Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Wird doch auch Wien, sagt man, jetzt durch Rasinmg der Wälle zwischen Was sagt hierüber die Erfahrung aus dem siebenjährigen Kriege? In diesem drangen die feindlichen Armeen von vier Seiten nach dem König Friedrich wurde, nachdem er mit Heldensinn bestrebt gewesen, seine 1757 versuchte er dasselbe in Böhmen. Nach dem Tage von Kollin zu schonen. - 1812 war man in Moskau anderer Ansicht. -- Immer wird da§ Hinten- ansehen der Kraft bestraft, 32 *
Wird doch auch Wien, sagt man, jetzt durch Rasinmg der Wälle zwischen Was sagt hierüber die Erfahrung aus dem siebenjährigen Kriege? In diesem drangen die feindlichen Armeen von vier Seiten nach dem König Friedrich wurde, nachdem er mit Heldensinn bestrebt gewesen, seine 1757 versuchte er dasselbe in Böhmen. Nach dem Tage von Kollin zu schonen. - 1812 war man in Moskau anderer Ansicht. -- Immer wird da§ Hinten- ansehen der Kraft bestraft, 32 *
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Wird doch auch Wien, sagt man, jetzt durch Rasinmg der Wälle zwischen
Stadt und Vorstadt geöffnet — aber es ist unwahrscheinlich, daß Oestreich
nach der Erfahrung aus dem Türkenkriege, nach der Lehre von Napoleon von
1805 u. 9, dabei nicht im Sinne habe, eine bessere Befestigung vor die Vor¬
städte selbst zu legen, wozu jetzt schon die Hauptpunkte wahrscheinlich vor.
bereitet werden. Wiens Lage endlich tief und mitten im Lande ist von der
Berlins ganz verschieden. -
Was sagt hierüber die Erfahrung aus dem siebenjährigen Kriege?
In diesem drangen die feindlichen Armeen von vier Seiten nach dem
Herzen von Preußen vor, um womöglich dasselbe zu theilen, denn in der
Politik ist alles möglich.
König Friedrich wurde, nachdem er mit Heldensinn bestrebt gewesen, seine
zahlreichen Feinde weiter vorwärts abzuhalten, doch immer der Hauptstadt
näher zugedrängt; aber bis zum letzten Augenblick entschlossen, mit den Waf¬
fen in der Hand für sein Preußen unterzugehn: wie ganz anders würde ein
befestigtes Berlin seine Lage gestaltet, wie viel blutige Opfer erspart haben.
Eine summarische Erzählung reicht hin, dies darzuthun. — 1756 kam Fried¬
rich dem Feinde durch rasche Eroberung von Sachsen zuvor.
1757 versuchte er dasselbe in Böhmen. Nach dem Tage von Kollin
konnte er, von dem zaghaften Feinde schwach verfolgt und nicht festgehalten,
die vorgedrungenen Franzosen weit zurückwerfen, und dann noch das unter¬
dessen verlorene Schlesien wieder erobern. 1758 scheiterte er in dem mit ganz
unzureichenden Mitteln versuchten Unternehmen, durch Eroberung von Olmütz
Oestreich von der Allianz zu trenne», vermochte aber doch von Landshut aus.
wohin er sich von Olmütz gezogen, den Russen entgegeuzugehn. und sie durch
den theuer erkauften Sieg bei Zorndorf zum Rückzüge nach Polen zu vermögen.
Gegen Dann aber, der ihm gefolgt war, erlitt er aus Mißachtung die Nieder¬
lage bei Hoedi'irch. Ostpreußen gab er Preis (welches gleich huldigen mußte),
um mit dem von dort abgerufenen Corps die Schweden ans Pommern bis
Stralsund zurückzuwerfen. Schon 1759 war er mit seinem so geschwächten
Heere überall auf der Defensive. Zwar kamen nun die Franzosen gegen den
Herzog von Braunschweig nur bis zur Weser; desto gefährlicher aber wurden
die Russen an der Oder, wohin sich anch ein Theil der Oestreicher wandte.
Friedrich selbst eilte dahin, während sein Bruder Heinrich mit dem kleineren
Theile Sachsen vertheidigte. Friedrich bei Züllichau und Frankfurt geschlagen,
wo er die Russen angegriffen, zog sich hinter die Oder, wo er bei Fürsteuwalde
die letzte Schlacht zum Schutz Berlins gegen die vereinigten Feinde annehmen
wollte; — aber die Russen blieben hinter der Oder und Dann in der Lausitz
zu schonen. - 1812 war man in Moskau anderer Ansicht. -- Immer wird da§ Hinten-
ansehen der Kraft bestraft,
32 *
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