Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.der Verrätherei am Namen der Deutschen beschuldigt ... Ich bin keiner (Der Schluß im nächsten Heft.) der Verrätherei am Namen der Deutschen beschuldigt ... Ich bin keiner (Der Schluß im nächsten Heft.) <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0436" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186849"/> <p xml:id="ID_981" prev="#ID_980"> der Verrätherei am Namen der Deutschen beschuldigt ... Ich bin keiner<lb/> von denen, welche einen alten Römer verdammen, das; er, um der Unmöglich¬<lb/> keit, für seine Dcnkungsweise ein Asyl außer Neros Welt zu suchen, die Last<lb/> des Daseins von sich warf, Dazu ists jedoch bei uns noch nicht gekommen.<lb/> Es bleibt noch viel freie wohlthätige Wirksamkeit, viel Trost der Hoffnung,<lb/> mehr als ein Ausweg und noch lastet auf uns keine solche Gewalt unbeschränkt.<lb/> Es hatte dazumal die öffentliche Meinung noch keine Druckerei zur Basis.<lb/> Es scheint möglich, daß diese Scenen gut endigen, viel todtem Formenwesen,<lb/> viel unverantwortlicher Erschlaffung ein Ende machen." (14. März.) „Aber<lb/> schweifen, schweigen, meinen die Biedermänner, Hütte ich sollen! Als der<lb/> vaterlandsliebendste der Propheten seinem Volk und Thränen zurief, dem,<lb/> welchem auf eine gewisse Zeit durch die Hand der Vorsehung Asien über¬<lb/> geben sei, für die bestiunnte Zeit sich zu fügen, schien den Juden patriotisch,<lb/> ihn zu steinigen, aber Jerusalem wurde verbrannt. Warum schwieg er nicht?<lb/> Weil der Gott in ihm ihm zu reden gebot." „.Ich bin müde, einem un¬<lb/> dankbaren Zettalker, einem nichtswerthe» Geschlecht, feige zur That und ver¬<lb/> leumderisch in Worten und unsinnig im Wahn seiner Hoffnungen, mit un¬<lb/> ausgesetzter Lebcnsmühe und oft wahrhafter Gefahr mich aufzuopfern. Ich<lb/> gedenke in einem kurzen, sehr kräftigen Aufsatz dem Publicum dies alles zu<lb/> sagen und mich von ihm zu verabschieden." Seine Dankbarkeit gegen die Männer,<lb/> die sich in jener Zeit seiner annahmen, hat etwas Rührendes; so gegen seinen<lb/> Schüler und Schützling Pfister, den Geschichtschreiber Schwabens, der ihn<lb/> 16. Febr. 1807 in der jcnaer L. Z., gegen Heeren, der ihn irdenen gött. Gek. Anz.<lb/> lobte. Dem letztern schreibt er: (22. Sept.) „Man nahm sehr übel, daß ich vom<lb/> Bund als einer dauernden Einrichtung ernsthaft gesprochen da doch nächster Tage<lb/> das alles sich ändern. Preußen hergestellt und der Rheinbund zertümmert sein<lb/> würde. Ich bekam anonyme Briefe, wie an einen gefallenen Engel geschrieben,<lb/> und selbst in unterschriebenen schlecht verhüllte Vorwürfe einer Verrätherei<lb/> welches alles, bei dem Bewußtsein der besten Absicht und bei meiner<lb/> Ueberzeugung, daß man den Kaiser nun gewiß nicht besiegen werde, gleich¬<lb/> wol mich sehr mißmuthig und an den einsamen Winterabenden traurig machte.<lb/> Als ich Ihre Recension gelesen, stand ich eilig auf und wandelte lang auf<lb/> und ab, voll der innigsten Rührung, daß doch ein Mann mich ganz verstan¬<lb/> den, und mit solcher aufrichtenden Kraft mein Herz anspreche."</p><lb/> <p xml:id="ID_982"> (Der Schluß im nächsten Heft.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0436]
der Verrätherei am Namen der Deutschen beschuldigt ... Ich bin keiner
von denen, welche einen alten Römer verdammen, das; er, um der Unmöglich¬
keit, für seine Dcnkungsweise ein Asyl außer Neros Welt zu suchen, die Last
des Daseins von sich warf, Dazu ists jedoch bei uns noch nicht gekommen.
Es bleibt noch viel freie wohlthätige Wirksamkeit, viel Trost der Hoffnung,
mehr als ein Ausweg und noch lastet auf uns keine solche Gewalt unbeschränkt.
Es hatte dazumal die öffentliche Meinung noch keine Druckerei zur Basis.
Es scheint möglich, daß diese Scenen gut endigen, viel todtem Formenwesen,
viel unverantwortlicher Erschlaffung ein Ende machen." (14. März.) „Aber
schweifen, schweigen, meinen die Biedermänner, Hütte ich sollen! Als der
vaterlandsliebendste der Propheten seinem Volk und Thränen zurief, dem,
welchem auf eine gewisse Zeit durch die Hand der Vorsehung Asien über¬
geben sei, für die bestiunnte Zeit sich zu fügen, schien den Juden patriotisch,
ihn zu steinigen, aber Jerusalem wurde verbrannt. Warum schwieg er nicht?
Weil der Gott in ihm ihm zu reden gebot." „.Ich bin müde, einem un¬
dankbaren Zettalker, einem nichtswerthe» Geschlecht, feige zur That und ver¬
leumderisch in Worten und unsinnig im Wahn seiner Hoffnungen, mit un¬
ausgesetzter Lebcnsmühe und oft wahrhafter Gefahr mich aufzuopfern. Ich
gedenke in einem kurzen, sehr kräftigen Aufsatz dem Publicum dies alles zu
sagen und mich von ihm zu verabschieden." Seine Dankbarkeit gegen die Männer,
die sich in jener Zeit seiner annahmen, hat etwas Rührendes; so gegen seinen
Schüler und Schützling Pfister, den Geschichtschreiber Schwabens, der ihn
16. Febr. 1807 in der jcnaer L. Z., gegen Heeren, der ihn irdenen gött. Gek. Anz.
lobte. Dem letztern schreibt er: (22. Sept.) „Man nahm sehr übel, daß ich vom
Bund als einer dauernden Einrichtung ernsthaft gesprochen da doch nächster Tage
das alles sich ändern. Preußen hergestellt und der Rheinbund zertümmert sein
würde. Ich bekam anonyme Briefe, wie an einen gefallenen Engel geschrieben,
und selbst in unterschriebenen schlecht verhüllte Vorwürfe einer Verrätherei
welches alles, bei dem Bewußtsein der besten Absicht und bei meiner
Ueberzeugung, daß man den Kaiser nun gewiß nicht besiegen werde, gleich¬
wol mich sehr mißmuthig und an den einsamen Winterabenden traurig machte.
Als ich Ihre Recension gelesen, stand ich eilig auf und wandelte lang auf
und ab, voll der innigsten Rührung, daß doch ein Mann mich ganz verstan¬
den, und mit solcher aufrichtenden Kraft mein Herz anspreche."
(Der Schluß im nächsten Heft.)
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