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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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Untergang voraussagte, in gewaltigem Umfange entwickelt, die Einnahmen aus dem
Zuckerzoll dagegen sind stufenweis gesunken. Die ursprüngliche finanzielle Idee war,
jeden Centner Zucker mit 5 Thlr. also das Pfund mit IV- Sgr. zu besteuern,
die bevorzugte Concurrenz des Rübenproductcs aber hat bewirkt, daß dieser Satz
stufenweise gesunken ist; 1841 ergaben Rübenzuckcrstcuer und Zuckcrzvll nur 4 Thlr. 8 Sgr.,
1,847- 4 Thlr., 1850: 3 Thlr., 1857: 2 Thlr. 24 Sgr.! So tief war die Ein¬
fuhr des Colonialzuckers gesunken, daß sie in dem Gesammtvcrbrauch nur noch
4 Sgr. mehr ergab, obgleich derselbe in den letzten 10 Jahren um fast 2 Pfd.
p. Kopf gestiegen ist. Jedermann aber weiß, daß der Rübenzucker nicht 2 Thlr 10 Sgr.
p. Ctr. wohlfeiler ist als das ausländische Product und die Differenz geht eben in
die Tasche der Nübcnzuckersabrikantcn. Nun wollen wir zwar nicht leugnen, daß
durch den Aufschwung und die Concurrenz diese Fabriken zu der Steigerung des
Verbrauchs wesentlich mitbcigetragcn ist, man darf aber doch annehmen, daß auch
ohne dieselbe die Consumtion mit dem Wachsen des Nationalwohlstandes so gut wie
die andern Artikel Kaffee, Thee :c. gestiegen wäre und jeder Ecntner Hütte 5 Thlr.
Zoll gebracht. 1857 wurden 2,432,000 Ce. im Zollverein gebraucht, sie brachten
6,870.000 Thlr.. Rechnet mau nun daß ohne den Rübenzucker V- Mill Ce. weniger
verbraucht waren (und dies ist ein sehr weiter Anschlag) so Hütte das noch immer
nahe an 10 Mill. ergeben, statt dessen ist bei einer Zunahme der Consumtion von
5,55 Pfd. p. Kopf in 1847 auf 7,41 Pfd. in 1857 lie Gesammteinnahme von
Zucker uur um 265,000 Thlr. gestiegen, was nach Procenten berechnet den offen¬
barsten Rückschritt zeigt; der Ausfall hat durch andere Steuern der Unterthanen der
Zollvereinsflaatcn zum Besten der Rübcnzuckerfabrikantcn gezahlt werden müssen.
Daß dieser Zustand für die Steuerpflichtigen wie für die Staatskasse gleich bedenklich
ist, liegt auf der Hand; zwei Wege liegen vor, um eine Ausgleichung herbei¬
zuführen, durch Ermäßigung des Eingangszolles auf ausländischen Zucker und durch
Erhöhung der Rübcnsteucr. Das Erste wäre ohne Zweifel der Weg einer rationellen
Finanzpolitik gewesen, man hat in England gesehen, wie magisch dies aus die rasche
Steigerung des Verbrauchs und dadurch schließlich auch der Einnahme gewirkt hat.
Herr Patow hat bei diesem Punkte beherzigcnswerthe Worte über den Charakter der Zoll-
vereinSpolitik gesprochen, er machte darauf aufmerksam, daß es hohe Zeit sei, von dem
Princip des Tarifes von 1818, der nur in wenigen Punkten während der 40 Jahre
verändert, aber nicht verbessert sei, ans das Frcihandclssystem, das System des geringsten
ZvUschutzes zu kommen. Dies System des freien oder wenigstens des freiern Handels
habe in England, Holland, ja selbst bei mangelhafter Anwendung in Oestreich
glänzende und überraschende Ergebnisse geliefert, so daß es immer dringender sür den
Zollverein werde, auf jene Bahn einzulenken und Preußens Stellung in demselben
zu wahren, oder vielmehr die alte Position wicdcrzuervbern, den unerträglichen
Zuständen, in denen es sich jetzt in vielen Zvllangelcgcnheiten befände, würde selbst
ein Bruch des Zollvereins und die Bildung eines norddeutschen Verbandes vorzu¬
ziehen sein. -- Es wäre also wünschenswert!) gewesen, wenn man in diesem Punkt
den Uebergang zu richtigen finanziellen Grundsätzen hätte ermöglichen können, aber
die Regierungen glaubten dadurch die Rübcnindustrie zu hart zu treffen und Hanno¬
vers Anträge wurden abgelehnt. Wir halten dies an sich für nicht begründet, denn
der Unterschied zwischen dem Zoll und der Rübensteuer ist so beträchtlich, daß noch
eine ansehnliche Herabsetzung des erster" statthaben kann, ohne daß der Rübcnindustrie
ein gefährlicher Concurrent dadurch wird; das Richtige wäre unsrer Ansicht nach,
daß, da einmal die Rüben fabriken da sind, die Steuer auf ihr Fabrikat mit dem
Zoll aus ausländischen Zucker nach Maßgabe von Güte und Gehalt so ausgeglichen
würde, daß eine wirkliche Concurrenz stattfinden könnte. Die Regierung ist den
andern Weg gegangen, oder vielmehr sie hat ihre" frühern Weg fortgesetzt und eine


Untergang voraussagte, in gewaltigem Umfange entwickelt, die Einnahmen aus dem
Zuckerzoll dagegen sind stufenweis gesunken. Die ursprüngliche finanzielle Idee war,
jeden Centner Zucker mit 5 Thlr. also das Pfund mit IV- Sgr. zu besteuern,
die bevorzugte Concurrenz des Rübenproductcs aber hat bewirkt, daß dieser Satz
stufenweise gesunken ist; 1841 ergaben Rübenzuckcrstcuer und Zuckcrzvll nur 4 Thlr. 8 Sgr.,
1,847- 4 Thlr., 1850: 3 Thlr., 1857: 2 Thlr. 24 Sgr.! So tief war die Ein¬
fuhr des Colonialzuckers gesunken, daß sie in dem Gesammtvcrbrauch nur noch
4 Sgr. mehr ergab, obgleich derselbe in den letzten 10 Jahren um fast 2 Pfd.
p. Kopf gestiegen ist. Jedermann aber weiß, daß der Rübenzucker nicht 2 Thlr 10 Sgr.
p. Ctr. wohlfeiler ist als das ausländische Product und die Differenz geht eben in
die Tasche der Nübcnzuckersabrikantcn. Nun wollen wir zwar nicht leugnen, daß
durch den Aufschwung und die Concurrenz diese Fabriken zu der Steigerung des
Verbrauchs wesentlich mitbcigetragcn ist, man darf aber doch annehmen, daß auch
ohne dieselbe die Consumtion mit dem Wachsen des Nationalwohlstandes so gut wie
die andern Artikel Kaffee, Thee :c. gestiegen wäre und jeder Ecntner Hütte 5 Thlr.
Zoll gebracht. 1857 wurden 2,432,000 Ce. im Zollverein gebraucht, sie brachten
6,870.000 Thlr.. Rechnet mau nun daß ohne den Rübenzucker V- Mill Ce. weniger
verbraucht waren (und dies ist ein sehr weiter Anschlag) so Hütte das noch immer
nahe an 10 Mill. ergeben, statt dessen ist bei einer Zunahme der Consumtion von
5,55 Pfd. p. Kopf in 1847 auf 7,41 Pfd. in 1857 lie Gesammteinnahme von
Zucker uur um 265,000 Thlr. gestiegen, was nach Procenten berechnet den offen¬
barsten Rückschritt zeigt; der Ausfall hat durch andere Steuern der Unterthanen der
Zollvereinsflaatcn zum Besten der Rübcnzuckerfabrikantcn gezahlt werden müssen.
Daß dieser Zustand für die Steuerpflichtigen wie für die Staatskasse gleich bedenklich
ist, liegt auf der Hand; zwei Wege liegen vor, um eine Ausgleichung herbei¬
zuführen, durch Ermäßigung des Eingangszolles auf ausländischen Zucker und durch
Erhöhung der Rübcnsteucr. Das Erste wäre ohne Zweifel der Weg einer rationellen
Finanzpolitik gewesen, man hat in England gesehen, wie magisch dies aus die rasche
Steigerung des Verbrauchs und dadurch schließlich auch der Einnahme gewirkt hat.
Herr Patow hat bei diesem Punkte beherzigcnswerthe Worte über den Charakter der Zoll-
vereinSpolitik gesprochen, er machte darauf aufmerksam, daß es hohe Zeit sei, von dem
Princip des Tarifes von 1818, der nur in wenigen Punkten während der 40 Jahre
verändert, aber nicht verbessert sei, ans das Frcihandclssystem, das System des geringsten
ZvUschutzes zu kommen. Dies System des freien oder wenigstens des freiern Handels
habe in England, Holland, ja selbst bei mangelhafter Anwendung in Oestreich
glänzende und überraschende Ergebnisse geliefert, so daß es immer dringender sür den
Zollverein werde, auf jene Bahn einzulenken und Preußens Stellung in demselben
zu wahren, oder vielmehr die alte Position wicdcrzuervbern, den unerträglichen
Zuständen, in denen es sich jetzt in vielen Zvllangelcgcnheiten befände, würde selbst
ein Bruch des Zollvereins und die Bildung eines norddeutschen Verbandes vorzu¬
ziehen sein. — Es wäre also wünschenswert!) gewesen, wenn man in diesem Punkt
den Uebergang zu richtigen finanziellen Grundsätzen hätte ermöglichen können, aber
die Regierungen glaubten dadurch die Rübcnindustrie zu hart zu treffen und Hanno¬
vers Anträge wurden abgelehnt. Wir halten dies an sich für nicht begründet, denn
der Unterschied zwischen dem Zoll und der Rübensteuer ist so beträchtlich, daß noch
eine ansehnliche Herabsetzung des erster» statthaben kann, ohne daß der Rübcnindustrie
ein gefährlicher Concurrent dadurch wird; das Richtige wäre unsrer Ansicht nach,
daß, da einmal die Rüben fabriken da sind, die Steuer auf ihr Fabrikat mit dem
Zoll aus ausländischen Zucker nach Maßgabe von Güte und Gehalt so ausgeglichen
würde, daß eine wirkliche Concurrenz stattfinden könnte. Die Regierung ist den
andern Weg gegangen, oder vielmehr sie hat ihre» frühern Weg fortgesetzt und eine


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[0167] Untergang voraussagte, in gewaltigem Umfange entwickelt, die Einnahmen aus dem Zuckerzoll dagegen sind stufenweis gesunken. Die ursprüngliche finanzielle Idee war, jeden Centner Zucker mit 5 Thlr. also das Pfund mit IV- Sgr. zu besteuern, die bevorzugte Concurrenz des Rübenproductcs aber hat bewirkt, daß dieser Satz stufenweise gesunken ist; 1841 ergaben Rübenzuckcrstcuer und Zuckcrzvll nur 4 Thlr. 8 Sgr., 1,847- 4 Thlr., 1850: 3 Thlr., 1857: 2 Thlr. 24 Sgr.! So tief war die Ein¬ fuhr des Colonialzuckers gesunken, daß sie in dem Gesammtvcrbrauch nur noch 4 Sgr. mehr ergab, obgleich derselbe in den letzten 10 Jahren um fast 2 Pfd. p. Kopf gestiegen ist. Jedermann aber weiß, daß der Rübenzucker nicht 2 Thlr 10 Sgr. p. Ctr. wohlfeiler ist als das ausländische Product und die Differenz geht eben in die Tasche der Nübcnzuckersabrikantcn. Nun wollen wir zwar nicht leugnen, daß durch den Aufschwung und die Concurrenz diese Fabriken zu der Steigerung des Verbrauchs wesentlich mitbcigetragcn ist, man darf aber doch annehmen, daß auch ohne dieselbe die Consumtion mit dem Wachsen des Nationalwohlstandes so gut wie die andern Artikel Kaffee, Thee :c. gestiegen wäre und jeder Ecntner Hütte 5 Thlr. Zoll gebracht. 1857 wurden 2,432,000 Ce. im Zollverein gebraucht, sie brachten 6,870.000 Thlr.. Rechnet mau nun daß ohne den Rübenzucker V- Mill Ce. weniger verbraucht waren (und dies ist ein sehr weiter Anschlag) so Hütte das noch immer nahe an 10 Mill. ergeben, statt dessen ist bei einer Zunahme der Consumtion von 5,55 Pfd. p. Kopf in 1847 auf 7,41 Pfd. in 1857 lie Gesammteinnahme von Zucker uur um 265,000 Thlr. gestiegen, was nach Procenten berechnet den offen¬ barsten Rückschritt zeigt; der Ausfall hat durch andere Steuern der Unterthanen der Zollvereinsflaatcn zum Besten der Rübcnzuckerfabrikantcn gezahlt werden müssen. Daß dieser Zustand für die Steuerpflichtigen wie für die Staatskasse gleich bedenklich ist, liegt auf der Hand; zwei Wege liegen vor, um eine Ausgleichung herbei¬ zuführen, durch Ermäßigung des Eingangszolles auf ausländischen Zucker und durch Erhöhung der Rübcnsteucr. Das Erste wäre ohne Zweifel der Weg einer rationellen Finanzpolitik gewesen, man hat in England gesehen, wie magisch dies aus die rasche Steigerung des Verbrauchs und dadurch schließlich auch der Einnahme gewirkt hat. Herr Patow hat bei diesem Punkte beherzigcnswerthe Worte über den Charakter der Zoll- vereinSpolitik gesprochen, er machte darauf aufmerksam, daß es hohe Zeit sei, von dem Princip des Tarifes von 1818, der nur in wenigen Punkten während der 40 Jahre verändert, aber nicht verbessert sei, ans das Frcihandclssystem, das System des geringsten ZvUschutzes zu kommen. Dies System des freien oder wenigstens des freiern Handels habe in England, Holland, ja selbst bei mangelhafter Anwendung in Oestreich glänzende und überraschende Ergebnisse geliefert, so daß es immer dringender sür den Zollverein werde, auf jene Bahn einzulenken und Preußens Stellung in demselben zu wahren, oder vielmehr die alte Position wicdcrzuervbern, den unerträglichen Zuständen, in denen es sich jetzt in vielen Zvllangelcgcnheiten befände, würde selbst ein Bruch des Zollvereins und die Bildung eines norddeutschen Verbandes vorzu¬ ziehen sein. — Es wäre also wünschenswert!) gewesen, wenn man in diesem Punkt den Uebergang zu richtigen finanziellen Grundsätzen hätte ermöglichen können, aber die Regierungen glaubten dadurch die Rübcnindustrie zu hart zu treffen und Hanno¬ vers Anträge wurden abgelehnt. Wir halten dies an sich für nicht begründet, denn der Unterschied zwischen dem Zoll und der Rübensteuer ist so beträchtlich, daß noch eine ansehnliche Herabsetzung des erster» statthaben kann, ohne daß der Rübcnindustrie ein gefährlicher Concurrent dadurch wird; das Richtige wäre unsrer Ansicht nach, daß, da einmal die Rüben fabriken da sind, die Steuer auf ihr Fabrikat mit dem Zoll aus ausländischen Zucker nach Maßgabe von Güte und Gehalt so ausgeglichen würde, daß eine wirkliche Concurrenz stattfinden könnte. Die Regierung ist den andern Weg gegangen, oder vielmehr sie hat ihre» frühern Weg fortgesetzt und eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/167>, abgerufen am 21.12.2024.