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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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aus drei selbstständigen Theilen. Portsmouth. Portsea und Gosport. die so
angelegt sind, daß sie sich gegenseitig vertheidigen. Die Werke nach der Land¬
seite sind theilweis mit nassen Gräben umgeben, und überhoben das "in¬
liegende Terrain innerhalb der Kanonenschußweite. Die nach dem Hafen zu
bestehen aus soliden taseinattirten Batterien, die sich so secundirenj und das
Wasser so vestrcichen. daß eine Einfahrt in denselben nicht möglich ist. >o
lange sie nicht in Trümmer gelegt sind, was um so schwieriger ist. als ihre
Hauptfronte dem directen feindlichen Feuer gänzlich entzogen ist. Hafen und
Rhede von Spithead sind so geräumig, daß die größten Flotten Platz finden,
die Arsenale so vollständig, daß man Schiffe mit allem Nothwendigen ver-
sehen kann, nur sind die Geschütze, womit die Werke armirt sind, etwas zu
leicht, da in den letzten Jahren alle Seemächte sichs angelegen sein ließen. ih>c
Schiffe so schwer als mögliey zu bewaffnen. Die Erfahrungen, welche man
im letzten russisch-türkischen Kriege machte, benutzend, hat man viele deta-
chirte Batterien auf Wight angelegt, von denen eine der größten unweit der
Needles liegt. Sollte eine feindliche Flotte bis hierher vordringen, so würde
doch die Schwierigkeit des Fahrwassers, das, wenn die Bouen zurückgenom-
men und keine Piloten zu bekommen sind, kaum zu finden sein dürfte, ihre
weiteren Fortschritte hemmen. Es bliebe in diesem Falle dem Feinde nichts
übrig, als sich der Insel Wight zu bemächtigen, und von ihr aus. nachdem
die Strandbatterien genommen sind. Rhede und Hasen zu beunruhigen.

Wollte Frankreich diesen Hasen paralysiren. so mußte es mit ungeheuren
Kosten einen seiner Küstenpunkte in dieser Gegend befestigen. Dies ist ge¬
schehen. Cherbourg war schon seit lange bestimmt, ein französisches Ports¬
mouth zu werden, und es hat sein Muster und Borbild sogar übertroffen. Es
ist ein Seehafen ersten Ranges errichtet, der England die Herrschaft im Ka-
nal streitig zu machen geeignet ist. Cherbourg kann als Sammelpunkt für
offensiv vpenrenoe Flotten benutzt werden und zugleich als Rückzugsplatz für
geschlagene dienen, und seine Seenrsenale sind so ausgerüstet, daß sie nicht
"ur defecte Schiffe wieder herzustellen vermögen, sondern daß sie alle Mate¬
rialien und Anstalten enthalten, um neue zu bauen, ohne deshalb der Hilfe
anderer Werften in irgend einer Weise zu bedürfen. Wir sagten, der Zweck
dieses Hafens sei ebenso gut ein offensiver als ein defensiver. Hätte man blos
das Letztere erreichen wollen, so würde man ihn nicht mit so ungeheuren Ko¬
sten in so großer Nähe der englischen Küsten angelegt haben, gewiß nicht
größten britischen Kriegshafen Mnkittelbar gegenüber, gewiß nicht an
dem vvlsvnngcndsten Punkte der Küsten der Bretagne. Namentlich macht
die Eisenbahnverbindung, so wie die Einrichtungen, die offenbar getroffen'
sind. Truppen nicht blos möglichst rasch heranzuziehen, sondern auch mit
Leichtigkeit und Bequemlichkeit einzuschiffen, den Eindruck einer Offensiv-


aus drei selbstständigen Theilen. Portsmouth. Portsea und Gosport. die so
angelegt sind, daß sie sich gegenseitig vertheidigen. Die Werke nach der Land¬
seite sind theilweis mit nassen Gräben umgeben, und überhoben das »in¬
liegende Terrain innerhalb der Kanonenschußweite. Die nach dem Hafen zu
bestehen aus soliden taseinattirten Batterien, die sich so secundirenj und das
Wasser so vestrcichen. daß eine Einfahrt in denselben nicht möglich ist. >o
lange sie nicht in Trümmer gelegt sind, was um so schwieriger ist. als ihre
Hauptfronte dem directen feindlichen Feuer gänzlich entzogen ist. Hafen und
Rhede von Spithead sind so geräumig, daß die größten Flotten Platz finden,
die Arsenale so vollständig, daß man Schiffe mit allem Nothwendigen ver-
sehen kann, nur sind die Geschütze, womit die Werke armirt sind, etwas zu
leicht, da in den letzten Jahren alle Seemächte sichs angelegen sein ließen. ih>c
Schiffe so schwer als mögliey zu bewaffnen. Die Erfahrungen, welche man
im letzten russisch-türkischen Kriege machte, benutzend, hat man viele deta-
chirte Batterien auf Wight angelegt, von denen eine der größten unweit der
Needles liegt. Sollte eine feindliche Flotte bis hierher vordringen, so würde
doch die Schwierigkeit des Fahrwassers, das, wenn die Bouen zurückgenom-
men und keine Piloten zu bekommen sind, kaum zu finden sein dürfte, ihre
weiteren Fortschritte hemmen. Es bliebe in diesem Falle dem Feinde nichts
übrig, als sich der Insel Wight zu bemächtigen, und von ihr aus. nachdem
die Strandbatterien genommen sind. Rhede und Hasen zu beunruhigen.

Wollte Frankreich diesen Hasen paralysiren. so mußte es mit ungeheuren
Kosten einen seiner Küstenpunkte in dieser Gegend befestigen. Dies ist ge¬
schehen. Cherbourg war schon seit lange bestimmt, ein französisches Ports¬
mouth zu werden, und es hat sein Muster und Borbild sogar übertroffen. Es
ist ein Seehafen ersten Ranges errichtet, der England die Herrschaft im Ka-
nal streitig zu machen geeignet ist. Cherbourg kann als Sammelpunkt für
offensiv vpenrenoe Flotten benutzt werden und zugleich als Rückzugsplatz für
geschlagene dienen, und seine Seenrsenale sind so ausgerüstet, daß sie nicht
»ur defecte Schiffe wieder herzustellen vermögen, sondern daß sie alle Mate¬
rialien und Anstalten enthalten, um neue zu bauen, ohne deshalb der Hilfe
anderer Werften in irgend einer Weise zu bedürfen. Wir sagten, der Zweck
dieses Hafens sei ebenso gut ein offensiver als ein defensiver. Hätte man blos
das Letztere erreichen wollen, so würde man ihn nicht mit so ungeheuren Ko¬
sten in so großer Nähe der englischen Küsten angelegt haben, gewiß nicht
größten britischen Kriegshafen Mnkittelbar gegenüber, gewiß nicht an
dem vvlsvnngcndsten Punkte der Küsten der Bretagne. Namentlich macht
die Eisenbahnverbindung, so wie die Einrichtungen, die offenbar getroffen'
sind. Truppen nicht blos möglichst rasch heranzuziehen, sondern auch mit
Leichtigkeit und Bequemlichkeit einzuschiffen, den Eindruck einer Offensiv-


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[0079] aus drei selbstständigen Theilen. Portsmouth. Portsea und Gosport. die so angelegt sind, daß sie sich gegenseitig vertheidigen. Die Werke nach der Land¬ seite sind theilweis mit nassen Gräben umgeben, und überhoben das »in¬ liegende Terrain innerhalb der Kanonenschußweite. Die nach dem Hafen zu bestehen aus soliden taseinattirten Batterien, die sich so secundirenj und das Wasser so vestrcichen. daß eine Einfahrt in denselben nicht möglich ist. >o lange sie nicht in Trümmer gelegt sind, was um so schwieriger ist. als ihre Hauptfronte dem directen feindlichen Feuer gänzlich entzogen ist. Hafen und Rhede von Spithead sind so geräumig, daß die größten Flotten Platz finden, die Arsenale so vollständig, daß man Schiffe mit allem Nothwendigen ver- sehen kann, nur sind die Geschütze, womit die Werke armirt sind, etwas zu leicht, da in den letzten Jahren alle Seemächte sichs angelegen sein ließen. ih>c Schiffe so schwer als mögliey zu bewaffnen. Die Erfahrungen, welche man im letzten russisch-türkischen Kriege machte, benutzend, hat man viele deta- chirte Batterien auf Wight angelegt, von denen eine der größten unweit der Needles liegt. Sollte eine feindliche Flotte bis hierher vordringen, so würde doch die Schwierigkeit des Fahrwassers, das, wenn die Bouen zurückgenom- men und keine Piloten zu bekommen sind, kaum zu finden sein dürfte, ihre weiteren Fortschritte hemmen. Es bliebe in diesem Falle dem Feinde nichts übrig, als sich der Insel Wight zu bemächtigen, und von ihr aus. nachdem die Strandbatterien genommen sind. Rhede und Hasen zu beunruhigen. Wollte Frankreich diesen Hasen paralysiren. so mußte es mit ungeheuren Kosten einen seiner Küstenpunkte in dieser Gegend befestigen. Dies ist ge¬ schehen. Cherbourg war schon seit lange bestimmt, ein französisches Ports¬ mouth zu werden, und es hat sein Muster und Borbild sogar übertroffen. Es ist ein Seehafen ersten Ranges errichtet, der England die Herrschaft im Ka- nal streitig zu machen geeignet ist. Cherbourg kann als Sammelpunkt für offensiv vpenrenoe Flotten benutzt werden und zugleich als Rückzugsplatz für geschlagene dienen, und seine Seenrsenale sind so ausgerüstet, daß sie nicht »ur defecte Schiffe wieder herzustellen vermögen, sondern daß sie alle Mate¬ rialien und Anstalten enthalten, um neue zu bauen, ohne deshalb der Hilfe anderer Werften in irgend einer Weise zu bedürfen. Wir sagten, der Zweck dieses Hafens sei ebenso gut ein offensiver als ein defensiver. Hätte man blos das Letztere erreichen wollen, so würde man ihn nicht mit so ungeheuren Ko¬ sten in so großer Nähe der englischen Küsten angelegt haben, gewiß nicht größten britischen Kriegshafen Mnkittelbar gegenüber, gewiß nicht an dem vvlsvnngcndsten Punkte der Küsten der Bretagne. Namentlich macht die Eisenbahnverbindung, so wie die Einrichtungen, die offenbar getroffen' sind. Truppen nicht blos möglichst rasch heranzuziehen, sondern auch mit Leichtigkeit und Bequemlichkeit einzuschiffen, den Eindruck einer Offensiv-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/79>, abgerufen am 26.07.2024.