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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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gehörig verarbeitet sein würden, eine öffentliche Verständigung über die ge¬
troffenen Maßregeln im Druck erscheinen sollte, und er hatte meine Feder
hierzu dringend empfohlen (man höre!). Er schien nicht ungern zu hören,
daß ich aber gar nicht in Gunst bei Ancillon stände. . . er äußerte nur um
so freier seine Ansicht über Ancillon, dem er guten Willen beimaß, aber wenig
Takt, und der in dem Staatsminister noch zu sehr den Prediger zur Schau
trage... ich konnte ihm hierin nicht widersprechen."

Ueber Gentz werden einige Notizen willkommen sein. -- Seine Ein¬
nahmen waren sehr groß, doch für seine Verschwendung noch lange nicht
groß genug. Sein regelmäßiger Jahresgehalt un kaiserlichen Dienst betrug
früher 9000, in den letzten Zeiten 12,000 Kaisergulden. Als diplomatischer
Agent der Hospodare der Moldau und Walachei bezog er jährlich-6000
Ducaten, ungerechnet die außerordentlichen Geschenke und Vergütungen, die
Zugaben von Kaffeesendungen, von kostbaren Shawls, deren er immer eine
große Menge zum Verschenken brauchte. Die Führung des Protokolls bei
den häufigen Congressen brachte ihm jedes Mal ungeheure Summen. Alle
Fürsten von Deutschland nahmen Gelegenheit, ihm bedeutende Geschenke zu
machen. Der Herzog von Nassau hat ihm öfters aus guter Neigung und
Freundschaft tausend Ducaten und darüber auszahlen lassen. Summen von
hohem Betrage hatte er früher aus England und Frankreich gezogen. Dabei-
verschmähte er auch kleinere Beihilfen nicht,.so nahm er von Cotta unter dem
Titel eines Mitarbeiters der Mg. Z., die jedoch nie etwas Anderes von ihm
erhielt, als was er schon in höherem Auftrag dorthin zu geben hatte, jähr¬
lich 4000 Fi. Was er von Rothschild gezogen, ist kaum zu berechnen. Auch
andere große Wechselhäuser suchten ihn auf alle Weise zu verbinden, und
wandten ihm oft große Vortheile zu. Wenn er gespart hätte, meinte man,
so hätte er einige Millionen hinterlassen können. -- Einem Hospodar, welcher
zu Wien besonders wichtige Geschäfte betrieb, hatte Gentz in kurzer Zeit
19,000 Ducaten aufgerechnet! Der Hospodar fand die Summe doch zu groß,
und schrieb klagend an Metternich, er möchte doch Gentz vorstellen, etwas
mehr Maß zu halten. Kaum aber begann Metternich der Sache gegen Gentz
zu erwähnen, so fuhr dieser heftig auf: Was mischen Sie sich in meine
Sachen? schrie er voll Grimm, was gehn meine Sachen Sie an? Ich verbitte
mir alles dergleichen! Und der Kerl von Grieche! was untersteht der sich?
denkt er mich einzuschüchtern? nur die Hände zu binden? da kommt er eben
recht! Ich will ihn schon bedeuten! -- "Gentz war in solchem Zorn," erzählt
Metternich selbst, "daß ich um keinen Preis gewagt hätte, ihn noch mehr zu
reizen, und ich habe mich wohl gehütet, ihm je wieder von der Sache zu
reden." Was diese Gemüthlichkeit der Regierung auf die sittlichen Zustände
von Wien für Einflüsse hatte, das möge man S. 160 ff, nachsehn; die Ge-


gehörig verarbeitet sein würden, eine öffentliche Verständigung über die ge¬
troffenen Maßregeln im Druck erscheinen sollte, und er hatte meine Feder
hierzu dringend empfohlen (man höre!). Er schien nicht ungern zu hören,
daß ich aber gar nicht in Gunst bei Ancillon stände. . . er äußerte nur um
so freier seine Ansicht über Ancillon, dem er guten Willen beimaß, aber wenig
Takt, und der in dem Staatsminister noch zu sehr den Prediger zur Schau
trage... ich konnte ihm hierin nicht widersprechen."

Ueber Gentz werden einige Notizen willkommen sein. — Seine Ein¬
nahmen waren sehr groß, doch für seine Verschwendung noch lange nicht
groß genug. Sein regelmäßiger Jahresgehalt un kaiserlichen Dienst betrug
früher 9000, in den letzten Zeiten 12,000 Kaisergulden. Als diplomatischer
Agent der Hospodare der Moldau und Walachei bezog er jährlich-6000
Ducaten, ungerechnet die außerordentlichen Geschenke und Vergütungen, die
Zugaben von Kaffeesendungen, von kostbaren Shawls, deren er immer eine
große Menge zum Verschenken brauchte. Die Führung des Protokolls bei
den häufigen Congressen brachte ihm jedes Mal ungeheure Summen. Alle
Fürsten von Deutschland nahmen Gelegenheit, ihm bedeutende Geschenke zu
machen. Der Herzog von Nassau hat ihm öfters aus guter Neigung und
Freundschaft tausend Ducaten und darüber auszahlen lassen. Summen von
hohem Betrage hatte er früher aus England und Frankreich gezogen. Dabei-
verschmähte er auch kleinere Beihilfen nicht,.so nahm er von Cotta unter dem
Titel eines Mitarbeiters der Mg. Z., die jedoch nie etwas Anderes von ihm
erhielt, als was er schon in höherem Auftrag dorthin zu geben hatte, jähr¬
lich 4000 Fi. Was er von Rothschild gezogen, ist kaum zu berechnen. Auch
andere große Wechselhäuser suchten ihn auf alle Weise zu verbinden, und
wandten ihm oft große Vortheile zu. Wenn er gespart hätte, meinte man,
so hätte er einige Millionen hinterlassen können. — Einem Hospodar, welcher
zu Wien besonders wichtige Geschäfte betrieb, hatte Gentz in kurzer Zeit
19,000 Ducaten aufgerechnet! Der Hospodar fand die Summe doch zu groß,
und schrieb klagend an Metternich, er möchte doch Gentz vorstellen, etwas
mehr Maß zu halten. Kaum aber begann Metternich der Sache gegen Gentz
zu erwähnen, so fuhr dieser heftig auf: Was mischen Sie sich in meine
Sachen? schrie er voll Grimm, was gehn meine Sachen Sie an? Ich verbitte
mir alles dergleichen! Und der Kerl von Grieche! was untersteht der sich?
denkt er mich einzuschüchtern? nur die Hände zu binden? da kommt er eben
recht! Ich will ihn schon bedeuten! — „Gentz war in solchem Zorn," erzählt
Metternich selbst, „daß ich um keinen Preis gewagt hätte, ihn noch mehr zu
reizen, und ich habe mich wohl gehütet, ihm je wieder von der Sache zu
reden." Was diese Gemüthlichkeit der Regierung auf die sittlichen Zustände
von Wien für Einflüsse hatte, das möge man S. 160 ff, nachsehn; die Ge-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/200>, abgerufen am 22.12.2024.