Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.baarem Geld noch sehr im Gange. Dieses Aufstapeln und Vergraben' dürfte Wie dem aber auch sei, man muß einräumen, daß selbst bei einer wesent¬ Das gegenwärtige französische Münzwesen, wonach es jedem gestattet ist, Wie bedeutend aber auch der Münzreichthum Frankreichs sein mag baarem Geld noch sehr im Gange. Dieses Aufstapeln und Vergraben' dürfte Wie dem aber auch sei, man muß einräumen, daß selbst bei einer wesent¬ Das gegenwärtige französische Münzwesen, wonach es jedem gestattet ist, Wie bedeutend aber auch der Münzreichthum Frankreichs sein mag <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107281"/> <p xml:id="ID_661" prev="#ID_660"> baarem Geld noch sehr im Gange. Dieses Aufstapeln und Vergraben' dürfte<lb/> bisher freilich, im Ganzen genommen, vorzugsweise bei der groben Silber¬<lb/> münze in Anwendung kommen, allein auch das Gold wird infolge seiner<lb/> außerordentlich vermehrten Circulation jetzt in größerer Menge hierzu gebraucht<lb/> werden. Wir wüßten nicht, welche Gründe der Wahrscheinlichkeit entgegen¬<lb/> gestellt werden könnten, wenn behauptet wird, für diesen Factor der Wieder¬<lb/> verminderung des in Circulation gesetzten Goldvorraths könne füglich das<lb/> Fünffache oder vielleicht das Zehnfache dessen angenommen werden, was Herr<lb/> Chevalier hierfür veranschlagt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_662"> Wie dem aber auch sei, man muß einräumen, daß selbst bei einer wesent¬<lb/> lichen Erhöhung dieses Postens der Absorption des Goldes und ungeachtet<lb/> aller Unsicherheit in den sonstigen Schätzungen, doch das schließliche Ergebniß<lb/> der statistischen Aufstellungen des Herrn Chevalier über die Goldfrage, im<lb/> Ganzen und Großen, unerschüttert bleibt. Wenn die Mehrproduction von<lb/> Gold in den letzten zehn Jahren zum Gesammtbelauf von etwa 1500 Millio¬<lb/> nen Thaler nicht eine sofortige und umfassende Verwendung gefunden hätte<lb/> durch die Substituirung der Goldvaluta an die Stelle des groben Silbergel¬<lb/> des in den Vereinigten Staaten von Amerika und namentlich in Frankreich ^-<lb/> und zwar in letzterem, einen außerordentlichen Münzbedärf aufweisenden Lande<lb/> zu der gegebenen Wcrthrelation von 1: 15V2 —so würde unzweifelhaft beim<lb/> Gold derselbe Fall schon eingetreten sein, wie bei jeder Waare, deren Produc-<lb/> tion plötzlich, ohne unmiitelbare Ursache Seitens der Nachfrage, eine enorme<lb/> Steigerung erfährt, daß nämlich eine beträchtliche progressive Preisermäßigung<lb/> stattfindet, wodurch, unter sonst gleichbleibenden Umstünden, einerseits auf die<lb/> Steigerung der Nachfrage und andrerseits auf die Einschränkung der Produc-<lb/> tion bis zur natürlichen Ausgleichung eingewirkt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_663"> Das gegenwärtige französische Münzwesen, wonach es jedem gestattet ist,<lb/> gegen verhültnißmäßig unbedeutende Spesen in der pariser Münze Gold in<lb/> beliebigen Summen zu Zwanzigsrankstücken ausprägen zu lassen und jedes<lb/> Zwanzigfrankstück gesetzlich für denselben Wcrthbetrag genommen werden muß<lb/> als vier silberne Fünffrankstücke, hat der Natur der Sache nach die nothwen¬<lb/> dige Folge, daß, so lange in Frankreich noch ganz oder nahezu vollhaltiges<lb/> Silbergeld im Umlauf ist, die Werthrelation des Goldes zum Silber nicht<lb/> erheblich unter das Verhältniß von circa 29 Centigramm Gold zu 4'/- Gramm<lb/> Silber, oder von 1: 15.5 sinken kann.,</p><lb/> <p xml:id="ID_664" next="#ID_665"> Wie bedeutend aber auch der Münzreichthum Frankreichs sein mag<lb/> und wol in keinem andern Lande Europas dürfte verhältnißmäßig so viel<lb/> baares circulirendes Medium gebraucht werden — ein so beträchtlicher Silbcr-<lb/> abfluß, wie dort in den Jahren 1352 bis 1857 stattgefunden hat, kann auf<lb/> die Länge nicht fortdauern, noch auch stoßweise mit großer Intensität sich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0234]
baarem Geld noch sehr im Gange. Dieses Aufstapeln und Vergraben' dürfte
bisher freilich, im Ganzen genommen, vorzugsweise bei der groben Silber¬
münze in Anwendung kommen, allein auch das Gold wird infolge seiner
außerordentlich vermehrten Circulation jetzt in größerer Menge hierzu gebraucht
werden. Wir wüßten nicht, welche Gründe der Wahrscheinlichkeit entgegen¬
gestellt werden könnten, wenn behauptet wird, für diesen Factor der Wieder¬
verminderung des in Circulation gesetzten Goldvorraths könne füglich das
Fünffache oder vielleicht das Zehnfache dessen angenommen werden, was Herr
Chevalier hierfür veranschlagt hat.
Wie dem aber auch sei, man muß einräumen, daß selbst bei einer wesent¬
lichen Erhöhung dieses Postens der Absorption des Goldes und ungeachtet
aller Unsicherheit in den sonstigen Schätzungen, doch das schließliche Ergebniß
der statistischen Aufstellungen des Herrn Chevalier über die Goldfrage, im
Ganzen und Großen, unerschüttert bleibt. Wenn die Mehrproduction von
Gold in den letzten zehn Jahren zum Gesammtbelauf von etwa 1500 Millio¬
nen Thaler nicht eine sofortige und umfassende Verwendung gefunden hätte
durch die Substituirung der Goldvaluta an die Stelle des groben Silbergel¬
des in den Vereinigten Staaten von Amerika und namentlich in Frankreich ^-
und zwar in letzterem, einen außerordentlichen Münzbedärf aufweisenden Lande
zu der gegebenen Wcrthrelation von 1: 15V2 —so würde unzweifelhaft beim
Gold derselbe Fall schon eingetreten sein, wie bei jeder Waare, deren Produc-
tion plötzlich, ohne unmiitelbare Ursache Seitens der Nachfrage, eine enorme
Steigerung erfährt, daß nämlich eine beträchtliche progressive Preisermäßigung
stattfindet, wodurch, unter sonst gleichbleibenden Umstünden, einerseits auf die
Steigerung der Nachfrage und andrerseits auf die Einschränkung der Produc-
tion bis zur natürlichen Ausgleichung eingewirkt wird.
Das gegenwärtige französische Münzwesen, wonach es jedem gestattet ist,
gegen verhültnißmäßig unbedeutende Spesen in der pariser Münze Gold in
beliebigen Summen zu Zwanzigsrankstücken ausprägen zu lassen und jedes
Zwanzigfrankstück gesetzlich für denselben Wcrthbetrag genommen werden muß
als vier silberne Fünffrankstücke, hat der Natur der Sache nach die nothwen¬
dige Folge, daß, so lange in Frankreich noch ganz oder nahezu vollhaltiges
Silbergeld im Umlauf ist, die Werthrelation des Goldes zum Silber nicht
erheblich unter das Verhältniß von circa 29 Centigramm Gold zu 4'/- Gramm
Silber, oder von 1: 15.5 sinken kann.,
Wie bedeutend aber auch der Münzreichthum Frankreichs sein mag
und wol in keinem andern Lande Europas dürfte verhältnißmäßig so viel
baares circulirendes Medium gebraucht werden — ein so beträchtlicher Silbcr-
abfluß, wie dort in den Jahren 1352 bis 1857 stattgefunden hat, kann auf
die Länge nicht fortdauern, noch auch stoßweise mit großer Intensität sich
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