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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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gels Werken, seine kritische Bearbeitung und Übersetzung der Mosella des
Ausonius, zeigten den Philologen und Kritiker zugleich als Mann von Geschmack
und Kenner der deutschen Literatur.

Wenn nun einen Gelehrten von solcher Ausstattung, solcher Uebung, die
Begeisterung für Hütten und seine Werke ergriff, so ließ sich eine günstigere
Fügung nicht denken. All seinen Fleiß, seine Geschichts- und Bücherkunde,
seine Gewandtheit, in Bibliotheken und Archiven sich zurecht zu finden, seine
Pünktlichkeit im Abschriftnchmen, seine Geschicklichkeit im Facsimiliren, seine
Unermüdlichkeit, Fehlendes herbeizuschaffen, seine Spürkraft, Verborgenes zu
entdecken, das alles, einen guten Theil seiner ökonomischen Mittel hinzu¬
gerechnet, stellt er in den Dienst der Begeisterung für seinen Helden. Erfolgt
seiner Spur in sämmtlichen Werken der Zeitgenossen; jede Nachricht von ihm,
jede Bemerkung, jedes- Wort über ihn, das sich in den Schriften der Refor-
mationszeit findet, trägt er in seine Register ein. So häuft sich ihm ein
reiches und nach Möglichkeit vollständiges Material; oder es häuft sich ihm
vielmehr nicht, sondern wie es zusammenkommt, ist es auch schon geordnet,
von der längstgeübten Hand in seine Fächer vertheilt; wie die Masse wächst,
erhellt sich auch die Uebersicht, der Sammler findet sich in vollkommener Herr¬
schaft über seinen Stoff.

Es ist für denjenigen, der sich für Hütten interessirt, und mit der Gestalt,
in der uns bisher seine Werke vorlagen, bekannt ist/eine wahre Herzensfreude,
diesen ersten Band der Böckingschen Ausgabe vor sich zu haben. Eine Freude,
wie sie derjenige fühlen mag. der durch ein Bergland, das er früher nur müh¬
selig zu Fuß und mit Saumthieren durchklettert hat, bei seiner Wiederkehr eine
sichere und bequeme Heerstraße gezogen findet. Von der sorgfältigen Jngenieur-
ardeit, welche dieser Straßenanlage voranging, der Prüfung und Abschätzung
der verschiedenen Ausgaben einzelner oder mehrer Huttenschen Schriften, von
den Orten, wo er manche versprengte Stücke, Briefe, Epigramme seines Autors
gefunden, gibt Vöcking in dem Verzeichnis) von Huttens Schriften Rechenschaft,
welches, dem ersten Band der Ausgabe voranstehend, auch besonders aus¬
gegeben worden ist.*)

Seine Ausgabe von Huttens Werken hat Vöcking, laut der Vorrede, auf
sieben Bände berechnet. Davon sollen die beiden ersten die Briefe, der dritte
die Gedichte, der vierte die Dialoge, der fünfte die Reden und Abhandlungen,
der sechste die Briefe der Dunkelmänner und ähnliche Schriften zweifelhafter




") Iiulnx didliogl'^xliieus Ilutteniemus. Verzeichnis! der Schriften Ulrichs von Hütten.
Herausgegeben von Eduard Vöcking, beider Rechte und der Philosophie Doctor, ordentlichem
Professor der Rechte an der Universität zu Bonn, geheimem Zusiizrath, Leipzig, Druck und
Verlag von B. G. Teubner 18S8. S. 104 gr, 8.
Die existolao obseurorum v. bedürfen, vermöge der unzähligen Anspielungen aus
Zeitverhältnisse, die sie enthalten, mehr als irgend eine andere Schrift aus dem Reformation
.W.lit 11')^ Altl)^ .MsslWsMiilljy 1sMK?/l?ssiMY?»et >

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/252>, abgerufen am 01.01.2025.