschützt, einen
Aufstand erregten, in welchem dieser umkam, so hielt sich das Christenthum
doch und gewann selbst hier und in andern Strichen fortwährend neue An¬
hänger. Mehre Lehnsfürsten unterstützten die christlichen Prediger, einige
nahmen selbst deren Glauben an und nöthigten ihre Unterthanen dasselbe zu
thun, ja die bekehrten Könige von Bungo und Arima auf der Insel Ximo
schickten sogar im Jahre 1582 auf den Rath der Missionare eine Gesandt¬
schaft nach Rom, um dem Papst ihre Unterwerfung unter seine Oberhoheit
anzutragen.
Die Gesandtschaft bestand aus zwei nahen Verwandten der beiden Kö¬
nige, zwei Staatsrätben und zwei, europäischen Priestern als Dolmetschern.
Sie gingen über Macao, Goa und das Kap der guten Hoffnung zunächst
nach Lissabon, eine Reise, zu der sie nicht weniger als dritthalb Jahre brauch¬
ten, während ein Dampfer jetzt in zwölf Wochen die Strecke zurücklegen
könnte. In Lissabon mit Auszeichnung empfangen, begaben sich die jungen
Fürsten nach Madrid, wo man ihnen gleichfalls hohe Ehren erwies, und
dann zur See nach Livorno. In den indischen Meeren hatten sie von Stür¬
men aller Art zu leiden gehabt, im mittelländischen entgingen sie mit ge¬
nauer Noth dem Schiffbruch, und als diese Gefahr vorüber, nahte eine andere
in Gestalt einer algierischen Piratenflotte. Sie entkamen auch dieser, und
nachdem sie den Boden Italiens betreten, umgab sie sofort der ganze Pomp
der auf die Nachricht von ihrer Ankunft in Galauniform gekleideten katho¬
lischen Kirche. Ihr Weg nach Rom war ein Triumphzug. Der Jesuiten-
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